Datum: 19. April 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Mose 3,1-7

Als im Garten Eden die Schlange die Menschen versuchte, stand Adam still und passiv neben seiner Frau. Dieses Muster wiederholte sich im Laufe der Zeit millionenfach. Viele Männer schotten sich ab, wenn es unübersichtlich oder bedrohlich wird. Der zweite Adam, Jesus Christus, verändert die Vorzeichen völlig.


 

Wir befinden uns in schönster Idylle im Garten Eden. Kürzlich habe ich ein Bild fotografiert, auf dem neben einer prächtigen Landschaft folgender Text aufgedruckt war: «Eden im Thurgau – die Thurgauer Landschaft als Sinnbild für den Garten Eden. Es gibt in unserem Vaterlande gewiss mehr Gegenden, die noch fruchtbarer und besser angebaut sind als das Thurgau, allein keine Gegend in Deutschland hat so sehr das Ansehen eines Edens als das Thurgau, weil keine einzige so stark mit Obstbäumen bepflanzt ist.» Dies schreibt Christoph Meiners – Professor der Weltweisheit in Göttingen – im Jahr 1788 in einem Brief und prägte damit das Bild der Schweiz.

Im Garten Eden lebte das erste Menschenpaar, Adam und Eva, glücklich und erfüllt zusammen in Harmonie mit ihrem Schöpfer. Mitten in dieser Idylle begegnet ihnen eine Schlange. Die Menschen im Orient hielten sie für das Symbol von List und Täuschung. «Die Schlange war das listigste von allen Tieren, die Gott, der Herr, erschaffen hatte. ‘Hat Gott wirklich gesagt’, fragte sie die Frau, ‘dass ihr keine Früchte von den Bäumen des Gartens essen dürft?’» (1Mose 3,1 NL). Hinter der Schlange versteckt sich der Verführer, auch Satan (Durcheinanderbringer) genannt. Genau auf diese fiese Art versucht er es immer noch. Er übertreibt masslos. Die Menschen durften nämlich von allen Bäumen essen, nur von dem einen nicht. Anschliessend lügt die Schlange den beiden mitten ins Gesicht: «’Ihr werdet nicht sterben!’, zischte die Schlange. ‘Gott weiß, dass eure Augen geöffnet werden, wenn ihr davon esst. Ihr werdet sein wie Gott und das Gute vom Bösen unterscheiden können.’» (V.4f NL).

Adam schweigt

Im Verlauf der gesamten Geschichte hat die Kirche in der Regel Eva für den Fall des Menschengeschlechts die Schuld gegeben. Neben der Launenhaftigkeit des «schwächeren Gefässes» wird Adam in ein besseres Licht gestellt. Dabei gibt es diverse gute Gründe anzunehmen, dass Adam während der ganzen Unterhaltung neben Eva stand. Von vier Gründen, die diese Annahme erhärten, nehme ich einen heraus. Und zwar heisst es: «Und die Frau sah, dass der Baum gut zur Speise und dass er eine Lust für die Augen und dass der Baum begehrenswert war, Einsicht zu geben; und sie nahm von seiner Frucht und ass, und sie gab auch ihrem Mann bei ihr, und er ass» (V.6 Elb). Warum sagte Adam nichts? Bevor Gott Eva erschuf, hatte er Adam geboten, von diesem ganz bestimmten Baum niemals zu essen. Das tat er wohl auch. Doch als die Schlange sich heranschlich und in ein Gespräch verwickelte, um Zweifel an Gottes Güte in ihr wachzurufen, da sagte Adam nichts, obschon er jedes Wort hörte. Er hätte sagen können: «He, halt mal Liebling! Diese Schlange führt nichts Gutes im Schild. Ich habe ihre List durchschaut. Wir haben keinen Grund, um an Gottes Güte zu zweifeln.» Und dann hätte er sich der Schlange zugewandt und gesagt: «Schlange, das Gespräch ist beendet. Scher dich davon!» Aber Adam sagte kein einziges Wort. Er liess seine Frau allein. Als es das erste Mal darum ging, Gottes Sache zu vertreten, in seinem ersten geistlichen Kampf – versagte er. Adam, wo bist du?

Unmittelbar vor dieser Szene steht der Schöpfungsbericht. In 1. Mose 1 begegnet Gott der Finsternis und dem Chaos. Er sprach in die Finsternis und brachte damit Ordnung, Schönheit und Beziehung hervor. Es ist ein Gott, der spricht, um Beziehung herzustellen. Nachdem er alles geschaffen hat, hält er den Sabbat.

Adam wurde als Gottes Ebenbild geschaffen, verhält sich aber grundlegend anders. Die Schlange richtet Verwirrung und Chaos an. Interessanterweise ist es Eva, die das Bild Gottes deutlicher widergibt als Adam, denn sie spricht mit der Schlange. Was aber ist mit Adam? In der Bibel wird nicht berichtet, dass Gott ihm irgendwelche Anweisungen gegeben hätte, was er der Schlange sagen sollte. Also schwieg er. Adam war körperlich zwar anwesend, gefühlsmässig jedoch nicht. Er verblasst im Hintergrund, anstatt nach vorne ins Rampenlicht zu treten. Er war dazu geschaffen zu reden, aber er sagte kein Wort. Er hörte der Schlange zu, er hörte, was seine Frau sagte, er nahm von der Frucht, und dann ass er. Dreimal reagierte er passiv, bevor er von der verbotenen Frucht ass.

Als Gott sprach, entstand aus dem Chaos die Schöpfung; als Adam schwieg, kam in die Schöpfung das Chaos zurück. Gott gebrauchte die Sprache, um eine Beziehung herzustellen; Adam benutzte das Schweigen, um die Beziehung zu zerstören. Gott ruhte, nachdem er alles geschaffen hatte; Adam musste als Folge seines Schweigens noch härter arbeiten.

Diesem Muster folgen viele Männer bis heute; sie fühlen sich nicht kompetent in Beziehungen und schweigen. Ihr sicheres Terrain ist die Arbeit, wohin sie sich flüchten. Dort haben sie etwas zu sagen. Männer unter sich reden sehr oft über die Arbeit.

Männer schweigen

Larry Crabb, ein christlicher Psychologe, hat ein Buch mit dem Titel «Das Schweigen der Männer» geschrieben. Darin zeigt er auf, dass Adams Schweigen am Anfang alles männlichen Versagens steht. Verschiedene Männer, die im ersten Buch Mose dargestellt werden, entschieden sich ganz bewusst dafür, zu schweigen oder wegzusehen, zu vergessen oder sich abzukehren. Und jedes Mal brachten sie sich damit in Schwierigkeiten. So hörte zum Beispiel Abram, anstatt Gottes Plänen zu vertrauen, auf den Rat seiner Frau Sarai und schlief mit seiner Dienerin Hagar. «Und Sarai sprach zu Abram: Siehe, der HERR hat mich verschlossen, dass ich nicht gebären kann. Geh doch zu meiner Magd, ob ich vielleicht durch sie zu einem Sohn komme. Und Abram gehorchte der Stimme Sarais. Da nahm Sarai, Abrams Frau, ihre ägyptische Magd Hagar und gab sie Abram, ihrem Mann, zur Frau» (1Mose 16,2-3 NL). Wie Adam bleibt Abram beim Gespräch mit seiner Frau still und passiv. Aber das Schweigen redet noch heute. Ismael, Hagars Sohn – von dessen Nachkommen die arabischen Völker abstammen – verachtet Israel bis auf den heutigen Tag.

Und es geht weiter über die Rebellion eines Kain, bis zur Ungeduld eines Moses, von der Schwäche eines Petrus bis hin zu meinem eigenen Versagen, als ich es nicht geschafft habe, meiner Frau in Liebe zu begegnen. Wie du und ich. Seit Adam empfinden viele Männer den natürlichen Drang, still zu sein, wo sie reden sollte. Viele Männer fühlen sich am wohlsten in Situationen, in denen sie genau wissen, was zu tun ist. Wird es aber unübersichtlich oder bedrohlich, dann zieht sich etwas in ihnen zusammen, und sie schotten sich ab.

Ein Mann befindet sich auf der Heimfahrt der Arbeit. Von sechs am Morgen bis sechs am Abend nichts als Gespräche – mit Kollegen, Kunden und Geschäftspartnern. So müde er war, er konnte es kaum erwarten, zu den Menschen zu kommen, die er am meisten liebte – seiner Frau und seinen Kindern. Doch als er in die Einfahrt einbog, spannten sich seine Nerven. Vor seinem inneren Auge sah er die Kinder, die mit ihm spielen wollten, und die Frau, die wissen wollte, wie sein Tag gewesen ist. Sie würde haarklein berichten, was geschehen war, seit er am Morgen das Haus verliess. Als er ins Zimmer trat, begrüsste ihn seine Frau mit der Frage, die Millionen von Frauen jeden Tag ihrem Mann stellen. Sie fragte: «Wie war es heute?» Er sah ihr in die Augen und sagte nur ein Wort: «Gut.» Er hoffte, das Gespräch wäre damit zu Ende. Sofort wandte er sich der Post zu und tat so, als sei sie wichtiger als die Frage der Frau. Dabei wollte sie doch nur an seinem Leben Anteil nehmen und er wollte sie doch eigentlich wertschätzen und lieben.

Schweigen ist tödlich

Im Volksmund sprechen wir in dieser Geschichte vom Sündenfall. Sünde meint den Bruch der Beziehung mit Gott. Der unabhängige Mensch, der selbst Gott sein und sich Ihm nicht unterordnet, sündigt.

Gott hatte Adam vorausgesagt: «Wenn du die Früchte von diesem Baum isst, musst du auf jeden Fall sterben» (1Mose 2,17 NL). Die Schlange behauptete das Gegenteil. Wer hat Recht? Viel später blickt Paulus auf diese Geschichte zurück. «Denn wenn wegen der Sünde des Einen der Tod geherrscht hat durch den Einen, um wie viel mehr werden die, welche die Fülle der Gnade und der Gabe der Gerechtigkeit empfangen, herrschen im Leben durch den Einen, Jesus Christus» (Römer 5,17 Lut).

Der erste «Eine» ist Adam. Es war nie Gottes Absicht, dass der Mensch altert, schwach und kraftlos werden, Krankheit erleiden und sterben sollte. Doch aufgrund der Übertretung bzw. Schweigens Adams spielt sich der Tod als Chef auf dieser Welt auf. Sehr deutlich wird uns seine Macht gerade in der aktuellen Situation vor Augen geführt. Nicht alle Krankheiten und Beschwerden sind tödlich, aber sie sind Manifestationen des Todes. Auch Müdigkeit, Schwäche und Kraftlosigkeit, sind Anzeichen und Symptome des Todes. Selbst das Schweigen der Männer riecht nach Tod. Anstatt Beziehungen zu schaffen, werden sie verhindert. Der Tod ist der Chef. Er schlägt bei wem, wo und wann er will zu. Er duldet keinen Widerspruch.

Gott sei Dank für das «wie viel mehr»! Was Jesus, der zweite Adam (vgl. 1Korinther 15,47 NGÜ) tat, ist so viel mehr und weitaus grösser, als das, was der erste Adam tat. Er bietet uns «die Fülle der Gnade und die Gabe der Gerechtigkeit» an. Diejenigen, die dieses Geschenk angenommen haben, werden im Leben durch Jesus Christus herrschen. Er kam, um den Tod zu zerstören und uns ewiges Leben zu geben. Mit ihm können wir immer mehr über alle Formen des Todes herrschen – selbst wenn wir Krankheit und Tod noch erleiden müssen.

Gesegnet, um ein Segen zu sein. Der Tod ist nicht mehr der Chef im Haus eines Jesus-Nachfolgers. Jesus Christus ist es! Männer können zu einem Segen für ihr Umfeld werden, indem sie selbst auf unsicherem Terrain reden und Beziehung schaffen. Frauen können sich darüber freuen und ebenfalls Lebensspender für ihr Umfeld sein. Der zweite Adam, Jesus Christus, setzt völlig neue Vorzeichen vor unseren Alltag!

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: 1. Mose 3,1-7

  1. Warum hat sich Adam in der ganzen «Schlangenszene» so passiv verhalten?
  2. Männer sollen eher ruhig und verschlossen sein, wenn sie sich auf unsicherem Terrain befinden. In der Berufswelt hingegen sind sie oft viel kommunikativer. Könntest du diese Aussage bestätigen?
  3. Was ist der Unterschied für den Alltag, ob der Tod oder ein Nachfolger durch Jesus Christus Chef ist?
  4. Für Männer: Spürt deine Familie, dass du durch Jesus Christus umgekehrte Vorzeichen hast?
  5. Für Frauen: Was könnte dem Mann helfen, dass er sich besser auf unsicherem Terrain bewegen kann?