Datum: 25. Dezember 2019 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Lukas 2,10
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Fielen die die Hauptbeteiligten damals nach der Geburt in Bethlehem in ein seelisches Tief? Mitnichten! Die Erlebnisse jener Tage und Nächte bewegte sie weiter und sie lebten davon noch Monate und Jahre. Und bei uns? Lebt Weihnachten in uns weiter in ein neues Jahr hinein?  


Wir sind auf dem Höhepunkt der Weihnachtsfeiern 2019 angelangt! Schon einige Anlässe sind hinter uns; andere haben wir noch vor uns. Wir feiern fröhlich weiter mit Angehörigen, Freunden und Verwandten. Das ist jedes Jahr schön. Es ist eine Zeit, auf die wir uns immer wieder, alle Jahre wieder, freuen! Doch dann, im Alltag des neuen Jahres, ist Weihnachten schnell vergessen, auch wenn die Lichter auf dem Balkon oder im Garten noch lange leuchten. Schnell vergessen, weil dann im Dezember 2020 wieder Weihnachten ist. Aber im neuen Jahr kommen dann zunächst mal die Nachwehen: Der Altpapierstoss muss weg und die Flaschen, die sich angesammelt haben auch. Etwas länger zu schaffen macht vielen Leuten dann die Personenwaage! Die Fitnesstempel werden überfüllt sein und den Spaziergängern wird anfangs Jahr auffallen, wieviel Jogger unterwegs sind.

Weihnachten - was dann? Was geschah eigentlich damals bei Maria und Joseph mit dem Kind? Die Weihnachtsgeschichte in Lukas, Kap. 2, beginnt mit den Worten: «Es begab sich aber in jener Zeit…» und schliesst am Ende des Kapitels mit der Bemerkung: «Jesus wuchs heran; er war ein kräftiges Kind, erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade ruhte auf ihm» (Lukas 2,40 NGÜ). Punkt. Das war’s also! Aber wie ging es dann weiter? Dank dem Matthäus-Evangelium wissen wir um die Flucht nach Ägypten und auch um die Rückkehr nach Nazareth. Aber dann hören wir nichts mehr! Jesus darf einfach Kind sein; und als Jugendlicher und Zimmermannssohn hat er dann bei seinem Vater mit angepackt! Es geht sage und schreibe 30 Jahre, bis dann Jesus öffentlich auftritt. 30 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man auf etwas wartet!Haben die Leute von damals, die aussergewöhnliche Geburt in Bethlehem auch schnell vergessen? Wer weiss von uns denn noch, was 1990 vor 30 Jahren, so passiert ist? Als Jesus anfing das Reich Gottes zu verkünden, war die Messias-Erwartung im Volk Gottes immer noch sehr gross. Die Verheissungen waren noch in guter Erinnerung. Was hat den Leuten damals geholfen, die Erwartung wach zu halten? Wir sind ja auch Wartende! Wir warten auf die Wiederkunft unseres Herrn und Heilandes. Wie können wir diese Erwartung wach halten über all die Jahrzehnte unseres Lebens? Eine Antwort ist: Mit  Hilfe der Weihnachtsgeschichte! Was ist denn an dieser Geschichte so einzigartig, so wertvoll und so ermutigend?

1. Sie zeigt Gottes Grösse und Allmacht

Der Engel, der Maria ihre «unmögliche» Schwangerschaft ankündigt, erzählt ihr von Elisabeth, ihrer Verwandten, die unfruchtbar und alt ist, diese sei jetzt im sechsten Monat schwanger und sagt dann: Bei Gott ist kein Ding unmöglich. So ist unser Gott! Er hat den römischen Kaiser Augustus dazu bewegt, etwas zu tun, was es noch nie gegeben hat im römischen Reich: eine Volkszählung! «Eine solche Volkszählung hatte es noch nie gegeben. Sie wurde durchgeführt, als Quirinius Statthalter in Syrien war» (Lukas 2,2 Hfa).

Gott hat das so eingefädelt, dass Joseph und Maria nach Bethlehem kommen! Das Geschehen rund um die Geburt in Bethlehem wurde einige Jahrhunderte im Voraus angekündigt und Gott hat über diese lange Zeit Wort gehalten. Er ist der, der die Welt bewegt! Bei ihm ist nichts unmöglich. Es ist einfacher, auf etwas zu warten, das ganz sicher eintreten wird! Gott bewegt auch die Sterne! Am Himmel gab es damals eine ganz besondere Stern-Konstellation, die die drei Weisen aus dem Morgenland in Bewegung versetzt hat! Sie wollen den neugeborenen König sehen! Diese Sensation wollen sie nicht verpassen. Sie bringen Geschenke, ohne die Joseph die Reise nach Ägypten wohl kaum hätte finanzieren können. Gott versorgt seine Leute!

2. Gott hat sich im Verlauf der Weihnachtsgeschichte offenbart durch die Engel, seine Diener und auch durch den Heiligen Geist.

Nach dem was Maria durch den Engel von Elisabeth gehört hat, geht sie und macht einen Besuch bei ihr. Dabei wird Elisabeth vom Heiligen Geist erfüllt. «Als sie das Haus betrat und Elisabeth begrüßte, hüpfte Elisabeths Kind im Bauch seiner Mutter, und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt» (Lukas 1,40-41 NL). Dann lesen wir von vielen Engelsbegegnungen: Dreimal erschien Joseph ein Engel im Traum. Maria einmal, nicht im Traum, in einer direkten Begegnung, wie auch bei den Hirten auf dem Feld. Um den Engel bei den Hirten scharte sich plötzlich noch eine ganze Engelschar: «Auf einmal war der Engel von den himmlischen Heerscharen umgeben, und sie alle priesen Gott» (Lukas 2,13 NL). Ehrlich gesagt, da wäre ich gerne dabei gewesen. Da ist noch ein Erlebnis zu erwähnen: Simeon hat mit der Verheissung vom Heiligen Geist gelebt, er werde nicht sterben, bevor er Christus, seinen Herrn, gesehen habe. Und auf einen Wink vom Heiligen Geist ging er genau an jenem Tag in den Tempel, als Maria und Joseph auch dort waren. Das war ein Erlebnis für ihn, das Kind dann im Arm zu halten. «Nun kann ich friedlich sterben», sagt er, «denn meine Augen haben den Heiland gesehen, das Licht, das alle gottfernen Menschen anstrahlt». Engel sind die Diener von Gott. Engel gibt es  - ohne Zweifel. Sie sind Realität. Bei uns ist es mehr der Heilige Geist, der zu uns spricht und uns durchs Leben mit Jesus führt. Seine Nähe hilft uns beim Warten!

3. Weihnachten ist eine Geschichte mit Botschaft!

Von Maria können wir lernen, Gottes Wort in unsere Herzen aufzunehmen und es in unseren Herzen zu bewegen. Maria kam vieles zu hören in jenen Tagen: Vom Engel: Er wird groß sein und Sohn des Allerhöchsten genannt werden. «Gott, der Herr, wird ihn auf den Thron seines Vaters David setzen. Er wird für immer über Israel herrschen, und sein Reich wird niemals untergehen!» (Lukas 1,32-33 NL). Die Hirten erzählen Maria, was die Engel ihnen gesagt haben: «Habt keine Angst! Ich bringe eine gute Botschaft für alle Menschen! Der Retter - ja, Christus, der Herr - ist heute geboren worden!» (Lukas 2,10-11 NL). Natürlich erzählen ihr die Hirten auch, wie die Engelschar Gott angebetet hat: «Ehre sei Gott im höchsten Himmel und Frieden auf Erden für alle Menschen, an denen Gott Gefallen hat» (Lukas 2,10-14 NL). Joseph erzählte Maria, was der Engel zu ihm gesagt hat: «Josef, Sohn Davids, zögere nicht, Maria zu heiraten. Denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist. Sie wird einen Sohn zur Welt bringen. Du sollst ihm den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk von allen Sünden befreien» (Matthäus 1,20-21 NL). Von Simeon hört sie, wie er betet: «Herr, nun kann ich in Frieden sterben! Wie du es mir versprochen hast, habe ich den Retter gesehen, den du allen Menschen geschenkt hast. Er ist ein Licht, das den Völkern Gott offenbaren wird, und er ist die Herrlichkeit deines Volkes Israel» (Lukas 2,29-32 NL).

All diese Worte hat Maria in ihr Herz aufgenommen und bewegt, gewälzt! Kann Gottes Wort uns noch bewegen und beschäftigen, so dass es uns immer wertvoller wird. Wir haben es ja gut! Wir haben die ganze Bibel. Alles, was Gott gesagt hat, können wir lesen im Alten und Neuen Testament. Haben wir es beim Warten nicht sehr gut? Natürlich haben alle Beteiligten der Weihnachtsgeschichte ihre Erlebnisse weitererzählt. Das ging wie ein Lauffeuer durch die damalige Welt. So wurden Maria, Joseph, Simeon und Hanna zu Botschafterinnen und Botschafter der guten Nachricht. Das ermutigte das Volk, weiter zu warten. Wer so ein besonderes Erlebnis machen darf, erzählt allen davon und macht das immer wieder – das ganze Leben lang! Das sollten wir nie vergessen: Wir haben etwas zu sagen! Wir haben etwas zu erzählen! Der Apostel Paulus sagt es so: «So sind wir Botschafter Christi, und Gott gebraucht uns, um durch uns zu sprechen. Wir bitten inständig, so, als würde Christus es persönlich tun: Lasst euch mit Gott versöhnen!» (2. Korinther 5,20 NL). Wir haben alle unsere ganz bestimmten Fähigkeiten und Begabungen diese Botschaft zu leben und weiterzugeben; nützen wir sie!

4. Etwas tun macht das Warten leichter!

Maria und Joseph sind ermutigend für uns für unseren Glauben und für unser Tun. Sie haben dem, was sie gehört haben, geglaubt. Sie haben mitgemacht. Joseph hat sich nicht verdrückt und ist nicht abgehauen. Maria hat zum Engel gesagt: «Ich bin die Magd von meinem Herrn und Gott, ich bin bereit für das, was du mir gesagt hast.» Sie haben Gottes Wort ernst genommen. Sie haben ein offenes Ohr gehabt für das Reden von Gott. Sie waren mutig. Sie haben es riskiert, Ja zu sagen zu dem, was Gott ihnen aufgetragen hat. Wenn so ein neues Jahr vor einem liegt ist es ganz spannend: Was hat Gott mit mir vor im neuen Jahr? Lass dich von Maria und Joseph ermutigen!

5. Verliere den Mut nicht, wenn du Unverständliches durchleben musst.

Maria und Joseph mussten mit dem Baby nach Ägypten fliehen, weil das Leben des Kindes in Gefahr war. Flüchtling sein! Umzug in eine fremde Welt – ohne Umzug-Wagen mit Anhänger, nur mit einem Esel - hunderte von Kilometern. Was für eine Tortur für diese Familie! Und die Kleinkinder, die wegen Herodes, ihr Leben verloren? Gott hätte doch… Warum hat Gott nicht… Das passt überhaupt nicht zu dem was er gemacht hat mit dem Kaiser Augustus… Was soll das? Maria und Josef haben gemacht, was ihnen Gott gesagt hat. Wer mit Gott im Leben unterwegs ist, muss manchmal auch unverständliche Wege gehen, unverständliche Umwege akzeptieren. Da könnten wahrscheinlich manche von uns auch davon berichten.

6. Manchmal verkürzt uns Jesus das Warten durch ein ermutigendes Erlebnis.

So ging es auch den Schriftgelehrten und Hohepriestern von damals. Jesus kommt als 12-jähriger in den Tempel. Er feierte mit seiner Familie Bar Mitzwa, sein religiöses Mündig werden. Er bleibt noch ein bisschen länger im Tempel als die Eltern meinen, und hört gebannt. Er durchlöchert die Lehrer mit seinen Fragen redet mit. Und alle wundern sich über seinen Verstand und seine Antworten. Auch das hat wieder zu reden gegeben und die Leute ins Staunen versetzt! Das ist das Einzige, was man über Jesus hört in diesen 30 Jahren  bis zu seinem öffentlichen Auftritt! Weihnachten – und was dann? Warten! Ich fasse zusammen: Weihnachten macht uns das Warten leichter, weil es uns vieles in Erinnerung ruft, was für uns als wartende Gemeinde von heute, hilfreich ist. Vielleicht siehst du hinter der Tür des vor uns stehenden Jahres lauter Berge. Unzählige scheinbare Unmöglichkeiten. Darum: Bei Gott ist kein Ding unmöglich! Unser Gott steht zu seinem Wort! Er hat die sichtbare und unsichtbare Welt im Blick und unter seiner Herrschaft. Gott hat seine Engel um dich gestellt und seinen Heiligen Geist in die Herzen der Glaubenden gelegt. Wir haben eine Botschaft zu bewegen! Wir haben etwas zu erzählen. Die Wartezeit wird kürzer wenn wir uns bewusst Gott zu Verfügung stehen mit unsern Gaben. Kopf hoch, wenn wir unverständlichen Führungen von Gott erleben. Gott selbst verkürzt uns das Warten durch ermutigende Erfahrungen. Erzähl sie weiter und ermutige andere – wie die Hirten! Amen.