Freude die keiner auspustet
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: 1. Thessalonicher 5,16; Offenbarung 21,1-7
Freude wird oft mit Momenten des Glücks in Verbindung gebracht, doch wahre Freude geht tiefer – sie ist eine Haltung des Herzens, die uns auch in schwierigen Zeiten begleiten kann. In der Bibel wird die Freude als Geschenk Gottes beschrieben, das durch den Heiligen Geist in unser Leben kommt. Der Ort, der vollkommenen Freude, ist der neue Himmel und die neue Erde. Die Vorfreude darauf möchte unserem diesseitigen Leben Sinn, Glück und Erfüllung geben.
Das Lied «Die Weihnachtsfreude, die pustet keiner aus» ist ein wahrer Ohrwurm. Unsere Freude hat verschiedene Quellen: die Nähe und Verbundenheit mit anderen Menschen, das Erreichen von Zielen und Erfolgen, die Natur und Umgebung, Kreativität und Kunst, Humor und Lachen, Gesundheit und körperliche Aktivität, etc. Eine der grössten Freuden für mich ist, wenn ich zu zweit oder in einer Gruppe auf dem Bike einen Berg erklommen habe und nun gemütlich bei einem Älpler Zmittag im Bergrestaurant mit prächtigem Panorama sitze. Das Problem all dieser Quellen ist, dass sie versiegen oder gar bitteres Wasser wie Konflikte, Misserfolg, Trauer oder Krankheit hervorbringen können.
Der bekannteste Kirchengründer der ersten Jahrhunderts, Paulus, fordert recht kühn: «Freut euch, was auch immer geschieht!» (1Thessalonicher 5,16 NGÜ). Offensicht muss es eine Freude geben, die unabhängig ist von Momenten des Glücks und deshalb nicht ausgepustet werden kann.
Freude ist ein Geschenk
Kürzlich musste ich konstatieren, dass ich ein Stück weit die Freude an meiner beruflichen Tätigkeit verloren hatte und aufpassen muss, dass ich meine letzten Berufsjahre nicht einfach noch absitze. Meine Frau fragte erstaunt, ob ich eine depressive Verstimmung habe. Es ist so: Wenn bei einer Tätigkeit oder im Leben generell die Freude fehlt, wird es mühsam. An der Viva Kirche Konferenz Anfang März zum Thema «Daily Spirit» bekam ich wichtige Impulse, wie ich wieder zu wahrer Freude finden kann. In dieser Predigt verarbeite ich meine Erkenntnisse darüber, wie die Freude zurückkehren kann, was ich auch bereits erlebt habe.
Der Schlüssel liegt im griechischen Wort für ‘Freude’, das chara heisst. Dieser Begriff leitet sich charis (dt. Gnade, Geschenk) ab. Freude in der Bibel geht also aus der Gnade Gottes hervor. Diese Art von Freude ist nicht bloss eine Reaktion auf äussere Umstände, sondern eine Freude, die aus der Beziehung mit Gott und dem Empfangen seiner Gnade entsteht. Sie ist eng mit der Erfahrung von Gottes Liebe und seiner Güte verbunden.
König David musste diesen Zusammenhang bereits vor 3000 Jahren gekannt haben. Er sagt: «Du wirst mir den Weg zum Leben zeigen und mir die Freude deiner Gegenwart schenken. Aus deiner Hand kommt mir ewiges Glück» (Psalm 16,11 NLB). Die Freude liegt in der Gegenwart Gottes selbst und nicht darin, dass Gott günstige Umstände schenkt. Assaf, ein anderer Psalmendichter, drückt den gleichen Sachverhalt etwas anders aus: «Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht setze auf Gott den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun» (Psalm 73,28 LUT). Die Freude liegt in einer ergebnisoffenen Fokussierung auf Gott. Es macht Freude, den Blick auf Gott zu richten und alles von Ihm zu erwarten. Vielleicht entstehen daraus viele sonnige Tage in Kraft, Reichtum und Gesundheit. Vielleicht folgen aber auch schwere Tage mit Bedrohungen, Krankheiten und Konflikten. Die Freude zieht dort ein, wo ein Mensch nicht auf gutes Ergehen und das Erleben von Wohlstand und Gesundheit, sondern auf die Gemeinschaft mit Gott abzielt.
Manche Menschen denken, dass sie in Sachen Freude schlechte Karten haben, da sie ein eher schweres Gemüt haben und sie immer wieder mal von depressiven Verstimmungen eingeholt werden. Sie sagen: «Wenn ich eine so optimistische und fröhliche Weltsicht wie mein Kollege hätte, dann sähe es anders aus!» Aufgrund des biblischen Befunds bin ich aber sicher, dass die Freude, von der ich heute spreche, unabhängig von unserer Persönlichkeit ist.
Sich freuen ist eine Entscheidung
Wir sind der Freude nicht einfach ausgeliefert, im Sinne von einmal ist sie da ein anderes Mal nicht. Sie ist zwar oft mit Momenten des Glücks verbunden, doch wahre Freude geht tiefer – sie ist eine Haltung es Herzens, die uns auch in schwierigen Zeiten begleiten kann. Freude ist also nicht einfach ein euphorisches Gefühl oder das Resultat unseres Schicksals oder unserer Persönlichkeit, sonst könnte sie Paulus nicht einfordern: «Freut euch im Herrn. Ich betone es noch einmal: Freut euch!» (Philipper 4,4 NLB). Dieser Imperativ macht deutlich, dass wir eine Mitverantwortung dafür tragen, dass unser Leben Freude ausstrahlt.
Es ist eindrücklich, was Paulus nur ein paar Sätze später schreibt. Dabei lässt er sich tief in seine Seele blicken: «[…] Ich habe gelernt, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Ob ich nun wenig oder viel habe, ich habe gelernt, mit jeder Situation fertig zu werden: Ich kann einen vollen oder einen leeren Magen haben, Überfluss erleben oder Mangel leiden. Denn alles ist mir möglich durch den, der mich mit Kraft erfüllt» (Philipper 4,11-13 NLB). Offensichtlich ist hier von einer Freude die Rede, die eine Haltung des Herzens ist.
Wie kann ein Mensch gerade in schwierigen Momenten der Aufforderung des Sich-Freuens nachkommen? Indem wir täglich aus Gottes Fülle Gnade schöpfen. Der Weg dazu ist die Erfüllung durch den Geist Gottes, der in einem Jesusnachfolger lebt. Es heisst nämlich: «Wenn dagegen der Heilige Geist unser Leben beherrscht, wird er ganz andere Frucht in uns wachsen lassen: Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung» (Galater 5,22f NLB). Freude wächst in unserem Leben, wenn der Geist Gottes viel Raum bekommt und unser Leben beherrscht. Wo der Geist Gottes das Sagen hat, breitet sich das Reich Gottes aus: «Denn im Reich Gottes ist nicht entscheidend, was man isst oder trinkt, sondern dass man ein Leben führt in Gerechtigkeit und Frieden und in der Freude im Heiligen Geist» (Römer 14,17 NLB). Die charakteristischen Reich-Gottes-Merkmale greifen tiefer als die Befriedigung unserer körperlichen Bedürfnissen.
Unsere Verantwortung liegt darin, dass wir aus Gottes Fülle Gnade um Gnade schöpfen (vgl. Johannes 1,16). Konkret bedeutet dies, dass wir dem Geist Gottes viel Raum in unserem Leben geben, so dass Er es beherrschen kann. Dies geschieht, indem wir der Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater in unserem Alltag eine hohe Priorität einräumen.
Jesus hat ein grosses Anliegen dafür, dass seine Nachfolger viel Freude erleben: «Ich sage euch das, damit meine Freude euch erfüllt. Ja, eure Freude soll vollkommen sein!» (Johannes 15,11 NLB). Es ist symptomatisch, dass Jesus in Johannes 15 über das In-Ihm-Bleiben und Er-in-Uns spricht.
Freude nährt sich aus der Zukunft
Der neue Himmel und die neue Erde werden uns in der Bibel als den Ort der einzigartigen Freude und Glückseligkeit vorgestellt. Als starkes Bild dafür wird an einigen Stellen die Hochzeit, der Anlass der gemeinhin als grösster Freudentag gilt, gebraucht. Bereits in prophetischen Texten des Alten Testaments kommt dies zum Ausdruck: «Ja, die vom HERRN losgekauft worden sind, werden jubelnd nach Jerusalem zurückkehren und ihr Gesicht wird ewige Freude ausstrahlen. Glück und Freude werden bei ihnen einkehren. Kummer und Seufzen werden abziehen» (Jesaja 51,11 NLB).
Ich habe in meiner letzten Predigt (30. März 2025) erzählt, wie mich das Angestelltenteam ein paar Monate vor meinem Timeout mit kanadischen Produkten beschenkt hat. Dadurch erlebte ich einen Vorgeschmack auf die besondere Zeit und eine wachsende Vorfreude. Der Geist Gottes hat präzise diese Aufgabe in unserem diesseitigen Leben; uns einen Vorgeschmack zu geben und die Vorfreude zu fördern. Und wieder sind wir beim Geist Gottes, zu dessen Frucht die Zutat Freude gehört.
Im Jahr 2024 ist Lukas Z., Vater von drei Söhnen, mit 44 Jahren an einem Hirntumor gestorben. Bereits von seiner Krankheit gekennzeichnet, aber gerade noch in der Lage, reiste er mit seiner Frau auf die Malediven ein letztes Mal in die Ferien. Dort filmte er seine eigene Abschiedsrede, die erst nach seinem Sterben und der Trauerfeier veröffentlicht werden sollte. Als ich sie hörte, war ich von der Idee einerseits, jedoch vor allem von der Dankbarkeit und riesigen Vorfreude auf die Herrlichkeit bei Gott, die er in der Rede zum Ausdruck bringt, tief beeindruckt. Einen Zusammenschnitt dieses Video sehen wir uns nun an.
Die göttliche Freude, bewirkt durch den Heiligen Geist, überwindet sogar unsere Todesängste und kann angesichts des nahenden Todes seine volle Kraft entfalten. Was für ein starkes Zeugnis für den lebendigen Gott, wenn ein Mensch mit solcher Freude seiner letzten Stunde entgegengehen kann. Gerade diese Woche durfte ich dies selbst am Sterbebett eines Mitglieds unserer Kirche erleben.
Im Bild gesprochen, warten Jesusnachfolger auf den Zeitpunkt, an dem der Bräutigam Jesus sich offenbart und die Hochzeit stattfinden kann. Warten assoziieren wir gerne mit Öde, langer Weile und Mühseligkeit. Das Warten auf Jesus hingegen hat das Potenzial für eine Zeit der übersprudelnde (Vor)-Freude. Nachfolger von Jesus, die sterben, bevor Jesus seine Neuschöpfung offenbart, werden ins Paradies kommen (Lukas 23,43). Das Paradies ist ein Ort des Glückseligkeit und Freude. Irgendwann kommt dann der Tag, an dem sich Jesus als Bräutigam offenbart und die Hochzeit stattfinden wird. Dann werden die Jesusnachfolger einen neue Körper bekommen und mit Jesus von Angesicht zu Angesicht im neuen Jerusalem wohnen. Es ist der Ort, wo der neue Himmel und die neue Erde ineinandergreifen wie in einem Tempel. Die göttliche Wirklichkeit wird sich offenbaren und mit der irdischen verschmelzen. Es wird ein Freudenfest par excellence sein.
Eine Hochzeit ist ein Freudentag – nicht wenige bezeichnen es als schönsten Tag im Leben. Letztes Jahr feierten wir eine Hochzeit in unserer Familie. Die Vorfreude und die Freude am Tag selbst waren riesig. Auf die Neuschöpfung bezogen heisst es in der Bibel: «Lasst uns jubeln vor Freude und ihm die Ehre geben, denn jetzt wird die Hochzeit des Lammes gefeiert! Seine Braut hat sich für das Fest bereitgemacht; sie durfte sich in reines, strahlend weisses Leinen kleiden» (Offenbarung 19,7f NGÜ). An dieser Hochzeit dürfen auch Menschen teilnehmen, denen auf dieser Welt eine Hochzeit vorenthalten blieb. Kriterium für das Dabeisein ist das Tragen eines hochzeitlichen Gewands (Matthäus 22,11ff). Dieses wird einem Menschen an dem Tag geschenkt, an dem er ‘klar Schiff’ macht mit Jesus und Ihn an die erste Stelle seiner Prioritätenliste setzt. Du kannst dir ein solcher Kleid heute noch besorgen!
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
Bibeltext lesen: Lukas 15,3-10
- Was ist im obigen Bibeltext der Grund für die Freude?
- Wie siehst du den Zusammenhang zwischen Schicksal und Freude?
- Was bedeutet es, dass das Wort chara (Freude) die gleiche Wurzel wie charis (Gnadengeschenk) hat?
- Wie können wir der Aufforderung von Paulus, «Freuet euch!», nachkommen? Was ist unsere Verantwortung bei der Erfahrung der Freude?
- Warum kann ein Mensch sich auf der letzten Wegstrecke freuen? Freust du dich auch auf die Herrlichkeit bei Gott? Was hindert dich allenfalls daran?