Beziehungen | Eltern – Ehre, wem Ehre gebührt
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: 2. Mose 20,12; Epheser 6,1-3
Alle Menschen haben Eltern und wir können sie uns nicht aussuchen. Es ist ein biblisches Prinzip, dass wir Vater und Mutter ehren sollen. Darin liegt ein Schlüssel für ein erfülltes Leben. Die Grundvoraussetzung, dass ich meine Eltern ehren kann, ist die Liebe Gottes zu uns. Das Angenommensein bei ihm macht es für mich möglich, meine Eltern hochzuhalten. Wenn ich meine Eltern Ehre, dann ehre ich schlussendlich Gott, der mich in diese Familie gesetzt hat!
Heute setzen wir uns mit der nächsten Beziehungsthematik auseinander, welche alle Menschen betrifft. Es geht um das biblische Prinzip von Mutter und Vater ehren. Ich bin mir bewusst, dass dieses Thema bei zweihundert anwesenden Personen, ebenso viele unterschiedliche Reaktionen auslöst. Denn alle bringen verschiedene Voraussetzungen mit. Die Beziehung reicht von schlecht, über durchzogen bis hin zu guter Beziehung. Je nachdem hat noch keine Ablösung von den Eltern, eine teilweise, eine gut durchgeführte Ablösung bis hin zu dem, dass die Eltern abgehängt wurden, stattgefunden. Gewisse von uns haben noch lebende Eltern, gewisse nur noch einen Elternteil und wiederum andere keine leiblichen Eltern mehr. Wenn ich von Eltern spreche, dann sind damit nicht nur die leiblichen Eltern gemeint. Es gibt auch darüber hinaus andere Personen, welche Ehre verdient haben. Solche Menschen und/oder leibliche Eltern gibt es in jedem Leben. Daher ist das Thema Eltern ehren für Alle relevant.
Eine der berühmtesten Aussagen von Jesus Christus betrifft die Frage nach dem wichtigsten Gebot. Hierbei gibt Jesus eine zweiteilige Antwort. «Jesus antwortete: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken! Das ist das erste und wichtigste Gebot. Ein weiteres ist genauso wichtig: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘»
(Matthäus 22,37-39 NLB). Jesus zitiert hier zwei Bibelstellen aus dem Alten Testament und nimmt dadurch Bezug auf die zehn Gebote, welche wir in der Textlesung gehört haben. Diese sind zweigeteilt. Die ersten vier Gebote beziehen sich auf die Gottesbeziehung. Ab Gebot Nummer fünf geht es um die Beziehung der Menschen untereinander. Also zuerst Gott lieben und dann den Nächsten! Die Aufforderung die Eltern zu ehren ist dieses fünfte Gebot und somit der Start der zweiten Gebotskategorie. «Ehre deinen Vater und deine Mutter. Dann wirst du lange in dem Land leben, das der HERR, dein Gott, dir geben wird» (2. Mose 20,12 NLB). In der Deutung der zehn Gebote kommt diesem eine Sonderstellung zu. Alles, was danach kommt, gründet sich auf diesem Gebot. Mutter und Vater ehren ist die Grundlage für alles, was noch kommt, also die gesamte Nächstenliebe. Ich wage hier eine steile These: Mutter und Vater zu ehren ist die Grundlage für jegliche Beziehung. Sei es in der Ehe, Familie, Kirche oder im Staat.
Grundvoraussetzung: Die Liebe des Vaters zu uns
Bevor wir in die recht emotionalen Überlegungen einsteigen, was denn Eltern ehren bedeutet, tauchen wir zuerst in die Grundvoraussetzung ein. Nämlich die Liebe Gottes, des himmlischen Vaters, zu den Jesusnachfolgern. In der Bibel finden wir die Geschichte des sogenannten «Verlorenen Sohns» (Lukas 15,11-32). Es handelt sich dabei um ein Gleichnis. Dies ist eine erfundene Geschichte von Jesus Christus, welche eine immense Bildgewalt und Inhalt hat. Ein Vater hatte zwei Söhne. Eines Tages verlangte der Jüngere seinen Anteil vom Erbe und ging damit weg. Er verprasste alles und landete schlussendlich auf der Strasse – er war ganz unten angekommen. Als er nicht mehr weiterwusste, ging er zurück zu seinem Vater. Die damaligen Zuhörer von Jesus waren auf dem Boden des Alten Testaments gegründet. Sie brachten diesen Gedankenvorbau mit und so gingen sie an solche Geschichten ran. Es gab Weisungen Gottes, welche einen rebellischen Sohn, der sich durch ein ausschweifendes Leben mit Faulheit, viel Essen und Trinken auszeichnete, zum Tode verurteilte (5. Mose 21,18-21). Die Eltern nicht zu ehren, ist etwas Schwerwiegendes! Nun kommt also der Sohn zurück zu seinem Vater. Was macht dieser mit ihm? «[…]. Er war noch weit entfernt, als sein Vater ihn kommen sah. Voller Liebe und Mitleid lief er seinem Sohn entgegen, schloss ihn in die Arme und küsste ihn» (Lukas 15,20 NLB). Er rennt seinem Sohn mit offenen Armen entgegen. Aber ein Vater rannte nicht! Der Vater nimmt ihn in die Arme und küsst ihn! Kein Hauch von Ablehnung, kein Hauch von «du hast dies und jenes getan». Ja, es wird sogar noch besser! Der Vater veranstaltet für den Sohn ein riesiges Fest aus purer Freude. Diese Annahme durch diesen liebevollen Vater steht allen offen! Dieser liebevolle Vater ist Gott! Er weist dich nicht zurück, sondern nimmt dich mit offenen Armen an. Egal was du getan, gesagt oder nicht getan oder gesagt hast. Er herzt dich und sagt zu dir: Du bist meine geliebte Tochter, du bist mein geliebter Sohn!
Doch in diesem Gleichnis gibt es auch noch einen Bruder. Der war die ganze Zeit zu Hause geblieben. Er war eifersüchtig aufgrund der Reaktion des Vaters. Für mich ist dies ein Bild, dass ich nicht eifersüchtig zu sein brauche auf dies was andere haben. Denn ich kann zu meinem himmlischen Vater kommen, er ist so viel besser, als dies ein irdischer Vater je sein kann!
Ich liebe die Gemeinde von Jesus, denn sie hat so viel Potential. Hast du gewusst, dass wir als Kirche das Potential in uns tragen, für andere Familie zu sein? Jesus selbst sagte: «[…] Alle, die die Botschaft Gottes hören und sich nach ihr richten, sind meine Mutter und meine Brüder» (Lukas 8,21 NLB). Wenn du nicht so gute Eltern erlebt hast, dann ist die Kirche ein guter Ort für dich! Hier findest du Familie! Bist du bereit anderen diese Familie zu geben?
Meine Eltern ehren
Erst wenn ich merke, verstanden, erlebt, gefühlt habe, dass ich von Gott, dem himmlischen Vater durch Jesus unendlich geliebt bin, bin ich bereit und im Stande, meine Eltern bedingungslos zu ehren – gerade auch dann, wenn etwas schwierig ist. Die Eltern zu ehren ist nicht gebunden an ihr Verhalten mir gegenüber, sondern hängt von ihrer Stellung ab, die sie haben. Bei der Vorbereitung bin ich auf einen wunderbaren Ausdruck für Eltern gestossen. Eltern sind Menschen, die mich ins Leben geliebt haben! Ich finde diese Definition wunderbar, bin mir aber bewusst, dass dies in Einzelfällen nicht zutrifft. Ehren heisst nicht blinder gehorsam, es heisst aber Achtung zu haben. Ehren heisst Wertschätzung entgegenbringen.
Die Eltern zu ehren, findet sich an verschiedenen Orten in der Bibel. Unser Jahresthema lautet «EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild». Wie hat es denn Jesus gemacht? «Daraufhin kehrte er mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen ein gehorsamer Sohn. Seine Mutter bewahrte all diese Dinge in ihrem Herzen» (Lukas 2,51 NLB). Diese Aussage wird nach einer Begebenheit gemacht, wo Jesus zwölf Jahre alt war. Danach ist es ruhig um ihn, bis er ca. Anfang dreissig war. Es ging also über seine Teenagerjahre hinaus. Die durchschnittliche Lebenserwartung im 1. Jahrhundert beträgt ca. vierzig Jahre! Eltern ehren, ist also nicht nur etwas, was auf die Kindheit und Jugendzeit begrenzt ist. Eltern ehren geht Alle etwas an! Doch Eltern ehren ist nicht attraktiv. Die heutige Haltung ist vielmehr diejenige von die Eltern zu lehren, anstatt sie zu ehren!
Im Alten Testament steht für die Eltern ehren das Verb «kbd». Im Substantiv heisst dies dann «kavod». Es hat die Bedeutung von Ehre und Herrlichkeit. Mit «kavod» wird die Herrlichkeit Gottes umschrieben. Das Verb hat aber auch die Grundbedeutung von «schwer liegen/sein». Meine Interpretation lautet daher auch: Eltern haben es verdient geehrt zu werden, weil Elternschaft nie einfach und leicht ist, sondern eine schwere Aufgabe ist, also schwer liegt. Ich ehre sie, weil ich weiss, dass sie sich in der Regel Mühe geben und selbst limitiert sind.
Im Neuen Testament gibt es verschiedene Anweisungen, dass ich auch anderen Personen mit Achtung begegnen soll. Auch hier gilt, sie haben Ehre verdient, weil es eine schwere Aufgabe ist! Vielleicht gerade schwer, weil sie mir vorstehen! Ich ehre andere, weil sie es verdient haben. In der Ehe soll ich mich meinen Gegenüber unterordnen (Epheser 5,21). Ich soll der Kirchenleitung gehorchen (Hebräer 13,17). Jüngere sollen sich den Älteren unterordnen (1. Petrus 5,5) und ich soll mich staatlichen Autoritäten unterordnen (Römer 13,1). Eltern Ehren wird somit zur Grundlage für die Nächstenliebe. Was ich in meiner natürlichsten Beziehung lerne, wird zum Fundament für mein ganzes Leben. Petrus, einer der ersten Nachfolger Jesus, fasst es wie folgt zusammen: «Ehrt jedermann, habt die Brüder und Schwestern lieb, fürchtet Gott, ehrt den König!» (1. Petrus 2,17 LUT). Wobei das griechische Wort, welches hier zweimal für ehren steht, in Übersetzungen aus dem Hebräischen in der Regel das Wort «kbd» wiedergibt.
Vier praktische Tipps, um seine Eltern zu ehren
Es gäbe noch einige zu sagen über Prägungen in der Familie. Darüber wie sich Gewohnheiten über Generationen hinwegziehen können und die Familie positiv oder negativ prägen. Doch dies würde den Rahmen sprengen. Daher wollen wir in die Schlusskurve einbiegen. Die Eltern zu ehren, ist einerseits einfach, andererseits braucht es eine gehörige Portion Mut. Insbesondere wenn das Verhältnis zu ihnen schwierig ist oder war. Aus dem Buch «The Ten Commandments» von Kevin DeYoung, habe ich einige Gedankenanstösse bekommen. Besonders die vier praktischen Tipps, welche ich nun geben möchte, gehen auf ihn zurück. Diese lassen sich auch auf andere «Elternfiguren» anwenden. Menschen, welche aufgrund ihrer Stellung unsere Achtung verdient haben.
Erstens: Ja sagen! Wie wäre es, wenn wir das nächste Mal einfach mit Ja antworten? Wir werden um etwas gebeten, wie wäre es einfach Ja zu sagen und es zu tun? Nicht weil ich muss, sondern weil ich meine Eltern damit ehren möchte, dass ich auf sie höre! Mag es mir noch so gegen den Strich gehen.
Zweitens: Danke sagen! Dies ist etwas sehr Simples, aber auch sehr effektives. Wie wäre es, einfachmal Danke zu sagen? Dieser Punkt kann schwierig sein, wenn die Beziehung nicht gut ist oder sogar unmöglich, wenn die Eltern bereits verstorben sind. Ein Danke anerkennt die gute Absicht des anderen!
Drittens: Sorry sagen! Dieser Schritt ist wohl der schwierigste. Bei seinen Eltern für eigenes Fehlverhalten um Entschuldigung bitten. Dies kann wie folgt aussehen. «Es tut mir leid, das hätte ich nicht tun sollen, obwohl ich es wusste.» oder «Ich wusste es nicht besser, aber jetzt tue ich es. Bitte entschuldige mich». Auch wenn Eltern vieles bis Alles falsch gemacht haben, habe ich mich auch an ihnen schuldig gemacht! Schon nur mit schlecht über sie reden. Dieser Punkt ist sicherlich für viele heraufordernd, wenn nicht sogar ein Affront. Wenn du mit diesem Gedanken Mühe hast, dann ist mein Vorschlag, dass du dich tiefer mit dem Gleichnis des Verlorenen Sohnes auseinandersetzt. Investiere in die liebevolle Vaterbeziehung. Denn dies ist die Grundlage für alles andere.
Viertens: Hallo sagen! Wie wäre es, wenn du dich bei deinen Eltern meldest? Vielleicht bist du noch nicht bereit für die anderen Punkte. Aber wie wäre es mit einem «Hallo»? Wie wäre es sie anzurufen oder heute Nachmittag spontan vorbeizugehen?
Wenn es um Mutter und Vater ehren geht, dann geht es darin auch um den Punkt der Vergebung. Es ist wichtig und unumgänglich den Eltern zu vergeben! Nicht bloss als Lippenbekenntnis, sondern wirklich. Vater und Mutter ehren als Grundlage für die Nächstenliebe beinhaltet auch die Vergebung. «’Ihr sollt Vater und Mutter ehren.’ Das ist das erste der Gebote, an das eine Zusage Gottes geknüpft ist: Wenn du deinen Vater und deine Mutter ehrst, ‘wird es dir gut gehen und du wirst ein langes Leben haben’» (Epheser 6,1-3 NLB).
Meine Antwort zur Aussage: «Du kannst gut reden, wenn du dies erlebt hättest, was ich erlebt habe, dann würdest du nicht so reden. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich erlebt habe.» Ja das stimmt. Ich kann es mir nicht vorstellen und ja ich habe es wirklich nicht erlebt. Aber ich muss nicht alles erlebt haben. Ich bin froh, dass nicht alle von euch das erleben mussten, was ich erlebte. Ändert aber nichts daran, dass im Eltern ehren der Schlüssel liegt für die Nächstenliebe. Wenn ich meine Eltern Ehre, dann ehre ich schlussendlich Gott, der mich in meine Familie gesetzt hat!
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 2. Mose 20,12; Epheser 6,1-3 und/oder Lukas 15,11-32
- Was für ein Verhältnis hast du zu deinen Eltern? Wie steht es mit der Ablösung? Wie hast du deine Kindheit und Jugendzeit erlebt?
- Wenn du eine schwierige Elternbeziehung hast und dir die Vorstellung die Eltern zu ehren schwerfällt, dann befasse dich nochmals mit dem Gleichnis des Verlorenen Sohns (Lukas 15,11-32).
- Wie könntest du einen Beitrag dazu leisten, dass Menschen in der seetal chile Familie finden? Hast du dies bereits selbst erlebt?
- Was ist deine Spontanreaktion auf folgendes Statement? «Heutzutage neigen wir dazu, die Eltern zu lehren, anstatt sie zu ehren!»
- Die Nächstenliebe gründet sich auf der Ehre gegenüber den Eltern. Hast du eine versöhnte Beziehung zu deinen Eltern?
- Welche der vier praktischen Tipps, könnte für dich der nächste sein? Entweder in Bezug auf deine Eltern oder in Bezug auf andere Personen, welche deine Achtung verdient haben? 1. Ja sagen! 2. Danke sagen! 3. Sorry sagen! 4. Hallo sagen!