Datum: 7. April 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Lukas 10,27-37

Jesus ist auferstanden. Als erlöste und versöhnte Menschen sind wir in die Nachfolge berufen und durch den heiligen Geist mit Weisheit und Kraft ausgerüstet. Worin soll diese Nachfolge nun aber praktisch bestehen? Jesus erklärt uns das selbst in seinem Beispiel vom barmherzigen Samariter. Dieses Beispiel ist in seiner bildhaften Sprache Erklärung und Herausforderung gleichzeitig.


Ein Mensch fällt unter die Räuber. Er geht von Jerusalem (wo Gott wohnt) nach Jericho (der verdammten Stadt). Ist er selbst schuld? Jedenfalls beginnt Jesus mit diesem Menschen sein Beispiel für Nachfolge. Kurz vorher hatte ein Gesetzeslehrer gefragt, wie richtiges Leben mit Gott geht. Die richtige Antwort war:

«Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit deiner ganzen Kraft und all deinen Gedanken lieben.‹ Und: ›Liebe deinen Nächsten wie dich selbst» (Lukas 10,27 NLB). Oder anders gesagt: Wer Gott lieben will, soll seinen Nächsten lieben.

«Tu das…!» sagte Jesus.

Aber wie geht das praktisch? Das wollte auch der Gesetzeslehrer wissen. Darauf erzählt Jesus folgendes Beispiel:

«Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte es ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir’s bezahlen, wenn ich wiederkomme» (Lukas 10,30-35 LUT).

Dieses Beispiel von Jesus ist voller Hinweise und Bilder für unser Leben. Lasst uns einige entdecken:

Teil 1: Der Mensch auf dem Weg

Ein Mensch ist auf dem Weg von Jerusalem nach Jericho. Er verlässt die Stadt, wo Gott wohnt auf 750 Meter über Meer und läuft bergab nach Jericho, der verdammten Stadt, die nach Josua 6,26 nie wieder hätte aufgebaut werden dürfen - 250 Meter unter dem Meeresspiegel.

  • Es ist das Bild der gefallenen Menschheit, die sich von Gott entfernt hat, auf dem Weg zur Verdammnis, der im Tod enden wird.

Der Mann gerät unter die Räuber, die ausziehen, ihn schlagen, sich davon machen und ihn halbtot liegen lassen.

  • Der von Gott entfernte Mensch, fällt unter die Willkür des Teufels, der die Menschen, die Geschöpfe Gottes hasst. Er will die Menschen berauben und das Leben nehmen:
    • Nackt wie nach dem Sündenfall - Ohne Kleid – ohne Vergebung und Versöhnung
    • Geschlagen, zerstört
    • Verlassen, allein
    • Halbtot – Existenz ohne Leben.

Dieser Mensch ist das Bild auf den Menschen ohne Gott schlecht hin. Er braucht Hilfe, Rettung, Heilung, Versöhnung. So viele Menschen leben um uns herum, die körperlich vielleicht nicht unter die Räuber geraten sind, sich aber auf denselben Wegen bewegen und innerlich von Räubern des Herzens überfallen, beraubt, geschunden und halb getötet wurden. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben.

Teil 2: Drei Männer, die helfen könnten

Nachfolge heisst Nächstenliebe: Drei Männer begegnen diesem «Nächsten»:

Zuerst kommt ein Priester. Er zieht auf derselben Strasse hinab. Er sieht den geschundenen Mann, geht aber einfach vorüber. Ein Priester ist ein von Gott Berufener, Opfer für die Versöhnung zu bringen - Sprachrohr Gottes zu sein. Aber er ist auf demselben falschen Weg. Kein Empfinden für die Not des Menschen. Er ist sicher religiös, verfehlt aber das eigentlich Ziel – den Nächsten. Ein Levit wäre ein von Gott für den praktischen Gottesdienst berufener Diener des Herrn. Auch er ist auf dieser Strasse nach Jericho, er sieht den verletzten Mann, geht vorüber und verpasst auch seinen Auftrag am Nächsten.

Dann kommt ein Samariter vorbei. Er ist auf der Reise – nicht auf dem Weg nach Jericho. Auch er trifft auf den Mann. Als er ihn sieht, «jammert es ihn», der Samariter ist berührt. Dieses «jammert es ihn» wird bei Jesus verschiedene Male beschrieben: beim Anblick des verstreuten Volkes ohne Hirte, beim Blinden, beim Aussätzen, bei der Witwe mit dem verstorbenen Sohn… Jesus lässt sich vom Leid der Menschen berühren. Dieses Empfinden wird oft mit Barmherzigkeit umschrieben und als wesentliche Eigenschaft von Gott und Christus genannt. Auch wir als Christi Nachfolger sollen barmherzig sein:

«Ich will, dass ihr barmherzig seid; eure Opfer will ich nicht» (Hosea 6,6 NLB).

Im Gegensatz zu Mitleid, wo ich mit jemandem mitleide, den ein unverschuldetes Leid getroffen hat, meint Barmherzigkeit Mitleid mit einem Menschen zu haben, der selbstverschuldet in das Leid geraten ist. Diese Barmherzigkeit zeichnet unseren Samariter aus. Obwohl der Mensch auf dem falschen Weg war, hilft der Samariter. Dieses «sich Jammern lassen» ist der Schlüsselmoment im Beispiel von Jesus.

Was sehen wir bei diesen drei Männern:

Der Priester und der Levit stehen für eine sachbezogene Religiosität. Beim barmherzigen Samariter geht es um den Menschen. Ebenso ist es bei Christus: In seiner Nachfolge geht es nicht primär um religiöse Sachfragen, sondern um Menschen.

Der Samariter hat sich nicht konkret auf die Suche von Menschen gemacht, aber er war auf seiner Reise bereit für die Begegnung mit Verletzten.

Nun - wer von diesen drei Personen bist du, bin ich? Sehe ich den Nächsten, auch wenn er selbstverschuldet darniederliegt?

Teil 3: Der Samariter und sein Dienst

Das nun anschliessende Handeln des Samariters, zeigt die Auswirkung göttlicher Barmherzigkeit. Dabei ist der Samariter ein Bild auf das Handeln Christi, das wir nun als seine Nachfolger, befähigt durch den Heiligen Geist, als Botschafter Christi auf dieselbe Weise leben sollen:

  • Und er ging zu ihm: Nicht kommen lassen, sondern hingehen. Barmherzige Menschen, Nachfolger Christi sind bewegte Menschen.
  • Mit Öl die Wunden waschen: Wunden waschen, bedeutet von Verschmutzung reinigen. Öl steht für den heiligen Geist. Der Heilige Geist will den Menschen in die Wahrheit führen – auch über ihn selbst. Wo ist dir/mir Unrecht geschehen, wo hast du/habe ich Unrecht getan. Wir brauchen Wahrheit in unserem Leben, wir brauchen Reinigung damit wir Heil werden können.
  • Mit Wein die Wunden waschen: Der Alkohol desinfiziert und schliesst die Poren und schützt vor weiterem Schmutz. Der Wein mit seinem Alkohol ist hier ebenfalls ein Bild auf den heiligen Geist. Der heilige Geist erklärt uns die Bedeutung des Opfers von Jesus Christus, der die Strafe des Todes an unserer Stelle auf sich nahm und der daraus folgenden Gnade Gottes, dass er unsere Sünden vergibt – für immer.
  • Damit Wein entsteht, müssen Trauben zerstampft werden und braucht es einen Gärungsprozess. Christus hat allen Schmutz dieser Welt auf sich genommen, starb am Kreuz, war drei Tage tot und ist auferstanden. Auf der Basis dieses Opfers für uns, erhalten wir aus Gnade (unverdientes Geschenk) die Erlösung.

Der Geist Gottes erschliesst uns die Wahrheit und er erklärt uns Gnade, die in Jesus Christus ist.

«Er, der das Wort ist, wurde Mensch und lebte unter uns. Er war voll Gnade und Wahrheit» (Johannes 1,14 NLB).

Als von Christus gesandte Samariter sollen wir nun verletzten Menschen, das Evangelium von Wahrheit und Gnade bringen.

«Doch Gott erklärt uns aus Gnade für gerecht. Es ist sein Geschenk an uns durch Jesus Christus, der uns von unserer Schuld befreit hat» (Römer 3,24 NLB).

Die Wahrheit macht uns frei, die Gnade versöhnt uns mit dem himmlischen Vater. Alles, was zwischen uns und Gott stand, hat Christus durch sein Opfer «weggewaschen».

  • Die Wunden verbinden: Vor weiterer Verletzung schützen, Raum zur Heilung geben, stützen. Verletzte Menschen brauchen «Verbände», die wir ihnen anlegen. Die Verbände sind die Zusagen Gottes, die uns richtige denken lernen und somit unsere Verletzungen heilen lassen.
  • Aufheben auf das eigene Tier: Bild, dass wir Verletzte in das eigene Leben lassen. Davor schrecken wir oft zurück. Beim Samariter hätte der Sattel vom Blut besudelt werden können. Da der Halbtote auf dem Tier sitzt, muss der Samariter laufen, das ist mühsam. Aber der Samariter lässt die eigene Unbequemlichkeit zu, um dem anderen zu helfen und schreckt nicht zurück, seine eigenen Habe einzubeziehen. Er geht aus der Komfort-Zone. Lassen wir also die Hilfsbedürftigen auch in unsere Häuser und in unsere Leben.
  • In die Herberge bringen und dort pflegen bzw. pflegen lassen: Die Herberge ist ein Bild auf die christliche Gemeinde. Dort kümmere ich mich weiter um mir anvertraute Menschen. Dort kümmern sich andere um den verletzten Menschen
  • Der Preis ist bezahlt: Der Samariter zahlt für jetzt und für später – alles ist bezahlt. Jesus hat den Preis für unsere Schuld, unsere Verletzungen, unsere Heilung, unsere Wiederherstellung – für alles bezahlt – für meine Vergangenheit für meine Gegenwart und für meine Zukunft.

Was musste der verletzte Mann tun? Nichts – aber er liess sich behandeln. Bist du auch so ein Verletzter, dann komm zu Christus und seiner Gnade und Wahrheit und du wirst heil.

Was tat der Samariter? Heilte er den Verletzten? Nein – aber er schuf Raum für Heilung. Die Heilung kommt von Gott.

Das war das Beispiel von Jesus. Was heisst das nun für mich?

Jesus fragt den Gesetzeslehrer und damit auch dich und mich, die wir Nachfolger sein wollen: Wer hat nun den Liebesauftrag am Nächsten am ehesten erfüllt? Wer hat Nachfolge richtig gelebt?

«Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war? Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat. Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!» (Lukas 10,36-37 LUT).

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext: Lukas 10,27-37

  1. Wieso haben der Priester und der Levit in der Geschichte vom barmherzigen Samariter den Verletzten gesehen, sind aber einfach weitergelaufen?
  2. Wie weit darf das Leid von anderen mein Leben beeinflussen oder sogar beeinträchtigen?
  3. Für welche Menschen bin ich hinsichtlich zu leistender Hilfe verantwortlich?
  4. Wie hängen die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten miteinander zusammen und was hat das mit Nachfolge zu tun?