Drei Geschwister aus dem Alten Testament
Blitzlichter aus dem Leben und Glauben Anderer faszinieren! In zwei Predigten schauen wir ins Leben von drei Geschwistern, zuerst aus dem AT (heute 19. Juli) und dann (2. August) aus dem NT. Ich verfolge damit zwei Ziele:
- will ich wissen, wie ihr geschwisterliches Nebeneinander funktionierte.
- will ich wissen, ob sich gewisse Beobachtungen auf unser geschwisterliches Nebeneinander in der Gemeinde übertragen lassen – was ein Segen für uns alle wäre!
Wir haben hier in der Gemeinde die gute Gewohnheit, immer wieder mal Leute vorzustellen; und mir fällt auf, dass wenn das über die Bühne geht, alle gebannt nach vorne schauen und die Ohren spitzen, weil Blitzlichter aus dem Leben und Glauben der Betreffenden faszinieren! Heute schauen wir ins Leben von drei Geschwistern aus dem AT. Ich verfolge damit zwei Ziele:
- will ich wissen, wie ihr geschwisterliches Nebeneinander funktionierte.
- will ich wissen, ob sich gewisse Beobachtungen auf unser geschwisterliches Nebeneinander in der Gemeinde übertragen lassen – was ein Segen für uns alle wäre!
Die drei Geschwister sind Kinder von Amram und seiner Frau Jochebed. Das Ehepaar gehört zum Volk Israel, das damals in Ägypten Fronarbeit leisten musste. Der Pharao des Landes bekam zusehends Angst, weil die Israeliten immer zahlreicher und mächtiger wurden, darum befahl er den ägyptischen Hebammen, alle männlichen Neugeborenen der Israeliten in den Nil zu werfen. Jochebed hat exakt in dieser Zeit einen Jungen zur Welt gebracht. Sie versuchte ihn zu verstecken und möglichst ruhig zu halten, was nur eine kurze Zeit gelang. Der Tag kam, an dem die Mutter keinen andern Ausweg mehr wusste, als ihr jüngstes Kind, in einen Korb aus Schilf zu legen und ihn quasi als «Babypost» im Schilf am Ufer des Nils auszusetzen.
Mirjam
Nun lernen wir die Erste des Dreierteams kennen: Mirjam! Sie lässt diese «Nilpost» aus sicherer Distanz nicht aus den Augen. Die Tochter des Pharao kommt mit ihren Dienstmädchen ans Ufer des Nils für ein Bad. Sie hören ein Kind weinen und entdecken das Körbchen im Wasser.
Sie öffnen es und blicken auf ein weinendes Baby. Die Königstochter hat Erbarmen, verliebt sich in das hübsche Kind und möchte es am liebsten mitnehmen. Mirjam, die alles mitbekommt geht mutig zur Pharao-Tochter und fragt sie, ob sie eine Hebräerin rufen soll, die das Kind für sie stillen könnte. «Ja, mach das!“ lautet die Antwort. Das war natürlich eine gute Nachricht für Jochebed, die sofort mit Mirjam zum Ufer geht. Die Tochter des Königs verspricht der Frau einen Lohn für das Stillen und Jochebed verspricht im Gegenzug, ihr das «Findelkind» zurück zu bringen sobald es entwöhnt sei.
Mich begeistern zwei Dinge an dieser «Herz-Kino» Geschichte:
- a) Die grosse, innige und aufopfernde Liebe von Mirjam zu ihrem kleinen Bruder! Sie lässt ihn nicht aus den Augen.
- b) Dann der ausserordentliche Mut des jungen Mädchens die adlige Person anzusprechen!
Diese Liebe zum Bruder fordert uns heraus! Als Kinder Gottes sind wir einander Brüder und Schwestern im Glauben! Eine Mirjam-Geschichte kann dir auch passieren in deinem Umfeld, in deiner nächsten Nähe! Vielleicht gibt es eine Person in deinem Umfeld, die in einer Notlage steckt und die du nicht aus den Augen lassen solltest? Vielleicht Kannst du für diese Person mutig einstehen? Mirjam ist uns ein Beispiel für die Liebe von Jesus. Er lässt dich nicht aus den Augen. Er hat alles getan, um dich zu retten. Er starb sogar am Kreuz für uns Menschen, um uns zu retten. Und nun sagt er zu uns im Johannes-Evangelium: «Ich gebiete euch, einander genauso zu lieben, wie ich euch liebe» (Johannes 15,12 NL).
Mose
Von der Jugendzeit des ehemaligen Babys von Amram und Jochebed wissen wir wenig. Jochebed tat, was sie versprochen hatte: «Als der Junge groß genug war, brachte sie ihn der Tochter des Pharaos, die ihn als ihren eigenen Sohn annahm. Die Tochter des Pharaos sagte: «Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen», und nannte ihn Mose» (2. Mose 2,10 NL). Über sein Leben am ägyptischen Hof und seine Entwicklung berichtet uns Stephanus in seiner Predigt in der Apostelgeschichte: «Mose wurde in allem Wissen der Ägypter unterrichtet und wuchs zu einem wortgewandten, tatkräftigen Mann heran» (Apostelgeschichte 7,22 NL). Mose begegnen wir erst viel später wieder am Hof des Pharao als 40jähriger Mann. Eines Tages beobachtet er, wie ein ägyptischer Aufseher einen Hebräer misshandelt. Er geht auf diesen Ägypter los und erschlägt ihn. Die Leiche verscharrt er im Sand. Als der Pharao von diesem Mord erfährt, will er Mose töten. Mose muss fliehen. Er findet ein Zuhause bei Reguel (dem Priester von Midian, auch Jithro genannt) und wird Schafhirt. Was für ein Abstieg! Der ägyptische Prinz wird Schafhirt in der Provinz! Durch seine Flucht und diesen Abstieg wird Moses Charakter geschliffen. Mose bekommt Zippora, eine Tochter seines Arbeitgebers, zur Frau und schon bald erfreuen sich die beiden am ersten Sohn Gerschom.
Moses Berufung
Und Gott hat ihn nicht aus den Augen verloren! Als Schafhirt erlebt Mose am Berg Horeb eine persönliche Berufung von Gott. Gott begegnet ihm und gibt ihm den Auftrag, das Volk Israel in die Freiheit zu führen. Mose ist völlig perplex und denkt vielleicht an seine Vergangenheit: «Wer bin ich denn? Ich kann das nicht! Ich habe eine lahme Zunge und kann viel zu wenig gut reden! Die glauben mir doch nicht! Nein, äxgüsi such bitte einen andern!» Gott ermutigt ihn, er werde immer bei ihm sein. Gott gibt ihm sogar zwei Wunderzeichen mit (Stab der zur Schlange wird und umgekehrt, Hand die aussätzig und wieder gesund wird), aber Mose winkt ganz entschieden ab. Da wird Gott zornig auf Mose und stellt ihm seinen Bruder Aaron zur Seite. «Er wird für dich reden. Er ist schon unterwegs zu dir und du freust dich bestimmt, ihn zu sehen.»
Nun bricht Mose doch auf mit seiner Familie und zieht Richtung Ägypten. Unterwegs treffen sie tatsächlich Aaron. Mose erzählt ihm alles, was er bisher erlebt hat. In Ägypten angekommen, treten sie gemeinsam vor die Ältesten. Aaron redet, Mose tut die Zeichen und was geschieht: «Das Volk glaubte ihnen. Als sie merkten, dass der Herr ihre Unterdrückung gesehen hatte und sich um sie kümmerte, knieten sie nieder und beteten den Herrn an» (2. Mose 4,31).
So wie es meiner Frau und mir passiert ist, so kann es auch dir passieren (oder ist schon passiert), dass Gott dir einen ganz besonderen Auftrag gegeben hat, und du gleich reagierst wie Mose: «Nein, sicher nicht! Das kann nicht sein. Da bist du bei mir an der falschen Adresse!» Und Gott sagt dir dann: «Du bist doch nicht allein, ich bin doch immer bei dir. Und es werden noch andere mit dir sein. Du kennst mich doch! Du hast doch meine Kraft und meine Möglichkeiten schon ganz persönlich erlebt.» Wenn Gott dich ruft, will er dich segnen und zum Segen setzen für andere! Das können grosse oder kleine Aufträge sein, aber an solchen Herausforderungen werden wir immer wachsen!
Aaron
Aaron, Nr. 3 in diesem Team, machte es anders! Gott sagte zu ihm in Ägypten: «Geh Mose entgegen in die Wüste!» «Da machte sich Aaron auf den Weg. Er traf Mose am Berg Gottes und küsste ihn» (2.Mose 4,27 NL). Aaron hätte auch Ausreden gehabt: «Ich kann doch warten, bis er hier ist! Was soll dieser beschwerliche Weg in die Wüste hin und zurück? Ich habe Mose jetzt schon so lange nicht mehr gesehen, vielleicht kenne ich ihn nicht mehr.»
Vielleicht erlebst du das gerade jetzt, dass Jesus dir sagt: «Geh auf diesen oder jenen Glaubensbruder - auf diese oder jene Schwester im Glauben – zu; tut euch zusammen!» Wo will Gott dich mit andern zusammentun für einen gemeinsamen Auftrag? Zu zweit ist es einfacher! Wo will dir Gott ganz neu entlastend bewusst machen, dass du ein Glied eines Ganzen bist, das verbunden ist mit andern? So wie es heisst im Epheserbrief: «Durch ihn (Jesus) wird der ganze Leib zu einer Einheit. Und jeder Teil erfüllt seine besondere Aufgabe und trägt zum Wachstum der anderen bei, sodass der ganze Leib gesund ist und wächst und von Liebe erfüllt ist» (Epheser 4,16 NL).
Die Brüder haben sich gefunden! Sie treffen sich am Berg Gottes. Das ist nicht nur eine geographische Angabe! Sie treffen sich bei Gott, in seiner Gegenwart! Gott führt beide in eine Begegnung mit ihm. Und sie bleiben zusammen. Von diesem Zeitpunkt an ist von diesen beiden meist in Mehrzahl die Rede: Sie gingen… sie sprachen… beide tun Wunder! Aber der Pharao hat kein Gehör für ihr Anliegen und er drückt das Volk Gottes noch mehr in den Frondienst. 10 schreckliche Plagen von Gott müssen die Ägypter über sich ergehen lassen, bis die Israeliten endlich das Land nach 430jähriger Sklaverei verlassen dürfen. Die weitere lange Geschichte der drei Geschwister, voll von Positivem und Negativem, kann ich nur noch blitzlichtartig zusammenfassen.
Mirjam wird später, nach dem wunderbaren Durchzug durchs Schilfmeer, als Prophetin vorgestellt und als Vorsängerin und Vortänzerin im Lobpreis:
«Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen. 21 Und Mirjam sang ihnen vor: Lasst uns dem HERRN singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt» (2. Mose 15,20-21 LU). Was für erfüllende Aufgaben für Mirjam! Aber eines Tages tut sie sich mit Aaron zusammen und sie lehnen sich gemeinsam auf gegen ihren Bruder Mose. Im Sinne von: «Was meint der eigentlich! Meint er Gott spreche nur durch ihn? Er spricht doch auch durch uns!» Gott verpasst Mirjam einen Denkzettel mit einem plötzlichen Anflug von Aussatz. Doch auf das Gebet von Mose wird sie geheilt. Dieser Vorfall erinnert uns an die Gefahr des Vergleichens: «Ich hätte lieber den gleichen Job in der Gemeinde wie der oder die andere! Warum sind diese oder jene nicht auch in einem Putzteam – die könnten doch auch mitanpacken!? Warum haben sie nicht mich gefragt für die Gemeindeleitung, für die GD-Moderation, für Seelsorge? Das könnte ich auf jeden Fall besser als die oder der!!! Ich bin doch genau so ein treuer Christ, wie die andern auch!» Nochmal zurück zum Leib Christi: Es sind alle Glieder überaus wichtig und wertvoll – egal wo Gott uns hinstellt!
Aaron erlebt seinen Höhepunkt als er erster, leitender Priester wird am Heiligtum in der Stiftshütte.
Sein grösster Fehltritt passiert ihm, als er allein ist mit dem Volk und Mose lange auf dem Berg Sinai verweilt beim Abholen der Tafeln mit den 10 Geboten. Dem Volk verleidet das lange Warten und sie bringen Aaron dazu, dass er ihnen ein goldenes Kalb anfertigt, das nachher vom Volk als Gott angebetet wird. Er verleitet das Volk zum Götzendienst und zum Sündigen. «Aaron – was hast du dir dabei gedacht?» Hätte Gott das auch schon zu dir sagen können? Mirjam eine eifersüchtige Schwester; Mose ein Mörder; Aaron ein Götzendiener; du und ich ein Sünder – ist Gottes Gnade nicht genial! Und alle braucht Gott für seine Pläne. Er behält alle in seinen Augen und macht mit dir und mir weiter!
Im Verzeichnis der Glaubenshelden in Hebräer 11 ist nur Mose erwähnt, die andern beiden der drei Geschwister nicht. Es ist auch nicht wichtig, dass du und ich in einem Papier verewigt werden, aber ich möchte eines für uns alle von ganzem Herzen: dass wir verewigt werden durch das Dabeisein in der Ewigkeit in Gottes Reich! Amen.