Kommt zu Tisch – David und Mefiboschet

Datum: 18. Oktober 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Petrus 3,18

Ist das Evangelium mehr als ewiges Leben? Einmal bei Gott zu sein? Natürlich! Ewiges Leben beginnt bereits hier auf Erden. Durch Jesus Christus haben wir Zugang zu Gottes Gnade. Was bedeutet denn Gnade? Das wollen wir gemeinsam anschauen und uns neu vom Evangelium begeistern lassen. Anhand der Geschichte von David und Mefiboschet werden wir sehen, wie Gott dein Leben heute segnen möchte und wie du so zu einem Segen für andere werden kannst.


In Moldawien haben wir dieses Jahr viele evangelistische Einsätze unternommen. Wir haben Menschen in ihren Häusern besucht und ihnen die rettende Botschaft von Jesus Christus gebracht. Wenn wir das Evangelium verkünden, dann haben wir oft die Zukunft im Blick. Ewiges Leben bei Jesus im Himmel. Aber was bedeutet das Evangelium für das hier und jetzt? Evangelium bedeutet wörtlich: Eine Nachricht, zu gut, um wahr zu sein! Ist das Evangelium mehr als der Trost auf das Leben danach? Beim Nachdenken über dieses Thema bin ich auf ein tolles Bild im AT gestossen. Ich möchte euch mitnehmen in diese Geschichte und ich bin gespannt, was wir Neues über das Evangelium von Jesus Christus lernen können.

David und Jonathan

Alles beginnt mit einer Freundschaft zwischen David und Jonathan. Jonathan ist der Sohn vom amtierenden König in Israel und der rechtmässige Thronfolger. David, ein Hirtenjunge, wurde von dem Propheten Samuel zum neuen König gesalbt, weil Jonathans Vater, König Saul, nicht nach Gottes Willen lebte. Eigentlich keine gute Basis, um gute Freunde zu sein. Immer wieder versucht Saul, David zu töten, und treibt ihn schließlich dazu, sich unter den Feinden Israels, bei den Philistern, zu verstecken. Aber Jonathan bleibt seinem Freund treu, und auch David bleibt seinem Freund treu.

Dann werden in 1 Samuel 31 Saul und Jonathan im Kampf getötet. Das Erstaunliche an wahrer Freundschaft ist, dass selbst der Tod sie nicht zerstören kann. Jetzt wird die Geschichte dramatisch. Gemäss der königlichen Dynastie würde nach dem Tod von Saul Jonathan regieren, danach Jonathans Sohn und so weiter. Aber Gott hatte das Haus Sauls vom Thron verworfen und einen Mann nach seinem eigenen Herzen ausgewählt - David. Als sich die Dynastien zu dieser Zeit wandelten, wurden, normalerweise alle Thronfolger aus der vorherigen Dynastie eliminiert, so dass die neue Dynastie ungehindert regieren könnte.

Vom Prinzen zum Sohn der Schande

Jonathan hatte einen 5 Jahre alten Sohn Namens Mir-Baal. Die Geschichte beginnt damit, dass die Pflegemutter, die sich um Mir-Ball kümmert, von Sauls und Jonathans Tod erfährt. Sie geht nun davon aus, dass David kommen und Mir-Baal töten wird. «…Und seine Pflegemutter hatte ihn aufgehoben und war geflohen; da sie aber hastig floh, fiel er hin und wurde gelähmt. Und sein Name war Mefiboschet» (2. Samuel 4.4 ZB).

Ursprünglich hiess Mefiboschet Mir-Baal, was «Gegner von Baal» bedeutete (vgl. 1. Chronik 8,34). Aber sein Name wurde in Mefiboschet geändert, was «Sohn der Schande» bedeutet. Von diesem Moment an war dieser junge Mann verkrüppelt. Wir sprechen von einer Zeit, in der es keine Rollstühle oder Physiotherapie gab. Keine IV. Was für ein erbärmlicher, armer Mensch muss er gewesen sein. Seine Familie ist tot, er kann sich nicht selbst versorgen, lebt von der Gnade von Fremden und wartet darauf zu sterben. Im Alter von 5 Jahren wird seine ganze Welt auf den Kopf gestellt

Hattest du jemals einen Mefiboschet-Moment? Vielleicht war es der Verrat eines Ehepartners. Vielleicht war es der Verlust eines Arbeitsplatzes. Vielleicht gingst du zum Arzt. Hast dich gut gefühlt doch der Arzt hat eine schlimme Diagnose festgestellt. Vielleicht fühlst du dich einsam. Oder du hast mit Minderwert zu kämpfen. Die Corona Kriese ist für viele Menschen ein solcher Moment. In solchen Momenten, wenn wir den Boden, die Kontrolle verlieren, was machst du dann? Wie kann das Evangelium hier helfen? Die gute Nachricht? Was bringt mir diese gute Nachricht, wenn ich in 50 Jahren im Himmel bin? Ich habe jetzt Schmerzen! Kennst du diese Gedanken? Mefiboschet versteckt sich nun in der Stadt Lo-Dabar. Lo-Dabar bedeutet: ohne Weide, unfruchtbar. Der Name des Dorfes fasst das Leben von Mefiboschet symbolisch in Worte: Unerfüllt, unfruchtbar, eine verwelkte Blume, geschaffen um zu blühen, aber verdorrt in der sengenden Hitze des Lebens. Nun passierte aber etwas in seinem Leben. Gemeinsam lesen wir aus 2 Samuel 9.

Um Jonathans Willen

Vers 1: «Und David sagte: Wenn es noch jemanden gibt vom Haus Saul, werde ich ihm Barmherzigkeit erweisen um Jonathans willen» (2. Samuel 9,1 ZB).

David sucht keine Rache an dem Hause Sauls – David sucht jemanden, dem er königliche Freundlichkeit zeigen kann. Interessant ist die Aussage, weshalb er das tun möchte – um Jonathans willen. Wir lesen das gleich nochmals. Nun hörte David von Mefiboschet (Verse 2-4) und David ruft Mefiboschet herbei (Vers 5) und zweifellos blieb das Herz von Mefiboschet stehen:  «Dies ist das Ende! Jetzt werde ich sterben!» dachte er vermutlich. Wir lesen weiter ab Vers 6:

«Da kam Mefiboschet, der Sohn Jonatans, des Sohns von Saul, zu David, fiel nieder auf sein Angesicht und verneigte sich. Und David sagte: Mefiboschet! Und er antwortete: Sieh, dein Diener ist hier.  Und David sagte zu ihm: Fürchte dich nicht, denn ich werde dir Barmherzigkeit erweisen um deines Vaters Jonatan willen und ich werde dir das ganze Land Sauls, deines Vaters, zurückgeben, und du sollst immer an meinem Tisch essen» (2. Samuel 9, 6-7 ZB).

#WeAreMefiboschet

«Um deines Vaters Jonatan willen…» Sehen wir das Evangelium in dieser Geschichte? Wegen Jonatan, wegen dem Tod Jonatans, zeigt David Mefiboschet Freundlichkeit und Barmherzigkeit. Siehst du es? Gott schenkt uns heute Barmherzigkeit und Freundlichkeit wegen Jesus. Wegen seinem Tod am Kreuz.

  • Jonatan = Jesus
  • David = Gott
  • Wer ist Mefiboschet = Du

 

 

Vor Gott sind wir alle Schuldig. «Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt» (Römer 3,23 ZB). Und weiter lesen wir: «Denn der Sünde Sold ist Tod…» (Römer 6,23 ZB). Tod meint getrennt sein von Gott, dem Ursprung allen Lebens. Hier auf der Erde aber auch in alle Ewigkeit. Getrennt sein von dem Tisch Gottes, der für Gemeinschaft mit ihm steht.

Wie Mefiboschet sind wir hilflos, etwas gegen unseren Zustand zu unternehmen. Aber nun kommt das Evangelium. Davids Freundlichkeit gegenüber Mefiboschet beruhte auf absolut NICHTS, was Mefiboschet an den Tisch bringen konnte. Um Jonatans willen. Genauso verhält es sich mit Gottes Freundlichkeit gegenüber DIR am heutigen Morgen. Seine Freundlichkeit beruhte auf absolut NICHTS, das DU bringen könntest. Um Jesu willen. Jesus, der Sohn Gottes, bringt uns an den Tisch Gottes. «Gerecht gemacht werden sie (das heisst wir) ohne Verdienst aus seiner Gnade durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist» (Römer 3,24 ZB).

Das Evangelium von Jesus Christus erlaubt es uns, Gnade in die Lücke zwischen uns und Gott zu setzen.

«Denn durch die Gnade seid ihr gerettet aufgrund des Glaubens, und zwar nicht aus euch selbst, nein, Gottes Gabe ist es» (Epheser 2,8 ZB). Martin Luther, er beschreibt es wunderschön: «Gesetz ist, was wir tun sollen; Evangelium aber, was Gott geben will.» Gott möchte dir einen Platz an seinem Tisch geben. Und das steht zum einten für das ewige Leben nach dem Tod. Hast du diesen Platz am Tisch Gottes? Denke daran - du kannst deinen Platz nur aufgrund der Tat eines anderen bekommen. Hast du dein Leben, deine Ewigkeit, Jesus anvertraut?

Gnade ist mehr

Aber Gnade ist viel mehr als einfach ewiges Leben. Nun mein Link zum Anfang. Was ist das Evangelium? Einfach etwas in der Zukunft?  Was ist Gnade? Psalm 103,8 sagt, dass Gott gnädig und barmherzig ist. Um diese Begriffe zu verstehen brauchen wir noch einen anderen Begriff: Gerechtigkeit. Gerechtigkeit bedeutet, genau das zu bekommen was man verdient hat. Erbarmen aber bedeutet dagegen, dass Gott uns vor den Konsequenzen und dem Gericht verschont, die wir eigentlich verdient hätten. Gott macht also etwas nicht, er reagiert Barmherzig. Wie David mit Mefiboschet. Gnade aber ist die Gunst und die Segnungen Gottes zu erhalten, die wir nicht verdient haben. Und dies beginnt bereits hier auf der Welt! Gnade bedeutet durch Jesus Christus unter Gottes Einfluss zu kommen, unter den himmlischen Einfluss zu kommen. «Denn es ist erschienen die heilsame Gnade Gottes allen Menschen und erzieht uns, dass wir absagen dem gottlosen Wesen und den weltlichen Begierden und besonnen, gerecht und fromm in dieser Welt leben.» (Titus 2,11-12 LUT) Gnade ist die wirksame Kraft Gottes in unserem Leben! Deshalb schreibt Paulus jeweils in seinen Briefen: «Gnade sei mit euch!» Auch Petrus schreibt in seinen Eingangsworten im 1. Petrusbrief: «Ich wünsche euch Gnade in reichstem Masse»! Im 2. Brief wünscht er: «Ich wünsche` euch, dass ihr Gott und unseren Herrn Jesus immer besser kennen lernt und dadurch in immer größerem Maß Gnade und Frieden erfahrt» (2. Petrus 1,2 NGÜ). Sein ganzer Dienst stellt Paulus unter die Gnade: «Dass ich trotzdem ein Apostel geworden bin, verdanke ich ausschließlich der Gnade Gottes…nicht mir verdanke ich das «Erreichte», sondern der Gnade Gottes, die mit mir war!» (1 Kor 15,10 NGÜ)

In der Gnade wachsen

Unser biblischer Auftrag: «Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus» (2. Petrus 3,18 LUT).

Das Wort «Wachset» ist in der aktiven Befehlsform geschrieben. Du bist verantwortlich, dass die Gnade Gottes in deinem Leben wächst. Gottes Gnade muss aktiv gesucht und angenommen werden. Und wo finden wir diese Gnade? Am Tisch, bei Gott: «Wir wollen also voll Zuversicht (wegen Jesus) vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten, damit er uns sein Erbarmen schenkt und uns seine Gnade erfahren lässt und wir zur rechten Zeit die Hilfe bekommen, die wir brauchen» (Hebräer 4,16 NGÜ). Wir müssen lernen in die Gegenwart Gottes zu kommen, an seinen Tisch, um Gnade zu erhalten, um Hilfe zu bekommen, nicht nur in der Zukunft, nein, das ist ein Wort für heute! Paulus mit seinen Herausforderungen erhielt von Gott folgendes Wort: «Meine Gnade ist alles, was du brauchst, denn meine Kraft kommt gerade in der Schwachheit zur vollen Auswirkung» (2. Korinther 12,9 NGÜ).

Wenn wir verstehen, dass wir durch Jesus eine Einladung an den Tisch Gottes haben, dann lass uns nicht mehr zufrieden sein mit Fast Food. Suche die Gnade Gottes, Gottes Einfluss, Gottes Wirken heute! In deinen Schmerzen, in deinen Problemen, in deiner Einsamkeit in deiner Lebenssituation. Durch Jesus ist der Weg für die Gnade Gottes offen. «Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns in den Himmeln gesegnet hat mit allem geistlichen Segen durch Christus» (Epheser 1,3 ZB). Das ist auch Evangelium! Eine Nachricht zu gut, um wahr zu sein!

Mefiboscht hat am Tisch von König David Essen und eine Zugehörigkeit bekommen. Wir aber werden am Tisch bei Gott dem König gesegnet mit ALLEM geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Und mit diesem Segenspacket, was ja alles beinhaltet, können wir heute in jeder Situation Siegreich sein. Wir überwinden bei weitem sagt Paulus in Römer 8 als er das Evangelium der Gnade auslegte. Das gibt Hoffnung. Das ist eine gute Nachricht. Wenn wir dies begreifen, dann sind wir wirklich gesegnet und werden ein Segen sein.

 

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen 

Bibeltext lesen: 2. Samuel 9; 2. Petrus 3,18; Epheser 1,3

  1. Was bedeutet für dich Evangelium? Erlebst du die gute Botschaft im Alltag?
  2. Mefiboschets Leben wurde durch die unverdiente Zuwendung Davids grundlegend verändert. Erlebst du wie der Glaube an Gott auch dein Leben verändert?
  3. Was bedeutet es an den Tisch Gottes zu kommen?
  4. Durch Gnade haben wir Zugang zu Gottes Tisch. Wie verstehst du Gottes Gnade und wie kannst du wachsen in der Gnade? (vgl. 2. Petrus 3,18)
  5. Epheser 1,3. Durch Jesus sind wir mit allem geistlichen Segen bereits gesegnet. Wie würde sich dein Leben verändern, wenn du das glauben würdest?