Sabbat – Gottes heiliger Tag

Datum: 29. Januar 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Mose 2,3

Gott schuf die Erde in sechs Tagen und am siebten ruhte er. Deshalb segnete er ihn und sprach ihm so eine besondere Bedeutung zu und stattete diesen siebten Tag mit heilvoller Kraft aus. Doch er segnete diesen Tag nicht nur, sondern heiligte ihn. Er sonderte diesen Tag von allen anderen ab, weil es der Tag war, an dem sich Gott selbst von seiner Schöpfung ausruhte. Aber Gott ruhte sich nicht aus, weil er erschöpft war, sondern weil alles vollkommen erbracht war. Im Neuen Testament kollidiert Jesus Christus immer wieder mit den gängigen Vorstellungen, was am siebten Tag, dem Sabbat, erlaubt ist oder nicht. Jesus Christus zeigt die Heiligkeit dieses besonderen Tages neu auf.


Gott segnet den siebten Tag

Heilig, heilig, heilig. Dies ist unser Jahresthema. Wir befassen uns eingehend mit der Heiligkeit Gottes. Diese Heiligkeit ist oftmals sehr abstrakt und für uns auch unzugänglich. Daher kann es hilfreich sein, wenn wir uns ansehen, wie das Wesen Gottes auf gewisse Dinge ausstrahlt. Denn Gottes ureigenste Eigenschaft ist die Heiligkeit. So ist denn auch heilig die einzige Wesenseigenschaft Gottes, welche dreimal über ihn ausgesprochen wird. So rufen die Engel einander zu: «[…] Heilig, heilig, heilig ist der HERR, der Allmächtige! Die Erde ist von seiner Herrlichkeit erfüllt!» (Jesaja 6,3 NLB). Der Allmächtige schuf die Erde und diese wiederum ist von seiner Herrlichkeit erfüllt. Die Schöpfung ist Gottes ureigenstes Wunder, mit welcher wir uns das gesamte letzte Jahr auseinandersetzten. Doch gerade auch in diesem Kontext der Schöpfungsgeschichte findet sich zum ersten Mal das Wort heilig. Wir wollen nun in diesen Vers eintauchen. Im ersten Kapitel der Bibel findet sich die Erschaffung der Erde. Gott schuf die Erde und wie ein Maler sein Bild immer mehr ausschmückt und in die Details geht, so tut es Gott mit seiner Schöpfung. Zu Beginn gestaltet Gott in groben Zügen, bis er schlussendlich bei den Menschen angelangt ist. Gott schuf die Erde in sechs Tagen und danach? «So wurde die Schöpfung des Himmels und der Erde mit allem, was dazugehört, vollendet. Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk und ruhte von seiner Arbeit aus. Und Gott segnete den siebten Tag […]» (1. Mose 2,1-3 NLB).

Es ist kaum zu fassen. Der allmächtige Gott, welcher die Erde in sechs Tagen erschaffen hat, ruht sich am siebten Tag aus. Was dies zu bedeuten hat, werden wir später noch genauer darauf eingehen. Doch entscheidend ist der Beginn des dritten Verses. Gott segnete den siebten Tag. Segnen geht auf das hebräische Wort «barak» zurück. Dies bedeutet, dass eine Person oder ein Gegenstand mit heilvoller Kraft ausgestattet wird. Es ist nicht bloss ein gut gemeinter Wunsch oder ein guter Gedanke, welcher hier ausgesprochen wird. Es ist vielmehr die Kraft Gottes, welche sich voller Heil auf etwas niederlegt. Gott segnet hier den siebten Tag - den Sabbat. Die Besonderheit dieses Tages wird nochmals unterstrichen, indem er einen besonderen Namen bekommt. Dadurch hat dieser Tag Anteil an der göttlichen Gnade und Kraft bekommen. Dieser erste Sabbattag sticht besonders hervor aus allen anderen. Ja es ist der einzige Tag an dem Gott sich je ausruhte.

Spannend ist auch wie die Israeliten ihre Tage einteilen. Bei uns beginnen die Tage mitten in der Nacht. Dann wenn die meisten froh sind sich auszuruhen, denn sie müssen am nächsten Tag früh auf. Der bewusste Einstieg in den Tag ist die Arbeit. Das erste, was am neuen Tag getan wird, ist aufstehen, sich bereit machen und ab in die Schule oder auf die Arbeit. Doch das jüdische Verständnis ist ganz anders. Dort beginnt der neue Tag am Abend. So auch der Sabbat, dieser startet am Freitagabend. Doch wie wird Abend definiert? Dieser beginnt dann, wenn man einen grauen Wollfaden nicht mehr von einem blauen unterscheiden kann. Der Abend hat bei uns in der Regel drei Hauptfunktionen - Essen, Freizeit und Schlafen. Der Tag beginnt mit dem Auftanken, der Ruhe und erst dann in der letzten Hälfte des Tages folgt die Arbeit. Da Gott selbst ruhte, liegt in der Ruhe und besonders auch am siebten Tag der Woche Segen.

Gott erklärt den siebten Tag für heilig

Bis jetzt hat das Ganze noch nicht so viel mit Heiligkeit zu tun. Doch dies folgt jetzt. «Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig […]» (1. Mose 2,3 NLB). Was ist denn der Unterschied zwischen segnen und heilig? Wie bereits erwähnt, erhält beim Segnen etwas Anteil an Gottes Gnade und Kraft. Wenn etwas für heilig erklärt wird, dann wird es abgesondert für etwas Besonders. Ihr werdet diese übergeordnete Bedeutung von heilig immer und immer wieder hören, zumindest wenn ich predige. Aber diese Bedeutung ist entscheidend. Denn der siebte Tag wird abgesondert von allen anderen. Er gehört Gott allein. Dieser siebte Tag unterscheidet sich von allen anderen. Der Bezugspunkt ist die Schöpfungsgeschichte, denn an diesem Tag hat auch Gott geruht. So folgt auch die Begründung, weshalb dieser Tag gesegnet und heilig ist, genau diesem Muster. Dieser Tag ist so besonders «[…] weil es der Tag war, an dem er sich von seiner Schöpfungsarbeit ausruhte» (1. Mose 2,3 NLB). Hier stellt sich nun die Frage, weshalb sich Gott ausruhen musste. War er so erschöpft? Ging er mit der Schaffung der Erde so dermassen an die Grenze seiner Kräfte, dass er es nur mit Mühe und Not geschaffen hatte? Sehen wir hier Gott am Limit? Nein auf keinen Fall. Denn Gott ruhte sich nicht aus, weil er erschöpft war. Er ruhte sich nicht aus, weil er es nötig hätte. Sondern er ruhte sich aus, weil alles vollkommen geschaffen war. Es ist auch der einzige Tag im Schöpfungsbericht, bei dem nicht gesagt wird, dass er vorübergeht. Dies bedeutet der Gottesdienst geht weiter.

Bei dieser ersten Beschreibung des Sabbats, ist noch kein Gebot für die Menschen enthalten. Es wird bloss beschrieben, dass sich Gott ausruhte. Deutlich wird aber auch, dass sich der siebte Tag von den anderen unterscheidet. Als sich Gott sein heiliges Volk die Israeliten auswählt, gibt er ihnen eine Vielzahl an Geboten. In der wohl berühmtesten Gesetzessammlung, den zehn Geboten, findet sich auch eine Anweisung zum siebten Tag der Woche. «Denk an den Sabbat und heilige ihn. Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und deinen alltäglichen Pflichten nachkommen, der siebte Tag aber ist ein Ruhetag für den HERRN, deinen Gott. An diesem Tag darf kein Angehöriger deines Hauses irgendeine Arbeit erledigen. Das gilt für dich, deine Söhne und Töchter, deine Sklaven und Sklavinnen, dein Vieh und für alle Ausländer, die bei dir wohnen. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel, die Erde, das Meer und alles, was darin und darauf ist, erschaffen; aber am siebten Tag hat er geruht. Deshalb hat der HERR den Sabbat gesegnet und für heilig erklärt» (2. Mose 20, 8-11 NLB). Das Volk Gottes soll am siebten Tage ruhen. Dieser siebte Tag ist ein Ruhetag für den Herrn. Dies war zu dieser Zeit nicht nur einzigartig, sondern revolutionär. Denn in dieses Sabbatgebot sind auch die Sklaven, Ausländer und sogar das Vieh eingeschlossen. An diesem Tag soll sich alles ausruhen, doch nicht zum Selbstzweck, sondern zur Ehre Gottes. Dass keine Arbeit verrichtet wird an diesem Tag, ist ein Gottesdienst. Es ist ein zurücktreten und sagen, dass alles seine Zeit hat und dass schlussendlich Gott alles in seiner Hand hat.

Die Einhaltung des Sabbats ist ein Zeichen für Gottes heiliges Volk. Sei es für das Volk Israel, wie auch für alle Nachfolger von Jesus Christus. «Und ich gab ihnen meinen Sabbat als Bundeszeichen zwischen ihnen und mir. Daran sollte man erkennen, dass ich, der HERR, es bin, der sie heiligt» (Hesekiel 20,12 NLB). Auch hier zeigt sich die Heiligung des Volkes in der Absonderung von anderen Völkern. Doch weshalb ist dieser Sabbattag so wichtig, dieser göttliche Ruhetag? «Gott ist nie selbstsüchtig; er ist heilig und heiligt, d. h. er zieht die Menschen in seine Gemeinschaft hinein. Als Bild und stete Erinnerung für diese Tatbestände ist der Ruhetag von Gott geschaffen, und wir sollen ihn auch halten. Er ist zugleich eine Erinnerung an die vollendete Ruhe, auf die wir uns freuen dürfen» (Hans Brun). Wenn nun Nachfolger von Jesus Christus Anteil an Gottes Ruhe haben, dann wird dies ihnen zum Segen.

Jesu Verhältnis zum Sabbat

Doch wie steht den Jesus Christus selbst zu Gottes verheissenem Ruhetag? Zur Zeit von Jesus Christus war die religiöse Führung darauf bedacht, dass sie alle Gesetze und Ordnungen einhalten, welche Gott durch Mose und die Propheten den Israeliten gegeben hatte. Ihre Handlungen waren geprägt von Angst. Sie wollten alles richtig machen, damit sie nicht Gottes Zorn auf sich zogen. Es gab bspw. zu jener Zeit die Bestrafung von 40 Peitschenhieben. Doch weil vor Gott niemand mehr als 40 Peitschenhiebe bekommen sollte, war die übliche Bestrafung zur Zeit Jesu 39 Hiebe. Aber weshalb? Wenn sich jemand verzählt hätte und einen Schlag zu viel gegeben hätte, dann wären die 40 nicht überschritten. Nach der jüdischen Überlieferung erhält Mose am Sinai nicht nur die zehn Gebote, von denen das Sabbats Gebot eines ist. Er erhält insgesamt 613 Gebote und Verbote. Die Führer des Volkes wollten es dem Volk nicht grundsätzlich schwer machen, aber ihnen war die Einhaltung des Gesetzes die oberste Priorität. Genau in der Frage, was am Sabbat erlaubt ist und was nicht, kollidiert Jesus Christus immer wieder mit der religiösen Führung.

Exemplarisch möchte ich zwei Begebenheiten aus der Geschichte von Jesus Christus hervorheben und näher darauf eingehen, auch wenn dies nur in einer gewissen Oberflächlichkeit geschehen kann. «Als Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder ging, fingen seine Jünger an, Weizenähren abzureissen. Da sagten die Pharisäer zu Jesus: ‘Das dürfen sie nicht! Es ist gegen das Gesetz, am Sabbat zu arbeiten und Getreide zu ernten.’ Doch Jesus entgegnete: ‘Habt ihr nie in der Schrift gelesen, was David tat, als er und seine Begleiter hungrig waren? Er ging in das Haus Gottes (zu der Zeit, als Abjatar Hoher Priester war), ass das besondere Brot, das nur den Priestern vorbehalten ist, und gab auch seinen Begleitern davon. Auch das war ein Verstoss gegen das Gesetz.’ Und er fuhr fort: ‘Der Sabbat wurde zum Wohl des Menschen gemacht und nicht der Mensch für den Sabbat. Und deshalb ist der Menschensohn auch Herr über den Sabbat!’» (Markus 2,23-28 NLB). Was ist nun mit dieser Tag soll heilig sein und am siebten Tag ausruhen von der Arbeit? Doch auf die Anklage die Jünger brechen diesen heiligen Tag entgegnet Jesus mit einer anderen biblischen Begebenheit. Es gibt Dinge, die heben auch die strengsten Gebote auf. Ich wage mal die These, dass dies vor allem dort ist, wo der Mensch im Vordergrund steht. Doch dies heisst nicht, dass jetzt plötzlich alles erlaubt ist, sondern es gibt die Ausnahme von der Regel unter bestimmten Bedingungen. Im Fall des Sabbats ist dies dann gegeben, wenn das Wohl des Menschen als wichtiger zu gewichten ist, als die Einhaltung des Gesetzes. Der Sabbat ist für den Mensch als Ruhetag geschaffen, doch wenn dies nicht möglich ist, da sich der Mensch in einer ausweglosen Situation befindet, dann hebelt dies das Sabbatgebot aus. Der Hauptfokus am Sabbat ist die Begegnung zwischen Mensch und Gott.

Gleich im Anschluss an diese Begebenheit spielt sich folgende Geschichte ab. «Wieder ging Jesus in die Synagoge. Dort bemerkte er einen Mann mit einer verkrüppelten Hand. Seine Gegner beobachteten ihn ganz genau. Wenn er am Sabbat die Hand des Mannes heilen würde, dann könnten sie ihn anklagen. Jesus sagte zu dem Mann: ‘Komm her und tritt in die Mitte.’ Dann wandte er sich an seine Gegner und fragte: ‘Ist es nach dem Gesetz erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun, oder ist es ein Tag, um Böses zu tun? Ist dies ein Tag, um Leben zu retten oder zu vernichten?’ Doch sie schwiegen. Zornig und erschüttert über ihre Hartherzigkeit sah er sie an. Dann forderte er den Mann auf: ‘Streck deine Hand aus.’ Der Mann streckte seine Hand aus und sie wurde wieder gesund! Daraufhin zogen sich die Pharisäer zurück und trafen sich heimlich mit den Anhängern des Herodes, um zu planen, wie sie Jesus töten könnten» (Markus 3,1-6 NLB). Diese Geschichte ist es, welche den Grundstein legte für den Tötungsplan von Jesus Christus. Doch weshalb vollbringt denn Jesus am heiligen Tag Heilungen? Für die religiösen Führer durfte an diesem heiligen Tag nichts geschehen. Sie waren in ihrer Ansicht festgefahren. So konnten sie nicht einmal eine Bewertung dessen treffen, was geschehen darf oder nicht. Der Tag war für die Pharisäer so abgesondert (heilig), dass an diesem Tag nichts stattfinden durfte, was den Status Quo auch nur ein wenig veränderte. Eigentlich wäre aber dieser Tag darum heilig (abgesondert), weil er zur Ehre Gottes verbracht werden soll. Die Heiligkeit kommt von der Verschiedenheit des Fokus dieses Tages. Es gilt den Blick auf Jesus Christus zu richten.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Jesus Christus genau am Sabbat seine Wunder vollbrachte. Erstens mal war er oftmals auf Konfrontationskurs mit den falschen Ansichten der damaligen Juden, um ihnen Gottes Weg zu zeigen. Andererseits kommt dadurch ein Bezug mit dem allerersten Sabbat zustande. Gott ruhte am siebten Tag, nachdem alles wunderbar geschaffen war und es für ihn nichts mehr zu tun gab. Denn alles war vollkommen und in einem tadellosen Zustand. Durch die Heilungen am Sabbat bringt Jesus Christus Wiederherstellung. Er heiligt den Sabbat umso mehr, da durch die Heilungen der Fokus auf Gott gerichtet wird. Ruhm und Ehre gehören ihm, insbesondere auch am siebten Tag der Woche.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 1 Mose 2,1-3; Markus 2,23-3,6

  1. Verstehst du den Unterschied zwischen Segnen und heiligen?
  2. Was hältst du von der jüdischen Einteilung des Tages? Wie wäre es, wenn du dies zumindest gedanklich übernimmst?
  3. Weshalb ist der Sabbat so besonders und unterschieden von allen anderen Tagen?
  4. Was bedeutet für dich der siebte Tag der Woche? Wie ruhst du aus? Inwiefern gibst du Gott an diesem Tag die Ehre?
  5. Welche Geschichte kommt dir in den Sinn, in der Jesus Christus mit den Sabbatgeboten von dieser Zeit zusammenstösst? Weshalb gerade diese?
  6. Wie hat Jesus die Bedeutung des Sabbats dahingehend korrigiert, dass sie dem ursprünglichen Gedanken entsprach?