Pfingsten – Start einer neuen Ära
Serie: Heilig - Heilig - Heilig | Bibeltext: 1. Korinther 6,19f; 2. Korinther 6,16-18
Gott sucht mit allen Fasern seines Seins Gemeinschaft mit den Menschen. Im Garten Eden beginnt eine Linie, die über die Stiftshütte, den Tempel, die Menschwerdung Jesu, den Leib eines einzelnen Gläubigen bis hin zur Gemeinde führt. An Pfingsten werden die Nachfolger von Jesus zu Tempeln des Heiligen Geistes. Das ist ein riesiges Privileg und gleichzeitig mit der Verantwortung verbunden, die Präsenz Gottes auf die ganze Erde auszuweiten.
Was könnte uns Besseres geschehen, als live mitzuerleben, wie Jesus Menschen heilt, Dämonen austreibt und seine Freunde ausbildet? Es wäre der absolute Kracher! Da wirkt es etwas verstörend, wenn Jesus genau zu den Menschen, die dieses Privileg hatten, sagt: «[...] Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe [...]» (Johannes 16,7 NLB). Warum soll die das Beste sein? Weil eine neue Ära der Gemeinschaft mit Gott eingeläutet wird!
Gott will Gemeinschaft
Gott sucht mit allen Fasern seines Seins Gemeinschaft mit den Menschen. Folgende Stationen begegnen uns im Laufe der Geschichte:
- Im Garten Eden pflegte Gott eine intensive Beziehung mit Adam und Eva. Der heilige Gott wandelte (hebr. mithallek) mit den Menschen im Garten umher. Obwohl die Menschen aufgrund der Rebellion gegen Gott nicht länger in Gottes Gegenwart leben konnten, sehnte sich Gott in seiner Gnade nach Gemeinschaft mit dem Menschen.
- So entstand auf Gottes Anweisung an Mose hin später das «Zelt der Begegnung». Gottes Herrlichkeit erfüllte das Allerheiligste und der Schöpfer lebte wieder mit seiner besonderen Gegenwart unter seinem Volk. Im Hebräischen steht für diese Gegenwart Gottes der Begriff mithallek.
- Später baute Salomo anstelle des mobilen Zelts den Tempel in Jerusalem, in dem Gott bei den Menschen wohnt.
- Daraufhin wird Jesus als personifizierter Tempel zum Ort der Begegnung mit Gott (Matthäus 12,6-7; Markus 14,58). ER ist der verheissene Tempel, den Gott selbst baute und ewig Bestand hat (2Samuel 7).
- An Pfingsten weitet sich der Tempel nun auf einzelne Gläubige und die Kirche aus. Das Ziel dabei ist, dass sich Gottes besondere Gegenwart dadurch über die ganze Schöpfung ausgebreitet wird. Dieses Ziel wird dann erreicht sein, wenn Jesus wiederkommt und die Neuschöpfung errichtet. Bis dahin gehört es zur Berufung eines Nachfolgers von Jesus Christus, die Präsenz Gottes zu fördern.
Es wird deutlich: Gott will mit allen Fasern seines Seins in enger Gemeinschaft mit den Menschen umherwandeln.
Zum Tempel des Heiligen Geistes werden
«Es ist das Beste für euch, dass ich fortgehe, denn wenn ich nicht gehe, wird der Ratgeber nicht kommen. Wenn ich jedoch fortgehe, wird er kommen, denn ich werde ihn zu euch senden» (Johannes 16,7 NLB). Der Ratgeber ist der Geist Gottes. Der Tempel als Ort, an dem Gottes Gegenwart präsent ist, beschränkt sich nicht länger auf ein Gebäude, sondern weitet sich auf die Kirche aus. «Denn wir sind der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: Ich will mitten unter ihnen sein und mitten unter ihnen leben. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. [...] Ich werde euer Vater sein und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige» (2Korinther 6,16-18 NLB).
Wir leben heute heilsgeschichtlich gesehen bezüglich Gemeinschaft Gottes mit den Menschen in einer überaus spannenden und finalen Phase. Die Kirche ist der endzeitliche Tempel, da Gott in Gestalt des Heiligen Geistes in ihr wohnt.
Jesus ist durch seinen Tod am Kreuz zum Eckstein und Schlussstein dieses Tempels geworden (Epheser 2,20; 1Petrus 2,5), wodurch die Kirche erst zum Tempel werden kann. ER bildet das sichere Fundament und schliesst ihn gleichzeitig ab. Das bedeutet, dass ein Mensch nur durch den Glauben an Jesus Christus Teil des Tempels werden kann und somit freien Zugang zur Begegnung mit dem ganz Anderen bekommt.
Paulus sagt ebenfalls in einem Brief an die Korinther, dass jeder Nachfolger von Jesus individuell ein Tempel des Heiligen Geistes ist. «Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes in euch ist, der in euch lebt und euch von Gott geschenkt wurde? Ihr gehört nicht euch selbst, denn Gott hat einen hohen Preis für euch bezahlt» (1Korinther 6,19 NLB). Somit ist jeder Mensch, der sein Vertrauen auf Jesus Christus setzt, zugleich Tempel und lebendiger Stein im Bau des Tempels.
Somit wird Pfingsten zum epochalen und grossartigen Meilenstein in der Geschichte Gottes mit den Menschen. Seit diesem Tag leben die Jesus gläubigen Menschen nicht mehr «nur» mit Jesus, sondern Christus lebt in der Gestalt des Heiligen Geistes in ihnen. Das ist in der Tat viel besser und vor allem zukunftsträchtig.
Zum Segen werden
Der Papst reist anonym nach Venedig und fällt dort aus einer Gondel. Das Wasser ist zwar nicht tief, aber der Papst versinkt immer weiter. Da kommt ein Gondolieri vorbei und fragt: «Kann ich Ihnen helfen?» Der Papst sagt: «Nein, der Heilige Geist wird mir schon beistehen.» Der Papst versinkt immer weiter, ihm steht das Wasser schon bis zum Hals, als der Gondolieri wieder vorbeikommt und fragt: «Kann ich Ihnen helfen?» Der Papst antwortet wieder: «Nein, der Heilige Geist wird mir schon beistehen.» Als der Papst nun ertrunken ist und im Himmel vor dem Heiligen Geist steht, sagt er zu Ihm: «Wenn man dich schon mal braucht, bist du nie da!» Worauf der Heilige Geist antwortet: «Na wer, glaubst du denn, ist die ganze Zeit vor dir hin und her gerudert?»
Wenn du mit Jesus unterwegs bist, bist du wie der Gondolieri. Der Heilige Geist begleitet und bevollmächtigt dich. Er führt dich in Situationen und ist deine Ressource, um zu helfen. Als Tempel des Heiligen Geistes sind wir berufen, die Präsenz Gottes auf dieser Welt zu steigern – gemeinsam als Kirche, aber auch individuell in deinem Umfeld.
Hesekiel sah in einer Vision, wie ein Wasserstrom aus dem Allerheiligsten des Tempels durchs Land bis ins Tote Meer floss. «Alles, was sich regt und bewegt, wohin das Wasser kommt, wird leben. Es wird sehr viele Fische geben, denn dieses Wasser kommt dorthin und macht das Salzwasser gesund. Wohin dieses Wasser fliessen wird, dort wird alles leben» (Hesekiel 47,9 NLB). Heilsames, lebensschaffendes Wasser! Wenn seit Pfingsten ein Mensch zu einem Tempel des Heiligen Geistes wird, wird er ebenfalls zu einem Tank voll lebendigen Wassers: «Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fliessen [...] Mit dem ‘lebendigen Wasser’ meinte er den Geist, der jedem zuteilwerden sollte, der an ihn glaubte» (Johannes 7,38f NLB).
Die Aufgabe dieser Wassertanks bzw. Tempel ist es nun, das lebendige Wasser an Orte zu tragen, wo sonst kein Leben ist. Dieses Wasser muss niemand selbst produzieren, sondern reichert sich im Beziehungsgeschehen mit Gott in uns an. Vielleicht ist das eben gerade der Knackpunkt: Die Beziehung mit dem ganz Anderen dümpelt auf niedrigem Niveau dahin. Die Ablenkungen des Alltags ersticken die Gemeinschaft mit Gott. Pfingsten will diese Beziehung befeuern und bewässern.
Dies füllt den inneren Wassertank, so dass es für alle Lebensbereiche genug Wasser vorhanden ist:
- Die Eigenverantwortung: Vielleicht hat dein Umgang mit der Zeit, mit dem Essen, mit der Sexualität oder mit anderen Dingen viel an Vitalität eingebüsst. Das einzige wirksame Mittel dagegen ist das Wasser aus dem Allerheiligsten. Durch die Berührung mit dem Heiligen werden wir heilig.
- Die Familie: Verschiedene Menschen leben in verschiedenen Familienkonstellationen. Es gibt Singles, Geschiedene, Verheiratete, Verwitwete, Familien mit und ohne Kinder. Überall gibt es Freuden und Leid. Bewässere deine Situation mit lebendigem Wasser und du wirst Trost und Erneuerung erfahren.
- Die Kirche: Du bist auch Baustein des gemeinsam als Kirche errichteten Tempels. Dein Leben hat Einfluss auf die Gemeinschaft. Wie stehst du zu deiner Kirche? Bist du stärkendes Element oder lediglich Konsument? Durch deinen Baustein wird der gemeinsame Tempel gebaut und die Präsenz Gottes verstärkt.
- Die Arbeit: Dein Arbeitsplatz gibt dir die Chance, einen Ort zu bewässern, zu dem vielleicht das lebendige Wasser nur durch dich Zugang hat. Doch es hat die Kraft das Tote Meer als Lebensraum für viele verschiedene Fische zu bereiten. Weil du ein Tempel des Heiligen Geistes hast du sehr viel zu geben. Halte es nicht zurück!
- Das öffentliche Leben: Kennst du die Leute in deiner Nachbarschaft? Durch dich bzw. durch das lebendige Wasser in dir kann Leben entstehen, wo im Moment eine Einöde ist. Alles, was es braucht, ist, dass wir am öffentlichen Leben in unseren Dörfern teilnehmen und uns für unsere Nachbarn interessieren.
Was genau ist denn unsere Aufgabe in den geschilderten Situationen. Antwort: durch das Hingehen die Menschen dem Wirken des Geistes Gottes aussetzen. Der Heilige Geist tröstet, ermutigt, ermahnt, rüttelt auf, gibt Rat und begleitet. Genau diese erbauenden Tätigkeiten will er durch dich und mich machen.
Im alten Israel unternahmen alle Israeliten bei den drei grossen Festen eine Pilgerreise nach Jerusalem zum Tempel. Die Leute mussten sich zum Heiligtum aufmachen. Der Tempel war nicht mobil. Das hat sich durch Pfingsten völlig verändert. Nun besteht das Heiligtum Gottes auf Erden aus vielen mobilen Tempeln mit der Aufgabe, zu den Leuten hinzugehen. Unsere Wassertanks beinhalten keine Hochdruckspritzen, um das Wasser aus der Distanz zu spenden. Pfingsten füllt dich mich lebendigem Wasser und befähigt dich, damit Leben in unwirtschaftlichem Gebiet zu schaffen. Wenn du mit Jesus Christus lebst und ihm nachfolgst, bist du ein Tempel des Heiligen Geistes. Was für ein Privileg!
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: Apostelgeschichte 1,8 und 2,1-13
- Gott sucht mit allen Fasern die Gemeinschaft mit den Menschen. Wie verläuft die rote Linie durch die Weltgeschichte?
- Pfingsten macht den gläubigen Menschen zu einem Tempel des Heiligen Geistes. Was bedeutet das für den Menschen selbst?
- Mit welchen Privilegien und Verantwortlichkeiten ist diese neue Identität verbunden?
- Wo in deinem Umfeld (Selbstverantwortung, Familie, Kirche, Arbeit, öffentliches Leben) siehst du eine Einöde? Glaubst du wirklich, dass du in diese Situationen hinein lebendiges Wasser giessen könntest? Wie geht das praktisch?