Der selbstgewählte Weg aus der Komfortzone
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: 2. Korinther 12,10
Jeder Mensch möchte im Leben glücklich werden. Doch wie geht das. Mache ich mich selbst glücklich, folge ich jemandem oder etwas nach? Liest man den Bericht von Paulus, scheint seine Nachfolge vordergründig wenig verheissungsvoll: Schwachheit, Misshandlungen, Nöte, Verfolgungen, Ängste begleiten seinen Weg. Diese halten ihn aber aus zwei Gründen nicht ab. Im Gegenteil - er wählt den Weg aus seiner Komfortzone, weil er einerseits in seiner Schwachheit Christus selbst erlebt und andererseits zum Botschafter der frohen Botschaft, von Erlösung, Frieden und Freude wird.
Ich durfte mal eine Wanderung über den Monteratsch-Gletscher mitmachen. Eigentlich ein gefährliches Unterfangen, weil überall verdeckte Spalten lauern. Wir hatten einen Bergführer, dem ich dicht auf den Versen folgte. Ich fühlte mich nie unsicher – trotz der Gefahr…
Nachfolge bedingt die Erkenntnis, der eigenen Unvollständigkeit, dass ich einen brauche, der mir vorangeht. Wenn ich das nicht verstehe, werde ich nicht nachfolgen.
Jeder von uns will glücklich werden. Auf welchem Weg finden wir Glück? Wenn wir unserem eigenen Kompass folgen? Wenn wir den Trends der Gesellschaft glauben. Werde ich glücklich, wenn es mir möglichst gut geht? Werde ich glücklich, wenn es anderen gut geht?
Petrus antwortet auf die Frage von Jesus, ob sie auch weggehen und ihren eigenen Wegen nachfolgen: «Wir glauben und haben erkannt, dass du der Heilige Gottes bist» (Johannes 6,69 NLB).
Petrus sagt: Ich vertraue dir, dass du den Weg weisst. Du kennst die Quelle und das Ziel des Lebens. Ich habe dieselbe Entscheidung auch vor 45 Jahren getroffen. Ich will ein Nachfolger von Jesus sein, um mit ihm und bei ihm mein Glück zu finden.
Welchen Weg hat Christus eingeschlagen, um sein Glück zu finden?
«Obwohl er Gott war, bestand er nicht auf seinen göttlichen Rechten. Er verzichtete auf alles; er nahm die niedrige Stellung eines Dieners an und wurde als Mensch geboren und als solcher erkannt. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod, indem er wie ein Verbrecher am Kreuz starb» (Philipper 2,6-8 NLB).
Jesus hat alles, was man haben kann, aufgegeben und wurde ein Diener des Vaters, um Menschen den Weg in die Gemeinschaft zu Vater zu öffnen und damit ihnen den Weg zu ihrem Glück zu ebnen. Er hat seine Komfort-Zone selbstgewählt verlassen – in jeder Hinsicht, damit die Ziele des Vaters erreicht werden.
Christus wurde ein dienender Nachfolger. Nun ruft er uns auf, dienende Nachfolger zu werden - mit der gleichen Bereitschaft aus der Komfortzone zu gehen, um Menschen zu erreichen
Was bedeutet dienende Nachfolge?
«Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben lieb hat, der verliert es; und wer sein Leben auf dieser Welt hasst, der wird’s bewahren zum ewigen Leben. Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren» (Johannes 12,24-26 NLB).
Nachfolgen (griechisch «akoloutheo») bedeutet gemeinsam auf dem Weg sein. Dienen hier (griechisch «diakoneo») meint unter anderem «den Tisch bereiten».
Christus ist super transparent: Nachfolge wird kein Zuckerschlecken. Nachfolge ist der Gang aus der Komfort-Zone. Wenn wir Christus nachfolgen, werden wir die Wege gehen, die er geht – gemeinsam hin zu den Menschen. Dieser Weg, der Weg der Liebe, ist herausfordernd. Wir geben mehr, als wir erhalten. Liebe und Hingabe sind kein Investment. Liebe ist eine Einweg-Spende.
Was ist die Aufgabe auf diesem Weg? Es ist ein Weg des «Tisch Zubereitens» und es ist ein Weg des « mein Kreuz auf mich Nehmens».
Wofür steht dieser Tisch? Es ist der Tisch der Gemeinschaft mit unserem Schöpfer und Vater und seinem Sohn unserem Bruder, gedeckt mit vollständiger Versorgung.
Diesen Tisch des Glücks sollen wir helfen zuzubereiten für andere, damit sie dieses Glück finden. Deshalb wird uns der Vater auch ehren, wenn wir diesen Dienst tun. Wir weisen Menschen den Weg weisen, wie sie zurück in die Gemeinschaft mit IHM kommen können. Wir erfüllen seinen grössten Wunsch, dass er ein Fest mit den wieder zurückgekehrten Kindern feiern kann, wie der Vater des verlorenen Sohnes nach dessen Rückkehr. Wir sind nicht wie dessen Bruder, der sich geärgert hat, als der verlorene Sohn zurückkam. Wir sind die Wegbereiter der Rückkehr.
Wollen wir solche Wegbereiter sein, müssen wir auch zu den Schweineställen dieser Welt, das bedeutet eben den Weg aus der Komfortzone.
Der Weg des Kreuzes ist die Bereitschaft, jeden Preis zu zahlen, damit andere Rettung und Heil finden. Das war das Ziel von Jesus Christus.
Damit wir denselben Weg gehen können, brauchen wir aus verschiedenen Gründen Jesus Christus als Führer:
- Er ist das Beispiel: Wer wüsste besser, wie der Weg aus der Komfortzone geht, ohne daran zu scheitern? Wer hat ein grösseres Herz für die Menschen als er? Er hat uns das Beispiel gegeben, wie Nachfolge funktioniert, wie er Nachfolge gegenüber seinem Vater gelebt hat.
- Wir brauchen seine Weisheit und Kraft für diese dienende Nachfolge, für dieses Kreuz auf uns nehmen, für dieses «er verleugne sich selbst».
«Da sprach er zu allen: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach» (Lukas 9,23 LUT).
- Die Menschen müssen Vertrauen fassen in Christus und seinen Vater, damit sie ihr Leben ihnen anvertrauen. Das geht nur, wenn sie seiner Herrlichkeit begegnen. An uns soll sich seine Herrlichkeit zeigen.
Die Komfort-Zone mit Freude verlassen?
Paulus setzt nun noch einen drauf. Er schreibt: «Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Misshandlungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten um Christi willen, denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.» (2Korinther 12,10 ELB)
Die englische King-James Übersetzung spricht sogar von «Therefore I take pleasure» - Deshalb habe ich Freude an…
Nicht nur, dass wir die Komfortzone verlassen sollen, jetzt sollen wir uns auch noch daran freuen!? Was soll das?
Aber es gibt dazu eine Antwort: Paulus hat erkannt, worauf es ankommt, damit Menschen den Vater erkennen und ihr Herz für Jesus Christus öffnen. Es ist nicht die Stärke seiner NachfolgerInnen, sondern die Stärke Gottes, die sich an seinen NachfolgerInnen zeigt.
Paulus hat erkannt, dass es der «Lichtglanz der Herrlichkeit Gottes» ist, die in Jesus Christus sichtbar geworden ist, der die Herzen berührt.
Wenn sichtbar wird, wie Christus ist, können Menschen vertrauen fassen.
Nun ist es nicht so, dass Christus uns, die wir als Botschafter hinausgesandt sind, zu Helden macht, die keine Schwächen mehr haben. Sondern er zeigt seine Herrlichkeit darin, dass er in schwachen Menschen, seine Stärke, seine Fähigkeit, Veränderung zu schaffen, zeigt. Die Menschen brauchen nicht uns, sie brauchen Christus.
Paulus hat «Freude» an Herausforderung, weil dann Christus in seiner ganzen Liebe und Macht sich zeigt - diese Eigenschaften der «Liebe» und die Fähigkeit, «Ketten zu sprengen», den Mensch zu befreien und ihn in die Gemeinschaft mit dem Vater zu bringe.
Der Schlüssel zu dieser Dienstfertigkeit von Paulus, war sein Vertrauen in Christus. Das ist auch unser Weg, dass wir fähig werden für den Gang ausserhalb der Komfortzone: Eine enge, ungetrübte Beziehung mit unserem Herrn Jesus Christus.
An der Schwachheit von Paulus hat sich die Stärke von Christus gezeigt. Die Menschen brauchten nicht Paulus, sondern Christus. Aber Paulus war der Diener, der den Tisch der Gemeinschaft mit Christus und dem Vater bereitet hat und dazu war er für alles bereit. Dasselbe können wir tun und sein.
Damit macht der Weg aus der Komfortzone Sinn. Auf diesem Weg wird Christi Herrlichkeit sichtbar. Oder wie es mal jemand sagte: «Wenn Gott es grosses tun will, beginnt er mit einer Schwierigkeit. Wenn Gott etwas ganz Grosses tun will, beginnt er mit einer Unmöglichkeit.»
Dieser gesamte Zusammenhang fasst Paulus im 2. Korintherbrief in Kapitel 4 wie folgt zusammen:
«Denn Gott, der sprach: »Es werde Licht in der Finsternis«, hat uns in unseren Herzen erkennen lassen, dass dieses Licht der Glanz der Herrlichkeit Gottes ist, die uns im Angesicht von Jesus Christus sichtbar wird. Doch diesen kostbaren Schatz tragen wir in zerbrechlichen Gefäßen, nämlich in unseren schwachen Körpern. So kann jeder sehen, dass unsere Kraft ganz von Gott kommt und nicht unsere eigene ist. Von allen Seiten werden wir von Schwierigkeiten bedrängt, aber nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber Gott lässt uns nie im Stich. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir stehen wieder auf und machen weiter. Durch das Leiden erfahren wir am eigenen Leib ständig den Tod von Christus, damit auch sein Leben an unserem Körper sichtbar wird. Es ist wahr: Weil wir Jesus dienen, leben wir in ständiger Todesgefahr, damit sein Leben an unserem sterblichen Körper sichtbar wird. So leben wir im Angesicht des Todes, und das hat euch das Leben gebracht» (2Korinther 4,7-12 NLB).
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
- Welche Voraussetzungen müssen für dich erfüllt sein, dass du deine Komfortzone verlässt?
- Ist dein Vertrauen auf Christus gross genug, dass du Dinge tun kannst, die zwar herausfordernd sind, aber du weisst, dass sie Gottes willen sind?
- Was kann dein Vertrauen in Christus so stärken, dass du es wagst aus der Komfortzone zu gehen?
- Kannst du Paulus verstehen, dass er Wohlgefallen an Herausforderungen hat?
- Hast du verstanden, weshalb Paulus das so äussert? Welchen Sinn kann es haben, dass man Herausforderungen in seiner Nachfolge akzeptiert?