Datum: 4. Februar 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Johannes 21,17

Gott hat uns dazu berufen in einer Partnerschaft mit ihm Gutes in der Welt hervorzubringen. Er möchte uns nicht dazu zwingen. Umso bedeutender ist es, dass wir aus freien Stücken ein doppeltes Ja für diese Partnerschaft haben. Ein Ja dazu, dass wir unser Leben Gott hingeben und ein Ja, dass wir ihn lieben und unser Herz ihm hingeben.


Ich bin christlich aufgewachsen. Mit 13 habe ich in einem Camp eine sehr bewusste Entscheidung für Gott getroffen. Ich sage sehr bewusst, da für mich vorher klar war, dass ich mit Gott meinen Lebensweg gehen will, jedoch war es in dem besagten Camp, als ich entschieden habe von ganzem Herzen Gott nachzufolgen. Ihm sollte mein ganzes Leben gehören. Mit dieser klaren Entscheidung im Hinterkopf betete ich die nachfolgenden Monate immer wieder um eine grosse, weltbewegende Berufung. Ich war entschlossen radikal für Gott mein Leben einzusetzen. Und nachdem Gott auch nach Wochen und Monaten mir keinen Engel vorbei geschickt hat und ich auch nicht seine Stimme wie ein Donnergrollen gehört habe, wurde ich fast schon deprimiert. Und so betete ich eines Abends erneut, verzweifelt und so sehnsüchtig zu Gott. Ich bat ihn mir eine Berufung zu geben so wie jene von Maria, als Mutter von Jesus. Halt etwas richtig Krasses, egal wie schwierig es sein würde. Ob ihr es glaubt oder nicht, schon am nächsten Tag hat Gott mein Gebet erhört, sozusagen. Unsere Kigo-Hauptleiterin rief mich an, um mich zu fragen, ob ich nicht im bevorstehenden Krippenspiel unserer Gemeinde die Rolle von Maria spielen würde. Ok, es war jetzt nicht genau das, was ich mir vorstellte. Aber es hatte wirklich einiges Gutes an sich. Es war ein super Anlass Schulfreundinnen in die Kirche einzuladen. Was für mich aber noch unglaublich viel wertvoller war: Gott hat mein Gebet gehört! Es gab keinen Zweifel, ich wusste, er hat mich gehört.

Die Partnerschaft

Inzwischen hat sich meine Ansicht, was Berufung betrifft, verändert. Durch Bibelgeschichten wie jene von Mose, David und Maria wurde uns erklärt, dass Gott für unser Leben einen genauso genialen Plan hat, wie es bei diesen Personen der Fall war. Das stimmt, Gott hat einen Plan für dein Leben, jedoch ist dieser Plan bei den allermeisten von uns nicht annähernd so spektakulär wie bei den grossen biblischen Figuren. Bei vielen löst das, wie auch bei mir, manchmal eine Krise aus. Man möchte alles für Gott geben, aber die grosse Berufung bleibt aus. Gott begegnet nicht jedem im Dornbusch, in seinen Träumen oder durch seine Engel. Trotzdem bin ich überzeugt, auch wenn deine und meine Berufung weniger spektakulär ist, so ist sie keineswegs weniger wunderbar und bedeutend! Ehrlichgesagt denke ich, dass wir manchmal vergessen, wie gewichtig unsere Berufung als Nachfolger von Jesus ist. Ist dir bewusst, dass Nachfolge wenig damit zu tun hat, einfach Jesus hinterher zu laufen? In 1. Mose 1,26 lesen wir «Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!» (1. Mose 1,26 ELB). Gott hat den Menschen geschaffen und ihn als erstes dazu berufen über die Erde zu herrschen. Gott hat den Menschen nicht als Diener oder Sklave erschaffen. Er hat den Menschen als Partner erschaffen. Als Team in einer engen Partnerschaft war es sein Plan gemeinsam Gutes hervorzubringen. Gemeinsam als Team sollen Gott und Mensch herrschen über Himmel und Erde. Doch es kommt zum Sündenfall und die Partnerschaft zerbricht. In der Folge schliesst Gott erst einen Bund mit Noah, dann Abraham, Israel und mit König David. Jedes Mal ist es der Versuch Gottes diese Partnerschaft mit den Menschen zu erneuern. Eine Partnerschaft lebt jedoch immer von zwei Parteien, die beide einen Anteil leisten, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Bei jeder dieser Partnerschaften ist es die menschliche Seite, die versagt und zum Bruch führt. Erst in Jesus folgt die endgültige Wiederherstellung. Wen Jesus uns in die Nachfolge ruft, ruft er uns zurück in diese Partnerschaft. Dabei geht es darum gemeinsam mit ihm ein Ziel zu verfolgen. Ich finde diese Perspektive so gewaltig. Gott ist nicht nur Lehrer, Hirte oder Vater für uns. Er begegnet uns auf Augenhöhe als Partner. Natürlich steht Gott über uns, ist heilig und gerecht und nicht mit uns kleinen Menschen zu vergleichen. Umso gewaltiger ist doch, dass dieser Gott mit uns als Team Gutes hervorbringen will. Ich finde diese Berufung schlussendlich nicht weniger gewichtig als jene der grossen Helden der Bibel. Das ist für mich Nachfolge. Anhand zweier biblischer Geschichten möchte ich euch aufzeigen, wie alles von einem doppelten Ja von uns zu dieser Partnerschaft abhängt.    

Ja, Herr, es geschehe mir nach deinem Wort

Die erste Person, von der ich erzählen möchte, ist Maria. Ihre Rolle ist unbestreitbar essenziell wichtig. Sie ist die Mutter des lang ersehnten Retters. Durch ihren Sohn wird der Friedensbund zwischen Gott und den Menschen wieder hergestellt. Das macht sie wahrscheinlich zur aussergewöhnlichsten Frau der Menschheitsgeschichte. Was mich an ihrem Leben jedoch noch mehr bewegt als das, was kommt durch die Geburt ihres Sohnes Jesus, ist wie diese Geschichte beginnt. Maria ist eine junge Frau, wahrscheinlich noch ein Teenager. Viele kennen diese Geschichte nur zu gut als Beginn der Weihnachtsgeschichte. Ein Engel erscheint Maria und berichtet ihr davon, dass sie einen Sohn bekommen wird. Er wird in Ewigkeit herrschen und er wird Sohn des Höchsten genannt werden. Der Heilige Geist würde über Maria kommen und so würde sie mit dem Heiligen Sohn Gottes schwanger werden. An dieser Stelle könnte der Engel enden. Das tut er jedoch nicht. Er erzählt Maria weiter, dass auch ihre Verwandte Elisabeth bereits im sechsten Monat schwanger sei, obwohl sie als unfruchtbar galt. Es mag wie ein kleines Detail erscheinen, aber ich glaube das ist es nicht. Es widerspiegelt, wie liebevoll Gott mit uns umgeht und wie sehr er sich wünscht mit uns gemeinsam sein Werk zu vollbringen. Versetzt man sich in die Lage von Maria, ist es zum einen eine Erleichterung zu hören, dass man jemanden an der Seite hat, in einer anderen, aber doch ähnlichen Situation. Es gab Vertrauen, dass zumindest jemand sie ernstnehmen und verstehen würde. Ausserdem war es ein sichtbarer Beweis, dass was der Engel sagte der Wahrheit entsprach. Wie wichtig das für Maria war, können wir in ihrem Verhalten sehen. Als der Engel weg war, machte sie sich auf zu Elisabeth und blieb drei Monate bei ihr. Der Schlüsselmoment in der Szene, der Moment, der das Leben von Maria nachhaltig verändert und bis heute auch unser Leben massgeblich verändert, ist Marias Reaktion auf das Reden des Engels. Wir lesen davon in Lukas 1,38: «Maria aber sprach: Siehe, ⟨ich bin⟩ die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort! Und der Engel schied von ihr.» (Lukas 1,38 ELB). Manchmal denken wir, ihre Antwort ist nicht so wichtig. Ich bin aber überzeugt, dass sie enorm wichtig ist. Sie hat ein klares Ja zu Gottes Plan für ihr Leben. Wir können nicht wissen, wie es gekommen wäre, wenn sie kein Ja dazu gehabt hätte. Ich persönlich glaube aber an einen Gott, der uns nicht als seine Spielfiguren ansieht. Vielmehr glaube ich an einen Gott, der sich danach sehnt, dass wir aus freien Stücken ein Ja für ihn haben. Dieses Ja scheint so banal, aber ich hoffe du weisst, dass es dich alles kosten kann. Es kann dich deine Pläne, deine Träume und Vorstellungen für dein Leben kosten. Aber der Gewinn ist enorm. Du gehst damit nämlich eine Partnerschaft mit Gott ein! Ich bin überzeugt, Gott möchte mit dir gemeinsam grosses Bewirken, aber was er zuvor braucht, ist dein bedingungsloses Ja. Das bedeutet auch im Frieden mit dem zu sein, was Gott an Herausforderungen und Schwierigkeiten in deinem Leben zulässt. Das ist nicht einfach! Es bedeutet sich oft auch selber daran zu erinnern, dass man einmal ein Ja zu Gott hatte und daran festzuhalten. Kannst du ehrlich sagen, Ja, Herr, mein Leben gehört dir?

Ja, Herr, ich habe dich von Herzen lieb

Wichtiger als dieses Ja, Gott darf über mein Leben walten ist das zweite Ja zu Gott. Ich bringe eine Geschichte, von der wir bereits gehört haben in diesem Jahr. Es geht um den Dialog zwischen Jesus und Petrus. Drei Mal fragt Jesus Petrus, ob er ihn liebe. Drei Mal antwortet Petrus, dass er ihn liebhabe. In dieser Geschichte steckt so viel und man kann wirklich locker eine ganze Predigtserie darüber halten. Ich möchte nur einige, wenige Aspekte hier aufgreifen. Was wir sehen können, ist das von der Erzählerperspektive im Abschnitt Simon Petrus in erster Linie mit Petrus angesprochen wird. Das ist der Name, den Jesus ihm gegeben hat und der ausdrückt, welche Berufung auf dem Leben von Petrus liegt. Er soll der Fels sein, auf den sich die Gemeinde von Jesus baut. Jesus spricht ihn drei Mal an und alle drei Mal verwendet er jedoch nicht den Namen Petrus. Er spricht ihn als Simon an. Ironischerweise bedeutet der Name Simon «Gott hat gehört». In dieser Szene fühlt es sich jedoch für Petrus nicht sehr danach an, als wurde er von seinem Gott gehört. Wir können davon ausgehen, dass es nicht Zufall ist, wenn die Bibel uns sagt, dass Jesus den Namen Simon wählte, um Petrus anzusprechen. Zum einen sagt der Name aus, dass Petrus seine Liebe zu Jesus nicht drei Mal aussprechen musste, weil Jesus es nicht hörte oder verstand. Vielmehr sollte er es für sich selber drei Mal aussprechen, um wiederherzustellen, was durch die dreifache Verleugnung in ihm zerbrochen ist und um sich selbst daran zu erinnern, dass sein Herz Jesus gehört. Zum anderen zeigt es, wie Jesus Petrus zurückholt zur ersten Begegnung der beiden. Er erinnert ihn an diese anfängliche Begeisterung, an diese bedingungslose Hingabe und das erste Ja, welches Simon für Jesus hatte. Jesus holt ihn zurück zu diesem Moment der ersten Liebe. Auf die Zusage dieser Liebe durch Petrus folgt drei Mal die Bestätigung der Berufung von Jesus. Aber bei allen drei Malen ist die Berufung erst die Folge der Liebeszusage von Simon. «’Und ein drittes Mal fragte Jesus: »Simon, Sohn von Johannes, hast du mich wirklich lieb?’ Jetzt wurde Petrus traurig, weil Jesus ihm nun zum dritten Mal diese Frage stellte. Deshalb antwortete er: ‘Herr, du weißt alles. Du weißt doch auch, wie sehr ich dich lieb habe!’ Darauf sagte Jesus: ‘Dann sorge für meine Schafe!’» (Johannes 21,17 Hfa). Die erste Priorität von Jesus ist es, deine Liebe zu gewinnen. Alles andere kommt danach. Das erste Herz, welches Jesus durch dich erobern will, ist dein eigenes. Es ist das wichtigste Ja, welches du Gott gegenüber aussprechen kannst: Ja, Herr, ich habe dich lieb. Mein Herz gehört dir. Das ist das Fundament der Partnerschaft zwischen Gott und dir. Wenn das stimmt, kann Gott grossartiges durch dich und vor allem mit dir zusammen in dieser Welt hervorbringen. Wir haben als Menschen so wenig unter Kontrolle. So wenig können wir wirklich beeinflussen. Wir entscheiden nur bedingt darüber, wie unser Leben verläuft. Wir können auch nicht bestimmen, wie und wann Gott unsere Gebete erhört. Es gibt aber etwas, was wir beeinflussen und steuern können. Wir können unser Herz nach Gott ausrichten und alles darangeben, dass unsere Liebe zu Jesus Tag für Tag grösser wird. Er hat schon vor Anbeginn der Zeit ein Ja zu uns gehabt und er sehnt sich danach, dass du dieses Ja erwiderst.

Ja, Gott sehnt sich gemeinsam mit dir, Gutes in dieser Welt hervorzubringen. Er sehnt sich danach zusammen als Team mit dir und mir, diese Welt zu verändern. In Partnerschaft mit uns will er sein Reich hier auf Erden aufrichten. Was es dazu braucht, ist ein doppeltes Ja von dir. Ein Ja dazu, dass Gott über dein Leben bestimmen kann. Ein Ja dazu, dass du ihm hingibst, was du hast und bereit bist, dass er gemeinsam mit dir, mit deinem Leben und deinem Sein diese Welt verändert. Noch viel, viel wichtiger ist dein Herzens-Ja zu Gott. Ein Ja, Herr, ich habe dich lieb. Dir gehört mein ganzes Herz.  

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

  1. Was verstehst du unter Berufung? Was siehst du als deine Berufung als Nachfolger von Jesus an?  
  2. Gibt es Momente, in denen dich die Nachfolge etwas kostet? Wie gehst du damit um?
  3. In welchen Bereichen fällt es dir schwer, Gott dein Leben anzuvertrauen? Gibt es Verletzungen aus deiner Vergangenheit, die dich daran hindern, ihm dein ganzes Vertrauen zu schenken? Betet gemeinsam dafür, dass Gott diese Wunden heilt.
  4. Wie kannst du Gott deine Liebe ausdrücken? Wie bringst du zum Ausdruck, dass ihm dein Herz gehört?