Datum: 11. Juli 2021 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Epheser 3,19

Das Fundament in unserem christlichen Leben ist die tiefe Erkenntnis der Liebe Gottes. Dieses geliebt werden, ist der Nährboden für eine enge und tiefe Beziehung mit Gott. Diese Beziehung verändert uns, sie bringt Wachstum und ermöglicht uns diese Liebe weiterzugeben.


Es war ein kühler, nebliger Septembermorgen im Jahr 1963. Die Plätze des Flugzeuges waren alle besetzt mit erwartungsvollen, begeisterten Reisenden, die sich schon lange auf  diesen Tag gefreut hatten. Dann, endlich, um 7:13 Uhr heulten die beiden Turbinen auf und hoben die 80 Passagiere in die Luft. Viele waren aufgeregt, nervös, begeistert und gleichzeitig überglücklich, es sollte der beste Tag ihres Lebens werden. Doch diese Freude währte nur kurze acht Minuten. Nachdem sie trotz Nebel starten konnten, realisierte der Pilot kurz danach, dass sie in enormen Schwierigkeiten waren und sprach in das Mikrofon des Funkgerätes: «Swissair 306, mayday, mayday, no more, no more.» 

Das waren die letzten Worte des Kapitäns, no more, no more, auf Deutsch übersetzt heisst «den Flug gibt's nicht mehr.» Wenige Sekunden später bohrte sich die Maschine mit hoher Geschwindigkeit acht Meter tief in einen Acker am Dorfrand von Dürrenäsch. Eine enorme Tragödie nahm ihren Anfang. Dabei verloren 43 Menschen vom kleinen 220-Seelen Dorf Humlikon ihr Leben. Dies war 1/5 der Bevölkerung, welche dabei um ihr Leben kamen. Zurück blieben 40 Vollwaisen und 8 Halbwaisen. Auf einen Schlag hatten 20 Bauernhöfe von 25 Betrieben  keinen Inhaber mehr. Unvorstellbar der Schmerz der traumatisierten Kinder jeder einzelnen Familie. 

Das ganze Dorf stand unter Schock. Letzthin haben wir zu Hause den Dokumentarfilm zu diesem Ereignis angeschaut. Ein Interview war mir dabei besonders aufgefallen. Eine Frau, sie war damals noch eine Kind, sagte: «Vor dem Abflug war das ganze Dorf in Aufregung. Die ganze Woche und auch am Abend vor dem Abflug hatten sie alle gebetet, damit alles gut gehe und dann dieser grausame Absturz.» Und weiter fuhr sie fort: «Seit diesem Moment habe ich kein einziges Mal mehr gebetet.» Wow, welche unfassbare Tragödie muss dies für diese Frau gewesen sein. Es ist schwer nachvollziehen zu können was sie damals als Kind durchgemacht hatte. Ich werde später  noch näher auf diese Geschichte eingehen.

Das Gleichnis vom Sämann

Heute möchte ich an jenem Punkt in der Bibel anknüpfen, wo ich letztes Mal geendet habe, nämlich beim einzigartigen Gleichnis vom Sämann. Dieses erzählt nicht nur von der göttlichen Wahrheit, sondern von dem ganzen Prozess voller göttlicher Weisheit. Es beschreibt die menschliche Metamorphose. Letztes Mal habe ich über das Saatgut, welches auf den Weg fällt gepredigt. Heute möchte ich mit euch den nächsten Vers genauer anschauen. Er ist im Matthäus Evangelium Kapitel 13, Vers 20:  «Ein anderer Teil der Saat fällt auf felsigen Boden. Das bedeutet: Jemand hört das Wort und nimmt es sofort mit Freuden auf, aber er ist ein unbeständiger Mensch, eine Pflanze ohne Wurzeln. Sobald er wegen des Wortes in Bedrängnis gerät oder sogar verfolgt wird, wendet er sich wieder davon ab» (Matthäus 13,20-21 NGÜ).

Jesus macht einen Vergleich. Einige Menschen sind wie eine Pflanze, welche schwache Wurzeln hat und somit nicht überleben kann. Üblicherweise sehen wir die Wurzeln nicht. Ich denke aber, dass schon jeder von euch eine Tanne gesehen hat, welche von einem Sturm mitsamt ihren Wurzeln umgerissen wurde. Dies zeigt, dass ihre Wurzeln nicht stark genug waren. Vor drei Monaten habe ich einen solchen Baum geschenkt bekommen, er stand mitten im Wald und wurde von einem Sturm entwurzelt. Mittlerweile habe ihn zersägt und Brennholz draus gemacht. Auch in unserem Leben kann es sein dass wir mit samt unseren Wurzeln umgeblasen werden.

Da möchte ich wieder auf das Mädchen zurückkommen welches beim Absturz ihre irdischen Eltern verloren hatte. Dadurch verlor sie gleichzeitig die Beziehung zu ihrem himmlischen Vater, ihrem Erretter Jesus und zum helfenden Heiligen Geist. Ihr junger Glaube, sinnbildlich ihre wachsenden zarten Wurzeln, konnten solch einem heftigen Sturm nicht standhalten. Nicht nur dieses Mädchen, nein, wir alle erleben kleinere und grössere Stürme. Wir alle kämpfen mit unseren Erwartungen und Enttäuschungen. Vielleicht hast du einen geliebten Menschen verloren, einen schweren Unfall gehabt oder eine schlimme Krankheit erlebt, einen Job verloren oder ihn nicht bekommen. Es kann sein, dass du  jahrelang für eine Ehe gebetet hast und sie trotzdem auseinander gefallen ist. Vielleicht hat durch deine Unzulänglichkeit jemand anderes einen schweren Schaden erlitten. Es gibt im Leben viele Ereignisse, welche so mächtig sind, dass die Gefahr besteht, dass sie uns von unserem Glauben abschneiden könnten. 

Wichtig ist diese Gefahr zu erkennen und uns bewusst zu werden, dass wir in Gott starke Wurzeln haben. Dies scheint uns nicht immer ganz einfach zu gelingen. Um uns daran zu erinnern, hat der Apostel Paulus folgendes Gebet aufgeschrieben. «Deshalb beuge ich meine Knie vor dem Vater, von dem jede Vaterschaft in den Himmeln und auf Erden benannt wird: Er gebe euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft gestärkt zu werden durch seinen Geist an dem inneren Menschen; dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die, die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes» (Epheser 3,14-19 ELB). Paulus betete, damit wir etwas erkennen was unsere Erkenntnis übersteigt. In anderen Worten, er betete, dass wir begreifen was unbegreiflich ist, die Liebe Gottes. Wir tun uns schwer die unendliche Höhe und Tiefe dieser Liebe erfassen zu können.

Die Liebe Gottes zu erkennen ist von grösster Wichtigkeit, nur so können wir uns völlig mit Ihm einlassen, nur so werden tiefe Wurzeln wachsen. Dies sind jene Wurzeln, die tiefe enge Beziehung erst möglich machen und aus denen wir Kraft schöpfen können. Entscheidend ist, dass wir diese Liebe immer wieder sehen und erfahren können und dafür dankbar sind. Darum richten wir unsere Augen immer wieder auf Jesus. «Unseren Blick auf Jesus richten, den Wegbereiter des Glaubens, der uns ans Ziel vorausgegangen ist. Weil Jesus wusste, welche Freude auf ihn wartete, nahm er den Tod am Kreuz auf sich, und auch die Schande, die damit verbunden war, konnte ihn nicht abschrecken» (Hebräer 12,2 NGÜ).

Jesus hätte egoistisch handeln können und das Kreuz umgehen. Er hat nicht den bequemen Weg gesucht, sondern alles würdig ertragen. Denn er hatte eine Vision davon, was hinter dem Kreuz auf ihn wartet. Allen Schmerzen und Spott hat er auf sich genommen, weil er dich und mich, uns alle, hinter dem Kreuz gesehen hat. Seine Liebe ist so unendlich gross. Der Apostel Johannes beschreibt diese wie folgt: «Niemand liebt seine Freunde mehr als der, der sein Leben für sie hergibt» (Johannes 15,13 NGÜ).

Wir alle dürfen uns immer wieder an Jesus Liebe orientieren. Diese ist die Grundlage für eine tiefe Liebesbeziehung. Wir bleiben nicht an Tragödien oder dem Kreuz hängen, sondern wir schauen auf das was nun kommen oder entstehen kann. Es ist die Liebe Gottes, die es uns ermöglicht uns getragen und gehalten zu fühlen auch in unangenehmen, schwierigen Situationen. Es ist genau diese Liebe, die uns in stürmischen Zeiten beisteht, wenn wir uns mitten in einer Tragödie befinden. Wir verdrängen den Schmerz nicht, denn es ist wichtig eine Krise zu verarbeiten um sie hinter uns zu lassen. Tief im Glauben verwurzelt, vertrauen wir dass Gott immer bei uns ist, egal was gerade geschehen ist. Wir können Gottes Liebe immer wieder vor unsere Augen führen. Wir haben viele verschiedene Möglichkeiten dies zu tun. Einige Beispiele möchte ich euch aufzählen:

  • wenn wir Lobpreis singen
  • wenn wir Zeugnisse von Gott, Jesus und dem Heiligen Geist geben oder uns anhören
  • wenn wir ein Tagebuch unseres Zwiegesprächs mit Gott führen
  • oder wenn wir einen Bibelvers über die Liebe Gottes auswendig lernen. Gerade eine Renaissance erlebt das auswendig lernen eines Bibelvers. Denn diese Verse strahlen so viel Kraft und Hoffnung aus, dass wir diese Möglichkeit doch freudig nutzen sollten.

Bibelvers über die Liebe Gottes

Ich schlage euch heute vor, dass jeder einen Bibelvers über die Liebe Gottes aussucht und ihn auswendig lernt. Somit nimmt er das Geschenk der enormen Kraft, welche in ihm steckt an. Gerne verrate ich euch meinen Lieblingsvers über Gottes Liebe: «Seht doch, wie uns der Vater mit seiner Liebe überschüttet hat. Seine Liebe ist so gross dass er uns seine Kinder nennt - und wir sind es wirklich»  (1Johannes 3,1 Freie Übersetzung). Es würde mich freuen wenn sich alle nach dem Gottesdienst über ihren liebsten Bibelvers austauschen. Dabei kommen bestimmt einige wundervolle Verse zusammen. Wer gerne online unterwegs ist kann auch einfach einen Vers Googeln, oder nach alter Manier einen in der Bibel aussuchen. Und denkt daran «a thousand mile journey starts with the first step.» Ich stelle mir bereits vor, wie jemand von der seetal chile auf dem Weg zur Arbeit einen Vers auswendig lernt. Oder jetzt ist gerade Ferienzeit, wie wäre es diese tolle Gelegenheit als Familie gemeinsam zu nutzen?

Das wichtigste Gespräch, welches wir täglich führen ist das Selbstgespräch. Wir alle tun dies. Wissenschaftler denken, dass wir zwischen 3’000 bis 5’000 Selbstgespräche führen. Und da taucht die Frage auf: Welche Platte oder CD dreht sich ständig in unserem Kopf? In den Worten von Pastor Matthias: Hören und tanzen wir zur Musik des Himmels? Ich hoffe doch sehr. Und wer noch mehr dieser himmlischen Musik in seinem Kopf haben möchte: wie wäre es mit einem Bibelvers über die Liebe Gottes?

Zusammenfassend

Das Fundament in unserem christlichen Leben sind die tiefen Erkenntnisse der Liebe Gottes. In einem geliebten Herzen wachsen die Wurzeln der Pflanze, welche Frucht bringt. Interessant zu wissen, dass dieser Samen, welcher in unser Herz gepflanzt ist oder wird, hat eine neue DNA mit neuem Erbgut. Dieses wächst und bringt göttliches Leben. Wenn wir seine Worte sprechen, bringen sie Leben, was wir anfassen bringt Segen und was wir denken, bringt Heilung in uns und in diese Welt. Durch diese neue DNA in unserem Herzen, können wir die göttliche Liebe leben und sie in die Welt hinaustragen. Wir Christen sollten bekannt werden für all das wundervolle was Jesus durch uns vollbringt. Aus dieser göttlichen Liebes - Beziehung in unserem Herzen entsteht segensreiches Leben.

Jesus kam, damit wir Leben. In Johannes Evangelium lesen wir: «Der Dieb kommt, um zu stehlen, zu schlachten (töten) und zu vernichten. Ich aber bringe Leben – und dies im Überfluss» (Johannes 10,10 HFA).

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: Epheser 3,19

  1. Was löst eine Tragödie in dir aus?

  2. Müssen Christen Schmerzen, Zweifel und Enttäuschungen verdrängen?

  3. Hast du auch schon an Gottes Liebe gezweifelt?

  4. Wie hast du Gottes Liebe erfahren?

  5. Lässt du negative Gedanken den freien Lauf oder meditierst du darüber, wie sehr dich Gott liebt?

  6. Das Fundament in unserem christlichen Leben ist die tiefe Erkenntnis der Liebe Gottes. Was denkst du über diese Aussage?