Nachfolge – das Erste gehört Gott

Datum: 25. August 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 3. Mose 23,9-14; 1. Korinther 15,12-23; Kolosser 1,18

Das Volk Israel wurde angewiesen zu bestimmten Zeitpunkten Feste zu feiern, sobald sie sich im verheissenen Land befinden. Eines davon ist das Fest der Erstlingsfrucht. Der erste Teil der Getreideernte gehört Gott. Erst wenn diese geopfert wurde, darf vom Rest gegessen werden. Jesus Christus stand am Fest der Erstlingsfrucht von den Toten auf. Auch er ist gewissermassen der Erste von vielen, wie dies beim Getreide auch der Fall ist – er ist der Erste, welcher von den Toten auferstand. Jesusnachfolger haben durch die Auferstehung Jesu die Gewissheit, dass auch sie eines Tages von den Toten auferstehen werden. Die Erstlingsfrucht ist ein Prinzip, welches zweierlei zum Ausdruck bringt. Einerseits ist es ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber Gottes Fürsorge und Barmherzigkeit. Andererseits weist es daraufhin «da kommt noch mehr».


Die erste Ernte gehört Gott

«Man soll die Feste feiern, wie sie fallen» war ein Lied, welches vor knapp fünfzig Jahren veröffentlich wurde. Genau um ein Feist soll es heute Morgen gehen. Ein Fest hat einen Erinnerungs- und auch Ausblickcharakter. Es wird an Gutes erinnert und meistens folgt dem ein Ausblick, auf das, was da noch kommen mag. Auch in der jüdisch-christlichen Tradition gibt es einige Feste. Diese sind Bestandteil des Glaubens. Es gibt zwei Arten von Festen. Zum einen solche im Jahreszyklus wie bspw. Weihnachten und Ostern. Zum anderen gibt es verschiedene Feste in Lebensübergängen. Es gibt Feste im Zusammenhang mit der Geburt, zur Erlangung der religiösen Mündigkeit, Hochzeit und zu guter Letzt auch zum Tod, resp. zur Beerdigung. Feste sind ein Ausdruck davon, dass Gott bis hierher geführt hat und dies auch darüber hinaus tun wird. Das Volk Israel bekam von Gott ein Land versprochen. Dort werden sie Ackerbau betreiben. Gott ist ein Gott des Lebens. Er schenkt Leben und alles, was damit zusammenhängt. Er ist ein Gott, welcher mitten im Leben steht. Daher gibt er Weisungen für ein Opferfest, welches mit der ersten Ernte zusammenhängt. Diese Weisung erhält das Volk Israel noch bevor sie das verheissene Land gesehen haben. «Dann befahl der HERR Mose: Gib den Israeliten folgende Anweisungen: ‘Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und die Getreideernte einbringt, sollt ihr dem Priester die erste Garbe eures Getreides geben. […] Bis zu diesem Tag, bis ihr eurem Gott dieses Opfer dargebracht habt, dürft ihr kein Brot und kein geröstetes oder frisches Getreide aus der neuen Ernte essen. Diese Anordnung gilt für immer für euch und eure Nachkommen, wo ihr auch lebt’» (3. Mose 23,9-14 NLB). Dieses hier angeordnete Fest ist das Fest der sogenannten Erstlingsfrucht. Es betrifft den ersten Teil der Ernte, die erste Garbe Getreide, welche zusammengebunden wurde. Dieses Fest folgt gleich unmittelbar auf das Passahfest. An Passah erinnert sich das Volk an den Auszug aus Ägypten. An Karfreitag habe ich ausgiebiger darüber gepredigt, daher werde ich hier nicht weiter darauf eingehen. Am Fest der Erstlingsfrucht bringt das Volk die erste Ernte Gott dar. Dies ist der Fokus der heutigen Predigt. Auf dieses Fest folgt das Wochenfest (Schawuot). Welches sieben Wochen plus ein Tag nach Passah gefeiert wird – also insgesamt fünfzig Tage danach. Es ist ein Erntedankfest und ich werde heute nur am Rande darauf eingehen.

Seit einiger Zeit befassen wir uns mit dem Volk Israel. Hierbei möchte ich kurz auf das Verständnis der Gottesbeziehung im Alten und Neuen Testament eingehen. Häufig wird es so verstanden: Im Alten Testament ging es um das Gesetz. Im Neuen Testament liegt der Fokus voll auf der Gnade. Es scheint so, als würde es sich um einen anderen Gott oder zumindest um eine andere Gottesbeziehung handeln. Aber dem ist nicht so. «Alles, was gut und vollkommen ist, wird uns von oben geschenkt, von Gott, der alle Lichter des Himmels erschuf. Anders als sie ändert er sich nicht, noch wechselt er zwischen Licht und Finsternis» (Jakobus 1,17 NLB) Gott ändert sich nicht. Doch weshalb kann dann das Gefühl aufkommen, dass der Gott des Alten Testaments ein anderer ist als der Gott des Neuen Testaments? Meiner Meinung nach ist dies dem zu festen Fokus auf das Gesetz im Alten Testament geschuldet. Daher wäre es angebracht, das Verständnis zu ändern. Der neue und der alte Bund sind in einer Heilstat Gottes verwurzelt. Im Neuen Testament nimmt Jesus Christus die Schuld der Welt auf sich und bezahlt dafür. Im Alten Testament führt Gott Israel aus Ägypten – vor jeglicher menschlichen Verpflichtung. Bereits im Alten Testament wird niemand aufgrund seiner eigenen Leistung gerettet. Daher ist es auch bezeichnend, dass das Fest der Erstlingsfrucht nach dem Passahfest kommt. Das Fest, an dem die Menschen etwas für Gott tun sollen, folgt dem Fest, welches daran erinnert, was Gott für die Menschen getan hat.

Das Fest der Erstlingsfrucht erinnert daran und zeigt: Mit Gott sollte alles begonnen werden und von ihm hängt alles ab. In den Weisungen des Alten Testaments wird gesagt, dass nicht nur das erste Getreide Gott gehört. Sondern «Weiht mir alle erstgeborenen Söhne der Israeliten und jedes erstgeborene männliche Tier. Sie gehören mir!» (2. Mose 13,2 NLB). Indem Gott diese Dinge zugestanden werden, zeigt sich die dankbare Anerkennung von Gottes Barmherzigkeit. Es ist ein Ausdruck dafür, dass Gott alles gehört und die Versorgung von ihm abhängt.

Nachfolge aus der Perspektive der Erstlingsfrucht

Was bedeutet nun dieses Fest der Erstlingsfrucht ganz konkret für meine Jesusnachfolge? Praktisch zeigt sich dies an Ritualen der Dankbarkeit. Bei uns in der Familie zeigt sich dies am deutlichsten vor dem Essen. Die gleiche Funktion nehmen gewissermassen Feste wahr. Es sind Rituale der Dankbarkeit und Erinnerung. Gerade um das Fest der Erstlingsfrucht gibt es insgesamt drei Feste, welche einen Bezug zu christlichen Feiertagen haben. Zuerst ist da das Passahfest. Aus diesem entstand unser Karfreitag. Denn an diesem Tag musste ein unschuldiges Lamm stellvertretend für die Schuld der Menschen sterben. Schlussendlich starb Jesu für die Schuld der Menschen und versöhnte so die Schöpfung mit Gott. Danach folgt das Fest der Erstlingsfrucht. Das Erste der Ernte des verheissenen Landes gehört Gott. Der Ostersonntag, der Tag der Auferstehung Jesu Chrisi von den Toten entspricht genau diesem Tag. Jesus ist der erste der Neuen Schöpfung. «[…]. Er ist der Anfang und als Erster von den Toten auferstanden, damit er in allem der Erste ist» (Kolosser 1,18 NLB). Jesusnachfolger haben Anteil an der Auferstehung. Jesus starb als Lamm an Passah und stand am Fest der Erstlingsfrucht auf. Das dritte Fest ist das Schawuot. Es ist das Erntedankfest am 50. Tag nach Passah. Der christliche Feiertag Pfingsten entspricht dem und kam so zu seinem Namen. Pentekoste ist griechisch und bedeutet «der fünfzigste». An diesem Feiertag kam der Heilige Geist auf die Jesusnachfolger.

Die Erstlingsfrucht ist ein Hinweis darauf, dass noch mehr kommt. Die Israeliten vertrauten Gott, dass noch mehr kommt. Sie teilten zuversichtlich das Erste, im Wissen von der Abhängigkeit Gottes. Die Auferstehung von Jesus Christus am Ostersonntag ist für Nachfolger zentral. Dies wird von Paulus ausführlich argumentiert und ich möchte euch dies nicht vorenthalten. «Aber nun frage ich euch: Wenn wir predigen, dass Christus von den Toten auferstanden ist, wie können einige von euch da behaupten, es gäbe keine Auferstehung der Toten? Wenn es nämlich keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Und wenn Christus nicht auferstanden ist, dann war unser Predigen wertlos, und auch euer Vertrauen auf Gott ist vergeblich. Ja, in diesem Fall hätten wir Apostel sogar Lügen über Gott verbreitet, denn wir haben ja versichert, dass Gott Christus auferweckt hat, und das kann nicht wahr sein, wenn es keine Auferstehung von den Toten gibt. Denn wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, dann ist auch Christus nicht auferstanden. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid nach wie vor in euren Sünden gefangen. In diesem Fall wären alle Menschen, die im Glauben an Christus gestorben sind, verloren! Wenn der Glaube an Christus nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die elendesten Menschen auf der Welt» (1. Korinther 15,12-19 NLB). Weil Jesus von den Toten auferstand, wissen Nachfolger von ihm: es kommt noch mehr. Nämlich die eigene Auferstehung am Ende der Tage. In der Abhängigkeit Gottes können Jesusnachfolger zuversichtlich sein. So können sie auch etwas von dem, was Gott ihnen gegeben hat, ihm zurückgeben. Denn sie wissen, dass alles von Gott kommt.

Irdisches Prinzip mit himmlischem Ende

Das Fest der Erstlingsfrucht ist ein irdisches Prinzip mit einem himmlischen Ende. Jesus Christus ist der Typus der Erstlingsfrucht. D.h. Jesus ist die Erfüllung von dem, was hier im Alten Testament angedeutet ist. Die Auferstehung der Toten wurde bereits kurz angetönt. Jesusnachfolger haben Anteil an der Auferstehung Jesu. Wir lesen weiter im Korintherbrief. «Nun ist aber Christus als Erster von den Toten auferstanden. So wie der Tod durch einen Menschen – Adam – in die Welt kam, hat nun durch einen anderen Menschen – Christus – die Auferstehung von den Toten begonnen. Die Menschen sterben, weil alle mit Adam verwandt sind. Ebenso werden durch Christus alle lebendig gemacht und neues Leben empfangen. Es gibt aber eine Reihenfolge: Christus zuerst, und wenn er wiederkommt, dann die, die zu ihm gehören» (1. Korinther 15,20-23 NLB). Jesus ist der Erste. Im griechischen steht hier das Wort «aparche», welches Erstlingsfrucht bedeutet. Bei der Übersetzung des Alten Testaments aus dem hebräischen ins griechische wird ebenfalls dieses Wort verwendet. Dies bedeutet, dass Jesus die Erstlingsfrucht ist, welche im Alten Testament angelegt ist. Die Erstlingsfrucht ist ein Hinweis auf mehr. Es ist der Hinweis auf die Auferstehung von den Toten bei der Wiederkunft von Jesus Christus. Sie ist noch nicht geschehen, aber ein Verweis darauf.

Für die Israeliten war das verheissene Land das Ziel ihrer Sehnsucht. Als das Volk den Jordan überquert, betreten sie das versprochene Land. Dort feiern sie das Passahfest. «Am Tag nach dem Passah assen sie ungesäuertes Brot und geröstetes Korn, das sie in dem neuen Land geerntet hatten. Von diesem Tag an gab es nie wieder Manna und die Israeliten ernährten sich schon in diesem Jahr von den Früchten Kanaans» (Josua 5,11-12 NLB). Das Manna hörte auf. Nicht aber die Versorgung Gottes. Gott versorgt sein Volk von nun an mit Getreide etc. Als dankbare Anerkennung von Gottes Barmherzigkeit sollen sie nun das Fest der Erstlingsfrucht feiern. Für die Nachfolger von Jesus ist die Ewigkeit bei Gott ihr Sehnsuchtsziel. Wenn sie einmal mit Gott vereint sind. Der Heilige Geist, welcher in den Nachfolgern wirkt, schenkt sogenannte Geistesgaben hier auf der Erde. Paulus schreibt im Korintherbrief eine Abhandlung über verschiedene solcher Gaben, welcher der Geist Gottes schenkt. Am Ende schreibt er: «Die Liebe wird niemals aufhören, selbst wenn Prophetie, das Reden in unbekannten Sprachen und die Erkenntnis vergehen werden. Jetzt erkennen wir nur wenig, und auch unser prophetisches Reden offenbart nur wenig! Doch wenn am Ende das Vollkommene erscheint, wird das wenige aufhören. Als ich ein Kind war, redete und dachte und urteilte ich wie ein Kind. Doch als ich erwachsen wurde, legte ich das Kindliche ab. Jetzt sehen wir die Dinge noch unvollkommen, wie in einem trüben Spiegel, dann aber werden wir alles in völliger Klarheit erkennen. Alles, was ich jetzt weiss, ist unvollständig; dann aber werde ich alles erkennen, so wie Gott mich jetzt schon kennt. Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei bleiben. Aber am grössten ist die Liebe» (1. Korinther 13,8-13 NLB).

In Jesus Christus, dem Typus der Erstlingsfrucht wissen Jesusnachfolger, dass auch sie von den Toten auferstehen werden. Das irdische Prinzip ist, dass Gott alles gehört. Insbesondere das Erste und Beste. Das himmlische Ende bedeutet, dass durch die Erstlingsfrucht «Jesu», Nachfolger von ihm Anteil daran haben. Dieses irdische Prinzip mit himmlischem Ende drückt Jesus wie folgt aus. «Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht» (Matthäus 6,33 NLB).

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 3. Mose 23,9-14 und 1. Korinther 15,12-23

  1. Feste markieren Lebensübergänge oder bestimmte Momente des Jahreszyklus. Welches christliche Fest spricht dich am meisten an? Was macht es für dich so besonders?
  2. Jesus Christus ist der Typus der Erstlingsfrucht. Er ist die Erfüllung dessen, was im Alten Testament angelegt ist. Worin zeigt sich dies? Was hat dies für dich zu bedeuten?
  3. Was hat dieses Prinzip der Erstlingsfrucht für deine Jesusnachfolge zu sagen?
  4. Wie stehst du zur Auferstehung von den Toten? Kannst du an diese so klar glauben, wie dies im 1. Korintherbrief geschrieben steht? Wo hast du Zweifel? Was hindert dich daran?