Datum: 5. Mai 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Lukas 5,17-26

Nachfolge geschieht in der Begegnung mit Jesus Christus. Doch die verschiedensten Menschen reagieren unterschiedlich. Anhand der biblischen Geschichte der vier Männer, welchen ihren Gelähmten Freund brachten, begegnen uns drei Typen. Alle begegnen Jesus anders. Die Gewährenden wissen genau was wie läuft. Sie sind zwar anwesend, aber dies mit einem kritischen Blick. Die Vertrauenden zeigen ihren Glauben in der Tat. Sie sind fest überzeugt, dass Jesus Christus helfen kann, und so bringen sie den Bedürftigen zu ihm. Die Bedürftigen stecken in einer aussichtslosen Situation. Sie benötigen Jesus, damit sie heil und gesund werden können.


Der heutige Gottesdienst steht ganz im Zeichen der Teens Segnung. So haben sie mir auch ein paar Ideen gegeben, worüber ich predigen könnte. Dies ging von Demut, Vertrauen, in Liebe leben über die sogenannte Waffenrüstung Gottes bis hin zur Frage «Was, wenn ich Jesus Christus im Moment nicht spüre?». Ich habe eine Geschichte ausgewählt, welche m.E. viel mit Vertrauen und der Frage zu tun hat «Was, wenn ich nichts spüre/momentan zu schwach bin/nicht kann». Die Lifegroup besteht aus zwei Teilen. Es ist dies die Befassung mit Glaubensthemen und zum anderen der Fokus auf die Beziehungspflege zu gleichaltrigen. Es ist eine wunderbare Geschichte, bei der der Glaube und die Beziehung unter Freunden zusammenkommen. Diese Geschichte hat viel mit dem Jahresthema der Nachfolge zu tun. Sie scheint so wichtig zu sein, dass sie in drei der vier Evangelien erwähnt wird. Zum Start der Predigt wollen wir gemeinsam die ersten drei Verse lesen. «Eines Tages sassen einige Pharisäer und Schriftgelehrte dabei, als Jesus lehrte. Die Männer waren aus den Dörfern von ganz Galiläa und Judäa und sogar aus Jerusalem hergekommen. Und die heilende Kraft des Herrn ging von Jesus aus. Da trugen ein paar Männer auf einer Matte einen Gelähmten herbei. Sie versuchten, durch die Menge zu Jesus vorzudringen, doch es gelang ihnen nicht. Schliesslich stiegen sie auf das Dach, nahmen ein paar Ziegel weg und liessen den Kranken auf der Matte mitten unter die Zuhörer hinab, Jesus direkt vor die Füsse» (Lukas 5,17-19 NLB).

Drei Grundtypen

Uns begegnen in dieser Geschichte drei Menschen oder besser gesagt Menschengruppen. Ich beschreibe diese ein wenig plakativ als «die Gewährenden», «die Vertrauenden» und «die Bedürftigen». Mit diesen dreien wollen wir durch diese Geschichte gehen. Ich denke, dass gerade auch heute hier in diesem Gottesdienst alle drei Typen vertreten sind.

Da sind die Gewährenden. Dies sind die Pharisäer und Schriftgelehrten in dieser Geschichte. Sie kennen sich gut aus und wissen was getan und gesagt werden muss. Ihr Ziel ist es, die Gebote Gottes einzuhalten. Sie hörten von Jesus und was er tat und kamen deshalb zusammen. Von weither reisten sie an, um zu prüfen, ob denn dies, was dieser Jesus sagt auch in ihrem Sinne ist. Ihre Grundhaltung ist geprägt von «Wir kennen den Weg». Sie lassen es zu, dass Jesus in ihrer Gegenwart predigt, nicht aber zu ihnen. Sie sind ein Bild für Leute, welche abgeklärt mit dabei sind. Sie sind zwar anwesend, aber von der Aufnahme her abwesend.

Ebenso begegnen uns die Vertrauenden. Aus dem Markusevangelium wissen wir, dass es vier Männer sind. Wir wissen nicht, ob ihnen Jesus vorher begegnet ist oder ob sie nur von ihm gehört hatten. Diese hatten einen Freund von ihnen dabei. Ich gehe davon aus, dass es beschwerlich und schwierig gewesen war diesen Mann zu Jesus zu bringen. Als sie dann endlich das Haus erreicht hatten, war es überfüllt und es gab kein Durchkommen. Doch ihr Vertrauen in Jesus war immer noch riesig. Er war ihre einzige Hilfe für ihren Freund. Also stiegen sie aufs Dach und begannen es abzudecken. Vor ein paar Jahren habe ich eine Studienreise nach Israel gemacht. Dort wurde uns gezeigt, wie die Häuser damals gebaut wurden. Ein Dach herzustellen war eine aufwändige Arbeit. Dies wussten die Männer sicherlich. Dennoch waren sie tief überzeugt, dass sie jetzt mit dem Gelähmten zu Jesus kommen mussten. Ich nehme an, dass es ihr Freund war, ansonsten hätten sie dies wohl nicht auf sich genommen. Sie nahmen in Kauf angefeindet oder was auch immer zu werden. Ihr Vertrauen zeigte sich in ihrer Tat. Die Vertrauenden sind ein Bild von Menschen, welche auf dem Weg zu Jesus Christus sind. In ihrem Vertrauen auf Gott überwinden sie verschiedene Hürden.

Zuletzt gibt es da noch den Bedürftigen. Dieser war gelähmt. Im griechischen Urtext wird er als «Mann, der gelähmt war» beschrieben. Die Übersetzung Gelähmter ist daher also richtig. Doch diese Beschreibung enthält noch viel mehr. Denn das Wort, welches für Mann gebraucht wird, meint auch die sündige Natur. Sünde ist eine Verfehlung, welche im Widerspruch zu Gottes Willen steht. Sinngemäss könnte gesagt werden, dies war «ein Mann, der im Widerspruch zu Gottes Willen lebte, der gelähmt war». Wir wissen nicht, weshalb er krank war. Er ist der Passive in dieser Geschichte. Wir werden sehen, dass dieser Mann einen Weg von Gelähmt/im Widerspruch zu Gott, hin zu Heilung/Freiheit gehen wird. Der Bedürftige ist ein Bild für Menschen, welche noch nicht mit Jesus in Berührung gekommen sind.

Begegnung mit Jesus

Alle drei machen eine Begegnung mit Jesus. Die Reaktion von ihnen aber auch von Jesus Christus ist sehr lehrreich und zeigt einiges über diese Typen. Nachdem die Männer den Gelähmten runtergelassen haben, geschah folgendes: «Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Sohn, deine Sünden sind dir vergeben’» (Lukas 5,20 NLB). Jesus tat zwei Dinge. Er sah den Glauben der Männer. Doch wie zeigte sich dieser? Es war kein Lippenbekenntnis. Der Glaube der Männer zeigte sich daran, dass sie so fest darauf vertrauten, dass Jesus Christus helfen kann, dass sie alle Hindernisse überwanden. Auf der anderen Seite sah Jesus die Not, in der der Mann war. Diese war zweierlei. Einerseits war er gelähmt. Andererseits gab es Dinge, welche zwischen ihm und Gott standen. Dies beinhaltet die sinngemässe Beschreibung «ein Mann, der im Widerspruch zu Gottes Willen lebte, der gelähmt war». Hier ist ein spannender Teil dieser Geschichte. Jesus vergab dem Mann nicht aufgrund seines Glaubens, sondern aufgrund des Glaubens der vier Männer. «Helft euch gegenseitig bei euren Schwierigkeiten und Problemen, so erfüllt ihr das Gesetz, das wir von Christus haben» (Galater 6,2 NLB). Sie halfen ihm bei seinen Schwierigkeiten und Problemen in dem Sinne, dass sie ihn zu Jesus brachten. Glaube ist eine Erkenntnis, Zustimmung aber eben auch ein Vertrauen auf die göttlichen Wahrheiten. Die Männer vertrauten auf Verheissungen, was der verheissene Retter eines Tages machen wird. «Er wird das geknickte Rohr nicht brechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. Er wird das Recht wahrheitsgetreu ans Licht bringen» (Jesaja 42,3 NLB).

Gemischte Reaktionen

Auf das Reden und Handeln von Jesus sind in der Geschichte zwei Reaktionen zu sehen. Die Gewährenden waren ausser sich. «’Für wen hält dieser Mann sich?’, sagten die Pharisäer und die Schriftgelehrten zueinander. ‘Das ist doch Gotteslästerung! Wer ausser Gott kann Sünden vergeben?’» (Lukas 5,21 NLB). Sie beschuldigten Jesus der übelsten Art der Verleumdung. Machten aber auch eine richtige Aussage: Nur Gott allein kann Sünden vergeben! Sie hatten aber so ein vorgefertigtes Bild, dass sie Jesus nicht erkannten. Sie empörten sich aufgrund dieser Aussage und so konfrontierte Jesus sie mit der Frage, was denn einfacher sei. Zu sagen deine Sünden sind dir vergeben oder steh auf und geh. So fuhr Jesus fort «’Ich werde euch beweisen, dass der Menschensohn auf Erden die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben.‘ Und er wandte sich an den Gelähmten und sagte: ‘Steh auf, nimm deine Matte und geh nach Hause!’» (Lukas 5,24 NLB). Jesus tat genau dies, was die Pharisäer und Gesetzeslehrer indirekt nur Gott zuschrieben, nämlich Menschen heilen. Dennoch konnten sie nicht an Jesus Christus glauben, obwohl er seine Gottheit dadurch zeigte. Zu voreingenommen waren sie.

Über die Reaktion der Männer wissen wir nichts, aber dafür umso mehr über die Reaktion des Gelähmten. Was machte der Mann, nachdem Jesus mit ihm gesprochen hatte? «Da sprang der Mann vor den Augen aller Anwesenden auf die Füsse, hob seine Matte auf und ging nach Hause und lobte Gott aus vollem Herzen» (Lukas 5,25 NLB). Nachdem der Gelähmte die Gottesbegegnung machte und geheilt wurde, stieg er ins Gotteslob ein. Die Pharisäer befürchteten, dass Jesus mit seiner Aussage Gott verlästerte. Doch genau das Gegenteil passierte. Der Gelähmte pries Gott und alle Anwesenden waren ausser sich und priesen Gott vor Ehrfurcht.

Weg der Nachfolge

Nun komme ich nochmals zurück zu euch Teenies. Der obligatorische Teil der Lifegroup endet nun hier. Ihr seid religiös mündig. Dies bedeutet, dass ihr selbst entscheiden dürft, was und wie ihr glaubt. Wenn ihr euch für den Weg der Nachfolge entscheidet, kann es Momente geben, bei denen ihr selbst nicht im Stande seid Gott zu vertrauen. Doch diese Geschichte zeigt die Wichtigkeit der Gemeinschaft. Die Männer vertrauten Jesus und er heilte ihren Freund. Die Gemeinschaft ist wichtig und eine gute Stütze in Zweifeln, bei Krankheit und im Leiden. Andere Menschen können mit mir zu Jesus kommen, auch wenn ich vielleicht im Moment nicht im Stande bin zu Glauben. Hier schliesst sich auch die Frage an, «Was ist, wenn ich Jesus Christus im Moment nicht spüre?» Mein Tipp: Schnapp dir deine Freunde, resp. es wäre noch toller, wenn dich in einer solchen Situation deine Freunde schnappen und mit dir zu Jesus kommen. Aber Achtung, die Freunde haben den Gelähmten nicht geheilt oder ihm seine Sünden vergeben, sondern sie haben ihn zu Jesus gebracht. Sie haben ihn nicht an sich, sondern an Jesus gebunden. Ich hoffe, dass ihr in der Lifegroup genau solche Freundschaften gefunden habt. Freundschaften, die durchtragen auch in schwierigen Zeiten.

Bei der Vorbereitung war ich versucht heute die Frage zu stellen, für welchen Weg du dich entscheidest. Doch dies ist die falsche Frage. Denn es geht nicht um eine Entscheidung, ob ich ein Gewährender, Vertrauender oder Bedürftiger sein möchte. Sondern es geht darum, ob ich bereit bin in Gottes Gegenwart zu kommen und ihm zu vertrauen. Dabei kann es sein, dass ich immer mal wieder in die Position des Gewährenden verfalle. Nämlich, dass ich überzeugt bin genau zu wissen, wie der Hase jetzt läuft. Mein Wunsch ist es, dass es mir gelingt, mehrheitlich die Position des Vertrauenden einzunehmen. Ich möchte vertrauensvoll etwas machen, obwohl ich das genaue Resultat noch nicht kenne. Vielleicht bin ich aber auch ab und zu mal in der Position des Bedürftigen. Wie gut ist es, wenn ich da eingebettet bin in ein Netz aus Freunden, welche mich tragen. Als Kirche möchten wir genau auch so ein Netz sein. Dies ist eine Einladung an dich zum Mittragen und mitgetragen werden. Wir können uns in der Regel nicht entscheiden, welche Position wir einnehmen wollen. Können aber Grundvoraussetzungen treffen. Ich möchte dies drei Offenheiten nennen. Die Offenheit mir von Jesus immer wieder neues zeigen zu lassen. Die Offenheit Dinge im Vertrauen auf Jesus zu wagen. Die Offenheit mein eigenes nicht können einzugestehen und mich in die Gegenwart von Jesus zu begeben.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Lukas 5,17-26

  1. Wo würdest du dich selbst einordnen? Welche Tendenz hast du am meisten? Die des Gewährenden, des Vertrauenden oder des Bedürftigen?
  2. Wie könntest du noch mehr zu einem Menschen werden, der Gott vertraut?
  3. Was löst der Vers 20 bei dir aus? «Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Mann: Sohn, deine Sünden sind dir vergeben’» (Lukas 5,20 NLB).
  4. Wie hilfst du anderen Nachfolgern von Jesus ganz praktisch bei ihren Schwierigkeiten und Problemen? Was könntest du tun?
  5. Wie antwortest du auf die drei Offenheiten? Die Offenheit mir von Jesus immer wieder neues zeigen zu lassen. Die Offenheit Dinge im Vertrauen auf Jesus zu wagen. Die Offenheit mein eigenes nicht können einzugestehen und mich in die Gegenwart von Jesus zu begeben.