Datum: 10. April 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Korinther 1,18

Für die einen unsinnig, unnötig, schlicht ein Skandal; für die andern Lebensgrundlage für ihr neues Leben mit Gott. Zudem erleben wir Andreas auf seinem interessanten Weg zum Glauben.


Andreas sitzt auf dem Boden und dreht sich eine Zigarette. Seit knapp 3 Wochen ist der 18jährige unterwegs auf einem Selbstfindungstrip. Mutterseelenallein ist er mit dem Mofa bis nach England und zurück gefahren, 3000 km. Jetzt ist er auf dem Rückweg und macht Pause auf einer Bank; seine Latzhose ist schmutzig, die Fingernägel schwarz und seine langen Haare sind fettig; er stinkt und ist müde. In Gedanken versunken merkt er nicht, wie ein etwa 50jähriger gestylter Geschäftsmann zu ihm auf die Bank sitzt. Nach ein paar Minuten dreht sich dieser Mann um zu ihm und fragt: Kennst du Jesus? Andreas ist aber überzeugter und missionarischer Atheist. Den Glauben an Gott findet er dumm und völlig absurd! Auch jetzt setzt er ein bemitleidendes Lächeln auf, wie er es oft bei seinen frommen Klassenkollegen am Gymnasium auch tut.

Wie würden die Leute heute reagieren, wenn du sie fragen würdest: Kennst du Jesus? «Klar, kenne ich Jesus, er kommt in der Bibel vor. Wir haben im Unti von ihm gehört» würden die einen spontan antworten. Andere wären vielleicht sofort auf 180 und würden verschwinden. Wieder andere würden lächeln, an unserem Verstand zweifeln und plötzlich keine Zeit mehr haben. Was ist an Karfreitag geschehen?  – wäre auch so eine Frage als Gesprächseinstieg. Das wäre schon schwieriger! Karfreitag -  ein arbeitsfreier Tag zum geniessen!  Aber der Sinn dahinter? Keine Ahnung! Schon darüber zu sprechen ist für die meisten Menschen ein völliger Unsinn. Jesus stirbt am Kreuz! Das ist ein blutiger Skandal! Ein Justizirrtum! Karfreitag - einen Sinn dahinter gibt’s doch gar nicht!! Paulus sagt im 1. Korintherbrief, Kap 1, Vers 18: «Ich weiß, wie unsinnig die Botschaft vom Kreuz in den Ohren derer klingt, die verloren gehen. Wir aber, die wir gerettet sind, erkennen in dieser Botschaft die Kraft Gottes.» Am Kreuz scheiden sich die Geister. Es gibt auch Christen, die haben Mühe mit diesem Tag! Es gibt Gemeinden, die haben ihren Karfreitags-Gottesdienst aus dem Programm genommen. Sie konzentrieren sich auf Ostern. Sie reden lieber über die Auferstehung!

Jesus versuchte, die Jünger auf seine Leidenszeit vorzubereiten. Beim ersten Mal entsetzte sich Petrus und wehrte vehement ab: «Das darf nicht sein, Herr», sagte er. «Das darf auf keinen Fall geschehen!» (Matthäus 16,23 LU) Das wäre ja peinlich! Ein Retter der leiden und sterben muss! Von der zweiten Ankündigung lesen wir, dass die Jünger mit dieser Nachricht nichts anfangen konnten – und interessant: sie hatten Angst davor, weitere Fragen zu stellen! Wir haben manchmal Angst, weitere Fragen zu stellen, weil wir vor dem «Es könnte ja sein!» Angst haben. Oder wenn wir die Wahrheit nicht wissen wollen. Jesus nimmt noch einen dritten Anlauf, aber es bringt nichts: «Die Jünger begriffen von all dem nichts. Der Sinn dieser Worte war ihnen verborgen; sie verstanden nicht, was damit gemeint war» (Lukas 18,34 NGÜ). War es nach der Auferstehung einfacher, über das Kreuz von Jesus zu reden. Paulus machte auf seinen Missionsreisen folgende Erfahrung: «Die Juden fordern Zeichen und die Griechen suchen nach Weisheit. Wenn wir  Christus als den Gekreuzigten verkünden, sind die Juden entrüstet und die Griechen erklären es für Unsinn» (1. Korinther 1, 22-23 NL). Warum ging das so weiter bis heute? Weil Jesus die menschliche Vorstellung von einem wahren, erfüllten Leben durchkreuzt und als Sackgasse hinstellt, als Irrweg! Die Juden meinten, sie seien gut genug, aber sie hätten gerne noch ein Wunder von Jesus gesehen; und die Griechen suchten nach etwas Gescheitem, nach einem intellektuellen «Hip». Und heute: Die Leute brauchen keinen Jesus, der für sie stirbt. Sie schaffen es ohne. Ihre Faux pas verantworten sie selbst! Ein Gott, der seinen Sohn für uns opfert und der dann blutverschmiert am Kreuz stirbt - das ist doch kein Gott!

Am Kreuz von Jesus scheiden sich die Geister

Jeder Mensch kommt auf seinem Lebensweg irgendwann mal auf die Kreuzung von Karfreitag. Das Kreuz Jesu stellt die Menschen an eine Kreuzung - wo sie sich entscheiden müssen. Zwei Wege bieten sich dir an, wie die zwei Arme eines Kreuzes: der Weg mit Gott oder der Weg ohne Gott! Es ist eine Entscheidung über Leben und Tod – über verloren oder gerettet sein! Verrückt ist, dass die Menschen im Laufe der Zeit die Kreuzung beim Kreuz umgebaut haben zu einem Riesenkreisel mit Hunderten von Ausfahrten und Möglichkeiten. Da gibt es Ausfahrten zur Esoterik, zum gesundes Leben, Yoga, Astrologie, zum Buddhismus, zum wachsenden Selbstvertrauen, zum Islam, zur Schönheitschirurgie,  zu Chi Gong, zum Hinduismus, zu den Banken, zu den Fitnesstempeln, zum besser schlafen, zu Tai Chi, Fit im Alter etc. Da sind ohne Zweifel auch gute Angebote dabei. Und die Leute drehen Runden in diesem Kreisel und bedienen sich am Buffet für ein erfülltes und glückliches Leben – und bleiben doch leer. Sollen diese unbeschränkten Möglichkeiten jetzt besser, sinnvoller, genialer und leichter verständlich sein, als die Tatsache, dass Gott uns liebt, und er uns ein Leben mit Zukunft und Hoffnung schenken will? Paulus kehrt zwei Verse nach unserem Predigttext den Spiess um: «Wo bleiben da die Weisen, die Schriftgelehrten, die glänzenden Redner? Gott hat sie zu Narren gemacht und ihre Weisheit als nutzlosen Unsinn entlarvt» (1.Korinther 1,20 NL). Hier noch eine Zwischenbemerkung: Wenn wir an diesem Tag über die Torheit des Kreuzes reden, muss uns bewusst bleiben, dass schon damals nicht wenige Priester, Pharisäer und Schriftgelehrte zum Glauben kamen. Genau wie auch heute zahlreiche super gescheite Leute den Glauben mit uns teilen! Ist denn die gute Nachricht der Bibel so schwer zu verstehen? Ein Augenschein:

Gott liebt Menschen

Das Wichtigste zuerst: Gott liebt alle Menschen! Diese Liebe hat er uns mit seinem Sohn Jesus Christus bewiesen. Jesus hat die Strafe für unsere Schuld auf sich genommen, indem er den Weg ans Kreuz gegangen ist, für dich und mich, für uns alle. Er hat das freiwillig gemacht! Jesus sagt es selbst: «Niemand nimmt es mir (das Leben); ich gebe es freiwillig her. Ich habe die Macht, es herzugeben, und ich habe die Macht, es wieder zu empfangen. Das ist der Auftrag, den ich von meinem Vater bekommen habe» (Johannes 10,18 NGÜ).

Das Brett vor dem Kopf

Es ist traurig, dass zwischen den meisten Menschen und Gott wie eine Wand ist. Leider erfahren viele Menschen nie etwas von Gottes Liebe, weil sie ihn ignorieren. Sie sind sich selbst Gott. Wenn die Bibel von Sünde spricht, meint sie nicht zuerst unser moralisches Versagen, sondern das überhebliche Über-Gott-hinweg-gehen. Die gegenwärtige Corona-Krise ist für mich als würde Gott an den bequemen Stühlen rütteln, wo die Menschen darauf festsitzen, und sie zu sich einladen: «So, steh auf, komm doch endlich zu mir!»

 

Die Kreuzung beim Kreuz

Manchmal braucht der Mensch mehrere «Schüttler», bis er richtig entscheidet. Wie Andreas, den wir auf der Bank kennengelernt haben Er hat versucht dem Mann neben sich klarzumachen, dass Religion Blödsinn ist. Er selbst wird aber stutzig, weil er merkt, dass er von dem christlichen Glauben eigentlich keine Ahnung hat. Der Mann will ihm noch ein  Neues Testament schenken. Andreas, der zuerst nicht einwilligt, denkt: «Ok, ich kann ja mal darin lesen»... Zuhause beginnt er zu lesen, aber es ist für ihn total Mist. «Es geht um Jesus, der mit ein paar Vollpfosten zusammen eine Gruppe bildet, am Ende grandios scheitert und gekreuzigt wird», so fasst er das Gelesene zusammen. Aber es wurmt ihn, dass es da etwas gibt, was andere so erfüllt, er aber keinen Zugang zu dieser Materie findet. Als nächster Schritt nimmt er Kontakt auf mit seinen komischen, frommen Schulkameraden vom Gymi. Diese laden ihn gleich ein zum Jugendbibelkreis, wo sie miteinander reden, die Bibel lesen, singen und beten. Er ist mehrmals dabei, aber er spürt immer noch nichts von Gottes Nähe. Nach dem Abitur leistet er seinen Zivildienst ab in einem Altersheim – dort wird wieder mit dem Glauben konfrontiert. Er erstaunt über die vielen alten, verbitterten Menschen, die auf ihr Leben zurückschauen und sagen: «Ich habe daneben gelebt. Ich habe in meinem Leben auf Dinge gebaut, die nicht tragen».

Ist es nicht schlimm, wenn ein Mensch am Ende deines Lebens, so ein Bekenntnis abgeben muss?! Das berührt den jungen Mann und er fragt sich: Was trägt auf dieser Welt wirklich? In diesem Altersheim gab es auch eine alte Frau, die fromm war. Der ging es schlecht. Sie konnte nicht mehr aufstehen, höchstens im Bett aufsitzen. Aber das war eine der glücklichsten und freundlichsten Frauen, die er kennengelernt hat. Sie sagte immer: «Wenn mich der Herr Jesus irgendwann holt, das wird gut!» Wenn man ihr Zimmer betrat, ging die Sonne auf! Der junge Mann spürte: da ist doch ein Gott. Diese Frau hat etwas, das sie trägt. Es gibt etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Und er erlebt, wie der Unglaube mehr und mehr Platz dem Glauben abtreten muss. Eines Tages stösst Andreas in seinem geschenkten Testament auf eine Seite, wo der Leser die Möglichkeit hat, seine Entscheidung für den Glauben an Gott der Bibel schriftlich zu dokumentieren, mit Datum und Unterschrift.In diesem Moment entscheidet er sich für Jesus. Noch heute bleibt er dabei und sagt: «Ich will glauben, auch wenn ab und zu wieder Zweifel auftauchen!» (aus: Susanne Hochmeyer-Lichtblau, Von Gott berührt, Gerth-Medien, ISBN 978—3-95734-625-4)

Karfreitag

So ist Gott! Unser Fehlverhalten Gott gegenüber und unsere Ego-Trips können ihn nicht davon abhalten, auch im 21. Jahrhundert den Menschen seine Liebe zu zeigen. Er klopft immer noch bei Menschen an und zieht sie zu sich hin – wie den Andreas! Dazu setzt er auch dich und mich ein;  darum gehen wir doch mit offenen Augen und Ohren durch das Leben, denn vielleicht will dich Jesus einsetzen als «Anstupser» für andere, so wie er es gemacht hat durch den Mann auf der Bank, durch die Jugendlichen vom Bibelkreis oder durch die Strahle-Frau im Altersheim. Wir sind gesegnet, um andere zu segnen! «Ich weiß, wie unsinnig die Botschaft vom Kreuz in den Ohren derer klingt, die verloren gehen. Wir aber, die wir gerettet sind, erkennen in dieser Botschaft die Kraft Gottes» (1.Kor 1,18 NL). Was für ein Vorrecht, in dieser Corona-geschüttelten Welt, bei Gott zuhause zu sein!