Hoffnung, der Motor des menschlichen Handelns

Datum: 11. September 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Römer 5,3-4

Gott gibt den Nachfolgern von Jesus das Privileg, sein Himmelreich in diese Welt zu bringen. Doch dieses Reich der Liebe kommt nicht ohne Bedrängnisse und Enttäuschungen. Gott benutzt aber gerade diese Schwierigkeiten, um unsere Hoffnung neu zu stärken. Diese Hoffnung wird dann der Motor unseres Handelns. Hoffnung für morgen gibt uns Kraft für den heutigen Tag.  


Heute ist ein spezieller Tag. Ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der Zuhörer über achtundzwanzig, sich erinnern, wo sie am heutigen Tag vor einundzwanzig Jahren waren. Eine kleine Hilfe, dies war der Tag, an dem zwei Passagierflugzeuge in die Twin Towers des World Trade Center geflogen wurden. Sehr wahrscheinlich erinnerst du dich genau, wo du warst, als du diese schreckliche Nachricht erhieltst. Ich erinnere mich noch sehr genau, wo ich war, als ich diese Nachricht im Autoradio gehört hatte. Ich konnte es nicht fassen und glaubte es erst wirklich, als ich die Bilder im Fernsehen gesehen hatte. 

Wie ist es möglich, dass wir uns erinnern, wo wir in einem bestimmten Moment vor mehr als zwanzig Jahren gewesen sind, aber sonst sehr viele Lücken haben. Wo war ich am 23. April in diesem Jahr? Die Antwort darauf ist, dass unsere Emotionen diesbezüglich eine sehr grosse Rolle spielen. Starke Emotionen brennen das Geschehene in unser menschliches Hirn, sie werden wie auf eine Festplatte gebrannt. Dieses Phänomen trifft sowohl für positive als auch negative Emotionen zu.

Um Emotionen geht es auch in der heutigen Predigt. Unsere Emotionen sind extrem wichtig. Wissenschaftler glauben, dass 90 % unserer Entscheidungen von unseren Emotionen abhängen. Harvard Professor Gerald Zaltman glaubt, dass 95% unserer Entscheidungen in unserem Unterbewusstsein stattfinden. Wenn wir diese Zahlen lesen, realisieren wir, dass unsere Emotionen eine Riesenkraft haben. Und um eine dieser Emotion geht es in meiner heutigen Predigt.

Hoffnung birgt Risiken (lesen Sie bitte die Packungsbeilage)

Hoffnung ist eine positive Emotion, doch sie birgt auch Risiken. In den Sprichwörtern lesen wir dazu: «Hoffnung, die sich verzögert, ängstet das Herz» (Sprichwörter 13,12 LUT 2017). Wenn sich das von uns Erhoffte verspätet oder gar nicht eintritt, macht sich Verzweiflung breit. Hoffnung und Enttäuschung gehen Hand in Hand. Sicherlich sind wir alle im Leben schon mehrfach enttäuscht worden. Diese schmerzhaften Enttäuschungen stammen von Mitmenschen, manchmal von uns selbst, oder sogar von Gott. Aus Angst, enttäuscht zu werden, getrauen sich viele Menschen gar nicht mehr zu hoffen. Der einfachste Weg, um diesen Enttäuschungen aus dem Weg zu gehen, ist gar keine Hoffnung mehr zu haben. Oftmals schrauben wir unsere Hoffnung auf null, damit wir nie wieder enttäuscht werden. Doch Hoffnungslosigkeit führt uns nur in die Passivität.

Hoffnung, der Motor des menschlichen Handelns

Hoffnung dagegen motiviert und mobilisiert. Es ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. In anderen Worten: Hoffnung ist der Motor des menschlichen Handelns.

Zu diesem Thema ein wissenschaftliches Experiment; Der amerikanische Forscher Curt Richter führte in den Fünfzigerjahren ein Experiment mit Tieren durch. Er legte Ratten in ein grosses, mit Wasser gefülltes Einmachglas. Er beobachtete, dass diese innert Minuten ertranken. Richter fragte sich, wie ist es möglich, dass Ratten, die normalerweise zwei bis drei Tage schwimmen können, einfach untergehen? Er wiederholte das Experiment, nahm aber die Ratten von Zeit zu Zeit wieder in seine Hand und legte sie danach wieder ins Wasser. Dieses Mal schwammen sie für Tage. Seine Schlussfolgerung dazu war, dass Ratten, welche keinen Ausweg sehen, kurzerhand aufgeben. Diese Eigenart gilt nicht nur für Ratten, sondern auch für uns Menschen. Es gibt zahlreiche Berichte von Menschen, die Tragödien nur überlebt hatten, weil sie Hoffnung auf ein Weiterleben hatten und darum nicht aufgaben. 

Erfahrungen mit Gott geben uns neue Hoffnung

Der Apostel Paulus schrieb über Hoffnung folgendes: «Wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung» (Römer 5,3–4 LUT 2017).

Erstaunlich, Paulus beschreibt, wie unsere Hoffnung wachsen kann. Es ist wie ein Prozess und dieser ist wie folgt: Wir lernen Schwierigkeiten in unserem Leben geduldig zu überstehen. Die geduldig überstandenen Schwierigkeiten bringen uns Bewährung, unser Charakter wird geformt. Diese Bewährungen geben uns dann Hoffnung, dass wir mit Gottes Hilfe noch grössere Schwierigkeiten überstehen können. Wenn wir am Ertrinken sind, nimmt uns Gott in seine Hand und gibt uns neue Hoffnung. Gott nützt Schwierigkeiten, um unsere Hoffnung zu stärken. Es ist wie beim Fitness: Um Muskeln zu stärken braucht es Gewichte, wir können nicht nur Luft stemmen und Resultate erwarten. 

Ein biblisches Beispiel dieser Hoffnung finden wir im Alten Testament. Bevor David fähig war, Goliath besiegen zu können, brauchte es Erfahrungen mit Gott. Wir lesen im 1. Samuel, was David gesagt hatte, bevor er in den Kampf zog: «So hat dein Knecht [David] den Löwen wie den Bären erschlagen, und diesem unbeschnittenen Philister soll es ergehen wie einem von ihnen; denn er hat die Schlachtreihen des lebendigen Gottes verhöhnt. Und David sprach: Der Herr, der mich von dem Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister» (1. Samuel 17,36–37 LUT 2017). David hatte Hoffnung, dass er Goliath bezwingen könne. Diese Hoffnung stammte von den Erfahrungen, die er vorher mit Gott erleben durfte. Dies gilt auch für uns. Damit unsere Hoffnung wachsen kann, müssen wir an unseren Erlebnissen mit Gott festhalten. Sich an das mit Gott Erlebte zu erinnern, ist ausserordentlich wichtig. Für die ersten Jahre meines Glaubenslebens habe ich ein Erlebnistagebuch geführt, leider habe ich damit aufgehört. Durch die Vorbereitung zu dieser Predigt bin ich ermahnt worden, dies wieder aufzunehmen.

Göttliche Hoffnung

Nachfolger von Jesus orientieren sich an der von Gott gegebenen Hoffnung. Gott sorgt für uns, Er gibt uns, was wir benötigen. Doch es ist nicht Gottes Job uns alles zu geben, was wir uns wünschen. Unsere Hoffnung ist Gottes Himmelreich, in Zukunft, aber auch hier und jetzt. Gott hat uns erwählt und ausgerüstet, um mit ihm dieses Reich zu bauen. «Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist» (Römer 5,5 LUT 2017) Diese Verheissung gibt uns Hoffnung. Gott schenkt uns seine Liebe und Geist, um den Auftrag auszuführen.

Zusammenfassung

Unsere grosse Hoffnung ist Gottes Himmelreich, in Zukunft, aber auch hier und jetzt. Ein Reich, in dem sich Menschen in Liebe begegnen. Es ist unser Privileg, als Nachfolger von Jesus ein Stück dieses Reichs auf die Erde zu bringen. Gottes Reich auf Erden kommt aber nicht ohne Schwierigkeiten und mit möglichen Enttäuschungen. Der einfachste Weg, um Enttäuschungen zu vermeiden, ist keine Hoffnung mehr zu haben und sich mit dem Status Quo abzufinden. Das ist aber nicht Gottes Plan, er hat uns berufen und befähigt, sein Reich auf diese Erde zu bringen. Der Apostel Petrus, der Jesus dreimal verleugnete, war sehr von sich enttäuscht und fiel in die Passivität. Doch Jesus gab ihm wieder Hoffnung, wir lesen dazu: «Nach dem Frühstück sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als die anderen? Petrus erwiderte: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Jesus sagte: Dann weide meine Lämmer» (Johannes 21,15 NLB). Petrus Enttäuschung über sich nahm ihm alle Hoffnung und er versank in der Passivität. Jesus gab ihm wieder Hoffnung, trotz des Versagens erhielt er die Ehre, Gottes heilige Mission hier auf Erden weiterzuführen. Die von Jesus gegebene Hoffnung startete in Petrus wie ein Motor. Petrus wurde der Leiter der ersten christlichen Gemeinde. Gott hat auch Hoffnung für uns, spielt keine Rolle, was hinter uns liegt. William D. Brown formulierte es wie folgt: «Versagen ist nicht eine Person, sondern ein Ereignis» (Failure is not a person, it’s an event).

Zum Schluss noch eine kurze Geschichte von einer Person mit einer grossen Hoffnung.

Der afroamerikanische Baptistenpastor Martin Luther King kämpfte in den sechziger Jahren gegen soziale Ungerechtigkeit. In seiner berühmten Rede sprach er von dem Göttlichen Traum von sozialer Gerechtigkeit, unabhängig jeglicher Hautfarbe. Er träumte davon, dass Afroamerikaner und Weisse Hände halten könnten, ohne verurteilt zu werden. Martin Luther King erlebte diesen Traum nicht, doch kleine Veränderungen gaben ihm Hoffnung.

Ich bin überzeugt, dass Gott uns allen den Traum von seinem Himmelreich in das Herz gelegt hat. Wir tragen dazu bei, dieses Königreich in diese Welt zu bringen. Jesus hat bereits dafür gebetet: «Dein Reich komme, dein Wille geschehe auf der Erde, wie er im Himmel geschieht» (Matthäus 6,10 NGÜ). In Gottes Reich geschieht sein Wille. Jesus ist gekommen, um dieses Reich auf die Erde zu bringen und hat uns diese Mission weitergegeben. Unsere Hoffnung, sein Reich hier und jetzt.

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

  1. In welchem Bereich deines Lebens hast du die Hoffnung verloren?
  2. Wie kannst du diese Hoffnung gewinnen?
  3. Warum ist Hoffnung wichtig?
  4. Was ist deine konkrete Hoffnung für einen Bereich deines Lebens?
  5. Ist deine Hoffnung biblisch? Gibt es eine Verheissung dazu?
  6. Hast du Hoffnung für Gottes Reich hier auf Erden?