Nachfolge – ein Wettrennen?!
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: 1. Korinther 9,24-27
Die Nachfolge von Jesus Christus wird mit einem Wettrennen um einen wertvollen Preis verglichen. Alle sollen so laufen, dass sie gewinnen. Das verheissene Ziel, der Preis, besteht im ewigen Leben in der Gegenwart Gottes. In diesem Bild wird deutlich, dass dabei unserem lebendigen Körper eine grosse Bedeutung zukommt. Am Körper zeigt sich, wem der Mensch gehört.
Vor kurzem war ich seit langem wieder einmal auf Facebook. Dort habe ich auf einem Profil eines ehemaligen Jungscharkindes einen Kommentar gesehen, der gut zur heutigen Predigt passt. Dieser Junge Mann ist nun Anfang zwanzig und investiert viel Zeit und Energie in den Boxsport. In diesem Beitrag machte er folgendes Statement auf Englisch «Why are you always busy? – I have a dream to finish! » «Weshalb bist du immer so beschäftigt? – Weil ich einen Traum zu erfüllen habe!». Ich deute diese Aussage in dem Sinne, dass er so viel Zeit in sein Ziel, die Erfüllung dieses Traumes steckt, und somit alles andere hintenanstehen muss.
In der heutigen Predigt geht es darum, dass Paulus die Nachfolge als ein Wettrennen und einen Boxkampf beschreibt. Paulus schreibt davon in seinem ersten Brief an die Korinther.
Laufen, wie im Wettrennen
Damit wir die Verse richtig einordnen können, will ich kurz den Kontext im Brief erläutern. Paulus spricht im Kapitel vorher vom Essen des Götzenopferfleisches. Ein Tier wurde damals in der Regel in einer Zeremonie geschlachtet und so war häufig nur Götzenopferfleisch zum Essen vorhanden. Er sagt, dass das Verzehren dieses Fleisches ihnen nichts anhaben kann. Ruft sie aber dennoch zum Verzicht auf, weil dies Menschen mit einem schwachen Gewissen in eine schwierige Lage bringen kann. Um diesen Punkt weiter zu unterstreichen, spricht er in den paar Versen vorher von seiner eigenen Freiheit und schliesst diesen mit dem Statement «All das tue ich, um Gottes gute Botschaft zu verbreiten, damit auch ich Anteil an ihrem Segen erhalte» (1. Korinther 9,23 NLB). Er verzichtet auf einiges. Bspw. auf eine bezahlte Unterkunft und Essen. Darauf eine Ehefrau bei sich zu haben. Er hingegen arbeitet für seinen Lebensunterhalt selbst. Er passt sich an. Er hält sich an das Gesetz, obwohl er frei davon ist. Bei Nichtjuden passt er sich so weit wie möglich an und mit Leuten, welche schwach sind, macht er sich selbst schwach. Er hält sich aber immer an das Gesetz, welches Jesus ihm gegeben hat. Er unterordnet alles seinem Anliegen: Jesus nachzufolgen und andere zur Nachfolge einzuladen. Paulus führte viele Menschen in die Nachfolge von Jesus Christus. Wir können viel von ihm lernen, wie denn Nachfolge aussieht. Er zeigt dies hier im Anschluss an einem Beispiel aus dem Sport.
«Denkt daran, dass alle wie in einem Wettrennen laufen, aber nur einer den Siegespreis bekommt. Lauft so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder Athlet übt strenge Selbstdisziplin. Er tut das allerdings, um einen Preis zu erringen, dessen Wert verblassen wird – wir aber tun es für einen ewigen Preis. So halte ich mir stets das Ziel vor Augen und laufe mit jedem Schritt darauf zu. Ich kämpfe wie ein Boxer, aber nicht wie einer, der ins Leere schlägt. Mit der eisernen Disziplin eines Athleten bezwinge ich meinen Körper, damit er mir gehorcht. Sonst müsste ich befürchten, dass ich zwar anderen gepredigt habe, mich danach aber womöglich selbst disqualifiziere» (1. Korinther 9,24-27 NLB). Wie sollen sich nun also Nachfolger von Jesus Christus verhalten? Sie sollen wie Gewinner laufen. Fokussiert auf ihr Ziel. Gemäss der Einstiegsgeschichte «Why are you always busy? – I have a dream to finish!» Dazu gehört eine gute Vorbereitung. Doch im Gegensatz zum Wettkampf betont er, dass nicht nur einer gewinnen kann, sondern alle können gewinnen. Das Bild des Wettkampfes oder des Rennens wird von Paulus ein paar Mal für das Leben eines Jesusnachfolgers benutzt (2. Timotheus 4,7 und Philipper 3,14)
Paulus nimmt bei diesem Beispiel aus der Sportwelt Bezug zu etwas bekanntem. In der Nähe von Korinth wurden die Isthmischen Spiele ausgetragen. Dort war es üblich, dass der Gewinner einen Kranz aus einer Pflanze erhielt. Diese Sportler dort setzten ihre ganze Kraft dafür ein, um zu gewinnen. Doch gewinnen konnte schlussendlich immer nur jemand. Bei der Nachfolge ist dies anders. Hier können alle gewinnen. Alle laufen auf ein Ziel zu, dabei geht es nicht darum einfach im Wettlauf dabei zu sein, sondern das Ziel zu erreichen.
Das verheissene Ziel
Was wartet denn dort am Ziel und was ist denn das Ziel? «Und wenn der oberste Hirte wiederkommt, werdet ihr mit seiner unbegrenzten Herrlichkeit belohnt werden» (1. Petrus 5,4 NLB). Die Belohnung wird die unbegrenzte Herrlichkeit sein. Im griechischen steht hier Siegeskranz – was eben auch der Preis bei den meisten Spielen war. So eben bspw. auch bei den Isthmischen. Dieser symbolisiert den Freispruch durch Gott. Es ist ein zweiteiliger Siegeskranz. Einerseits ist es der Siegeskranz der Gerechtigkeit. «Nun erwartet mich der Preis – der Siegeskranz der Gerechtigkeit, den der Herr, der gerechte Richter, mir am grossen Tag seiner Wiederkehr geben wird. Doch diesen Preis gibt er nicht nur mir, sondern allen, die seine Rückkehr herbeisehnen» (2. Timotheus 4,8 NLB). Dieser Preis steht allen zu, die die Rückkehr von Jesus Christus herbeisehnen. Die Nachfolger von ihm sind in diesem Wettrennen und den Preis erhalten alle, die diese Sehnsucht haben. Andererseits erhalten alle den Siegeskranz des Lebens. «Glücklich ist, wer die Prüfungen des Glaubens geduldig erträgt. Wenn er sich bewährt hat, wird er das ewige Leben [griechisch: Siegeskranz des Lebens] empfangen, das Gott denen versprochen hat, die ihn lieben» (Jakobus 1,12 NLB).
Hier ist von Glaubensprüfungen die Rede. Was sind denn solche? Dies kann das Zurückstellen eines Wunsches sein. Ausharren in einer bestimmten Situation. Oder aber auch Schwierigkeiten, welche mich an der Existenz Gottes zweifeln lassen. Wäre denn ein Leben ohne Nachfolge von Jesus Christus nicht besser, da es keine Prüfungen gäbe? Prüfung meint allgemein eine Versuchung, Anstoss oder Anfechtung. Paulus widerspricht dem. «Vergesst nicht, dass die Prüfungen, die ihr erlebt, die gleichen sind, vor denen alle Menschen stehen. Doch Gott ist treu. Er wird die Prüfung nicht so stark werden lassen, dass ihr nicht mehr widerstehen könnt. Wenn ihr auf die Probe gestellt werdet, wird er sogleich für einen Ausweg sorgen, sodass ihr standhalten könnt» (1. Korinther 10,13 NLB). Die Herausforderungen sind in der Regel nicht anders. Man kann nicht alles haben, was man möchte. Genügsamkeit ist nicht nur eine Erscheinung und Forderung der Bibel. Der Wagnisforscher Siegbert A. Warwitz sieht den Trend zur Bescheidenheit auch im aktuellen Trekking- und Survival Bedürfnis.
Am Körper entscheidet sich die Nachfolge
Die Worte von Paulus über das Wettrennen sind im grösseren Kontext des Essens des Götzenopferfleisches zu sehen. Paulus weist sie verdeckt darauf hin, sich von dem Fleisch fernzuhalten. Hier meint die Enthaltsamkeit den Verzicht auf das Recht von diesem Fleisch zu essen. Theoretisch haben sie das Recht und auch die Freiheit dies zu tun. «Es ist alles erlaubt, aber nicht alles ist hilfreich. Es ist alles erlaubt, aber nicht alles ist gut» (1. Korinther 10,23 NLB). Paulus verzichtet auf Dinge, um den Bedürfnissen für die Nachfolge des Evangeliums Platz zu machen. Evangelium heisst übersetzt gute Nachricht. Es ist die gute Nachrichte eines Lebens in Fülle. Die Botschaft des Verzichts, der Selbstdisziplin kam wohl damals so gut an wie heute– nämlich überhaupt nicht. N.T Wright fasst die Aussage von Paulus wie folgt zusammen: «Das Evangelium verlangt, dass ihr einige von euren „Rechten“ und „Freiheiten“ aufgebt, auch wenn sich das so anfühlt, als ob ihr euch einem harten sportlichen Training unterzieht» (N.T. Wright). Leute, welche an Wettrennen teilnahmen, wollten nicht bloss dabei sein, sondern gewinnen. Dies bedeutet auf alles zu setzen, was man braucht, um zu gewinnen. Es bringt nichts bei einem Wettlauf mitzumachen, wenn man nicht gewinnen will!
Nachfolge von Jesus Christus kann mich einiges kosten. Es gibt eine Begebenheit bei der Jesus scheinbar die Nachfolge von ihm ausreden will. «Unterwegs sagte einer der Jünger zu Jesus: ‘Ich will mit dir gehen, wohin du auch gehst.’ Aber Jesus hielt ihm entgegen: ‘Füchse haben ihren Bau und Vögel haben Nester, doch der Menschensohn hat keinen Ort, an dem er sich ausruhen kann.’ Zu einem anderen sagte er: ‘Komm, folge mir nach.’ Dieser jedoch antwortete: ‘Herr, lass mich zuerst noch nach Hause gehen und meinen Vater begraben.’ Jesus erwiderte: ‘Lass die Menschen, die nicht nach Gott fragen, für ihre Toten sorgen. Deine Aufgabe ist es hinzugehen und das Kommen des Reiches Gottes zu verkündigen.’ Ein anderer sagte: ‘Ja, Herr, ich will mit dir gehen, aber lass mich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehmen.’ Doch Jesus sagte: ‘Wer eine Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht geeignet für das Reich Gottes.’» (Lukas 9,57-62 NLB). Um es in der Sprache zu sagen die Paulus braucht, wenn ich das Ziel erreichen will, muss ich alles, was stört hinter mir lassen.
Die Athleten der damaligen Spiele mussten versichern, dass sie in der zehnmonatigen Vorbereitungszeit auf Wein, Fleisch und Geschlechtsverkehr verzichtet hatten. Die Selbstkontrolle ist nicht nur für Sportler, sondern auch für Nachfolger eine wichtige Fähigkeit und diese gehört für Paulus zur Frucht des Heiligen Geistes (Galater 5,23). Nebst seiner Schilderung des Wettkampfes braucht Paulus das Bild eines Boxers. Dies war damals ein harter Beruf. Die Boxer waren im Gesicht ziemlich entstellt – aber in der Gesellschaft hochgeachtet. Paulus kämpft wie ein Boxer mit vollem Einsatz und zielgerichtet. Er begegnet seinem eigenen Körper mit eiserner Disziplin, so wie es ein Athlet tut, damit dieser ihm gehorcht. Dies ist die Kernaussage des Paulus. Am eigenen lebendigen Körper entscheidet sich, wem der Mensch eigentlich gehört und von wem er bestimmt wird. Das Verhalten von Paulus macht dies deutlich. Doch es ist nicht so, dass Paulus gegen den Körper ist und diesen als schlecht erachtet. Es ist vielmehr das Gegenteil. «Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, der in euch lebt und euch von Gott geschenkt wurde? Ihr gehört nicht euch selbst, denn Gott hat einen hohen Preis für euch bezahlt. Deshalb ehrt Gott mit eurem Leib» (1. Korinther 6,19-20 NLB). Ihm geht es darum, Gott im Körper zu verherrlichen und zu ehren. Was könnte dies für dich und deinen Umgang mit deinem lebendigen Körper bedeuten?
Die Absicht des Paulus ist es, dass Nachfolger von Jesus Christus ihre irdischen Körper auf ihre wahre Bestimmung vorbereiten. Dies ist die Vereinigung mit ihm in der Auferstehung. «Denn unser vergänglicher irdischer Körper muss in einen himmlischen Körper verwandelt werden, der nicht mehr sterben wird. Wenn dies geschieht – wenn unsere vergänglichen, irdischen Körper in unvergängliche, himmlische Körper verwandelt sind – dann wird sich das Schriftwort erfüllen: ‘Der Tod wurde verschlungen vom Sieg.’» (1. Korinther 15,53-54 NLB). Dieser himmlische ewige Körper ist der ewige Preis, um den es beim Wettrennen geht. Es geht um die ewige Gemeinschaft mit Gott. Der Siegeskranz der Jesusnachfolger ist das unvergängliche Leben. Konkret die leibliche Auferstehung.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 1. Korinther 9,24-27
- Was ist deine erste Reaktion, wenn du den Vergleich der Nachfolge mit einem Wettrennen oder Wettkampf hörst?
- Was ist das Ziel deiner Nachfolge? Was hast du vor Augen?
- In welchem Bereich erlebst du am meisten Anfechtungen/Herausforderungen/Prüfungen? Wie gehst du damit um?
- Was macht die folgende Aussage mit dir? Am eigenen lebendigen Körper entscheidet sich, wem der Mensch eigentlich gehört und von wem er bestimmt wird.
- Wie verherrlichst du Gott mit deinem lebendigen Körper? Wo machst du gerade das Gegenteil davon und gibst ihm dadurch nicht die Ehre?