Verschiedene Generationen – Lust oder Frust?

Datum: 17. Februar 2019 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2Könige 6,1-7
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Gott ist ein Gott für alle Generationen. Jesus begegnete Menschen der verschiedensten Generationen. Und wir? Begegnen wir nicht am liebsten Menschen der eigenen Generation? Aber da wir meistens umgeben sind mit Leuten aus verschiedenen Generationen, sollten wir irgendwie damit umgehen können. Wie schaffen wir das? Wie schaffen wir das in der seetal chile?


 

«Eines Tages sagten die Prophetenschüler zu Elisa: ‘Wie du siehst, ist der Ort, an dem wir uns mit dir treffen, nicht groß genug. Lass uns zum Jordan hinuntergehen; jeder soll einen Baumstamm nehmen, aus denen wir uns einen neuen Versammlungsort bauen können. ‘Geht nur’, sagte er. ‘Bitte, komm mit uns’, bat einer. ‘Gut, ich komme mit’, sagte Elisa. Und er ging mit ihnen. Am Jordan angekommen, begannen sie, Bäume zu fällen. Und als einer von ihnen einen Baum fällte, fiel ihm das Eisen von seiner Axt ins Wasser. ‘Ach, mein Herr’, rief er erschrocken, ‘die Axt war nur geliehen!’ ‘Wo ist sie hineingefallen?’, fragte Elisa. Als der Mann ihm die Stelle zeigte, schnitt er einen Stock ab und warf ihn dorthin. Da tauchte das Eisen auf und schwamm auf dem Wasser. ‘Nimm es heraus’, sagte Elisa. Und er streckte die Hand aus und ergriff das Axteisen» (2Könige 6,1-7 NL).

Ob Wohngemeinschaft, Lerngemeinschaft, Arbeitsgemeinschaft, Glaubensgemeinschaft oder Familiengemeinschaft – Wir verbringen eine lange Zeit in unserem Leben im Netz verschiedener Generationen. Auch hier in der Seetal-Chile! Vom kleinsten Bebe bis zur ältesten, über 80jährigen Garde sind alle Altersstufen vertreten. Das ist ein reicher Schatz, den wir nicht zu sehr wertschätzen können – trotz aller Spannungen, die im Nebeneinander von verschiedenen Generationen erlebt werden.

Ich möchte zusammen mit euch Gedanken über dieses Thema machen anhand dieser Geschichte aus dem Buch 2Könige 6, 1-7.

Der Prophet Elisa war Lehrbeauftragter an verschiedenen Prophetenschulen. An diesen Schulen ging es nicht nur um das Thema Prophetie, natürlich war da die ganze Thora Inhalt des Studiums. Elisa lebte im 9.Jhd. v.Chr. und hatte im Nordreich Israel mit den verschiedensten Königen zu tun, war aber auch ein sehr volksnaher Prophet. Sein Name «Elisa» bedeutet «Gott ist Rettung». Nicht nur sein Name erinnert uns an Jesus Christus, sondern sein ganzes Leben. Er hat Tote auferweckt wie Jesus. Leute geheilt. Er hat eine Brotvermehrung erlebt, wie Jesus. Zeichen und Wunder prägten sein ganzes Leben.  Er wurde bei der Einsetzung zum Propheten nicht gesalbt, sondern «bemantelt».  Der scheidende Prophet Elia zog seinen Prophetenmantel aus und legte ihn auf Elisa. 

«Eines Tages sagten die Prophetenschüler zu Elisa: ‘Wie du siehst, ist der Ort, an dem wir uns mit dir treffen, nicht gross genug. Lass uns zum Jordan hinuntergehen; jeder soll einen Baumstamm nehmen, aus denen wir uns einen neuen Versammlungsort bauen können’» (2Könige 6,1-2)

Eines Tages… hat die Mutter die Idee, man könnte das Wohnzimmer völlig umstellen; Eines Tages… macht Papa den Vorschlag, ein Wohnmobil anzuschaffen vor den nächsten Ferien; Eines Tages...will die Tochter eine Wand im Zimmer pink gestrichen. Oder dem Sohn ist sein Pult viel zu klein! Dasselbe gilt für die Arbeitsplätze der Erwachsenen: Eines Tages…kommt der Chef mit dem Vorschlag einer weiteren Umstrukturierung. Die Sekretärin will endlich mal eine Klimaanlage eingebaut haben!  Neue Computer oder Drucker wären dringend nötig. Eine modernere Kaffeemaschine wäre auch kein Luxus usw. Und ich bin überzeugt, dass die Gemeindeleitung der seetal chile auch immer wieder mal angekickt wird mit wunderschönsten Vorstellungen: «Könnten wir nicht… Sollten wir nicht… …das wäre doch kindgerecht, …das wäre doch jugendgemäss, …das wäre doch dringend nötig, mal etwas zu machen für die ältere Generation usw.»

 

Nun interessiert es uns natürlich sehr, was wir durch diese biblische Geschichte von Elisa lernen können! «Wie du siehst, ist der Ort, an dem wir uns mit dir treffen, nicht gross genug» (2Könige 6,1). War Elisa wohl schon nach diesem ersten Satz auf 180? «Wir waren damals auch eine grosse Klasse und trotzdem waren die Räumlichkeiten für uns gut genug. Was fällt euch überhaupt ein! Was sind denn das für Ansprüche? Bescheidenheit gehört auch zu eurem Ausbildungsprogramm. So ein Bauprogramm geht doch an der Schulzeit ab; das können wir uns gar nicht leisten?» So stelle ich mir meine Schimpftirade vor, wenn jemand anders in den Sandalen von Elisa gesteckt hätte!

Für Ehepartner, Mitbewohner einer WG, Verantwortliche, Lehrer, Eltern, auch die Kinder, Vorgesetzte, Gemeindeverantwortliche – einfach alle die generationenübergreifend mit Vorschlägen bombardiert werden, sind zwei Dinge wichtig:

  1. Zuhören! Die Gegenüber ausreden lassen!

Ich bin übrigens ein ganz schlechter Zuhörer in heiklen Diskussionen mit meiner Frau! Wenn mir etwas nicht passt, dann rede ich einfach drein; mit dem Erfolg, dass sie mich mahnen muss, ihr mal endlich zuzuhören!

  1. Das Gegenüber ernst nehmen – auch wenn es dir total gegen den Strich geht.

Zeit schenken, darüber nachdenken, prüfen, Möglichkeiten abwägen… Elisa hat zugehört und wahrscheinlich ist ihm erst dann positiv aufgefallen, dass diese Jungs ja selbst anpacken wollen. Sie wollen es selbst stemmen: Wir gehen an den Jordan, fällen die Bäume, schlagen Balken zurecht, und wir bauen die Erweiterung selbst.

Egal ob Familie, Arbeitsgemeinschaft, Lerngemeinschaft oder Glaubensgemeinschaft, wir spüren schon hier am Anfang der Geschichte, im Kontakt mit verschiedenen Generationen sind christliche Attribute überall gefragt sind: Zuhören, aufnehmen, ausreden lassen… Nicht nur verlangen, selbst anpacken! Gegenseitige Liebe und Wertschätzung sind gefragt! Sich am Arbeitsplatz gegenseitig annehmen mit allem Schrägen; und den andern so behandeln, wie du selbst behandelt werden möchtest…

Zurück zu Elisa. Wie hat er geantwortet? «’Geht nur’, sagte er.» Geht nur – was für ein Vertrauen steckt hinter dieser Sendung. Geht - das schafft ihr! Das erinnert uns an Jesus. Wie oft hat er gesagt «Geh» oder «Geht». «Geh, sündige von jetzt an nicht mehr…» zur Ehebrecherin. «Geh, dein Glaube hat dir geholfen…» Zum Schriftgelehrten: «Geh und tue das Gleiche (wie der barmherzige Samariter)» Zu den Jüngern «Geht, predigt, macht Kranke gesund, weckt Tote auf, treibt böse Geister aus». Oder auch zu uns: «Geht hinaus in alle Welt und macht Menschen zu meinen Jüngern, taufet sie, lehrt sie…» »’Geht nur’, sagte Elisa». Er traut seinen Schülern etwas zu!

Die Prophetenjünger begnügten sich aber nicht mit dem grünen Licht. Da sagt einer zu Elisa: «’Bitte, komm mit uns’, bat einer. ‘Gut, ich komme mit’, sagte Elisa. Und er ging mit ihnen. Am Jordan angekommen, begannen sie, Bäume zu fällen (2Könige 6,3+4). «Bitte, komm mit uns», bat einer. Das zeugt von einer guten Beziehung zwischen Schüler und Lehrer! «Bitte, komm mit uns» Elisa soll mit ihnen gehen. Diese Einladungen kommen auch im Teaser immer vor. Zwei Kinder springen einem möglichen Gast entgegen, oder ein Erwachsener geht auf einen älteren Wanderer zu: «Komm doch zu uns in die Hütte. Da ist es warm. Wir essen gerade ein Fondue!» Jesus ist uns ein gutes Vorbild. Er war da für die verschiedensten Generationen. Er liebte die Kinder und verbrachte Zeit mit ihnen – sehr zum Ärger der Jünger! Er nahm sich auch Zeit für die kranke Schwiegermutter des Petrus! Er hat sich auseinandergesetzt mit den altehr-«süchtigen» Schriftgelehrten und Pharisäern! Jesus hat immer wieder gesagt: Ich muss und kann nur das tun, was der himmlische Vater möchte. Das ist doch auch unsere Situation! Jesus liebte die Menschen mit der Liebe des Vaters.

Wenn wir als Gemeinde ein Zuhause für alle Generationen sein wollen, ist dies das Ein und Alles: ich kann die Liebe, die ich tagtäglich von meinem himmlischen Vater und Jesus Christus erlebe, leben und weitergeben. Und damit das tun, was er mir und dir vor die Füsse legt – auch generationenüberschreitend! Vom Hohelied der Liebe (1.Kor 13) her muss ich sagen: Du kannst dir Mühe geben, bewusst auf jüngere oder ältere Menschen zuzugehen, wenn die Liebe fehlt ist alles Schall und Rauch. Du kannst einladen so viel du willst; du kannst dich um Einsame kümmern; du kannst dich einsetzen bis zum Geht-nicht-mehr – wenn die Liebe fehlt ist alles für die Katz! Wir alle haben mindestens zwei Generationen um uns: Kinder, Jugendliche, Eltern, Leitungspersonen, Leute in Erziehungsaufgaben, Angestellte, Arbeitgeber, Pensionierte – und darum sind wir alle auf Gottes Geist, seine Liebe und Leitung angewiesen – überall, egal ob generationenüberschreitend oder nicht.

Elisa war dies auch bewusst. Als Elia sich bei ihm verabschiedete, durfte Elisa noch einen Wunsch bei ihm anbringen. Er wünschte sich 2/3 von Elias’ Geist. Das erinnert auch an Salomo, der von Gott ein gehorsames Herz wünschte und Gott gab ihm ein weises und verständiges Herz.

Möchtest du einen Wunsch anbringen bei Gott? Jakobus sagt in seinem Brief: «Wenn es aber einem von euch an Weisheit fehlt, bitte er Gott darum, und sie wird ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern…» (Jakobus 1,5 NGÜ). Gott gibt uns gern, das was wir brauchen!

Wir können auch Fehler machen, vor allem als Erziehende. Da kann man nicht so schnell einfach sagen „Geht nur, macht nur“. Es wäre nicht gut, wenn du das sagst, nur weil du ein bisschen Ruhe von den Kindern willst. In Singapur wenn mich die Kinder im Schülerhostel gefragt haben, ob sie draussen Fussball spielen dürfen, habe ich oft zu schnell gesagt. «Geht nur»! Zu fragen ob sie die Aufgaben gemacht hätten, hatte ich glatt vergessen.

Nochmals ein Wort von Jakobus über die Weisheit, was sie ist: «Die Weisheit hingegen, die von oben kommt, ist in erster Linie rein und heilig, dann aber auch friedfertig, freundlich und bereit, sich etwas sagen zu lassen. Sie ist voll Erbarmen und bringt eine Fülle von Gutem hervor; sie ist unparteiisch und frei von jeder Heuchelei» (Jakobus 3,17 NGÜ)

Wie geht die Elisa-Geschichte weiter? Es geschah noch ein Missgeschick: «Und als einer von ihnen einen Baum fällte, fiel ihm das Eisen von seiner Axt ins Wasser. ‘Ach, mein Herr’, rief er erschrocken, ‘die Axt war nur geliehen!’ ‘Wo ist sie hineingefallen?’, fragte Elisa. Als der Mann ihm die Stelle zeigte, schnitt er einen Stock ab und warf ihn dorthin. Da tauchte das Eisen auf und schwamm auf dem Wasser. ‘Nimm es heraus’, sagte Elisa. Und er streckte die Hand aus und ergriff das Axteisen» (2Könige 6,1-7 NL).

Gut, dass Gott es einem Prophetenschüler aufs Herz gelegt hat, Elisa zu bitten mitzukommen. Gut, dass Gott Elisa bereit gemacht hat, mitzugehen und dabei zu sein. Sein Name «Gott ist Rettung» war jetzt Programm! Da hatten mehrere Leute zur richtigen Zeit richtig entschieden! Gott hat gut geführt! Ich denke, wir alle haben das schon in gewissen Momenten erlebt und waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gott schenke uns das immer wieder. Gott tut ein Wunder vor dieser Gruppe und lässt Eisen schwimmen. Der betroffene Schüler kann vor Staunen sich nicht mehr bewegen. Elisa muss ihn auffordern: «Nimm es doch heraus!»  

Es gibt nichts Schöneres, als wenn wir gemeinsam (vielleicht sogar generationenübergreifend) Gott erleben. Das war das  Erlebnis für diese Prophetenschüler! Die altersgerechten Programme der Gemeinde, die Gemeindeferien und die Gemeinde-Wochenenden sind einzigartige Möglichkeiten, gemeinsam Gott zu erleben.

Ich befehle euch Gottes Beschenken und seinen Führungen an – im Miteinander zuhause, in der Familie, in der WG, an deinem Arbeitsplatz, in deiner Schulklasse oder Studiengemeinschaft, im Hauskreis, in euren Gemeindegruppen - hier in der grossen Familie der seetal chile. Ich möchte noch mit euch beten.

Amen

 

 

 

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: 2Könige 6,1-7

  1. Wo kommt in der Bibel zum Ausdruck, dass Gott ein Gott für alle Generationen ist?
  2. Wie ist Jesus Menschen anderer Generationen begegnet? Beispiele nach oben und unten?
  3. Welche Begabungen brauchst du, um gut mit jüngeren, bzw. älteren Menschen umgehen zu können?
  4. Was sind deine Erfahrungen in der seetal chile im Umgang mit Menschen anderer Generation?
  5. Ist dir das schon passiert, dass eine Person anderer Generation zu dir gesagt hat «Komm mit»?
  6. Mit welcher Generation kommst du besser in Kontakt: mit jüngeren oder älteren Menschen?
  7. Wie entsteht Generationenknatsch? Wie verhindert man ihn?