Licht auf die Vergangenheit
Obwohl das Volk Israel den härtesten Widersacher Ägypten nach dem Durchzug durch das Schilfmeer hinter sich gelassen hatte, sind neue Feinde aufgetaucht. Eines Tages waren es gleich fünf an der Zahl. Doch Gott liess die Sonne für einen ganzen Tag nicht untergehen, so dass sie besiegt werden konnten. Auch im persönlichen Leben bleibt der Weg in die Freiheit eine lebenslange Aufgabe. Doch Gott schenkt solche Sonnentage, in denen wir herausgefordert werden, die Feinde aus der Vergangenheit anzugreifen und zu besiegen.
Gott hat die ganze Creatio aus dem Nichts geschaffen. Dafür wird im Hebräischen das Wort bara benutzt. Nebst der Schöpfungsgeschichte erscheint dieses Verb nur noch einmal in der Bibel. David benutzt es: «Gott, erschaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen, aufrichtigen Geist» (Psalm 51,12 NLB). Mit der gleichen Kreativität und Kraft kann Gott ein neues Herz schaffen oder ein zerbrochenes Herz wiederherstellen. Es gibt also Hoffnung für alle Menschen, die mit angezogener Handbremse durchs Leben gehen.
Unterwegs ins verheissene Land
Die Geschichte Israels im Alten Testament kann allegorisch ausgelegt, den Weg eines Menschen mit Gott verbildlichen. Die verschiedenen Stationen haben tiefe geistliche Bedeutung:
- Gefangenschaft in Ägypten (2Mose 1): Auf Hebräisch heisst es Mizraim. Das bedeutet Enge oder Bedrückung. Die Dualendung ayim deutet auf eine zweifache Bedrückung hin, eine innere und eine äussere. Jeder Mensch ist von Geburt an getrennt von Gott und befinden sich in feindlicher Gefangenschaft (Römer 3,23). Das ist die Ausgangslage im Leben.
- Passah und Auszug (2Mose 12+13): Beim Passahfest mussten die Israeliten ein makelloses Schaf töten und das Blut an die Türpfosten ihrer Häuser streichen. Das ist ein Bild für den Tod von Jesus Christus am Kreuz von Golgatha. Wer Jesus Christus sein Leben anvertraut, nimmt damit diesen stellvertretenden Tod für sich in Anspruch. Für die Hebräer ist das Blut der Sitz des Lebens. Beim persönlichen Auszug aus Ägypten, der Hinwendung hin zu Jesus Christus, bekommt man als Geschenk ein neues Leben.
- Feuersäule und Wolke (2Mose 13,17ff): Gleich nach dem Auszug übernimmt Gott die Führung. Ein Mensch, unterwegs mit Gott, wird durch den Heiligen Geist geführt.
- Durchzug Schilfmeer (2Mose 14): Nach dem Auszug spürten die Israeliten schon bald den Atem der übermächtigen Feinde hinter sich. Da vor ihnen das Schilfmeer lag, waren sie chancenlos. Doch Gott liess die Israeliten trockenen Fusses durch das Meer gehen. Als die hochmilitarisierten Ägypten ihnen folgten, kamen die Wassermassen und begruben das ganze Heer. Paulus vergleicht dies in 1. Korinther 10,2 mit der Taufe. In der Taufe wird hinter dem Täufling eine Linie gezogen, über die die Feinde nicht gelangen.
- Manna und Wasser (2Mose 16): Gott versorgt – nicht im Voraus – aber täglich mit dem Notwendigen. Es ist die Antwort auf die Bitte «Unser tägliches Brot gib uns heute» im «Unser Vater». Es ist die Grundlage für ein sorgenfreies Leben.
- Sieg gegen weiteren Feind (2Mose 17,8ff): Auch nach dem Durchzug durchs Schilfmeer tauchen doch wieder Feinde auf. Durch inständiges Gebet konnten die Amalekiter jedoch besiegt werden.
- Einzug ins Verheissene Land (Buch Josua): Nach vielen herausfordernden Wüstenjahren dürfen die Israeliten endlich in Kanaan einziehen. Für einen Nachfolger von Jesus ist das der Moment, wenn er nach seinem irdischen Leben in die unmittelbare Gegenwart Gottes kommt.
Die Feinde gehen nicht aus
Zu Beginn der Landeinnahme, nachdem Josua Jericho und Ai besiegt und Gibeon sich mit ihm verbündet hatte, brachte dies 5 Könige auf den Plan. Gemeinsam wollten sie Gibeon angreifen und die Israeliten besiegen: «So vereinigten die fünf Amoriterkönige – die Könige von Jerusalem, Hebron, Jarmut, Lachisch und Eglon ihre Heere, brachten ihre Truppen in Stellung und griffen Gibeon an» (Josua 10,5 NLB).
In der christlichen Landschaft wird manchmal die Meinung vertreten, dass mit einer eindeutigen Hinwendung (Bekehrung, Wiedergeburt) zu Jesus Christus verbunden mit der Taufe alle Feinde für immer besiegt sind. Möglicherweise ist das in manchen Fällen so. In der Praxis begegnen uns auch andere Beispiele. Auch beim Volk Israel tauchen nach dem Schilfmeer neue Feinde am Horizont auf. Hier sind es gleich fünf an der Zahl.
Fünf mögliche Feinde, die uns in die «Suppe spucken» wollen, sollen an dieser Stelle erwähnt werden:
Feind «ungeliebt»: Es gibt Menschen, die erlebten in der Kindheit sehr wenig Liebe oder sie mussten sie durch Leistung verdienen. Anstatt ein bedingungsloses «Ja», hörten sie immer nur ein «Ja, aber...». Als Folge davon sind solche Menschen unempfänglich für Liebe oder sie saugen sie auf. Das wiederum belastet aktuelle Beziehungen.
Feind «Missbrauch»: Viel zu stark verbreitet sind Missbräuche – seien es emotionale, körperliche und auch rituelle. Um zu überleben, musstest du einen Teil von dir abspalten. Vielleicht ist dir heute nicht einmal bewusst, dass du Missbrauch erfahren hast. Doch immer wieder mal erlebst du, wie dich eine Situation triggert und sehr irrational und destruktiv handeln lässt.
Feind «Entwertung»: Der himmlische Vater, dein Creator, spricht über deinem Leben ein «Sehr-Gut» aus. Viele Menschen haben dieses Konto auf dem Weg deines Erwachsenwerdens geplündert. Immer wieder hast du gehört, dass du nicht genügst und du es nicht auf die Reihe bringst. Heute glaubst du es und lebst weit unter deiner Berufung, weil du den Mut nicht findest, etwas anzupacken.
Feind «Vernachlässigung»: Manche Kinder werden von ihren Eltern vernachlässigt, so dass die Bindung zur Mutter oder zum Vater nicht stabil gebaut wurde. Vielleicht fehlte auch die emotionale Sicherheit, weil oft anderes wichtiger war als du. Heute hast du grosse Mühe, dich auf tiefe und langangelegte Beziehungen einzulassen.
Feind «Beschämung»: Die Scham möchte uns weise machen, dass wir nicht nur Fehler gemacht, sondern selbst ein Fehler sind. Vielleicht wurde oft in der Schule über dich gelacht. Die ganze Klasse hat sich umgedreht und sich über deinen roten Kopf lustig gemacht. Heute noch versuchst du nicht anzuecken und Dinge, die dich stören, nicht anzusprechen. Du machst einen weiten Bogen um jede Situation, die für dich peinlich werden könnte.
Diesen Sommer waren wir mit den Mountainbikes unterwegs. Bei jemandem aus der Gruppe streiften die Backen auf der Bremsscheibe. Die Folge waren ein nerviges Pfeifen und mehr Widerstand, was eine grössere Kraftanstrengung zur Folge hatte. Ähnliche Auswirkungen haben die fünf Feinde. Wir verbreiten einen nervigen Ton und gehen mit angezogenen Bremsen durchs Leben. Ist es kaum auszudenken, wieviel Lebensfreude, Mut und Vitalität auf der Strecke bleiben – ein Leben unter dem eigentlichen Potenzial. Der Weg in die Freiheit bleibt eine lebenslange Aufgabe.
Gott gibt den Sieg im Kampf
Was jetzt kommt ist einfach grossartig! Zuerst ermutigt der HERR Josua: «’Hab keine Angst vor ihnen’, sagte der Herr zu Josua, ‘denn ich will dir den Sieg über sie geben. Nicht ein Einziger von ihnen wird gegen dich bestehen können’» (Josua 10,8 NLB). Diese Zusage gilt auch dir im Umgang mit deinen Feinden. Unsere Feinde aus der Vergangenheit treten gerne einschüchternd auf. Nicht selten lassen wir uns durch sie paralysieren. Wir können mutig sein und die Feinde angreifen. Nicht ein Einziger von ihnen wird gegen dich bestehen können.
Josua greift die Feinde nachts mit einem Überraschungsangriff an. Durch diesen Angriff wurde der Startknopf für den HERRN gedrückt. Er versetzte die feindlichen Heere in Panik, so dass sie leichte Beute für die Israeliten wurden. Manche Christen glauben, dass ihr Weg in die Freiheit automatisch verläuft. Irgendwann, irgendwie, irgendwer wird sie befreien. Nein, wir müssen die Feinde an den Hörnern packen, um zu erleben, dass Gott den Sieg schenkt.
Und dann geschieht es! Gott greift in die Naturgesetze ein, um Israel zu ermöglichen, die Feinde vollständig zu besiegen. «An diesem Tag gab der Herr den Israeliten den Sieg über die Amoriter. Josua betete vor ganz Israel zum Herrn und er sagte: ‘Möge die Sonne stillstehen über Gibeon und der Mond über dem Tal von Ajalon.’ Da standen Sonne und Mond still, bis die Israeliten sich an ihren Feinden gerächt hatten. Wird dieses Ereignis nicht im Buch des Aufrichtigen beschrieben? Die Sonne blieb hoch am Himmel stehen. Sie ging etwa einen ganzen Tag nicht unter» (Josua 10,12+13 NLB).
Gott, der Kreator, Er, der die Naturgesetze in die Schöpfung hineingelegt hat, hat auch die Macht, sie auszuhebeln. Die Sonne geht für die Israeliten einen ganzen Tag lang nicht unter. Gott lässt sein Licht in den Kampf hineinleuchten. Das Volk Israel bekommt die nötige Zeit, um den Feinden den Garaus zu machen. Licht ist wichtig in diesem Kampf. Am meisten Macht haben die Feinde in unserem Leben, wenn sie unbemerkt im Dunkeln wirken können. Unsere Feinde, unsere Zerbrochenheit und unsere Verletzungen müssen ans Licht gebracht werden. Dort können wir sie erkennen und mit Gottes Hilfe vernichten.
Auch in der seetal chile lassen wir die Sonne jedes zweite Jahr nicht untergehen. Und zwar dann, wenn wir den Kurs «Leben in Freiheit» anbieten. Das kann für dich zu einem solchen Lichtmoment werden, wo Altes und Unverarbeitetes aus deiner Vergangenheit ans Licht kommen darf. Mit Gottes Hilfe sollen die Feinde aus ihrem Versteck gelockt, benennt und besiegt werden. Und ja – auch Männer haben verletzte Herzen, die sie piesacken. Erfolg im Beruf bedeutet nicht, dass jemand frei ist. Viele Männer sind beruflich sehr erfolgreich, pfeifen aber auf der Beziehungsebene aus dem letzten Loch. Wenn ihr den Menschen um euch herum etwas Gutes tun wollt, lohnt es sich, solche Lichttage zu nutzen.
Gott schenkt Licht auf unsere Feinde der Vergangenheit. Jesus sagt: «Ich bin als Licht gekommen, um in dieser dunklen Welt zu leuchten, damit alle, die an mich glauben, nicht im Dunkel bleiben» (Johannes 12,46 NLB). Wer mit Jesus lebt, dessen Vergangenheit muss nicht im Dunkeln bleiben. Die Feinde verlieren am Licht ihre Macht und du erlebst den Sieg. Im Vertrauen auf den Herrn Jesus Christus liegt das Potenzial zur vollen Freiheit. ER kann ein neues Herz schaffen – und tut es gerne.
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
Bibeltext lesen: Josua 10,5-14
- Wenn du an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die Landeinnahme Kanaans denkst; an welcher Station befindest du dich?
- Mit welchen Feinden aus der Vergangenheit hast du es zu tun? Inwiefern beeinflussen sie dein Leben?
- Kennst du Beispiele von anderen Menschen, bei denen Feinde sie unter ihrer Bestimmung leben lassen?
- Hattest du auch schon solche Tage, an denen die Sonne nicht unterging und Feinde besiegen konntest?
- Prüfe doch, ob es für dich dran sein könnte, beim Kurs «Leben in Freiheit» mitzumachen.