Advent – auf einen grünen Zweig kommen

Datum: 4. Dezember 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jesaja 11,1-10

Wie kann ein Mensch auf einen grünen Zweig kommen? Die Antwort steht in Jesaja 11. Dort wächst ein grüner Zweig aus einem alten Baumstumpf. Es ist der Messias, der in Bethlehem als Kind als Friedefürst in die Welt kam. Durch sein Wort baut er ein Friedensreich auf, welches bei seiner Wiederkunft vollendet wird. Das Friedensreich Gottes ist von weltweiter Bedeutung.


Infolge des Krieges wurde bei der Besetzung von Cherson durch Russland die Stadt völlig zerstört. Sie gleicht einer von der Elektrizität abgeschnittenen Steinwüste. Gibt es Anzeichen der Hoffnung für die Bewohner? Im Jahr 2020 gab es in Australien grossflächige Busch- und Waldbrände mit verheerenden Auswirkungen für Tiere und Pflanzen. Alles liegt in Schutt und Asche. Doch irgendwann schiessen wieder grüne Sprösslinge hervor. Im Jahr 587 vor Christus begann die schlimmste Krisenzeit, die das Volk Israel bis dahin erlebt hatte. Das Land ist zerstört und erobert worden. Der Tempel steht nicht mehr. Gottesdienste können nicht mehr durchgeführt werden. Gute Freunde und Nachbarn wurden verschleppt. Das Land liegt am Boden. In dieser Situation tritt Jesaja auf, ein Prophet Gottes.

Grüner Zweig

«Aus dem Stumpf Isais wird ein Spross hervorgehen – ein neuer Trieb aus seinen Wurzeln wird Frucht tragen. Auf ihm wird der Geist des HERRN ruhen – der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Macht, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. Er wird an der Furcht des HERRN Wohlgefallen haben. Sein Urteil wird sich nicht auf Äusserlichkeiten gründen, er wird nicht aufgrund dessen, was er hört, entscheiden. Er sorgt für Gerechtigkeit unter den Armen und verschafft den Unterdrückten Recht. Er schlägt das Land mit der Rute seiner Lippen und tötet die Gottlosen mit dem Hauch seines Mundes. Gerechtigkeit ist sein Gürtel und Wahrheit sein Gurt» (Jesaja 11,1-5 NLB).

Die Metapher für die aussichtslose Situation Israels ist ein Stumpf. Nachdem der Baum gefällt wurde, verrottet nun der Stumpf Isai. Isai kann mit Geschenk Gottes oder Gott existiert übersetzt werden. Er ist der Vater von König David, welcher Israel in eine Blütezeit geführt hat. Diese goldene Zeit liegt zur Zeit von Jesaja bereits knapp 500 Jahre zurück. Allerdings wurde damals schon über das Haus David prophezeit: «Wenn du stirbst, werde ich einen deiner Nachkommen als deinen Nachfolger einsetzen und werde sein Königtum festigen. [...] Ich werde ihn für alle Zeit über mein Königshaus und mein Königreich setzen und sein Thron wird für immer feststehen» (1Chronik 17,11-14 NLB). Etwas mehr als 500 Jahre später erwächst der ewige Herrscher der Endzeit wie ein grüner Zweig aus dem allein übriggebliebenen Stumpf Isais. Jesus von Nazareth erhebt den Anspruch, der Sohn Davids zu sein. Zweimal 500 Jahre Geduld!

Pflanzen wachsen, ohne dass wir ihnen dabei zuschauen können. Aber diese Geschichte ist ein Beweis dafür, dass Gott seine Versprechen hält und Jesus wirklich der ist, der ein ewiges Königreich aufbaut. «Seht hin; ich mache etwas Neues; schon keimt es auf. Seht ihr es nicht» (Jesaja 43,19 NLB)? Manchmal schauen wir in unser Leben hinein und sehen ebenfalls einen hoffnungslos verrotteten Stumpf. Gott hält seine Versprechen und wird auch in deinem Leben neue Sprosse schenken. Jesus ist der grüne Zweig, mit Ihm kommen wir auf einen grünen Zweig.

Der grüne Zweig ist Träger des Geistes Gottes, der sich durch folgende Eigenschaften auszeichnet: Weisheit, Verstand, Rat, Macht, Erkenntnis, Furcht vor Gott, Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit. All dies sind Funktionen, die für den Friedefürst eines ewigen Reiches elementar sind.

Und nun der Clou: In einem Menschen, der in einer Vertrauensbeziehung mit Jesus lebt, wohnt exakt der gleiche Geist Gottes. In uns wohnt also die perfekte Ressource, um mit Jesus zusammen in seinem Reich zu regieren. Wir gehören zu seiner königlichen Priesterschaft. Diese Regierung hat nichts mit stolzem Herrschen zu tun, sondern mit dem Einsatz für Gerechtigkeit und Recht unter den Armen und Unterdrückten sowie mit Gottesfurcht.

Die Verheissung, die David bekam, erfüllte sich 1000 Jahre später. Genauso wahr ist, dass Jesus wiederkommt und Sein Friedensreich vollenden wird.

Neue Schöpfung

«Dann werden der Wolf und das Lamm einträchtig zusammenleben; der Leopard und die Ziege werden beieinander lagern. Kalb, Löwe und Mastvieh werden Freunde und ein kleiner Junge wird sie hüten. Kuh und Bär werden miteinander weiden. Ihre Jungen werden nebeneinander ruhen. Der Löwe wird Stroh fressen wie das Vieh. Der Säugling spielt am Schlupfloch der Otter. Ja, ein Kleinkind steckt seine Hand in eine Giftschlangenhöhle. Auf meinem ganzen heiligen Berg wird niemand mehr etwas Böses tun oder Unheil stiften, denn wie das Wasser das Meer füllt, so wird die Erde mit der Erkenntnis des HERRN erfüllt sein» (Jesaja 11,6-9 NLB).

Der grüne Zweig kommt als Kind in einem Stall in Bethlehem zur Welt. Er bleibt aber nicht klein und unbedeutend, sondern er ist der Friedefürst, welcher das endgültige messianische Friedensreich baut. Als Träger des schöpferischen Gottesgeistes überwindet er alle böse Gewalt und Gottlosigkeit nicht mit weltlicher Gewalt, sondern mit seinem Wort (V.4b), mit dem er auch die neue Schöpfung schafft – ein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens. Die ursprüngliche Schöpfung wird wiederhergestellt, vollendet und überhöht. Das friedliche Miteinander von Menschen und wilden Tieren, sogar mit der Schlange, zeigt an, dass in der neuen Schöpfung keine Gefahren mehr drohen. Herzstück des ganzen ist eine erneuerte Gottesbeziehung, die als Erkenntnis des Herrn umschrieben ist. Das hebräische Wort für Erkenntnis ist ein intimer Beziehungsbegriff. Gottes gesamte Schöpfung wird völlig geprägt sein von dem Gott der Liebe und des Friedens.

Stellt euch vor: Der Neonazi zieht beim Migranten ein, im Nahen Osten herrscht Frieden, Rüstungsfirmen bauen Windräder, keine Frau muss mehr Angst haben vor ihrem Mann, Hautfarben sind einfach schön, Selenski stösst mit Putin auf eine gemeinsame Zukunft an, Frauen werden gefördert unter den Talibans und in Irans Regime herrscht Euphorie über den regen Handlungsbeziehungen mit den USA. Das Friedensreich trägt die Charakteristik von Christus. Er verkörpert dessen Kultur.

Im Licht des Neuen Testaments erkennen wir Christus als Erfüller und Vollender aller Verheissungen (2Korinther 1,20). Als der Auferstandene richtet Er bei seiner Wiederkunft das ewige Friedensreich auf. Dieses Friedensreich steht in der Spannung zwischen «Schon» und «Noch nicht». Mit dem ersten Kommen von Jesus ist die Herrschaft Gottes angebrochen, klein und unscheinbar wie ein grüner Zweig auf einem Stumpf. Menschen, in denen der Geist Gottes lebt, können es bruchstückhaft jetzt schon zum Ausdruck bringen.

Globale Bedeutung

«Dann wird die Wurzel Isais, aus der neue Triebe wachsen, den Völkern ein Zeichen sein. Sie werden unermüdlich nach ihr fragen und sie werden in Herrlichkeit leben» (Jesaja 11,10 NLB).

Das ewige Friedensreich hat jüdische Wurzeln. Der totgeglaubte Stumpf bringt nebst Christus noch weitere grüne Zweige hervor. Gemeint sind Menschen und Kirchen, auf denen der Geist Gottes ist. Jeder dieser Zweige verbreitet den herrlichen Duft des neuen Lebens, ein Vorgeschmack auf das Friedensreich. Dieser ist so anziehend, dass Menschen aus allen Völkern unermüdlich nach den Gründen fragen.

Der Stumpf Isai erinnert an eine nationale Angelegenheit, die sich vor 3000 Jahren im Orient abgespielt hat. Der grüne Zweig aus diesem Stumpf hingegen hat globale Bedeutung. Das Evangelium der Hoffnung auf die Herrlichkeit ist für jeden Menschen auf der Erde relevant. Deshalb fordert Jesus heraus, in alle Welt zu gehen und den Menschen die gute Nachricht über ihn und sein Reich zu bringen.

Hier steht, dass die Menschen nicht überzeugt oder gar überredet werden müssen. Die Wurzel mit den grünen Trieben wird ein Zeichen sein, so dass die Menschen unermüdlich fragen. Jeder grüne Zweig wächst auf dem Boden des Judentums und trägt die DNA von Jesus Christus und seinem Reich. Leuchtet das Reich Gottes aus meinem Alltag heraus? Riecht mein Umgang mit anderen Menschen und meinem Besitz nach Jesus? Ist mein Leben von Hoffnung auf die Herrlichkeit geprägt? Ist es die Liebe, die mich treibt?

Schon Petrus ging davon aus, dass ein Leben der Hoffnung Aufsehen erregt: «Macht Christus zum Herrn eures Lebens. Und wenn man euch nach eurer Hoffnung fragt, dann seid immer bereit, darüber Auskunft zu geben, aber freundlich und mit Achtung für die anderen» (1Petrus 3,15f NLB). Unsere Hoffnung ist das vollendete Friedensreich. Grüne Zweige im eigenen Leben und in der Gemeinschaft helfen uns, unseren Fokus nicht zu verlieren.

Wie können wir ein Leben führen, das die Leute unermüdlich fragen lässt? Mit einem Korb voll frischer Mango-Früchte war der kleine Junge am Morgen in die Stadt zum Markt gezogen. Er sass unter einem Baum und bot seine Früchte an. Noch hatte er keine Erfahrung im Verkaufen. Ängstlich sass er da. Je mutloser er wurde, umso schwächer wurde auch seine Stimme. Die Stunden vergingen. Es wurde Mittag. Heiss brannte die Sonne. Die Leute hatten Durst aber seine schönen Mangos fanden keine Beachtung. Er wurde missmutig. Er war enttäuscht uns sehr frustriert. Schliesslich sagte er sich: Wenn schon keiner meine schönen Mangos haben will, will ich mir wenigstens selbst eine gönnen. Er nahm eine schone Frucht aus dem Korb und biss hinein. Der Saft erfrischte ihn, lief auch ein wenig seinen Mundwinkeln herunter und die Mango-Frucht verbreitete ihren Duft. Seine Augen gewannen Glanz. Man sah es ihm an, dass es ihm schmeckte. Er genoss seine Mango. Die Leute, die vorübergingen rochen den Duft. Sie sahen den kleinen Mann genüsslich essen und bekamen Appetit. Die Nachfrage war jetzt so gross, dass der Korb schnell leer war. Der kleine Junge wusste jetzt, wie man die Mangos an die Leute bringt. Alles Reden hatte nichts genützt. Erst als er selbst ass und die Leute ihn sahen, wie gute die Frucht schmeckte, griffen sie zu.

Wir müssen Jesus geniessen, Ihn mehr erkennen und in seiner Liebe leben. Dann wird die Nachfrage nach unseren Früchten sehr schnell steigen. Der intime Umgang mit Gott verändert uns. Eine gute Gelegenheit, diese Erkenntnis des Herrn zu leben, ist das Angebot von der VGB (Vereinigte Bibelgruppen) mit dem Namen Moments of Silence. Vom 14. - 30. Dezember gibt es um 21:00 bis 21:30 Uhr tägliche Meditationsübungen per Zoom. Man kann sich auf der Webseite der VBG dafür anmelden.

Möchtest du in deinem Leben auf einen grünen Zweig kommen? Dann führt kein Weg an dem Spross aus dem Stumpf Isais vorbei. Er kam unscheinbar im Hinterland Judäas in einem Stall auf die Welt. Er ist der Friedefürst, der das unbeschreibliche herrliche Friedensreich aufbaut. Wer Teil davon wird, der ist auf einen grünen Zweig gekommen.

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext: Jesaja 11,1-10

  1. Was bedeutet die Metapher des Stumpfs Isais? Was bedeutet es, dass auf dieser Wurzel ein neuer Spross hervorgeht?
  2. Vor dem beschriebenen Friedensreich wird Gericht beschrieben (V.4b). Was ist damit gemeint?
  3. Der Geist Gottes bringt Qualität ins Leben. Wie erfährst du die erwähnten Eigenschaften bei dir?
  4. Jesus Christus errichtet durch sein Wort ein ewiges Friedensreich. Wo siehst du es schon? Wie wird es aufgrund dieser Beschreibung sein?
  5. Der Spross aus der Wurzel Isais hat weltweite Relevanz. Wo siehst du deinen Beitrag zur Verbreitung des Evangeliums?