Abraham – zum Letzten bereit
Als Abraham seinen langersehnten und geliebten Sohn Isaak opfern soll, wird sein Vertrauen in Gott arg auf die Probe gestellt. Abraham besteht diese Prüfung, weil er darauf vertraut, dass Gott gut ist und Wege bereithält, von denen er noch gar nichts weiss. Gott sucht heute keine dinghaften Opfer mehr, sondern unser ungeteiltes Herz. Abraham hatte Ehrfurcht vor Gott. Das ist die Bedingung, um auch dann gehorsam zu sein, wenn es zum eigenen Nachteil scheint. Die Folge davon ist der Segen Gottes.
Abraham war 100 Jahre alt, als sein Sohn Isaak zur Welt kam. Geschlagene 25 Jahre sind vergangen, seit er von Gott diesen Sohn versprochen bekam. Wie aufregend und freudig muss das gewesen sein! Sicher gab es im riesigen Tross von Abraham eine Geburtstagsparty. Endlich wird die Verheissung wahr!
Vertrauen, das auf die Probe gestellt wird
«Einige Zeit später stellte Gott Abraham auf die Probe. ‘Abraham!’, rief Gott. ‘Hier bin ich’, antwortete Abraham. ‘Nimm deinen einzigen Sohn Isaak, den du so lieb hast, und geh mit ihm ins Land Morija. Dort werde ich dir einen Berg zeigen, auf dem du Isaak als Brandopfer für mich opfern sollst.’» (1Mose 22,1-2 NL).
Wie kann ein liebender Gott von Abraham verlangen, dass er seinen Lieblingssohn opfert? Wie kann Abraham bereit sein, diesem grausamen Befehl Folge zu leisten? Das Vertrauen von Abraham zu Gott wird auf die Probe gestellt. Die Prüfung besteht für Abraham darin, ob Gott auch nach dem freudigen Ereignis die Nummer 1 in seinem Leben bleibt. Gott kann unseren Glauben auf die Probe stellen. Zurzeit Abrahams waren Menschenopfer in den ihn umgebenden Völkern üblich. Die Erstgeburt gehörte der jeweiligen Gottheit. Damit stimmte man die Götter freundlich. Die Probe für Abraham bestand also nicht in erster Linie darin, seinen Sohn zu opfern, sondern die langersehnte Verheissung aufzugeben. Wenn das Vertrauen auf die Probe gestellt wird, musst du wissen, dass Gott gut ist! Was nun folgt, ist keine lange Diskussion, sondern: «Am nächsten Morgen stand Abraham früh auf. Er sattelte seinen Esel und nahm seinen Sohn Isaak sowie zwei seiner Diener mit. Dann spaltete er Holz für das Brandopfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den Gott ihm genannt hatte» (V.3 NL). Abraham ist auf bestem Weg, die Probe zu bestehen. Wie hättest du dich verhalten?
Eines meiner «Lieblingskinder» ist die seetal chile. Nächsten Sommer gehe ich in ein Sabbatical. Das bedeutet für mich Loslassen. Viele beneiden mich und denken, dass dies einfach nur schön sei für mich. Mir hingegen wird es manchmal angst und bang, so weit weg von dem zu sein, was mir eben doch mehr Bedeutung und Identität stiftet, als ich zugeben will. So wird der nächste Sommer für mich auch so ein Vertrauenscheck. Gott will die Nummer 1 sein in unserem Leben. Bei allen Proben, die er uns zumutet, geht es nur um diese Frage. Wer Gott im Mittelpunkt hat, kann seine Kinder loslassen, kann im Leid bestehen, kann grosszügig mit seinen Finanzen umgehen, braucht keine Status Symbole, etc.
Im grossen Kapitel der Vorbilder im Glauben steht über Abraham: «Abraham ging davon aus, dass Gott Isaak wieder zum Leben erwecken konnte, wenn er gestorben war. Und in gewisser Weise bekam Abraham seinen Sohn tatsächlich von den Toten zurück» (Hebräer 11,19 NL). Abraham wusste, dass Gott grösser und gut ist. ER kennt Wege und Möglichkeiten, die uns gänzlich unbekannt sind. Dank diesem Vertrauen konnte er den schweren Weg gehen. In den Jüngerschaftskursen von JmeM gibt es jeweils einen Abend, an dem es darum geht, alles, was einem lieb ist, auf den Altar zu legen und so die Bereitschaft zum vollen Vertrauen Gott gegenüber auszudrücken. Man muss schon tief Luft holen, wenn man dann den Namen der FreundIn, das Handy oder die Kreditkarte hinlegt. Und dann liegt es an Gott, uns «unsere Söhne» von den Toten zurückzugeben – jetzt wieder mit der richtigen Priorität. Ich bin überzeugt, dass Gott das Vertrauen von uns allen auf die Probe stellt. Dies geschieht durch Schwierigkeiten, Verlust und Krankheit. Das Ziel ist immer, dass Gott wieder in den Mittelpunkt in unserem Leben rückt.
Spannend ist auch, dass Abraham seine zwei Diener an der letzten Basisstation zurückliess (V.5). Es gibt Proben im Leben, die müssen wir ganz allein bestehen. Begleiter könnten uns daran hindern, uns klar und eindeutig für Gott zu entscheiden.
Ein Opfer, das Gott gefällt
Abraham bindet Isaak auf den Altar. Er holt mit dem scharfen Messer aus. «In diesem Augenblick rief der Engel des Herrn ihn vom Himmel: ‘Abraham! Abraham!’ ‘Ja’, antwortete er. ‘Ich höre.’ ‘Lass es sein’, sagte der Engel. ‘Tu dem Kind nichts. Denn jetzt weiss ich, dass du Ehrfurcht vor Gott hast. Du hättest sogar deinen einzigen Sohn auf meinen Befehl hin geopfert.’ Da sah Abraham auf und entdeckte einen Schafbock, der sich mit den Hörnern in einem Busch verfangen hatte. Er holte den Schafbock und opferte ihn anstelle seines Sohnes als Brandopfer» (V.11-13 NL).
Die Aussage dieser Geschichte lautet: Gott will keine Menschenopfer! Durch die Bibel hindurch finden wir in Sachen Opfer eine Entwicklung. Die urzeitlichen Menschenopfer, denen wir im Isaaksopfer noch begegnen, werden Schritt für Schritt von Gott her überwunden; sie mussten Tier-, Rauch- und Brandopfern weichen, bis es schliesslich im Psalm heisst: «Mit Schlachtopfern bist du nicht zufrieden, sonst hätte ich sie dir gebracht und auch Brandopfer würdest du nicht annehmen. Das Opfer, das dir gefällt, ist ein zerbrochener Geist. Ein zerknirschtes, reumütiges Herz wirst du, Gott, nicht ablehnen» (Psalm 51,18-19 NL). Langsam wurde der Typus angstbesetzter, strafvermeidender «Religion» ersetzt durch Umkehr in eine richtige Beziehung.
Gott will keine dinghaften Opfer, sondern einen zerbrochenen Geist, ein zerknirschtes und reumütiges Herz. Damit ist nicht eine minderwertige oder psychotische Person gemeint, sondern ein Mensch, der demütig seinen Platz bei Gott findet. An anderer Stelle heisst es: «Ihm zu gehorchen ist sehr viel besser als ein Opfer darzubringen, auf ihn zu hören ist besser als das Fett von Widdern» (1Samuel 15,22 NL). Gott sucht nicht Religion, sondern eine richtige Beziehung. Als Vorbild dient uns Abraham.
Eine Ehrfurcht, die Gott anbetet
«Denn nun habe ich erkannt, dass du Gott fürchtest, da du deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast» (V.12 Elb). Abraham fürchtete Gott. Das ist die Bedingung, um auch dann gehorsam zu sein, wenn es zum eigenen Nachteil scheint. John Bevere, der ein Buch zur Gottesfurcht geschrieben hat, sagt: «Du wirst dem dienen, was du fürchtest. Wenn du Gott fürchtest, wirst du ihm dienen. Wenn du die Menschen fürchtest, wirst du den Menschen dienen. Du musst dich entscheiden.» Wir sind mit Gott mehr so auf ‘Gut-Kumpel’. Wir betonen gerne die Güte und Barmherzigkeit Gottes, weniger aber seine Heiligkeit und Gerechtigkeit. Die Gottesfurcht ist eine Reaktion auf seine Heiligkeit und Gerechtigkeit und ein Ausdruck dessen, dass Gott auf meinem Lebensthron sitzt. «Das Erstaunliche an der Furcht vor Gott ist, dass man, wenn, wenn man Gott fürchtet, niemand und nichts anderes mehr fürchtet. Wenn man dagegen Gott nicht fürchtet, fürchtet man alles andere. Gesegnet ist jeder, der den Herrn fürchtet» (Oswald Chambers).
In Sprüche 9,10 steht: «Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang» (Elb). Es gibt keine Weisheit ohne Gottesfurcht. Alle anderen Wahrheiten über das Leben stehen unweigerlich auf diesem Fundament. Die Furcht des Herrn meint einschätzen können: Was ist Realität? Es ist die Weisheit zu erkennen, wer Gott ist – und wer ich bin. Es ist die Weisheit zu erkennen, wer Schöpfer ist und wer Geschöpf. Die Definition von Furcht des Herrn ist wissen, mit wem man es zu tun hat. Wo die Gottesfurcht fehlt, sitzt das eigene Ego auf dem Thron. Im Mittelpunkt steht der Mensch und dass es ihm gut geht. Jesus ist dafür zuständig, dass dies so ist und ich keine Probleme haben. Die Anbetung des Egos ist ein Zeichen der Zeit und greift tief in Jesu Gemeinde hinein. Ein niedriges, nettes und harmloses Gottesbild ist weit verbreitet. Doch dieses System führt nicht zum Leben und erleidet spätestens in schwierigen Lebenserfahrungen Schiffbruch.
«Am dritten Tag erhob Abraham seine Augen und sah den Ort von fern. Da sagte Abraham zu seinen Knechten: Bleibt ihr mit dem Esel hier! Ich aber und der Junge wollen dorthin gehen und anbeten und zu euch zurückkehren» (1Mose 22,4+5 Elb). An dieser Stelle kommt in der Bibel zum ersten Mal das Wort anbeten vor. Das hat tiefe Bedeutung und ist kein Zufall. Das hebräische Wort meint huldigen, sich niederwerfen, sich verneigen, sich tief beugen. Für Abraham ist der tätige Gehorsam Gott gegenüber Anbetung, selbst wenn er selbst durch ganz schwierige Zeiten geht. Letztendlich beten wir immer das an, was auf unserem Lebensthron sitzt. Anbetung hat mit dem heiligen Gott zu tun. Es geht primär nicht um schöne Gefühle oder Schwärmerei. Anbetung ist nicht ein Programm, das wir am Sonntagmorgen im Gottesdienst abspulen, sondern beantwortet die Frage, ob wir bereit sind, unser Liebstes Gott zu opfern. Übrigens sollte über tausend Jahre später König Salomo auf dem Berg Morija den Tempel bauen (2Chronik 3,1). Auf dem Fundament der Gottesfurcht entsteht ein Haus der Anbetung und Begegnung mit Gott. «Abraham nannte den Ort ‘Der Herr sieht’, deshalb sagt man auch heute noch: ‘Auf dem Berg des Herrn, wo der Herr sich sehen lässt’» (V.14 NL).
«Ich, der Herr, schwöre bei mir selbst: Weil du mir gehorsam warst und sogar deinen geliebten Sohn auf meinen Befehl hin geopfert hättest, werde ich dich reich segnen. Ich werde dir viele Nachkommen schenken. Sie sollen zahllos sein wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres. Sie werden ihre Feinde besiegen» (V.16-17 NL). Da sind wir wieder beim Jahresthema: Wer auf Gott hört und gehorcht, der wird gesegnet und ein Segen sein. Menschen, bei denen Gott das Wichtigste im Leben ist, haben Bedeutung für ihre Umgebung – sie sind Salz und Licht.
Der Bericht von Isaaks Opferung ist eine prophetische Vorausdeutung des Opfers von Golgatha, da «Gott nicht einmal seinen eigenen Sohn verschont hat, sondern hat ihn für uns alle gegeben» (Römer 8,32 NL). So weisen auch der geduldig stillhaltende Isaak und der von Gott zum Opfer ersehene Widder letztlich uns auf das göttliche Geheimnis der Stellvertretung – das Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt. Dieses Mal ertönt Gott sei Dank keine Stimme, die «Stopp» ruft. Jesus stirbt und schafft so für uns den Weg zu Gott. Er ist der geliebte Sohn Gottes und das Opferlamm in einer Person. Und ja, Er ist von den Toten auferstanden. Und das bedeutet neues Leben für uns!
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
Bibeltext lesen: 1. Mose 22,1-18
- Das Vertrauen von Abraham in Gott war so unerschütterlich, dass er auf Gottes Reden hin seinen geliebten Sohn auf den Altar legte. Welche Dinge würdest du auch auf den Altar legen, welche nicht?
- Wie findet man heraus, ob Gott im Zentrum unseres Lebens ist?
- Die Gottesfurcht ist der Anfang der Weisheit. Warum stimmt dieser Satz (nicht)? Was ist die Furcht vor Gott?
- Für viele von uns ist Gott mehr ein Kumpel. Wie kann die Ehrfurcht vor Gott zunehmen?