Hoffnung in Zeiten der Angst

Datum: 9. Oktober 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jeremia 29,11

Nachfolger von Jesus Christus haben eine feste Hoffnung. Eine Hoffnung, welche in Zeiten der Ungewissheit und der Angst Sicherheit und Halt gibt. Mögen die persönlichen und gesellschaftlichen Umstände auch noch so miserabel und angsteinflössend sein, die Hoffnung hat das Potential durch eine solche Zeit zu tragen. Doch es gibt nicht nur eine Hoffnung, sondern auch eine Verantwortung. Diese besteht darin Zeugnis von der Hoffnung zu geben – nicht von der Angst. Christen sollen Hoffnungsträger sein und Taten der Hoffnung vollbringen und weisen dadurch hin auf Jesus Christus.


Für die heutige Predigt tauchen wir gemeinsam ein in die Geschichte des Propheten Jeremia. An einer spezifischen Phase in seinem Leben kommt seine Hoffnung in Zeiten der Angst perfekt zum Ausdruck. Das Eintauchen in seine Geschichte soll uns den Blick öffnen, wie wir zu einer solchen Hoffnung in schwierigen und herausfordernden Zeiten gelangen können. Wer die Geschichte nachlesen möchte, kann dies in Jeremia, Kapitel 32 tun.

Jeremia lebte und wirkte im 7. und 6. Jhdt. v.Chr. im Königreich Israel. Er war ein Prophet Gottes. Propheten waren Menschen, welche von Gott auserwählt wurden, um seine Botschaft zu den Menschen zu bringen. Diese Aufgabe war nicht sehr beliebt und die meisten Propheten hätten sich gerne eine andere Aufgabe gewünscht. Denn das Überbringen von Gottes Worten war häufig verbunden mit persönlichen Einschränkungen. Ausserdem wurden die Worte der Propheten nicht gerne gehört. So stand der Prophet in der Gunst der Herrscher und Menschen oftmals ganz unten. So ist auch das Leben von Jeremia gekennzeichnet von Leiden. Er leidet auf vielfältige Weise und er hatte die unschöne Aufgabe den Königen, welche in Jerusalem auf dem Thron sassen, immer wieder zu verkünden, dass aufgrund ihres Ungehorsams Gott gegenüber das Volk Israel durch feindliche Völker angegriffen und besiegt wird.

Kapitel 32 spielt auch gerade in so einer Situation. Wie Jeremia vorausgesagt hatte, griffen die Babylonier Israel an. Da er in dieser Belagerung die Leute im Namen Gottes dazu aufrief sich zu ergeben, um wenigstens ihr Leben zu retten und nur geringen Schaden davonzutragen, wurde er gefangen genommen. Nachdem er in einem Brunnen fast verhungert wäre, wurde er nun im Wachhof des Königspalastes festgehalten. Die Geschichte aus Jeremia 32 spielt gerade in dieser Phase des Kampfes. Jerusalem wird belagert und Jeremia ist sich der Niederlage gewiss.

Umstände ausblenden

In dieser Zeit erhält Jeremia eine Botschaft von Gott. Dieser sagt ihm voraus, dass sein Onkel bei ihm vorbeikommt und ihm einen Acker verkaufen möchte. Tatsächlich, sein Onkel kam und bot ihm den Acker zum Verkauf an. Da Jeremia mit ihm verwandt war, hatte er das Vorkaufsrecht. Doch das Besondere an diesem Grundstückserwerb ist die Tatsache, dass sich der Acker zwar nicht weit entfernt, aber dennoch ausserhalb der Stadtmauern von Jerusalem befindet. Er ist somit auch im von den feindlichen Babyloniern bereits eingenommenen Gebiet. Jeremia weiss nicht, wann und ob er die Gefangenschaft übersteht, ob er die Belagerung überlebt und ob ihn die zukünftigen Herrscher am Leben lassen. Bestimmt hätte er sein Geld in der belagerten Stadt auch effizienter einsetzen können, als damit ein Stück Land zu kaufen. Jeremia befindet sich in Zeiten voller Angst und Ungewissheit. In den ihn umgebenden Umständen macht ein Grundstückskauf absolut keinen Sinn, dennoch entscheidet er sich für diesen mutigen, vielleicht sogar waghalsigen Schritt. Noch abstruser macht diesen Kauf die Tatsache, dass er selbst den Menschen in Jerusalem die Niederlage und den Untergang ihres Königreiches vorausgesagt hat. Jeremia war keinesfalls naiv, so lesen wir: «Du siehst ja, wie die Belagerungsrampen der Feinde schon bis an die Stadtmauern reichen. Nicht mehr lange, und sie werden die Stadt eingenommen haben. Sie ist dem Schwert der Babylonier, die gegen sie kämpfen, rettungslos ausgeliefert; Hunger und Pest tun ein Übriges. Ja, alles, was du uns angedroht hast, ist eingetroffen, du siehst es ja selbst. Und trotzdem, allmächtiger HERR, obwohl die Stadt doch schon bald in den Händen der Babylonier ist, hast du mir befohlen, diesen Acker vor Zeugen zu kaufen» (Jeremia 32, 24-25 NLB). Nein, Jeremia war alles andere als ein Tagträumer, er war aber auch kein Fähnchen im Wind, welches sich zu schnell beirren liess.

Dies ist das Erste, was wir von Jeremia lernen können. Uns nicht von äusseren Umständen beeinflussen zu lassen, ja diese vielleicht sogar bewusst ausblenden und nicht unsere gesamten Handlungen danach bestimmen zu lassen. Dies bedeutet nicht, dass diese nicht schwer sind. Es bedeutet nicht, dass diese nicht viel Zeit und Energie kosten können. Es bedeutet aber, seinen Blick weg von dem, was sich nicht ändern lässt, hin zu etwas zu wenden, was man in den Händen hat. Diese Umstände können entweder persönlich oder aber äusserlich sein.

Es gibt genügend, was uns momentan beschäftigen kann. Sei es Einsamkeit, welche so erdrückend gross ist, dass das Leben zur reinsten Qual wird. Herausfordernde Familiensituationen bei denen sich vertraute Menschen plötzlich als Feinde gegenüberstehen und das gesamte Umfeld unter dieser Situation leidet. Nachbarn, welche im wahrsten Sinne des Wortes einen Streit vom Zaune gebrochen haben. Neuerliche oder auch langandauernde finanzielle Nöte, welche die Luft zum Leben abschnüren. Die Gesundheit, welche nicht mehr wie geplant mitspielt und eine grosse Einbusse der gewohnten Lebensqualität darstellt. Während sich die persönlichen Umstände evtl. durch eigenes Zutun noch verändern lassen, so ist dies bei den äusseren in der Regel nicht der Fall. Gerade jetzt stellen wir fest, dass sich ein Krieg wieder in nächster Nähe abspielt und dieser immer grössere wirtschaftliche und politische Kreise zieht. Personen müssen weltweit ihre Heimatländer verlassen und sind gezwungen sich an neuen Orten niederzulassen, wo sie um ihr Überleben kämpfen müssen. Dabei können die Ursachen unterschiedlich sein wie bspw. Krieg aber auch Umwelteinflüsse. Die Inflation ist grösser als in anderen Jahren. Beim Begutachten der Fondsanteile stellt man erschrocken fest, dass der Wert innerhalb kürzester Zeit einige Prozentpunkte zurückgegangen ist. Obwohl der christliche Glaube Europa jahrhundertelang massgebend prägte, entfernt sich die Gesellschaft zunehmend von christlichen Wertevorstellungen. Allgemein sind die Zukunftsprognosen nach einer Pandemie und mitten in einem bewaffneten Konflikt in unmittelbarer Nähe nicht sehr rosig.

Im Angesicht all dieser auch unsere Existenz bedrohenden Dinge ist Verzweiflung nicht weit. Aber eigentlich wäre es an uns den Weg von Jeremia einzuschlagen und sie Gott zu übergeben. In dem Sinne also ausblenden, sodass sie uns nicht mehr bestimmen. «Überlasst all eure Sorgen Gott, denn er sorgt sich um alles, was euch betrifft!» (1. Petrus 5,7 NLB).

Verantwortung übernehmen

Jeremia kaufte also in dieser ungewissen Zeit den Acker und übernahm somit Verantwortung. Denn er hatte nicht nur das Vorverkaufsrecht, sondern es war auch seine Pflicht seinem Onkel zu helfen. «Wenn einer eurer Landsleute verarmt und deshalb einen Teil seines ererbten Landes verkaufen muss, soll sein nächster Verwandter es für ihn zurückkaufen» (3. Mose 25,25 NLB). Sicherlich hätten es alle verstanden, wenn Jeremia den Acker im besetzten Land nicht kaufen wollte. Zumal sich sowieso die meisten Bewohner Israels nicht mehr an die Gesetze hielten. Aber er übernahm Verantwortung und wickelte den Verkauf ordnungsgemäss ab und versuchte nicht noch irgendeinen Gewinn herauszuziehen.

Obwohl all die Umstände etwas anderes nahegelegt hätten, kaufte Jeremia den Acker, weil er sich seiner Verantwortung vor Gott bewusst war. Nachfolger von Jesus Christus sind bis heute dazu berufen Verantwortung zu übernehmen. Diese mag je nach Situation vielschichtig aussehen. Der Petrusbrief gibt uns eine Handlungsanweisung, wie in Zeiten der Angst gehandelt werden soll. «Macht Christus zum Herrn eures Lebens. Und wenn man euch nach eurer Hoffnung fragt, dann seid immer bereit, darüber Auskunft zu geben, aber freundlich und mit Achtung für die anderen» (1. Petrus 3,15-16a NLB). Die Hoffnung war bei Jeremia die Zusage Gottes, dass einmal wieder die Zeit kommen wird, wo Gott sein Volk zurück nach Israel bringt (Jeremia 32,37-38). Heute gründet sich diese Hoffnung in Jesus Christus. Sie gründet sich darin, dass egal was kommen wird, er die gesamte Welt in seiner Hand hält und bei seinen Nachfolgern ist. Er selbst sagt: «Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit» (Matthäus 28,20b NLB). Nachfolger von Jesus Christus können sagen: «Ich bin überzeugt: Nichts kann uns von seiner Liebe trennen. Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder unsere Ängste in der Gegenwart noch unsere Sorgen um die Zukunft, ja nicht einmal die Mächte der Hölle können uns von der Liebe Gottes trennen» (Römer 8,38 NLB). Dies ist die Hoffnung, welche trägt und antreibt. Von dieser Hoffnung soll Auskunft gegeben werden. Aber nicht aufgezwungen, sondern wenn danach gefragt wird. Freundlich und voller Nächstenliebe und Hochachtung für das Gegenüber. Dies geschieht dann auch aus der Mitte des Lebens heraus und nicht aus einem religiösen Eifer.

Diese Hoffnung ist es, welche trägt und prägt. Allerdings besteht die Gefahr, dass Nachfolger von Christus sich entweder von der Verantwortung drücken oder zu fest in einen Eifer geraten und dadurch auch nicht ihrem Auftrag gerecht werden. Damit weder das eine noch das andere geschieht, dient 1. Petrus 3,15-16a als gute Grundlage. Es geht zuerst um Jesus Christus, also das Ausblenden aller Umstände und danach um eine Bereitschaft jederzeit Auskunft zu geben, nicht erzwungen, sondern freundlich. Dies ist das zweite, was wir von Jeremia lernen können: Verantwortung übernehmen, für das was uns anvertraut wurde.

Hoffnungsträger werden

Durch seinen Kauf wurde Jeremia zum Hoffnungsträger. Er setzte ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen, welches über den aktuellen Zeitpunkt hinausgeht und auf den hinweist, welcher alles in seiner Hand hält. Denn die Zukunft Jeremias war sehr ungewiss und ihm blühte dies, was auch vielen Bewohnern von Jerusalem ein paar Jahren zuvor geschah. Bereits damals wurde Jerusalem von den Babyloniern eingenommen und ein Teil der Elite wurde ins Exil nach Babylon verschleppt. Er hatte also keine Annahme dazu, dass auch ihn kein anderes Schicksal erwartete. Jeremias Leben war gekennzeichnet von Leiden. Dennoch blieb er Gott treu, ja sogar dann, wenn alle um ihn herum untreu wurden. Die Treue Jeremias zeigte sich darin, dass er seine Hoffnung auf Gott setzte, also seine Sorgen Gott überliess.

Aber was zeichnet den Jeremia als Hoffnungsträger aus? Trotz seiner Botschaft und den Rufen zur Umkehr konnte er den Lauf der Geschichte nicht ändern. Dies wäre nur möglich gewesen, wenn das Volk auf ihn und seine Botschaft, entweder ihr ergebt euch und lebt oder ihr kämpft und sterbt, hörte. Jeremia wurde dadurch zum Hoffnungsträger, dass er immer wieder von dieser Hoffnung sprach. Dies tat er auch zu denjenigen Personen, welche bei der ersten Verschleppung dabei waren. So richtete er ihnen folgende Worte Gottes aus: ‚«Denn ich weiss genau, welche Pläne ich für euch gefasst habe‘, spricht der HERR. ‚Mein Plan ist, euch Heil zu geben und kein Leid. Ich gebe euch Zukunft und Hoffnung‘» (Jeremia 29,11 NLB). Dies in zweifachem Sinn. Einerseits irdisch, anderseits geistlich. Diese Menschen fanden in Babylon eine neue Heimat. Aber auch bei Gott lässt sich Heimat und Hoffnung finden.

Dies ist das Dritte, was sich von Jeremia lernen lässt. Nämlich das Nachfolger von Jesus Christus dem Wesen nach Hoffnungsträger sein sollen. Denn sie weisen weg von allen irdischen Lösungswegen und allem Sorgenmachen hin auf Jesus Christus, der alles Leid, alle Schmerzen auf sich genommen hat und sie ins tiefste Meer geworfen hat (Micha 7,19).

So werden Nachfolger von Jesus Christus zu Hoffnungsträgern, wenn sie in schwierigen Zeiten Gott treu bleiben. «Wir freuen uns auch dann, wenn uns Sorgen und Probleme bedrängen, denn wir wissen, dass wir dadurch lernen, geduldig zu werden. Geduld aber macht uns innerlich stark, und das wiederum macht uns zuversichtlich in der Hoffnung auf die Erlösung» (Römer 5,3-4 NLB). Nachfolger von Jesus Christus werden zu Hoffnungsträgern, wenn sie weltlichen Besitz und Ruhm als nicht so wichtig erachten und sagen: «Meine Seele spricht: ‚Der HERR ist mein Anteil, auf ihn will ich hoffen‘» (Klagelieder 3,24 NLB). Nachfolger werden zu Hoffnungsträgern, wenn sie von dem erzählen, was Jesus Christus für sie getan hat. «Gelobt sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, denn er hat uns in seiner grossen Barmherzigkeit wiedergeboren. Jetzt haben wir eine lebendige Hoffnung, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden ist» (1. Petrus 1,3 NLB). Nachfolger sind dann Hoffnungsträger, wenn sie erkennen, dass sie nicht alles im Griff haben müssen und nicht alles allein ertragen können. «Dann sagte Jesus: ‚Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken‘» (Matthäus 11,28 NLB).

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Jeremia 32

  1. Was weisst du über den Propheten Jeremia? Was beeindruckt dich an seiner Persönlichkeit am meisten?
  2. Wie ordnest du den Kauf von Jeremia ein? Welchen Umstand beschäftigt dich persönlich sehr stark und hat die Gefahr all deine Zeit und Energie einzunehmen? Was hindert dich daran, diesen Umstand auszublenden?
  3. Verstehst du die Pflicht von Jeremia, weshalb er diesen Acker kaufen musste?
  4. Wie nimmst du deine Verantwortung war, wenn es darum geht Zeugnis von deiner Hoffnung abzugeben? Wie würdest du diese Hoffnung beschreiben?
  5. Fällt es dir leicht mit anderen im Gespräch über den Glauben respektvoll, freundlich und voller Hochachtung zu begegnen?
  6. Welche Person ist für dich ein Hoffnungsträger? Was begeistert dich an dieser Person?
  7. Was hindert dich persönlich daran ein Hoffnungsträger zu sein? Was könntest du tun, damit du ein Hoffnungsträger wirst?