Nachfolge – nicht beirren lassen

Datum: 15. September 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 4. Mose 13,25-33; Markus 9,24

Das Ziel der Jesusnachfolge ist es ihm ähnlicher zu werden. Doch dieses Ziel ist auf der Erde nie erreicht. Schnell lasse ich mich auf diesem Weg vom Ziel abbringen. Uns beirrt dies, was noch nicht wie gewünscht läuft. Doch beim Rückblick sehe ich, dass sich schon einiges verändert hat. Auf dem Weg der Nachfolge begegne ich immer wieder zwei Herausforderungen. Schliesse ich von den Schwierigkeiten auf Gott – oder schliesse ich von Gott auf die Schwierigkeiten. Die Jesusnachfolge versucht den Weg zu wählen, welche alles mit dem lebendigen Gott in Verbindung bringt.


Das Ziel der Jesusnachfolge ist es ihm ähnlicher zu werden. Doch dieses Ziel wird auf dieser Erde leider nie erreicht werden. Es ist aber ein Weg mit einem erstrebenswerten Ziel. Die Israeliten waren auf dem Weg ins verheissene Land. Einem Ort, an dem «Milch und Honig» fliessen. Doch bevor sie das Land einnehmen, sendet Mose zwölf Kundschafter in das Land aus. Sie sollen nachschauen, ob das Land wirklich so gut ist, wie Gott es ihnen verheissen hat. Nach ihrer vierzigtägigen Erkundungstour kehren die Männer zurück. Zehn von ihnen haben Angst, Kaleb und Josua aber nicht. Doch die Israeliten liessen sich von diesen Erzählungen von ihrem Ziel abbringen. Diese Frage wollen wir uns auch heute Morgen stellen. Wie gelingt es uns, uns von unserem Ziel der Jesusnachfolge nicht beirren zu lassen?

Faktencheck

Zum Beginn dieser Predigt wollen wir mal ein paar Fakten checken. Gott verhiess den Israeliten ein Land, in dem «Milch und Honig» fliessen. Ein Land voller Überfluss. Ein Land in dem es von Allem genug gibt. Als die Kundschafter zurückkehrten, bestätigten sie dies. « […] Wir kamen in das Land, in das du uns geschickt hast. Dort fliessen in der Tat Milch und Honig und das hier sind Früchte, die dort wachsen» (4. Mose 13,27 NLB). Sie brachten Granatäpfel, Feigen und eine Weinrebe mit. Diese Weinrebe war so riesig, dass zwei Personen gemeinsam sie tragen mussten (4. Mose 13,23). Gott hatte sein Versprechen gehalten.

Eine weitere Aussage Gottes besagte, dass das Land nicht leer sein wird. «Ich werde sie nach und nach vertreiben, bis ihr so zahlreich seid, dass ihr das Land in Besitz nehmen könnt» (2. Mose 23,30 NLB). Die Israeliten konnten in ein gemachtes Bett steigen. Die Felder waren gut gepflegt. Die Weinberge bereits angelegt und die Olivenbäume bereits gepflanzt. Vor kurzem habe ich eine Dokumentation gesehen über die USA. Dabei ging es um den Homestead Act. Dieses Gesetz war ab 1862 in Kraft und erlaubte es den Siedlern ein Grundstück von etwa 65 Hektaren abzustecken und dieses zu bewirtschaften. Doch dies war harte Arbeit. Sie mussten alles zurechtmachen. Doch Gott hatte es für die Israeliten anders vorgesehen. Er wollte, dass sie sich nicht noch mit dem bereit machen der Felder beschäftigen müssen, sondern bereits von Anfang an ernten konnten. Dennoch lautete der Bericht der Kundschafter eher negativ. «Doch die Menschen, die dort leben, sind stark und ihre Städte sind sehr gross und gut befestigt; sogar die Anakiter haben wir dort gesehen» (4. Mose 13,28 NLB). Die Anakiter galten als Riesen und so bekamen sie Angst vor ihnen. Doch Gott hatte sein Versprechen gehalten und es sollte die Israeliten nicht erstaunen, dass dort Menschen lebten.

Ausserdem mussten sich die Israeliten nicht fürchten, denn Gott hatte sie bis hierher bereits siegreich geführt. Als sie Ägypten verliessen, zog ihnen der Pharao kurz darauf mit einem grossen Heer nach (2. Mose 14). Sie jagten Israel, aber die Streitwagen und die Besatzung kam schlussendlich ums Leben. Als die Israeliten unterwegs waren, griffen die Amalekiter Israel an (2. Mose 17,8-16). Mose ging auf einen Hügel und streckte die Arme in die Luft. Josua war unten im Tal und kämpfte. Am Ende des Tages war Israel siegreich. Trotz all dieser Verheissungen und Erfahrungen bekamen die Israeliten Angst. Auch in der Nachfolge lassen wir uns schnell von dem beirren, was noch nicht wie gewünscht läuft. Damit nicht so schnell vergessen wird, kann ein Notizbuch für Gebetsanliegen und Erlebnisse mit Gott helfen.

«aber»

In der Oberstufe hatte ich einen Lehrer, welcher zum Beginn dieser Schulzeit ein Blatt verteilte. Darauf stand «Die Hummel ist zu dick für ihre Flügelfläche. Sie sollte eigentlich nicht fliegen können. Die Hummel weiss dies aber nicht und fliegt einfach». Gewisse Dinge halten uns von der Nachfolge ab. So war es auch bei den Kundschaftern. Sie konnten nicht abstreiten, dass das Land grandios war und dort wirklich «Milch und Honig» fliessen. Doch sie bekamen Angst. «Aber die anderen Spione wandten ein: Wir können nicht gegen sie in den Kampf ziehen, denn sie sind stärker als wir.’ Und sie stellten den Israeliten das Land, das sie erkundet hatten, negativ dar: Das Land, durch das wir gezogen sind, um es zu erkunden, verschlingt seine Bewohner. Die Menschen, die wir dort gesehen haben, sind sehr gross. Sogar die Riesen, die Anakiter, haben wir gesehen. Wir kamen uns neben ihnen wie Heuschrecken vor, und in ihren Augen waren wir das auch’» (4. Mose 13,31-33 NLB). Auf dem Weg der Nachfolge wollen sich immer wieder «aber» einschleichen. Aber, was ist mit meiner Familie, wenn…. Aber, was denken meine Freunde, wenn…. Aber, wie soll ich mir dies leisten, wenn…. Aber, wie soll ich dies je schaffen, wenn…. Aber, aber, aber…. Zehn der zwölf Kundschafter liessen sich vom «aber» leiten. Gott gab dem Stammvater der Israeliten eine kraftvolle Verheissung. «Ja, ich will dir und deinen Nachkommen das ganze Land Kanaan, in dem du jetzt als Fremder lebst, für immer geben. Und ich will ihr Gott sein» (1. Mose 17,8 NLB). Doch sie glaubten Gott nicht, waren ungläubig. Der Unglaube hat immer ein Charakteristikum: er schliesst Gott aus. Die Kundschafter waren ungläubig, dass Gott sein Versprechen erfüllen wird. Unglaube beginnt mit den Schwierigkeiten und schliesst im besten Fall noch auf Gott.

Den lebendigen Gott mit allem in Verbindung bringen

Aufgrund der Nachricht der Kundschafter verliess auch die restlichen Israeliten der Mut. Sie wollten einen neuen Anführer wählen und zurückkehren nach Ägypten. Dort kannten sie es. Zehn der zwölf Kundschafter waren negativ eingestellt. Doch zwei reagierten zuversichtlich. «Zwei der Spione Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jefunnes zerrissen ihre Kleider und sagten zu den Israeliten: Das Land, das wir durchwandert und ausgekundschaftet haben, ist sehr gut. Und wenn der HERR uns gut gesinnt ist, wird er uns in dieses Land bringen und es uns geben: Es ist ein Land, in dem Milch und Honig überfliessen. Aber lehnt euch nicht gegen den HERRN auf und habt keine Angst vor den Bewohnern des Landes. Sie werden eine leichte Beute für uns sein! Sie haben keinen Schutz, aber mit uns ist der HERR! Habt also keine Angst vor ihnen!’» (4. Mose 14,6-9 NLB). Josua und Kaleb vertrauten Gott – sprich sie glaubten ihm. Der Glaube zieht seinen Rückschluss von Gott aus auf die Schwierigkeiten. In der Bibel haben Namen eine Bedeutung. Für Kaleb gibt es verschiedene Bedeutungen. Zum einen bedeutet er «Hund», zum anderen aber auch «mit ganzem Herzen». Dies zeigte er auch in dieser Situation. Glauben heisst, den lebendigen Gott mit allem in Verbindung zu bringen. Kaleb und Josua brachten die Bewohner des Landes mit Gott in Verbindung. Sie waren nicht unwissend, nicht gleichgültig, nicht sorglos, aber sie brachten den lebendigen Gott mit all dem in Verbindung.

Im Neuen Testament gibt es eine Geschichte bei der Jesus Christus gebeten wird zu heilen. Ein Vater bringt sein krankes Kind zu Jesus. Es ist von einem bösen Geist besessen und dieser wirft das Kind ins Feuer oder ins Wasser und versucht es so zu töten. Nach der ganzen Schilderung bringt der Vater die Bitte vor «Tu etwas, wenn du kannst!» Nun folgt eine spannende Aussage von Jesus: «Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!» (Markus 9,23-24 LUT). Ich glaube, hilf meinem Unglauben. Dies klingt nach einem Paradoxon. Es ist aber eine zweifache Aussage. Zum einen: Ich glaube. Ich sehe dich als Gottes Sohn und bin überzeugt, dass du grösser bist als meine Schwierigkeiten. Zum anderen: Hilf meinem Unglauben: Wenn ich meine Umstände anschaue, dann kann ich nicht für wahrhalten, dass jemand mir hier helfen kann.

Wie komme ich zu solch einer Lebenseinstellung, welche den lebendigen Gott mit allem in Verbindung bringt? Ich bin überzeugt, dass ich dies bis zu einem gewissen Grad einüben kann. Dies ist bspw. ein Morgenritual, welches die Beschäftigung mit Gott in sich hat und ich so versuche den Tag mit ihm in Verbindung zu bringen. Denn Zeit mit Gott zu verbringen, ist die bestinvestierte Zeit. Ein anderes ist es besondere Momente, besonders zu gestalten und Gott einzubeziehen.

Gott verhiess dem Volk, dass sie das Land nach und nach in Besitz nehmen würden. Dieses nach und nach in Besitz nehmen ist auch ein Bild für die Jesusnachfolge. Das Ziel ist, in allem Jesus ähnlich zu sein. Aber ich muss nicht heute schon alles können. Ausserdem geschieht diese Veränderung nicht von mir aus, sondern Jesus vollbringt sie an mir. Wenn ich ihn an mir arbeiten lasse, dann vertreibt er nach und nach Dinge aus meinem Leben. Dabei werde ich immer zwei innere Impulse verspüren. Grundsätzlich will ich ins verheissene Land kommen, also Jesus ähnlicher werden. Grundsätzlich gehe ich aber auch gerne dorthin, wo ich es kenne, also habe Angst vor dem Unbekannten. Dabei hilft das Gebet des Vaters «Ich glaube, hilf meinem Unglauben».

Als Kirche haben wir die Vision des Livestream 500(0). Wir haben die Vision mit unserem Livestream viele Menschen zu erreichen. Hier gibt es zwei Wege diese mitzutragen. Der erste ist der Weg, von der Unmöglichkeit von 500 zugeschalteten Geräten auszugehen. Ich werde daher auch nichts unternehmen. Kein Gebet für eine bestimmte Person, keine Einladung den Livestream zu schauen und auch kein Giveaway verschenken. Denke ich aber von Gott aus, dann sehe ich, dass für ihn auch 5000 Geräte kein Problem sind. Daher werde ich dafür beten, Menschen einladen und Giveaways verschenken.

Zu Beginn des Gottesdienstes haben wir das Lied «Praise» gehört. Ich möchte gerne mit einer Zeile aus diesem Lied die Predigt abschliessen. Dort steht «I’ll praise when I feel it, and I’ll praise when I don’t» «Ich preis, wenn ich’s fühle und ich preis, tu ich’s nicht».

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 4. Mose 13,25-33, Markus 9,24

  1. Welche Perspektive prägt mich mehr? Schliesse ich eher von den Schwierigkeiten auf Gott oder von Gott auf die Schwierigkeiten?
  2. Wie komme ich zu einer Lebenseinstellung, welche den lebendigen Gott mit allem in Verbindung bringt? Was könnte mir helfen?
  3. In welchem Lebensbereich, lasse ich mich zu fest vom «aber» leiten?
  4. Wo gibt es Bereiche, in denen ich eigentlich ins verheissene Land möchte, aber grundsätzlich auch mit dem Status quo zufrieden bin? Wie wäre es, diesen Bereich bewusst mit dem Gebet «Ich glaube, hilf meinem Unglauben» anzugehen?