Advent – Hoffnung auf Wiederherstellung

Datum: 11. Dezember 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jesaja 35,1-10

Das Alte Testament schildert die sehr bewegte Geschichte des Volkes Israel. Dabei flimmert aber immer wieder auch Hoffnung auf Wiederherstellung auf. Eine Hoffnung auf eine Zeit, in der es friedlich zu und her geht, keine Einschränkungen und kein Leid mehr gibt. Solche hoffnungsvolle Texte gehen oftmals mit der Erwartung einher, dass ein Messias – ein Gesalbter Gottes erscheint. Ein Markenzeichen von ihm sind solche Wundertaten. Die neutestamentlichen Beweise sprechen eindeutig dafür, dass Jesus Christus der verheissene Messias ist. Durch ihn haben alle Menschen, welche ihm nachfolgen, Anteil an der Wiederherstellung dieser Welt, aber noch weit darüber hinaus.


Paradiesische Zustände in Aussicht

«I have a dream» diese vier Worte zählen zu den bedeutsamsten Worten der neueren Zeit. Vielen geschichtsinteressierte Menschen wissen sofort, wer und wo diese Worte gesprochen wurden. «I have a dream» Ich habe einen Traum. Diesen Traum formulierte Dr. Martin Luther King im August 1963 in Washington DC. Er sprach dabei die Missstände in der amerikanischen Gesellschaft an. Er sprach an, dass Menschen afroamerikanischer Herkunft in den USA massiv diskriminiert werden. Der Traum beinhaltet die Hoffnung, dass alle Menschen gleiche Rechte haben. Es ist die Hoffnung auf Wiederherstellung, wie es am Anfang der Schöpfung war. In schwierigen Zeiten geben solche Aufrufe und Aussagen Hoffnung. Dies war auch schon zu Zeiten des Alten Testaments der Fall. Jesaja 35 ist genau so ein Kapitel. In diesem Kapitel wird die Hoffnung auf Wiederherstellung geweckt.

Die Menschen zur Zeit Jesajas waren nicht viel anders als heutzutage. Es waren Menschen, welche sich ihr Leben so angenehm wie möglich einrichteten. Es ging darum, sich den Alltag schöner zu machen. Obwohl die Leute in Jerusalem lebten und es dort einen Tempel für den Gott Jahwe gab, spielte dieser in ihren Leben oftmals keine grosse Rolle. Er war nicht so spannend. Denn hatten die anderen Völker Götter, welche mit Bildern und Statuen dargestellt wurden, so war ein Kennzeichen des Gottes Israels gerade das Fehlen von Abbildern von ihm. Daher wandte sich das Volk immer wieder anderen Gottheiten zu und zog dadurch den Groll ihres Gottes auf sich. Deshalb hatte das Volk Israel immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In dieser Zeit tauchten immer wieder Propheten auf und versuchten das Volk zur Umkehr aufzurufen. Jesaja war auch einer von ihnen. In all den Unheils Botschaften im Jesaja Buch findet sich in Kapitel 35 eine frohe Botschaft, ein Lichtblick auf bessere Zeiten.

«Die Wüste und das dürre Land sollen sich freuen und die Steppe soll frohlocken und wie ein Krokusfeld erblühen. Dort werden Blumen im Überfluss wachsen und sie wird singen, jubeln und sich freuen! Sie wird so herrlich werden wie der Libanon, prächtig wie der Karmel und die Ebene von Scharon. Denn sie werden die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unseres Gottes, sehen. […] Dann werden die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben geöffnet. Der Lahme wird springen wie ein Hirsch, und der Stumme wird jubeln. Denn aus der Wüste entspringen Quellen, Ströme bewässern die Steppe. Luftspiegelungen werden zu echten Seen und das durstige Land zu sprudelnden Wasserquellen. Gras, Binse und Schilf blühen, wo einst Schakale hausten» (Jesaja 35,1-7 NLB).

Diese Verse sprechen davon, wie es aussieht, wenn das Reich Gottes sich ausbreitet. Diese Worte könnten ebenso mit «Ich habe einen Traum» beschrieben werden. Würde ich dies einfach so beschreiben, dann würde man mich als Träumer bezeichnen. Dieses Reich ist wie ein zu schöner Traum. Es ist der Traum von zunehmender Fruchtbarkeit eines Gebietes, in dem schon lange nichts mehr wächst. Einem Gebiet, welches ziemlich unwirtlich und oftmals auch lebensfeindlich ist. Das neu erblühte Land preist dann Gott. Wenn das nicht ein Traum ist! Die Schöpfung betet Gott an. Somit sind wir wieder mitten in unserem Jahresthema Creatio – Hoffnung und Verantwortung. Gottes Schöpfung, so schlimm wie es ihr momentan auch geht, wird eines Tages wiederhergestellt.

Doch nicht nur die Wüste, die Steppe und das dürre Land werden wiederhergestellt, sondern auch die Menschen. Alles, was vorher einen Makel hat und dadurch Gottes Schöpfung nicht in der ganzen Fülle wahrnehmen kann, wird wiederhergestellt. Der Blinde kann endlich die verschiedenen Farben, Bäume, Arten, Wolken und was es auch alles gibt, wahrnehmen. Die Tauben hören den Klang der Schöpfung. Das Rauschen des Windes in den Bäumen, das Gezwitscher der Vögel und das Plätschern des Baches. Der Lahme kann die Welt auf seinen eigenen Beinen erkunden und rennend die Umgebung erkunden. Der Stumme kann sich ausdrücken und sein Staunen in Worte fassen.

Die Beweise sprechen für Jesus Christus

Solche hoffnungsvolle Texte liegen der Messias Erwartung der Juden zugrunde. Es ist die Erwartung, dass ein Gesalbter Gottes kommt. Dieser Messias, was Gesalbter auf Hebräisch, bedeutet, wird kommen und genau dieses Reich einläuten. Dabei ist die Erwartung nicht nur auf die Ewigkeit bezogen, sondern ganz konkret auf das Hier und Jetzt. So rechneten die Juden vor zweitausend Jahren mit einem starken Messias, welcher sie von der Herrschaft der Römer befreite. In Jesus Christus kam dieser Messias auf die Welt. So ist dann auch Christus die latinisierte Version des hebräischen Begriffs.

Doch Jesus Christus kam nicht einfach so in eine Welt, welche ihn nicht erwartete. Sondern unmittelbar vor ihm trat Johannes der Täufer auf. «Er wird ein Mann mit dem Geist und der Kraft des Propheten Elia sein, der dem Herrn vorausgeht und das Volk auf seine Ankunft vorbereitet. Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern zuwenden und die Ungehorsamen dazu bewegen, sich der göttlichen Weisheit zu öffnen» (Lukas 1,17 NLB). Obwohl vom Propheten Elia kein eigenes Buch mit seinem Namen im Alten Testament enthalten ist, so ist er dennoch eine der bedeutendsten Personen. Johannes bereitete Gott hier auf der Erde den Weg. Er machte alles bereit für die Wirkenszeit von Jesus Christus auf dieser Erde. Johannes selbst war es auch, welcher Jesus Christus taufte. Doch Johannes der Täufer kam nicht bei allen gut an. Weshalb? Seine Botschaft war simpel, aber dennoch direkt. «Kehrt um und wendet euch Gott zu, denn das Himmelreich ist nahe» (Matthäus 3,2 NLB). Er forderte die Menschen auf, sich Gott zuzuwenden und somit weg von sich selbst.

Er wagte sich auch Herrschern zu sagen, wenn sie etwas taten, was nicht gut war. So landete er schlussendlich im Gefängnis. Dort hörte er von den Taten von Jesus Christus. Doch auch er war sich nicht sicher, ob es sich bei ihm wirklich um den verheissenen Messias handelte. Daher sendete er seine Nachfolger zu Jesus und liess ihn fragen, ob er der Messias sei. Diese Anfrage allein erstaunt schon. Derjenige, welcher auf den Messias hinweisen soll, weiss nicht einmal selbst, wer der Messias ist? Doch die Antwort von Jesus ist noch erstaunlicher. «Jesus antwortete ihnen: Geht zurück zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote werden zum Leben erweckt und den Armen wird die gute Botschaft verkündet» (Matthäus 11,4-5 NLB). Jesus gibt nur eine indirekte Antwort. Aber weshalb? Weil genau solche Wundertaten der Beweis für seine Messianität sind. Durch diese Wundertaten erfüllt Jesus auch einen Teil von Jesaja 35. «Dann werden die Augen der Blinden und die Ohren der Tauben geöffnet. Der Lahme wird springen wie ein Hirsch, und der Stumme wird jubeln […]» (Jesaja 35,5-6 NLB). Die Wunder stellen eine essenzielle Notwendigkeit dar, damit jemand als Messias gelten kann. Spannend ist dann auch, dass innerbiblisch die Wunder nie bezweifelt werden. Es wird zwar in Frage gestellt in welcher Kraft diese geschehen sind, aber nicht die Existenz. Diese ist auch für die grössten Kritiker von Jesus Christus klar. Wunder durchdringen die Naturgesetze. Oftmals haben wir das Gefühl, dass nur wir heute Mühe mit Wunder haben, weil wir in einem aufgeklärten Zeitalter leben. Aber dem ist nicht so. Auch für Menschen in der Antike waren Wunder etwas Aussergewöhnliches.

Einladung zur Teilhabe an der Wiederherstellung

Vielleicht hast du das Gefühl, dass die heutige Predigt bis jetzt nur wenig mit Weihnachten zu tun hat. Bis zu diesem Punkt mag dies vielleicht noch stimmen, aber durch die Wunder von Jesus Christus wird Weihnachten zu mehr als bloss einer wundersamen Geschichte. Denn durch die Wunder und den damit verbundenen Anspruch auf die Messianität von Jesus Christus stellt sich auch die Frage, wie du zu der gesamten Sache stehst. Glaubst du trotz all der Dinge, welche du nicht verstehst, oder zweifelst du, aufgrund all der Dinge, welche du noch nicht verstehst?

Alle, welche Jesus Christus Glauben schenken und ihn in ihr Herz aufgenommen haben, sind eingeladen an der Wiederherstellung wie in Jesaja 35 beschrieben, teilzuhaben. Denn das Kapitel 35 besteht aus mehr als nur sieben Versen. Es folgen noch drei weitere, welche es in sich haben.

«Durch die Wüste führt dann eine Strasse, die die heilige Strasse genannt werden wird. Kein unreiner Mensch wird darauf wandern, denn sie ist nur für sein Volk bestimmt. Wer auch immer auf diesem Weg geht, wird sich nicht verirren. Selbst der Einfältige wird darauf nicht fehlgehen. Löwen wird es dort nicht geben. Kein wildes Raubtier wird diesen Weg betreten. Nur die Erlösten werden darauf gehen. Diejenigen, die vom HERRN erlöst wurden, werden zurückkehren und jubelnd nach Jerusalem kommen. Ihr Gesicht spiegelt unendliche Freude wider. Freude und Glück werden bei ihnen einkehren, Kummer und Seufzen aber werden vor ihnen fliehen» (Jesaja 35,8-10 NLB). Während das vorher beschriebene mit Jesus Christus teilweise verwirklicht wurde, so spielt sich dies in der Zukunft ab. Diese Strasse ist für das Volk von Gott reserviert. Und diese werden Erlöste genannt. Erlöst in diesem Kontext bedeutet, dass diesen Menschen ihre Sünden vergeben wurden. Also, dass sie erkannt haben, dass Gottes Reich nahe ist, und sie umkehren müssen. Daher haben sie Gott ihre Schuld bekannt, welche darin bestand, dass sie selbst entscheiden wollen, was gut und böse ist. Dadurch hat eine Transaktion stattgefunden. Wenn sich ein Mensch für Gott entscheidet, dann tauscht er den Besitzer. Wollte er früher nur sich selbst gehören, so gehört er jetzt Gott. Die Adventszeit wirft ein Licht auf diese Strasse. Sie wirft ein Licht auf den Weg, welcher allen Nachfolgern von Jesus Christus offensteht.

Und hier wird nochmals deutlich, weshalb dieses Kapitel 35 so viel mit unserem Jahresthema und Gottes Schöpfung zu Beginn der Zeit gemein hat. Der Mensch wird nicht nur körperlich wiederhergestellt, sondern er wird eines Tages wieder in die Gegenwart Gottes treten. So wird der Mensch zurückkehren zu Gott. Das hebräische Wort «sub» das hier steht, bedeutet in der Grundbedeutung, dass man in die entgegengesetzte Richtung geht als von wo man gekommen ist und man geht so weit zurück, bis die ursprüngliche Stelle erreicht wurde. Das Zurückkommen des Menschen ist die Gegenwart Gottes im Garten Eden. Also ist sein Ziel wieder zu ihm zurückzukehren.

Doch Jesaja hat nicht nur hoffnungsvolle Worte, welche die Zukunft betreffen. Er hat auch ermutigende Worte für das hier und jetzt. Denn so ist auch der christliche Glaube. Er ist nicht bloss Vertröstung auf die Zukunft, sondern es gibt immer auch einen Bezug zum hier und jetzt. Aber die restlose Erfüllung folgt erst noch. «Stärkt die schlaffen Hände und festigt die wankenden Knie. Sprecht zu denen, die tief beunruhigt sind: ‘Seid stark und fürchtet euch nicht. Seht doch: Die Rache und Vergeltung unseres Gottes kommt. Er wird kommen und euch retten’» (Jesaja 35,3-4 NLB) Und hier ist diese Botschaft zutiefst auch eine Weihnachtsbotschaft. Es ist eine Botschaft der Hoffnung, dass diese Zeiten, Ängste, Unsicherheiten, nicht alles sind. Es ist eine Botschaft der tätigen Nächstenliebe, welche mehr ist als bloss gutgemeinte Wort. Sie ist eine Botschaft der Ermutigung, ohne der Kommerzialisierung zu verfallen. Sie weisst darauf hin, dass Jesus Christus kommt. Es ist eine Botschaft, bei der die Errettung der Menschen im Mittelpunkt ist. Das Reich Gottes hat bereits auf dieser Erde angefangen, es ist hier und jetzt spür- und erlebbar, aber es kommt erst noch zu seiner Vollendung. Die Verheissung in Jesaja 35 wird nochmals übertroffen werden. «Er wird alle ihre Tränen abwischen, und es wird keinen Tod und keine Trauer und kein Weinen und keinen Schmerz mehr geben. Denn die erste Welt mit ihrem ganzen Unheil ist für immer vergangen» (Offenbarung 21,4 NLB).

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Jesaja 35, Matthäus 11,2-6

  1. Wie klingt diese zukünftige Wiederherstellung aus Jesaja 35 für dich?
  2. Welche Leiden und Schwierigkeiten aus deinem Leben wären nicht mehr da? Was kannst du bereits jetzt tun, damit diese deinen Alltag nicht zu fest einnehmen?
  3. Welche Erwartungen hast du an Weihnachten?
  4. Kannst du die Wunder von Jesus Christus glauben? Wenn du Zeit hast -> mach dich auf die Suche nach den verschiedenen Wundern im Neuen Testament. Welche sind neu für dich? Inwiefern untermauern sie den Messiasanspruch von Jesus Christus?
  5. Gehörst du zu den Erlösten? An was zeigt sich dies? Was ist deine Gewissheit?
  6. Was kannst du momentan tun, damit die Weihnachtsbotschaft in deinem Umfeld ertönt?