Datum: 28. Juni 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jakobus 5,14-17

Gebete sind tief in die aktive Beziehung mit Gott verankert. Sie basieren darauf, dass wir Gott immer wieder fragen, was er tun möchte, und danach genau dafür beten und danach handeln. Wenn wir unserer Beziehung mit Jesus nicht vertiefen, bleiben unsere Gebete wirkungslos und treffen nicht ins Schwarze.


Wow, ihr habt es im Theater gesehen, es geht in dieser Predigt heute um das Gebet! Und ganz klassisch wurde es am Gebet für Heilung gezeigt. Aber ich möchte gleich vorwegnehmen, dass es heute nicht nur um das Gebet für Heilung geht, sondern es geht um das kraftvolle Gebet! Und dazu weiss der Jakobusbrief gut Bescheid! Wir lesen gemeinsam den Text in Jakobus 5,16b-17.

«Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung. Elia war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen wie wir; und er betete inständig, dass es nicht regnen möge, und es regnete nicht auf der Erde drei Jahre und sechs Monate. Und wieder betete er, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor» (Jakobus 5,16b-17 Elb).

Wow, dass muss man sich nochmals auf der Zunge zergehen lassen: «Viel vermag das Gebet eines Gerechten in seiner Wirkung!» Das klingt doch nach einem ermutigenden Text! Oder? Oder etwa nicht? Vielleicht hast du dir die Stelle jetzt angehört und gedacht: «Moment mal, erlebe ich das mein Gebet viel vermag?» Was heisst überhaupt vieles?  Und dann ist auch noch dieses Beispiel von Elia, welcher betet, dass es drei Jahre nicht regnen soll. Ich meine «Come on», wer von uns hat das schon erlebt?

Kennt ihr das, wenn ein Bericht/Zeugnis euch eigentlich im Glauben ermutigen sollte, aber das Gegenteil bewirkt? Ich sehe vor allem zwei Sackgassen, in die wir uns oft hineinbewegen.

Die erste Sackgasse sieht so aus: Wir hören einen Bericht, wir lesen eine Bibelstelle und sind dann entmutigt, weil alles so unerreichbar scheint. Ich nenne diese Sackgasse «Sackgasse der Entmutigung». 

Die zweite Sackgasse ist die «Sackgasse der Relativierung». Vielleicht kennst du das auch: Du liest eine Bibelstelle, wie «vieles vermag ein Gebet eines Gerechten» und aus Schutz, relativierst du es auf dein Leben. «Bei Elia funktionierte zwar das mit dem Regen, bei mir muss es ja nicht so etwas Grosses sein» oder «Ich bete gerne für Heilung, aber es muss nicht passieren, schliesslich ist es ja nicht meine Sache, sondern Gottes.» Kennt ihr diese Gedankengänge?

Diese Sackgassen führen uns leider nicht dorthin, wohin der Text uns führen möchte. Und der erste Anhaltspunkt finden wir in Vers 17, dort steht:  «Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir». Wie du und ich! Wow, Elia war nicht mehr gesegnet als wir, er hatte nicht mehr Heiliger Geist zu Verfügung oder sonst irgendeinen Vorteil, den wir nicht haben. Wow, ist uns bewusst, was dieser Vergleich für Ausmasse hat. Elia war ein Mensch von gleicher Art wie wir. Vielleicht müssen wir zuerst anschauen, wer Elia eigentlich war. Elia war ein Prophet im Alten Testament. Und zwar nicht irgendein Prophet, sondern so ziemlich der Wichtigste überhaupt. Sein Auftrag von Gott war es, das Volk Gottes vom Götterkult abzubringen. Z.B. forderte er einmal 450 Baalspropheten heraus. Der Gott, welcher zuerst auf die Gebete mit Feuer vom Himmel antwortet, dieses ist der wahre Gott. Während die Priester nach mehreren Stunden ihre Gebete abbrachen und aufgaben, betet Elia einmal und Gott antwortete mit Feuer (1Könige 18). Später liess er dem König ausrichtigen, dass der Regen wiederkommen würde und kurz darauf begann es zu tatsächlich zu regnen. Hey, dieser Elia scheint so speziell, wird aber hier «ein Mensch von gleicher Art wie wir» genannt.  Versteht ihr, was das heisst? Damit wird die ganz Palette von dem, was Elia erlebte, auch für uns erfahrbar. 

Hinzukommt, dass dies im Einklang mit dem ist, was Jesus sagt: «Wenn ihr betet und um etwas bittet, dann glaubt, dass ihr es empfangen habt, und die Bitte wird euch erfüllt werden, was immer es auch sei» (Markus 11,24 NGÜ). Interessant ist hier auch, dass ein Mensch von gleicher Art, soviel heisst wie «ein Mensch von der gleichen sündhaften Art!» Oder auch «ein Mensch, der gleich im Glauben angefochten ist wie wir.» Wow, Jakobus ist unglaublich erwartungsvoll, im selben Abschnitt können wir auch lesen: «Wenn jemand von euch krank ist, dann soll man für ihn beten und das Gebet wird ihn retten» (nach Jakobus 5,14-15 Elb).

Kann es sein das wir diese Erwartungshaltung verloren haben? Diese Erwartungshaltung, dass Gebete von uns wirkliche den Regen für drei Jahre stoppen können, dass Kranke sofort geheilt werden, finanzielle Probleme sich auflösen oder sich von Gott abgewandte Menschen ihm wieder zuwenden werden. Oft spiegelt sich unsere Erwartungshaltung in unseren Gebeten wider. Klingen deine Gebete mehr wie: «Im Namen Jesu sei geheilt, oder Herr, wenn du möchtest kann du ihn heilen, aber falls nicht zeig ihm, dass du ihn trotzdem liebst etc.» Oft versuchen wir alle Eventualitäten im Gebet abzudecken, damit egal was passiert, Gott das Gebet erhört hat. Nein, lasst uns eine hohe Erwartungshaltung haben, denn Jakobus sagt zu uns, dass wir gleich wie Elia sind. Nun aber stehen wir immer noch vor dem Problem, dass oft unserer Gebete nicht die grosse Wirksamkeit haben, wie bei Elia.

Das Gute ist, der Text spricht auch über die Wirksamkeit und genau das ist unser zweiter Anhaltspunkt. «Viel vermag das Gebet eines Gerechten, in seiner Wirkung.» Hier ist, die deutsche Übersetzung etwas unglücklich. Im Englischen würde es hier mehr so klingen: «Ein wirkungsvolles Gebet eines Gerechten, dass vermag vieles.» Oft betrachten wir nur dieses «Vieles», dabei sollte der Fokus mehr auf dem wirkungsvollen Gebet liegen. Im griechischen bedeutet wirkungsvoll nämlich «vom Heiligen Geist inspiriert». Gebete sind also nicht einfach allein wirkungsvoll, weil wir eine Erwartungshaltung haben oder weil wir keinen Zweifel hegen, dass der Herr die Gebete erhört werde. Vielmehr sind Gebete dann wirkungsvoll, wenn sie vom Heiligen Geist kommen. Im Römer 8,26 steht etwas dazu: «Und auch der Geist ´Gottes` tritt mit Flehen und Seufzen für uns ein; er bringt das zum Ausdruck, was wir mit unseren Worten nicht sagen können. Auf diese Weise kommt er uns in unserer Schwachheit zu Hilfe, weil wir ja gar nicht wissen, wie wir beten sollen, um richtig zu beten» (Römer 8,26 NGÜ). Wir wissen eigentlich gar nicht wie beten, aber der Heilige Geist weiss es, und wenn er es uns sagt, dann können wir dafür beten und es passiert!

Das ist der Grund, warum Elia uns als Beispiel genannt wird. Denn das erste was wir von Elia hören, findet sich in 1. König 17. Elia sagt dort zum König Ahab: «So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe, wenn es in diesen Jahren Tau und Regen geben wird, es sei denn auf mein Wort» (1. König 17,1 Elb). Wir lesen nicht einmal das Elia gebetet hat. Aber es heisst nicht, dass Elia nicht gebetet hat, sondern der Text zeigt mehr die Beziehung zwischen Gott und Elia auf. Wahrscheinlich hat Elia gebetet: «Gott was möchtest du tun?» Und Gott erklärte ihm, dass es eine Dürreperiode geben wird. Und darauf regierte Elia.

Dies zeigt uns, wie stark Gebete auf die Beziehung mit Gott basieren. Wenn wir unsere Beziehung mit Jesus nicht vertiefen, bleiben unsere Gebete wirkungslos. Es ist so, als ob wir mit verbundene Augen Dart spielen würden, unsere Gebete treffen einfach nicht in das Schwarze. Und ich weiss, dass vieler meiner Gebete nicht ins Schwarze getroffen haben. Das ist hart! Und hier müssen wir vielleicht einmal tief schlucken! Aber genau hier wollen wir nicht bleiben! Denn das wäre ja die Sackgasse der Entmutigung, unser Bibeltext ist jedoch ermutigend. Ich glaube nämlich, dass wir diese Augenbinde abnehmen könne oder noch besser, wir könne sie uns von Gott abnehmen lassen. Es steht nämlich: Viel vermag eines Gerechten Gebet in seiner Wirkung. Hey, wenn die Bibel vom Gerechten spricht, meint sie damit nicht etwa den Selbstgerechten, sondern immer Jesus oder diejenigen die mit Jesus verbunden sind. Ja Jesus macht dich und mich gerecht! Er möchte dir das Schenken und dir die Augenbinde ganz abnehmen. «Den, der ohne jede Sünde war, hat Gott für uns zur Sünde gemacht, damit wir durch die Verbindung mit ihm die Gerechtigkeit bekommen, mit der wir vor Gott bestehen können» (2. Korinther 5,21 NGÜ).

Vielleicht merkt ihr jetzt, warum ich Fan von diesem Bibeltext bin. Diese Jakobusstelle erklärt uns nämlich nicht, was wir noch alles für ein kraftvolles Gebet brauchen, sondern dass wir bereits alles dafür haben. Der Kern dieses Textes zeigt also auf die Beziehung mit Gott: Hast du eine Beziehung mit Gott? Und wenn ja, wie sieht diese Beziehung bei dir aus? Denn nach Elia, ist diese Beziehung eine aktive Verbundenheit mit Gott. Eine Verbundenheit, die immer wieder danach fragt: «Gott, was möchtest du tun?» Eine Verbundenheit, die das Reden des Heiligen Geistes beginnt zu verstehen und danach handelt. Vielleicht sagst du jetzt: «Ich habe gar keine richtige Beziehung mit Gott, aber ich möchte eine», dann möchte ich dich einladen, mit mir zusammen zu beten. Vielleicht denkst du aber auch: «Ich habe eine Beziehung mit Gott, aber ich möchte sie noch mehr vertiefen», auch dann bete mit mir mit.

Zum Schluss möchte ich euch nochmals ermutigen. Wenn nun ein Gebet einmal nicht seine Wirkung zeigt, sagt nicht Dinge wie: «Vielleicht wollte Gott ja etwas anderes tun, so etwas kann ich ja nicht wissen, schliesslich liegt alles in seiner Hand». Ja es stimmt, dass es in Gottes Hand liegt, aber es liegt in unserer Hand, Gott immer wieder zu fragen, was er tun möchte. Ein kraftvolles Gebet entsteht daraus, dass wir mit Jesus verbunden sind, ihn fragen was er tun möchte, und danach beten und handeln.

 

 

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: Jakobus 5,14-17

  1. Die eignen Gebete widerspiegeln die Erwartungshaltung. Wie betest du?
  2. Wie oft frage ich Gott, was er tun möchte und für was ich beten soll?
  3. Wenn ich meine Beziehung zu Gott vertiefen möchte, was sind meine konkreten nächsten Schritte?