Datum: 7. März 2021 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Matthäus 5,13-16, Jesaja 2,2-5

Die Stadt auf dem Berg beschreibt einen Ort der Sehnsucht und ist ein Bild für den Himmel auf Erden. Sie ist ein Bild für das Reich Gottes, das sich unsichtbar in uns und um uns aufbaut. Es ist eine Stadt, die weit über geografische und politische Grenzen hinausreicht und in der Jesus der unangefochtene Herrscher auf dem Thron ist. Bei dieser Stadt, die mit lebendigen Steinen aufgebaut wird, ist Jesus der Eckstein. Mit der Übergabe unseres Lebens in der Taufe wird ein Mensch zu einem solchen Baustein.


 

Der Mensch ist dazu geschaffen, sich am Schöpfer zu orientieren, in seiner Lebensgestaltung den Rhythmus des Schöpfers aufzunehmen. Das ist die Vision des biblischen Dramas, das in den letzten zwei Kapiteln der Bibel in Form der Gottesstadt zum Ziel gelangt. Städte sind Orte des Lebens und grosser Möglichkeiten mit schier unbegrenztem Potenzial. Sie bieten Schutz- und Begegnungsraum. Die Bergpredigt ist so etwas wie die Magna Charta bzw. des Regierungsprogramms dieser Stadt.

Das Original der Zukunft

Gottes Geschichte mit uns startet in einem Garten und führt hin zu einer ewigen Stadt, in der wir leben werden, wie wir in der Offenbarung lesen. Wenn wir die Geschichte Gottes mit seinem Volk anschauen, entdecken wir einen roten Faden:

Abraham zog aus, um diese Stadt zu finden (1Mose 12; Hebräer 11,8-16).

David platzierte die Bundeslade und einen 24-7-Gebetsaltar in der Mitte dieser Stadt. Das historische Jerusalem kam zur Blüte (1Chronik 15; 16,37; 23,4-6).

Esra, Nehemia und andere hatten die gleiche Passion und Mission, die Wohnstätte Gottes bei den Menschen wiederherzustellen.

Die Propheten sprechen von Zion als dem Ort auf dem Berg, an dem Gott unter den Menschen wohnt. Sie künden an, dass dann, wenn Gott seine Herrschaft realisiert, die Gottesstadt auf dem Zion eine zentrale Rolle spielen soll: «In den letzten Tagen wird der Berg, auf dem das Haus des Herrn steht, zum wichtigsten Gipfel werden und sich über alle anderen Berge erheben. Alle Völker werden zu ihm strömen. Scharenweise werden sie herbeikommen und sagen: »Kommt, wir wollen auf den Berg des Herrn, zum Haus des Gottes Israels, gehen. Dort wird er uns seine Wege lehren, damit wir auf seinen Pfaden gehen.« Denn dann wird die Lehre des Herrn von Zion ausgehen und sein Wort von Jerusalem. Der Herr wird zwischen den Nationen richten und unter vielen Völkern Recht sprechen. Schwerter werden zu Pflugscharen und Speerspitzen zu Winzermessern umgeschmiedet werden. Keine Nation wird mehr gegen eine andere ziehen und sie werden nicht mehr lernen Krieg zu führen. Komm, Volk von Israel, lass uns ein Leben im Licht des Herrn führen!» (Jesaja 2,2-5 NLB). In dieser Stadt, die auf einem Berg liegt und nicht übersehen werden kann, wird Gerechtigkeit herrschen. Anstatt Kriege zu führen, werden Menschen konstruktiv und produktiv Gottes Schöpfung bebauen und bewahren.

Jesus spricht in der Bergpredigt über diese Stadt. Er benutzt das Bild des klugen Mannes, der sein Haus auf ihn, den Felsen, baut. Viele Häuser gebaut auf dem Felsen ergeben eine Stadt auf dem Berg, die so hell scheint, dass sie nicht übersehen werden kann und soll (Matthäus 5,14-16).

Der Hebräerbrief gibt uns die Auskunft, dass alle, die Gott angehören, bereits zum Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes gekommen sind (Hebräer 12,22).

Die Offenbarung spricht von einer goldenen Stadt, dem neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt (Offenbarung 21). «Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen wie eine schöne Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat. Ich hörte eine laute Stimme vom Thron her rufen: Siehe, die Wohnung Gottes ist nun bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und Gott selbst wird bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen» (Offenbarung 21,2-4 NLB).

Das Abbild der Gegenwart

Diese Texte beschreiben, dass die Ankunft der Gottesstadt in der Zukunft liegt. Das Original der Gottesstadt liegt im Himmel bzw. in der Zukunft. Doch mit Jesus beginnt sich bereits hier und jetzt so etwas wie eine Kopie, ein Abbild zu realisieren (Matthäus 4,17). Die Bergpredigt spricht von der Stadt auf dem Berg und den Menschen, die Häuser auf Felsen bauen, die gemeinsam diese Stadt bilden. Die Stadt ist ein Bild für das Reich Gottes, das sich unsichtbar in uns und um uns aufbaut. Es ist eine Stadt, die weit über geografische und politische Grenzen hinausreicht und in der Jesus der unangefochtene Herrscher auf dem Thron ist.

Die Menschen, die Jesus zuhörten, erwarteten, dass mit dem Kommen des Messiaskönigs Jerusalem endlich seine Rolle als Zentrum der Welt wahrnehmen wird. Die Stadt auf dem Berg, die in alle Welt hinaus leuchtet. Und nun das: Die Menschen, die sich aufgemacht haben, um nach der Musik des Himmels zu tanzen, sollen die Stadt auf dem Berg sein. Wie schon erwähnt: Der kluge Mann, der sein Haus auf Ihn, den Felsen, baut. Notabene unterscheidet sich der kluge Mann von dem törichten, indem er die Worte Jesu nicht nur hört, sondern auch tut. Also Menschen, die nach der Musik des Himmels tanzen und sich in ihrem Wesen verwandeln lassen. So entsteht die Stadt auf dem Berg, die so hell erscheint, dass sie nicht übersehen werden kann. Das war seit je her der Traum Gottes.

Bei dieser Stadt, die aus lebendigen Steinen gebaut wird, ist Jesus ist der Eckstein, an dem sich der ganze Bau ausrichtet (Epheser 2,21f). Durch den Tod von Jesus am Kreuz ist der Weg zum Vater und in sein Königreich frei geworden. Mit der Übergabe unseres Lebens in der Taufe findet eine Eigentumsübertragung statt. Wir treten in einen Bundesschluss mit ihm: Er hat alles für uns gegeben, wir geben Ihm dafür alles zurück. Durch diese Hingabe Jesu leben wir in der Realität des Königreichs. Die Stadt auf dem Berg entsteht überall dort, wo Menschen hingebungsvoll Nachfolge leben und sich darin verbinden, so dass alle Lebensbereiche von der Liebe Jesu durchdrungen werden.

Das Abbild der Stadt auf dem Berg wird jetzt und hier gebaut. Dieser Gedanke sprengt unsere Boxen. Es öffnet sich eine grosse Perspektive für das Reich Gottes, weit über die persönliche Rettung hinaus. Über die Frage hinaus, wie wir am Sonntag neue Leute in den Gottesdienst einladen können und wie wir entsprechend den Gottesdienst gestalten. Dieser Gedanke ist viel grösser als der Wunsch, am Arbeitsplatz durch freundlichen Umgang positiv aufzufallen, weil man nicht lügt, oder sich bei der Weihnachtsfeier nicht betrinkt. Es geht um eine ganzheitliche Verwandlung, um eine Charakter- und Tugendbildung nach Gottes Musik, um ein lebendiger Stein in der Stadt auf dem Berg zu sein.

Als seetal chile stellt sich uns die Aufgabe, jetzt schon so zu bauen, wie es in dieser Stadt des Königs normal ist. In und aus tiefem Vertrauen und Glauben daran, dass Gott der ist, der alle Ressourcen besitzt und uns zur Verfügung stellt. Ein Ort, an dem die Beziehungen zueinander im Vordergrund stehen und so Produktivität und Kreativität freigesetzt werden. Ein Ort, an dem die Fülle der Begabungen jedes Einzelnen erkannt, gesehen und wachsen können. Und so viel Wunderbares mehr. In der Bergpredigt will uns Jesus in den himmlischen Tanz einführen und uns die Möglichkeiten einer Metamorphose vor Augen führen.

Die Strahlkraft in Aktion

«Abraham konnte so handeln, weil er auf eine Stadt mit festem Fundament wartete, deren Bauherr und Schöpfer Gott selbst ist» (Hebräer 11,10 NLB). Darauf folgt eine Aufzählung dessen, was Abraham im Glauben alles getan hat. Die Sehnsucht nach der zukünftigen Stadt, hat ihn nach der Musik des Himmels tanzen lassen. Abrahams Strahlkraft reicht bis in die heutige Zeit – alle drei monotheistischen Religionen führen auf ihn zurück.

Die Stadt Gottes soll auch für uns einen Ort der Sehnsucht sein. Gut 4000 Jahre nach Abraham warten wir noch immer auf das Original: «Denn diese Welt ist nicht unsere Heimat; wir erwarten unsere zukünftige Stadt erst im Himmel» (Hebräer 13,14 NLB). Wenn wir jetzt schon nach der Musik des Himmels tanzen, nehmen wir einen Platz in dieser Vision auf dem Weg zur ewigen Stadt ein, in der Gott mitten uns wohnen wird. Wir sind Teil einer faszinierenden Geschichte, vom Bau des ewigen Reiches Gottes! Das ist die Motivation und der Rahmen, in dem unsere persönliche Metamorphose stattfinden soll. Die Perspektive auf das neue Jerusalem muss bleiben: «Wenn der Glaube an Christus nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die elendesten Menschen auf der Welt» (1Korinther 15,9 NLB).

Die Stadt auf dem Berg wird in der Bibel auch Zion genannt. Das bedeutet im Hebräischen «höchster Punkt» oder auch «Wegweiser». Damit ist ein Ort gemeint, der uns den Weg weist, Orientierung schenkt und ein Ziel gibt. Die Prophetie von Zion weist uns als Gottes Volk den Weg.

Teil dieser Stadt sein ist das Geheimnis eines Lebens, das Salz und Licht ist. Die Stadt auf dem Berg ist ein Ort des Seins und nicht des Tuns, denn wir leben in Gemeinschaft mit dem allmächtigen Schöpfer der Erde und dem grossen «Ich Bin». Deshalb spricht Jesus den Zuhörern zu: «Ihr seid das Salz der Erde. Doch wozu ist Salz noch gut, wenn es seinen Geschmack verloren hat? Kann man es etwa wieder brauchbar machen? Es wird weggeworfen und zertreten, wie etwas, das nichts wert ist. Ihr seid das Licht der Welt - wie eine Stadt auf einem Berg, die in der Nacht hell erstrahlt, damit alle es sehen können» (Matthäus 5,13f NLB). Mit Jesus hat das Himmelreich begonnen. Nein, es ist noch nicht vollendet. Es bleibt auch noch verborgen, geheimnisvoll und zukünftig. Aber schon jetzt soll durch die Menschen, die nach der Musik des Himmels tanzen, etwas sichtbar werden. Vor allem etwas wirksam werden: Dieser Gemeinschaft wird zugesprochen, dass sie «Salz der Erde» und «Licht der Welt» sie. Wohlverstanden: Nicht sein soll, sondern sei! Die Stadt auf dem Berg – sie ist Ausdruck von einem Lebensstil, der so attraktiv ist, dass Aussenstehende die Strahlkraft erkennen und sich im Dunkel der Welt daran orientieren können. Ja, sogar dorthin kommen, um Schutz zu finden und Teil zu werden.

 

Zum Schluss ein Zitat von John Donne, einem englischen Theologen aus dem 16. Jahrhundert: «Ich werde von den Toten auferstehen. ... Ich werden den Sohn Gottes, die Sonne der Herrlichkeit, sehen und selbst als Sonne scheinen. Ich werde mit den Menschen längst vergangener Zeiten vereint sein und auch mit Gott selbst, der keinen Morgen hatte, der nie begann. ... kein Mensch hat Gott je gesehen und ist am Leben geblieben. Und doch werde ich nicht leben, bis ich Gott sehe. Und wenn ich ihn gesehen habe, werde ich nie mehr sterben.» Die Stadt auf dem Berg, das neue Jerusalem, soll ein Ort der Sehnsucht sein, das uns motiviert, nach der Musik des Himmels zu tanzen.

 

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: Matthäus 5,13-16

  1. Was verstehst du unter dem Begriff «Stadt auf dem Berg»? Was hat das mit dir zu tun?
  2. Was stellst du dir unter dem Original der Zukunft vor (vgl. Offenbarung 21)?
  3. Welche Bedeutung hat die Tatsache für dich, dass du lebendiger Baustein dieser Stadt bist bzw. werden kannst?
  4. Was kannst du dazu beitragen, dass die Stadt Gottes bereits jetzt auf dieser Erde Gestalt annehmen kann?
  5. Wie kann die seetal chile schon jetzt ein gutes Abbild der zukünftigen Stadt sein?
  6. Was braucht es, dass ein Mensch Salz und Licht im Sinne der Bergpredigt (Matthäus 5,13f) sein kann?