Die zwölf Jünger Jesu im Fokus

Datum: 6. September 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Epheser 1,5+12

Wir schauen den 12 Jüngern auf die Finger und fragen uns, welche Lehren wir daraus ziehen können für unser Miteinander in der Gemeinde.


Der Begriff «Jünger» bezieht sich ursprünglich auf die Schüler eines Lehrers. In der alttestamentlichen Welt gehörten die Schüler zu einem Rabbi oder zu einem Propheten; in der griechischen Welt scharten sie sich um die Philosophen. Der Vorläufer von Jesus, Johannes der Täufer, hatte schon seine Jünger, so wie dann auch Jesus. Dem Begriff Jünger begegnen wir nur in den Evangelien und in der Apostelgeschichte, nachher nicht mehr. Aber er ist für uns im christlichen Bereich über all die Jahrhunderte ein bekannter, gebräuchlicher Begriff geblieben; nicht zuletzt weil Jesus im Missionsbefehl seine Jünger aufgefordert hat: «Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern…»

Heute reden wir statt von Jüngern von Jesus-Nachfolgern oder von Gottes-Kindern; meinen aber dasselbe. Von den 12 kennen wir vor allem Petrus, Jakobus und Johannes; und natürlich Judas, den Verräter, oder auch den Zweifler Thomas. Von den andern (Andreas, Philippus und Matthäus) vernehmen wir wenig. Von den letzten vier Jüngern kennen wir nur die Namen, aber sie waren Jünger und wurden wie alle andern von Jesus ausgesandt: Bartholomäus; Jakobus, der Sohn des Alphäus; Simon, der Kananäer und Thaddäus (im Lukas-Evangelium Judas genannt, Sohn des Jakobus). 12 Männer die verschiedener nicht sein könnten! So verschieden wie wir hier im Gottesdienst oder alle im Livestream. Und jetzt ruft Jesus Christus im 21. Jahrhundert immer noch Menschen in seine Nachfolge! Wie macht er das?

Wie sind die 12 zu Jüngern geworden?

Jesus ist jedem Einzelnen begegnet, hat sie angesprochen und in die Nachfolge gerufen. Alle haben augenblicklich reagiert. Sie haben alles liegen lassen und sind mit Jesus gegangen. Klar, die waren alle noch sehr jung und ungebunden. Aber dieses gemeinsame Erlebnis verbindet sie stark. Sie waren damals wahrscheinlich alle im ähnlichen Alter, während das bei uns sehr verschieden sein kann. Dir ist Jesus vielleicht schon als Kind begegnet, oder später als jugendliche oder erwachsene Person, oder gar im hohen Alter.

Wie so ein Ruf in die Nachfolge ablaufen kann, ist am vergangenen Sonntag an den Erlebnisberichten der Täuflinge deutlich geworden. Wir hören von Jesus, im Elternhaus oder in den Gottesdiensten, im Gespräch mit andern Menschen, beim Lesen der Bibel, andere erleben Gott in Träumen oder Visionen usw. und eines Tages spüren wir, dass etwas Wissen über Gott und Jesus nicht alles ist. Jesus zielt eine persönliche  Beziehung zu uns an. Er klopft, bei den einen sanft, bei andern kräftig, an unsere Herzens-Tür. Und plötzlich merkst du: Ich stehe vor einer Entscheidung! Die Frage steht vor mir: Öffne ich mich für ein  Leben mit Jesus, oder schiebe ich seine Anfrage auf die lange Bank?

 

Auf dem Marktplatz von Athen hat Paulus damals Folgendes gepredigt: «Von Anfang an war es sein (Gottes) Plan, dass die Völker Gott suchen und auf ihn aufmerksam werden sollten und ihn finden würden - denn er ist keinem von uns fern. In ihm leben, handeln und sind wir» (Apg 17,27-28a). Gott ist von keinem Menschen weit weg. Allen Menschen ist er erreichbar nah, weil er allen die Möglichkeit geben will, ihn zu finden. Es soll keiner sagen können: Ich habe dich nicht gefunden! Meist ist umgekehrt, dass Gott die Menschen mit viel Geduld wiederholt ansprechen muss, weil sie sich so weit von ihm entfernt haben!

Das ist ein ganz entscheidender, aber schöner Moment, wenn du vor dieser Glaubens-Entscheidung stehst: Ja oder Nein? Das ist ähnlich wie wenn ein Mann vor einer Frau auf die Knie fällt und sie bittet ihn zu heiraten! Was liess er sich da nicht alles einfallen für diesen Moment! Vielleicht spürst du heute dieses sanfte Anklopfen von Jesus! Vertrau ihm dein Leben an! Jesus nahm die Jünger mit und sie blieben bei ihm. Wir lesen im Lukas-Evangelium:«Jesus zog durch die nahe gelegenen Orte und Dörfer, um die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Er nahm seine zwölf Jünger mit, und einige Frauen… dazu gehörten Maria Magdalena, Johanna, Susanna und viele andere, die Jesus und seine Jünger durch das, was sie hatten, unterstützten» (Lukas 8,1-3 NL).

Das öffentliche Auftreten von Jesus  war also kein 3jähriger Männerevent! Da waren Frauen dabei, die für sie sorgten und die auch von Jesus lernen wollten! Die Jünger durften zuerst einfach mal dabei sein, bei all dem was Jesus tat – zuschauen und zuhören. Das ist wie am Anfang einer Berufslehre! Die Jünger haben täglich viel erlebt! Das waren prägende und glaubensstärkende Erfahrungen: Die Hochzeit zu Kana, wo Jesus Wasser in den besten Wein verwandelte. Die Power-Botschaft der Bergpredigt hören. Die Stillung des Sturmes – wo sie Todesängste ausstehen mussten. Die Speisung der 5'000. All die Heilungen und Dämonenaustreibung – das ging ihnen alles unter die Haut!

Wenn du neu bist in der Jesus-Nachfolge: Du darfst einfach mal so dabei sein! Zuschauen und zuhören! Sag zu Jesus: «Jesus, ich möchte so, wie deine Jünger damals, immer in deiner Nähe sei und mit dir meine Tage erleben und von dir lernen». Lies dazu biblische Geschichten und staune darüber, was bei Gott alles möglich ist! Lies Bücher von Christen, die aus ihrem Leben erzählen. Bei gottkennen.ch kannst du unter «Mini Gschicht mit Gott» viele Glaubenserlebnisse anhören! Oder frag doch links und rechts hier in der Gemeinde wie sie Jesus erleben.

Die Jünger im Praktikum

Und plötzlich wird dann dein Alltag zum Praktikum.  So wie bei den Jüngern. Jesus hat sie zu zweit ausgesandt und gesagt: «Geht und redet mit den Leuten über das Himmelreich, predigt, heilt Kranke, treibt Dämonen aus, weckt Tote auf…» Das sind grosse Erwartungen! Ob die Jünger wohl auch gesagt haben: «Das kann ich doch nicht…?» Das Gute bei Jesus ist, dass wenn er uns zum Einsatz schickt, er selbst die Verantwortung übernimmt für das Resultat! Das ist wohl uns allen klar: Die Jünger konnten nicht von sich aus Kranke heilen, eindrücklich predigen oder Dämonen austreiben – und schon gar nicht Tote auferwecken! Was immer sie erreichen konnten tat Jesus durch sie! Sie handelten in Jesu Namen. Er gab ihnen die Vollmacht und das Gelingen. So ist es auch bei uns. Es ist der Heilige Geist, der durch uns wirkt. Es ist der Heilige Geist, der uns die richtigen Worte eingibt. (Beispiel: Gebet für gute Gespräche bei Besuch). Dass es eine herausfordernde Zeit werden wird hat er ihnen deutlich klar gemacht mit dem Hinweis, dass er sie wie Schafe unter die Wölfe sende.

 

 

Doch nach dem Praktikum kamen die Jünger ganz begeistert zurück! «Das war super! Das war mega cool! In deinem Namen, Jesus, konnten wir sogar böse Geister austreiben». Jesus hält für sie fest: Ich habe euch die Macht dazu gegeben! Und fügt dann noch etwas Interessantes an: «Freut euch nicht darüber, dass böse Geister euch gehorchen, sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind» (Lukas 10,20 NL). Wenn wir uns darüber freuen können, dass unsere Namen im Himmel im Buch des Lebens notiert sind, dann sind wir weniger in Gefahr, ins Leistungs- und Erfolgsdenken einzutauchen. Dass du dort notiert bist, hast du einzig und allein der Gnade Gottes zu verdanken. Das behält uns auf dem Boden der Demut und Realität!

Die Jünger bereiten ihrem Meister auch mal Mühe

Jesus sagte zu den Jüngern: «Wenn jemand der Erste sein will, soll er der Letzte von allen und der Diener aller sein» (Mk 9,35 NGÜ). Wer will schon gerne der Letzte sein! Und der Hinterletzte schon gar nicht! In andern Bibelstellen ist es noch stärker ausgedrückt: Wir sollen Knechte sein! Werden wie die Kinder, denn der Kleinste wird gross sein…

Die 12 Jünger versagten oft in Prüfungen:

  • Gerade eben haben sie die wunderbare Brotvermehrung erlebt mit tausenden von Leuten. Und kurze Zeit später sind sie ganz entsetzt, dass sie vergessen haben Brot zu kaufen.
  • Unterwegs mit Jesus im Boot verlieren sie im Sturm alles Vertrauen: «Wir kommen um!» ist ihre Überzeugung! Da kann Jesus nur fragen: Wo ist euer Glaube?
  • Oder dann muss Jesus sie rügen: Ihr seid so unverständig! Habt ihr denn immer noch nicht begriffen!
  • Im Moment, wo Jesus von den Soldaten verhaftet wird, ergreifen die meisten die Flucht.
  • Nach der Auferstehung von Jesus kommen Frauen mit dieser wunderbaren Botschaft zu den Jüngern – keiner glaubt ihnen!

Das Gute bei Jesus ist: Weil er selbst Mensch geworden ist, versteht er unsere menschlichen Schwächen und wir dürfen bei ihm Fehler machen! Jesus weiss um unseren Kleinglauben – aber er macht mit uns weiter und schenkt neuen Glauben. Hast du dir auch schon Gedanken und Sorgen gemacht wegen Kleinigkeiten und plötzlich ist dir bewusst geworden, dass Jesus da ist und deine Situation auch sieht!? Es gab Leute die ihm tagelang folgten, sich schon zu seinen Jüngerinnen und Jünger zählten, und plötzlich waren sie weg. Jesus fragt seine 12 traurig: Wollt ihr auch weggehen? Petrus antwortet: «Herr, wohin sollten wir gehen!? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt: Du bist der Heilige Gottes» (Johannes 6,68-69 LU). Bist du im Moment eher in einer Auf-und-davon-Phase oder bist du schon so weit wie Petrus in deiner Überzeugung: «Was weg von Jesus? Unmöglich! Es gibt keine Alternative, keinen Plan B!» Mich begeistert, dass Jesus alle bis zu Letzt bei sich behalten hat und dass die Jünger trotz allen eventuellen Auf-und-davon-Gedanken bei Jesus geblieben sind. Nach der Auferstehung waren noch alle da, ausser Judas.

Jesus will dich begleiten

So verschieden wie die Jünger sind - Jesus hat sie gerufen, geformt, befähigt und mit einem Auftrag ausgesandt. Genauso wertvoll ist ihm dein Leben. Er will dich begleiten und trotz Zweifel, Kleinglaube und Versagen und aus dir einen Menschen machen der für Gott Ruhm und Ehre ist. Als Kind Gottes bist du gesegnet und wirst ein Segen sein! «Von allem Anfang an hat Gott uns dazu bestimmt, durch Jesus Christus seine Söhne und Töchter zu werden…; mit dem Ziel, dass wir zum Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit beitragen – alle, die wir unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben» (Epheser 1,5+12 NGÜ). Amen!

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: Epheser 1,5+12

  • Wie hat Jesus dich vor die Entscheidung gestellt?
  • Hat Jesus dir auch schon einen Auftrag erteilt? Hast du ihn erledigt oder nicht?
  • 3 Lieblingsjünger, 1 Verräter, 1 Zweifler, 4 stille Wasser –Wie haben die 12 es geschafft, zusammen zu bleiben?
  • Warum vergessen wir ermutigende Erlebnisse mit Jesus so schnell?
  • Freut euch vielmehr, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind… Welche Nebenwirkungen hat diese Freude?
  • Den Glauben über den Haufen werfen – hast du dich auch schon mal mit solchen Gedanken beschäftigt?
  • Was sind im Moment deine grössten Herausforderungen im Leben mit Jesus?
  • Was die grössten Aufsteller oder Ermutigungen?