Mühe mit der Wesensart eines heiligen Gottes

Datum: 30. Juli 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jonas 1-4; Matthäus 12,40

Heute kommen wir zum zweiten Teil der Sommerpredigtserie, bei der wir Menschen begleiten, wie sie mit ihrem heiligen Gott durchs Leben gehen. Letztes Mal haben wir die drei Freunde Schadrach, Meschach und Abed-Nego betrachtet, wie sie für ihren Gott aufs Ganze gingen. Sie waren bereit, für ihn ihr Leben zu lassen – doch Gott rettete sie. Dies führte schlussendlich dazu, dass ein grosser König nicht anders konnte als zu bekennen, dass nur dieser Gott retten kann. Heute wollen wir uns mit dem Propheten Jona auseinandersetzen. Er ist einer der sogenannten zwölf kleinen Propheten. Er erlebte an seinem eigenen Leib, dass nur dieser Gott retten kann. Spannend an Jona ist aber, dass sein Buch nur eine einzige Prophetie erhält. Doch was macht diesen Propheten so besonders? Das Buch Jona schildert eindrücklich seinen Weg mit Gott. Ganz ehrlich und ohne Scheu, was andere über ihn denken könnten. Es geht darum, seinem heiligen Gott alle Ehre zu geben.


Jona verschwindet

Jona war ein Prophet, d.h. ein Mann Gottes, welcher im Namen Gottes Dinge voraussagte und in seinem Dienst stand. Er wirkte zur Blütezeit des Nordreiches von Israel. Zu dieser Zeit herrschte Jerobeam II, welcher der letzte grosse König vor dem Untergang des Königreiches war. Jona prophezeite ihm militärischen Erfolg. «Jerobeam gewann Israels Gebiete zwischen Hamat und dem Salzmeer zurück, wie der HERR, der Gott Israels, es durch seinen Diener Jona, den Sohn Amittais, den Propheten aus Gat-Hefer, vorausgesagt hatte» (2. Könige 14,25 NLB). Das Nordreich erlebte eine gute Zeit. Das Gebiet war wieder so gross wie früher. Die Macht war politisch gesichert und den Menschen ging es gut. Doch im religiösen Bereich war dem nicht so. Denn das Nordreich hatte sich von ihrem Gott losgesagt. Daher sandte er immer wieder Propheten wie Jona, um das Volk zur Umkehr zu ermahnen. Nächsten Sonntag befassen wir uns mit einem solchen Propheten. Die Voraussage das Jerobeam II die Gebiete zwischen Salzmeer und Hamat wieder zurückgewinnen wird, ist die einzige Prophetie Jonas, welches an sein eigenes Volk gerichtet ist. Denn Jona erhält von seinem Gott den Auftrag nach Ninive zu gehen und dort eine Gerichtsbotschaft zu verkünden. Dies ist an und für sich nichts Neues. Gerichtsbotschaften an andere Völker gab es von Seiten der Israeliten immer wieder. Was aber die Einzigartigkeit von Jona ausmacht, ist die, dass Jona diese Botschaft den Feinden selbst überbringen soll.

Doch wer waren diese Assyrer? Die Assyrer prägten ein paar Jahrhunderte das Geschehen in Vorderasien. Bis sie von den Babyloniern abgelöst wurden, waren sie eine Grossmacht. Ninive war die Hauptstadt und ein politisches und religiöses Zentrum. Die Assyrer waren grausam und von ihren Feinden gefürchtet. Ich möchte dies anhand eines Beispiels gerne aufzeigen. Während meiner Studienzeit hatte ich das Fach «Einleitung in das Alte Testament». Dabei ging es um Grundfragen der biblischen Bücher wie z.B. Verfasserschaft, Entstehungszeit, Gliederung, etc. Ich kann mich kaum noch an Einzelheiten der Vorlesung erinnern. Doch etwas weiss ich noch allzu gut, denn es hat mich damals schon gefesselt und tut dies auch heute noch. Nämlich, als es um die Kriegsführung der Assyrer ging. Ich muss euch kurz vorwarnen, dies was jetzt kommt ist nichts für schwache Gemüter, aber ich teile es mit euch, damit ihr ein Bild von dieser Grossmacht bekommt. In der damaligen Zeit wurde mit Toten gut umgegangen. Man verbrannte sie und gab sich Mühe, diese nicht zu schänden. Doch die Assyrer waren da ganz anders. Wenn sie eine feindliche Stadt angriffen, dann nahmen sie die toten Angehörigen feindlicher Truppen. Sie häuteten und spannten sie auf ihre Schilder und griffen die Stadt so an. Stellt euch nun vor ihr müsstet diese Stadt verteidigen. Jedes Mal, wenn ihr nun einen Pfeil auf ein Schild abschiesst, schiesst ihr förmlich auf Leute des eigenen Volkes – tote Freunde und Familienangehörige.

Jona erhält jetzt ausgerechnet den Auftrag diesem Volk die Botschaft Gottes zu bringen. «Mach dich auf den Weg und geh in die grosse Stadt Ninive! Ruf aus, was ich gegen sie vorbringen muss, denn ihre Bosheit stieg bis zu mir hinauf!» (Jona 1,2 NLB). Jona wird zur verfeindeten, grausamen Grossmacht geschickt. Wie entscheidet er sich? Kein Wunder – er haut ab. Gut gemacht Jona, rette deine Haut. Denn was war der Grund für seine Entscheidung? «[…] Er wollte weg vom Angesicht des HERRN» (Jona 1,3 NLB). Denn mit einer Gerichtsbotschaft zu diesem Volk zu gehen ist wohl das Schlimmste, was einem passieren kann.

Daher nimmt Jona das nächste Schiff, welches das Ziel Spanien hat. Unterwegs kommt ein grosser Sturm auf. Doch Jona bekommt davon nichts mit, er schläft tief und fest. Die anderen Seeleute bekommen immer wie mehr Angst und beten zu ihren Göttern. So wecken sie auch Jona auf, damit er zu seinem Gott beten kann. Doch Jona erkennt, dass er schuld am Sturm ist. In dieser Begebenheit geht zu schnell etwas unter, ich muss zwar die gesamten vier Kapitel gerafft darstellen, aber hier möchte ich kurz verweilen. Denn als klar wurde, das Jona schuld war, stellen sie Fragen. «’Sag uns doch, warum dieses Unglück über uns hereinbricht’, sprachen sie. ‘Was ist dein Beruf? Aus welchem Land kommst du? Zu welchem Volk gehörst du?’» (Jona 1,8 NLB). Die Antwort kommt prompt. «[…] Ich bin ein Hebräer, und ich bete den HERRN an, den Gott des Himmels, der Meer und Land geschaffen hat» (Jona 1,9 NLB). Ist euch etwas aufgefallen? Was antwortet er auf seinen Beruf? Er gibt keine genaue Angabe darauf, sondern nur ein «Ich bete den HERRN an». Seine Tätigkeit bezeichnet er als Anbetung. Ich bin überzeugt, dass die wichtigste Aufgabe für Nachfolger von Jesus Christus auch Anbetung sein sollte. Dies soll alles durchdringen.

Jona kehrt um

Da Jona weiss, dass er verantwortlich für den Tod der gesamten Schiffsbesatzung sein wird, wenn er an Bord bleibt, lässt er sich ins Wasser werfen. In dem Moment beruhigt sich das Meer! «Die Seeleute wurden von tiefer Ehrfurcht vor dem HERRN ergriffen, brachten ihm Opfer und schworen ihm zu dienen» (Jona 1,16 NLB). Sie konnten nicht anders, als den Gott von Jona anbeten. Jona opferte sich für die Leben der anderen. Denn die Konsequenz, wenn einem heiligen Gott nicht gehorcht wird ist der Tod! Ist dies so? Nein! Denn Gott ist ein gnädiger und barmherziger Gott. Er lässt Jona nicht im Stich. «Der HERR schickte einen grossen Fisch, der Jona verschlang. Drei Tage und drei Nächte war Jona im Bauch des Fisches» (Jona 2,1 NLB).

Menschen finden auch heute noch an den speziellsten Orten und Momenten zu Gott. So auch Jona – er hatte sein Umkehrerlebnis im Bauch eines Fisches. Dort betet er zu seinem Gott und die beiden letzten Verse dieses Gebets will ich mit euch teilen. «Die, die falsche Götter anbeten, verzichten auf deine Gnade. Ich aber werde dir laut danken, Opfer bringen und meine Gelübde halten. Denn die Hilfe kommt vom HERRN» (Jona 2,9-10 NLB).

Wer nicht den HERRN anbetet, verzichtet auf die Gnade von ihm. Verzichtet auf Annahme. Verzichtet auf Vergebung. Verzichtet auf Leben. All dies wird Menschen verheissen, welche sich zu Gott bekennen. Jona erwartet im Fischbauch die Hilfe von Gott. In einer verzweifelten Lage, an einem Punkt, wo er keinen Ausweg mehr sieht, betet er zu Gott. Er bekennt sich zu ihm und erwartet Hilfe allein von ihm. Was macht Gott? «Da befahl der HERR dem Fisch, Jona am Strand auszuspucken» (Jona 2,11 NLB). Erst nach drei Tagen reagierte Gott. Warst du schon einmal lange allein? Ablenkung kommt da sehr gelegen. Aber Jona hatte dies nicht. Aber was er hatte, war viel bedeutender. Er hatte eine tiefe, innerliche Umkehr zu Gott hin und dieser rettete ihn. Gott ist ein gnädiger und barmherziger Gott, aber auch ein konsequenter Gott. Daher erhält Jona nochmals den Auftrag nach Ninive zu gehen.

Jona hat Mühe mit der Wesensart eines heiligen Gottes

Diesmal führt Jona den Auftrag aus. Als er in Ninive ankommt kündigt er das Unheil Gottes an. Hier findet sich auch die einzige Prophetie im gesamten Buch. «[…] Ninive wird in 40 Tagen zerstört werden!» (Jona 3,4 NLB). Jona war wohl ein begnadeter Redner. Denn diese simple Botschaft löste ein Erdbeben aus. Die Menschen erkennen, dass sie nicht richtig gehandelt haben. Sie kehren um zum HERRN. Es war bis jetzt nicht ihr Gott, aber sie demütigen sich. Als Gott ihr Verhalten sieht, hat er erbarmen mit ihnen. «Als Gott sah, dass sie von ihren schlechten Wegen umgekehrt waren, bedauerte er, dass er ihnen Unheil angedroht hatte und verschonte sie» (Jona 3,10 NLB). Gleich wie Gott barmherzig mit Jona war, so ist er es auch mit Ninive. Doch Jonas Antwort lässt nicht lange auf sich warten. «Er beklagte sich beim HERRN: Ach HERR, habe ich das nicht schon gesagt, bevor ich von zu Hause aufbrach? Deshalb bin ich ja fortgelaufen nach Tarsis! Ich wusste, dass du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, dass du geduldig und voller Gnade bist, weil du das Unheil bedauerst» (Jona 4,2 NLB). Jona hat an seinem eignen Leib Gottes Barmherzigkeit und Gnade erfahren, gönnt sie Ninive aber nicht. So ist seine Reaktion auf Gotte Handeln bemerkenswert. Er betet: «So mach nun meinem Leben ein Ende, HERR! Ich will lieber sterben, als zu leben» (Jona 4,3 NLB).

Wie sollen wir das Handeln von Jona beurteilen? Ist es nicht auch nachvollziehbar? Er riskiert sein Leben, um dieser Stadt die Botschaft zu bringen. Es kostete ihn alles. So soll es nun doch den Einwohnern dieser Stad auch gehen. Ich kann mir vorstellen, dass bei Jona auch viel Frust vorhanden war. Denn obwohl dem eigenen Volk immer wieder Umkehrbotschaften gemacht werden, kehrt es nicht zu ihrem Gott zurück. Doch die Hauptstadt einer damaligen Weltmacht kehrt durch eine einzige Predigt um! Wie sieht es bei uns aus. Freuen wir uns für andere, wenn ihre Freunde, Familie, Bekannte zu Jesus kommen? Was macht es mit dir, wenn dies in deinem eigenen Umfeld ausbleibt? Gönnen wir die Gnade Gottes auch anderen, oder nur uns selbst?

Auch wenn Jona mit Gott jetzt erhebliche Mühe hat, so hat Gott ihn nicht vergessen. Jona setzt sich ausserhalb der Stadt hin und wartet auf das Eintreffen des Unheils. Gott ist auch in dieser Situation barmherzig und lässt einen Rizinusstrauch wachsen, damit er ihm Schatten gibt. Der Rizinusstrauch ist für uns Menschen giftig. Dennoch freut sich Jona sehr am Schatten, es muntert ihn auf und er ist wieder zufrieden. Obwohl der Strauch giftig ist, gibt es genau einen Wurm, welcher der Fressfeind des Rizinus ist und dem das Gift nicht ausmacht. In der Nacht kommt ausgerechnet einer dieser Würmer und zerstört die Pflanze. Dies macht Jona wieder extrem wütend. Daraufhin wird er von Gott zur Rede gestellt, die Antwort von Jona fehlt allerdings. Gott stellt ihn zur Rede, weil er zu Leuten und Tieren barmherzig ist, welche er selbst erschaffen hat. Demgegenüber steht ein zorniger Jona, welcher wegen einem Busch, zu dem er nichts beigetragen hat, so ausser sich gerät.

Ich möchte nochmals kurz auf den Rizinusstrauch zu sprechen kommen. Dieser ist wie gesagt giftig und dient aber dennoch Jona zur Rettung vor der Sonne. Ist dies nicht auch ein wenig Paradox? Bei der Vorbereitung wurde für mich dieser giftige Strauch zur Rettung ein Bild. Denn Gott benutzt etwas Todbringendes, um uns Menschen zu retten. Jesus Christus, Gottes Sohn, stirbt am Kreuz um uns, seinen Nachfolgern Leben zu bringen. Genau dieser Jesus nimmt bei der Ankündigung seines Todes Bezug zu Jona. «So wie Jona drei Tage und drei Nächte im Bauch des grossen Fisches verbracht hat, so wird der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Herzen der Erde sein» (Matthäus 12, 40 NLB).

Was hat uns die Geschichte von Jona zu sagen? Vielleicht hat dich etwas im Verlauf der Predigt bereits angesprochen. Ich möchte aber hier noch einen weiteren Punkt kurz anschneiden. Denn hast du dich schon gefragt, wer das Buch Jona geschrieben hat? Es war Jona selbst! Er selbst kommt ja nicht sehr löblich daher. Wie gehst du selbst mit deiner Lebensgeschichte um? Kehrst du alles unter einen Teppich? Glänzt bei dir alles oberflächlich? Wie wäre es, wenn du Jona als ein Vorbild nimmst? Er gestand seine Schwäche ein – um Gott alle Ehre zu geben.

Einladung an dich, ein Bote wie Jona zu werden. Dies fängt damit an, dass wir eingestehen, dass wir manchmal auf unseren eigenen Wegen gehen. Doch diese Erkenntnis kann dazu führen, dass wir zurück zu Gott umkehren. Durch die Umkehr sind wir offener das zu tun, was Gott von uns will. Doch wenn wir mit Gott unterwegs sind, dann kann es vorkommen, dass wir wieder neu erstaunt, ja bisweilen sogar empört sind über die Wesensart unseres heiligen Gottes. Doch genau diese, unsere Lebensgeschichte können wir brauchen, um unserem Gott alle Ehre zu geben.

Ich möchte dir wiederum drei Fragen zum Schluss mitgeben. Wähl eine für dich aus, beantworte sie für dich – und versuche einen Schritt in Richtung Umsetzung zu gehen.

  1. Bist du zu Gott umgekehrt und hast ihm und dir eingestanden, dass deine eigenen Wege dich nicht zum erhofften Ziel führten?
  2. Welchen Teil deiner Lebensgeschichte bist du ständig am Polieren und Verstecken? Könnte es an der Zeit sein dazu zu stehen und Gott dadurch alle Ehre zu geben?
  3. Kannst du anderen gönnen, dass Gott ihnen auch barmherzig und gnädig ist? Weshalb kannst du dich nicht mitfreuen?

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Jona 1-4

  1. Bist du zu Gott umgekehrt und hast ihm und dir eingestanden, dass deine eigenen Wege dich nicht zum erhofften Ziel führten?
  2. Welchen Teil deiner Lebensgeschichte bist du ständig am Polieren und Verstecken? Könnte es an der Zeit sein dazu zu stehen und Gott dadurch alle Ehre zu geben?
  3. Kannst du anderen gönnen, dass Gott ihnen auch barmherzig und gnädig ist? Weshalb kannst du dich nicht mitfreuen?
  4. Wo kannst du dich am besten mit Jona identifizieren?
  5. Verstehst du das Bild des Rizinusstrauchs? Was könnte dies für dich persönlich bedeuten, wenn Gott durch den Tod rettet?