Gott als heiligen Gott anbeten

Datum: 2. Juli 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Offenbarung 4,8b

Gott als heiligen Gott anzubeten, bedeutet ihn anzubeten, selbst wenn du ihn gerade nicht als liebenden, barmherzigen, gerechten Gott erlebst. Damit bringst du ein Stück Himmel auf die Erde, denn es ist das Herz der Anbetung. Wenn wir uns jedoch weigern oder uns mit anderen Dingen ablenken, wie uns das in eine innere Unruhe und Unzufriedenheit führt.


Morgen feiern mein Mann und ich unseren zweiten Hochzeitstag. Ich sage das nicht, um meinen Mann vorzuwarnen und ihm Zeit zu geben sich noch etwas zu überlegen für morgen. Also nicht nur deswegen. Nein, in erster Linie erzähle ich euch das, weil die Umstände unserer Hochzeit etwas speziell waren und einiges mit dem heutigen Thema zu tun haben. Innert drei Monaten haben wir alles für die im Oktober geplante Hochzeit abgesagt und ein komplett anderes Fest einige Monate früher organisiert. Dies aufgrund einer schweren Erkrankung meiner Mutter und der Befürchtung, dass sie es nicht mehr bis zu einem Fest im Oktober schaffen würde. Mein Mann hat in den Monaten zuvor mehrere Schicksalsschläge in seinem Umfeld erlitten und Mühe mit den so überraschenden Todesfällen umzugehen. Ihr könnt euch vorstellen, als wir also vor zwei Jahren in der Kirche standen, waren wir beide zwei gebrochene Menschen und wirklich nicht in Bestform. Obwohl wir beide gerade an einem Tiefpunkt in unserem Leben standen und dem jeweils anderen wirklich nichts zu bieten hatten, standen wir da und sprachen einander zu wie sehr wir uns lieben. Ich finde so ein Trauversprechen ähnelt wirklich sehr einem Lobpreis. Für mich ist das bis heute eine Lehre, dass Liebe und Anbetung – den anderen hochheben – wenig mit dem zu tun hat, wie ich mein Gegenüber jetzt gerade erlebe, sondern mit dem, wer mein Gegenüber ist.

Er ist würdig

Vielleicht kennst du es, dass du nach draussen in die Natur gehst und einfach nur staunen kannst. Was du siehst, bringt dich unweigerlich dazu, Gott als Schöpfer dieser unglaublich wundervollen Schönheit anzubeten. Es kann sein, dass du gerade Segen und Führung in deinem Leben erfährst und voller Freude und Dankbarkeit kannst du nicht anders, als Gott dafür zu loben. Genauso gut kann es aber sein, dass du Gott gerade nicht als gerecht erlebst, weil er dir einen geliebten Menschen genommen hat. Es kann sein, dass du Gott nicht als gnädig erlebst, weil er deine Gebete, dein Flehen nicht erhört und du Wünsche und Träume begraben musst. Vielleicht erlebst du Gott gerade nicht als liebend, da du ihn nicht hörst oder seine Gegenwart spürst. Ich weiss nicht, ob deine Seele gerade jubelt oder weint. Aber mit einem zerbrochenen Herzen ist es sehr schwierig Gott anzubeten. Wie kann ich singen, Gott sei ein so liebvoller, gerechter Gott, wenn meine Umstände schreien, dass er das nicht ist. Ich sage damit nicht, dass Gott es nicht dennoch ist, aber wenn man es nicht selber erlebt, ist es einfach schwieriger zu glauben. Ich glaube hier kommt die Heiligkeit Gottes ins Spiel. Gott als heiligen Gott anzubeten, bedeutet ihn anzubeten, weil er würdig ist. Es spielt absolut keine Rolle, ob du gerade die beste Zeit deines Lebens erlebst oder ob du zu Tode betrübt bist.

Ganz natürlich versuchen wir Antworten zu suchen. Immer wieder kommt die Frage nach dem Warum auf, aber die Bibel zeigt uns, dass Gott es nicht nötig hat uns diese Frage immer zu beantworten.Das beste Beispiel dafür ist Hiob. Er verliert alles, was er hat, seinen Besitz, seine Familie und seine Gesundheit. Danach folgen viele Kapitel, die beschreiben, wie Hiob und seine Freunde darüber diskutieren, warum Hiob das alles widerfahren ist. Am Ende kommt Gott und anstatt diese eine grosse Frage zu beantworten, sagt er schlussendlich zu Hiob: «Ich bin Gott und du nicht.». Noch viel eindrücklicher ist für mich aber eine andere unbeantwortete Frage. Jesus hängt am Kreuz, um mit seinem Tod für unsere Schuld zu bezahlen. Er opfert sich selbst, damit wir leben dürfen und das in Ewigkeit. Der körperliche Schmerz muss unglaublich schlimm gewesen sein, aber überlegt euch einmal, wie gross sein Herzschmerz gewesen sein muss. Wir lesen davon in Matthäus 27,46: «Gegen drei Uhr schrie Jesus laut: ‘Eli, Eli, lema sabachtani?’ Das heißt: ‘Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?’» (Matthäus 27,46 HFA). Und Gott schweigt. Es gibt keine Antwort vom Vater. Ich bin mir sicher, dass Jesus den Vater in diesem Moment alles andere als liebend, barmherzig und gnädig erlebt hat. Mir persönlich hilft es zu erkennen, dass auch Jesus nebst dem körperlichen Schmerz auch genauso den innerlichen Schmerz erlebt hat und erleben musste, dass Gott nicht auf sein schreien geantwortet hat. Gott ist heilig und das bedeutet, er ist anders als wir es erwarten. Das einzusehen ist der erste Schritt zu einem sehr ehrlichen Lobpreis. Wenn wir auf unsere Knie fallen und sagen, «Gott, mein Herz ist zerbrochen und ich verstehe nicht, warum du gerade nicht eingreifst, aber ich erkenne, du bist heilig. Auch wenn ich dich nicht verstehe, weiss ich, du bist würdig, angebetet zu werden. Aus diesem Grund lobe und ehre ich dich Herr. Ich erhebe deinen Namen», dann kommen wir zum Herzen des Lobpreises. Das ist Lobpreis, den die Welt verändert.

Anbetung - Wo sich Himmel und Erde berühren

Wie komme ich darauf, dass hier das Herz des Lobpreises liegt? Dazu möchte ich euch eine Bibelstelle vorlesen aus Offenbarung 4. Johannes hat eine Offenbarung vom Himmel. Was er sieht, scheint so wunderbar zu sein, dass er es kaum beschreiben kann. Mit den Worten, die er kennt, versucht er es so gut wie möglich zu umschreiben. «Gleich vor dem Thron war so etwas wie ein Meer, durchsichtig wie Glas, klar wie Kristall. Unmittelbar um den Thron herum standen vier mächtige Lebewesen, die überall mit Augen bedeckt waren. Die erste dieser Gestalten sah aus wie ein Löwe, die zweite glich einem Stier; die dritte hatte ein Gesicht wie ein Mensch, und die vierte glich einem fliegenden Adler. Jede dieser Gestalten hatte sechs Flügel. Auch die Flügel waren innen und außen voller Augen. Unermüdlich, Tag und Nacht, rufen sie: ‘Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der schon immer war, der heute da ist und der kommen wird!’ Diese vier Lebewesen loben und preisen den, der vor ihnen auf dem Thron sitzt und immer und ewig leben wird. Und jedes Mal fallen die vierundzwanzig Ältesten dabei vor ihm nieder und beten den an, dem alle Macht gegeben ist und der ewig lebt. Sie legen ihre Kronen vor seinem Thron nieder und rufen: Dich, unseren Herrn und Gott, beten wir an. Du allein bist würdig, Ehre und Ruhm zu empfangen und für deine Macht gepriesen zu werden. Denn du hast alles erschaffen. Nach deinem Willen entstand die Welt und alles, was auf ihr lebt.» (Offenbarung 4,6-11 HFA). Im zweiten Teil schafft er die Worte zu treffen ohne Umschreibung, denn er gibt die Worte wieder, die er dort hört. Gott wird als heiliger Gott angebetet. Wenn ich sage es ist das Herz der Anbetung, dann meine ich, es ist die Art der Anbetung, wie sie auch im Himmel zu vernehmen ist. Der Herr wird gelobt für sein Sein, für das was er ist. Heilig. Mächtig. Würdig. Wer in den letzten Wochen, die eine oder andere Predigt hier gehört hat, dem kommt diese Formulierung aus Offenbarung 4,8 «Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott» bekannt vor.

Es ist genau der gleiche Wortlaut wie in Jesaja 6,3. Jesaja wird zu seinem Dienst als Propheten berufen und dabei ist er umgeben von Engeln. «Sie riefen einander zu: ‘Heilig, heilig, heilig ist der HERR, der allmächtige Gott! Seine Herrlichkeit erfüllt die ganze Welt’» (Jesaja 6,3 HFA). Ich glaube es ist kein Zufall, dass es zweimal dieselbe Formulierung ist. Die beiden Visionen liegen etwa 850 Jahre auseinander und man fragt sich, ob die Engel nicht in der Zwischenzeit ein neues Lobpreislied hätten machen können. Wahrscheinlich fehlte es ihnen nicht an Kreativität. Es scheint vielmehr, als sei es einfach eine zeitlos passende Formulierung. Was mich fasziniert an diesen Bibelstellen ist aber noch etwas anderes. Es wirkt, als seien Engel und der Himmel nicht so fern, wie wir uns das vielleicht manchmal vorstellen. Weisst du, dass jetzt, in diesem Moment, die Engel im Himmel Gott anbeten? Und ich glaube wir sind aufgefordert miteinzustimmen. Und wisst ihr, was dann passiert? Himmel und Erde berühren sich. Persönlich glaube ich nicht, dass Himmel und Erde zwei abgeschlossene Welten fern voneinander darstellen. Ich glaube manchmal gibt es eine Schnittmenge und es wird Himmel auf Erden sichtbar. Ein Teil davon sehen wir im Kreuz, wo Gott seinen einzigen Sohn hingibt, damit wir in Freiheit ihm begegnen dürfen. Er schlägt damit die Brücke zwischen Himmel und Erde. Und ich bin mir sicher, ein Teil dieser Schnittmenge hat auch mit Anbetung zu tun. Bist du dir bewusst, dass du durch dein Lob, ein Stück Himmel hier auf Erden bringst? Was für ein Privileg!

Anbetung - Unser Herzensbedürfnis

Ja, es ist wahrhaftig ein Privileg. Nicht nur weil wir ein Stück Himmel auf Erden erleben dürfen dabei. Ich glaube das Bedürfnis nach Anbetung ist in uns hineingelegt, von Beginn an. Wir sind zur Anbetung geschaffen. Wer von euch kennt die Situation: du sitzt beim Zahnarzt und als du dann mit dieser Klammer im Mund wehrlos auf diesem Stuhl sitzt, fängt plötzlich dein linker grosser Zeh unheimlich an zu jucken. Du kannst nichts tun in dem Moment und es wird mit der Zeit immer unangenehmer, bis es fast unaushaltbar ist. Und wenn du dann endlich wieder frei bist, ist es die pure Erlösung. Wenn wir also zur Anbetung geschaffen sind und es ein Bedürfnis von uns ist, dann wird es irgendwann unangenehm, wenn wir es nicht tun. Entweder es entsteht eine innerliche Unruhe oder wir beginnen etwas anderes anzubeten. Wenn ich an die Anbetung des heiligen Gottes denke, muss ich unweigerlich auch an David denken. David hat getanzt, musiziert und Lieder zur Ehre Gottes geschrieben. Einige davon können wir in der Bibel bis heute in den Psalmen nachlesen. David hat Gott gelobt als er bereits König war, aber er hat Gott auch gelobt, als er vor seinem Feind Saul auf der Flucht war. Niemand hat ihm gesagt, dass er Gott anzubeten hat und doch war es für ihn keine Frage. Egal wie verzweifelt er zu Gott schrie, seine Gebete endeten mit Lob. David tat dies nicht, weil er sich dazu gedrängt gefühlt hat. Dazu sind seine Gebete sonst viel zu ehrlich. Nein, ich glaube David wusste genau, dass die Anbetung des heiligen Gottes seinem Herzen Frieden verschaffen würde.

Ich wünsche mir, dass wir wie David diesem Bedürfnis unseres Herzens, dieser Sehnsucht nachgehen und den heiligen Gott anbeten. Es ist ein riesiges Privileg, dass wir dies im Anschluss an die Predigt gemeinsam tun können. Ich will dich aber auch ermutigen, in deinem Alltag mehr Raum für die Anbetung freizuräumen. Du kannst singen, tanzen, musizieren, in eigenen Worten oder mit den Worten der Psalmen beten. Wie du anbetest, ist nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, dass du es tust. Lege dein Handy weg, geh hinaus in die Natur oder verabrede dich mit jemanden dazu. Tue was nötig ist, um weg von der Ablenkung in eine Haltung der Anbetung zu kommen.

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Offenbarung 4,8b

  1. Als was für einen Gott nimmst du den heiligen Gott momentan wahr? Erlebst du ihn als liebevollen, barmherzigen, geduldigen Vater oder eher als kühlen, fernen Gott, der dein Rufen scheinbar ignoriert?
  2. Wie beeinflusst das, wie du Gott wahrnimmst, dein Gebetsleben und deine Anbetung?
  3. Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen, um Gott anzubeten ausserhalb des Gottesdienstes am Sonntag?
  4. Wie betest du Gott an in deinem Alltag? Hast du dir bewusst eine Tageszeit reserviert? Gibt es einen besonderen Ort, an dem es dir leichter fällt anzubeten?
  5. Fällt es dir leicht alleine (oder auch mit deinem Partner, deiner Familie) anzubeten? Was könnte dir helfen dabei, es zu einem festen Bestandteil deines Lebens zu machen?
  6. Als Anfang könntet ihr die heutige Kleingruppenzeit anstatt mit einer Gebetsrunde mit einer Anbetungszeit abschliessen.