Riesen sind auch nur Zwerge

Datum: 5. April 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 4. Mose,13-14

«Riesen sind auch nur Zwerge», von Kaleb, dem mutigen Spion Gottes. Ich möchte mit Hilfe des Heiligen Geistes meinen Zuhörern deutlich machen, dass wir mutig mit Gott unterwegs sein dürfen, weil riesige Herausforderungen aus seiner Perspektive klein werden.


 

Der Predigt geht ein Kurzfilm voran:

https://www.youtube.com/watch?v=mq_r9SvtsDU&feature=youtu.be

 

Mal Hand auf’s Herz und ganz ehrlich. – Wer von euch hätte sich bei dieser Gesellschaft ins Kino getraut? Da braucht es schon ziemlich viel Courage und Mut, oder? Mir selbst wäre mit so vielen harten Jungs in einem Raum wohl ziemlich mulmig gewesen. Allein der Anblick und die Anzahl dieser etwas schrägen Typen und dann die Phantasie meiner Gedanken, was wohl jetzt alles passieren könnte, hätten mich wohl ziemlich schnell wieder aus dem Saal laufen lassen ;). Da gehört schon eine ganze Portion Mut dazu, so wie die letzten Paare doch noch die letzten beiden freien Plätze einzunehmen und einen Kinofilm lang dort sitzenzubleiben?! Anhand der Geschichte von Kaleb, einem der insgesamt 12 israelischen Spione, die das gelobte Land Kanaan ausspähen sollen, wollen wir lernen uns nicht von Herausforderungen einschüchtern zu lassen, um heute unser Christstein durch Gottes Geist noch mutiger zu leben. Ich habe der Predigt heute Morgen den Titel gegeben: «Riesen sind doch auch nur Zwerge», von Kaleb dem mutigen Spion Gottes. Ich lese uns auszugsweise die Geschichte aus dem 4. Buch Mose Kapitel 13-14. Ich denke mal, dass es den 12 Kundschaftern beim Anblick der hünenhaften Bevölkerung, dieser Riesen Kanaans genauso gegangen sein muss, wie den einzelnen Pärchen im Kino! Bei dem Anblick und selbst so in der Minderheit zu sein, kann man gut verstehen, dass einem das Herz in die Hose rutscht und man es mit der Angst zu tun bekommt?

Was ist bei Kaleb so anders?

Nur die beiden gottesfürchtigen Männer Kaleb und Josua reagieren wie die letzten Paare im Clip und wollen sich von ihrem Auftrag und Vorhaben nicht abbringen lassen! Nur Kaleb und Josua machen am Ende der Geschichte die positive Erfahrung, dass ihnen im «Kino» bzw. im gelobten Land nichts Schlimmes zustösst! Was aber ist denn bei Kaleb so anders? Was ist so besonders mutig, dass er sich vor der riesigen Herausforderung der Landeinnahme trotz allem nicht drücken will? Die Antwort gibt Vers 24 in Kap. 14. Dort steht: «In Kaleb (& Josua) ist ein anderer Geist», als bei den übrigen 10 Kundschaftern. Kaleb ist mit einem anderen Geist ausgestattet, hat also noch etwas andere Werkzeuge und Hilfsmittel im Gepäck auf die er zurückgreifen kann. Er besitzt etwas das ihn mutig und entschlossen macht!

 

Die Geschichte beginnt damit, dass der israelitische Führer Mose aus jedem Stamm die Leiter, die Häuptlinge oder Älteste mit einem Spionagedienst beauftragt. Weil Gott dem Volk das Land zum Eigentum geben will, sollen diese 12 allesamt mutigen und erfahrenen Männer quasi die «Vorhut» bilden und die Lage dort im Land, dass was sie erwartet abchecken. Und das sind also nicht irgendwelche Nobodies hier oder etwas naive Berufsanfänger. Nein, sie besitzen allesamt ausgewiesene Führungsqualitäten! Das sind richtige Kaderleute und jeder kommt aus der Führungsetage... Und dieser Erkundungssauftrag hat es wirklich in sich! Stellt euch das mal vor: Auf feindlichem Boden, - hinter den gegnerischen Linien sollen detailliert Erkundungen des hiesigen Lebensraumes eingeholt werden.

Wie sind die Bodenbeschaffenheiten? Wie ist das dortige Klima? Und wie sieht die Vegetation aus? Gibt es lokale Bebauungspläne und wie stark ist die Berufs-Armee aufgestellt? Die 12 Agenten haben gerade mal knapp 6 Wochen Zeit, also 40 Tage, um ca. 600 km abzulaufen. Also wenn Gott Mitarbeiter beruft oder irgendwelche Dienst-Aufträge verteilt, dann geht es wirklich ins Eingemachte. Wir, heute werben Mitarbeiter allerdings häufig ganz anders, oder? Wir setzen das Level weiter unten an, nach dem Motto: Du das braucht gar nicht viel Einsatz, wenn du hier mithilfst! Es ist auch nicht sehr zeitintensiv! Und Kenntnisse brauchst du auch nicht unbedingt, da wächst du im Laufe der Zeit rein...

Wir bleiben da sehr häufig auf der menschlichen Seite der Aufgaben und auch der Aufgabenprofile stehen. Ich persönlich allerdings denke, dass Gott uns meistens sehr herausfordert, ja sogar überfordert, damit wir die Erfahrung seines Durchtragens und seiner mächtigen Hilfe machen können! Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch... Davon können fast alle Gestalten der Bibel wie Abraham, Mose, David, Petrus und Paulus ein Lied singen... Es ist auffallend, alle Kundschafter sind sich einig: Das erforschte Land ist prima! Es ist bildlich gesprochen, wirklich das von Gott lange versprochene Land, in dem Milch und Honig fliessen. Es hat viele landwirtschaftliche Produkte im Überfluss (Trauben, Feigen, Granatäpfel) und alles ist in bester 1a Lebensmittelqualität.

Der geistliche Unterschied

Bisher unterscheidet sich in der Berichterstattung zwischen Kaleb und den übrigen Agenten nicht das Geringste. Das Positive nehmen alle gleich dankbar wahr! Und selbst bei den negativen Begleiterscheinungen und Herausforderungen, die jede Aufgabe mit sich bringt, sind sich alle einig. Da hat es riesengrosse und körperlich stark robuste Einwohner, die Anakiter. Sie alle berichten von schwer einzunehmenden und gut befestigten Städten und dazu kommt auch noch eine riesige Armee von kampferprobten Soldaten. Die Fakten liegen für alle gleichermassen auf dem Tisch! In der Wahrnehmung und der analysierenden Beobachtung der Dinge ist noch alles im Lot bis jetzt. Aber nun kommt der grosse Unterschied zwischen dem mutigen und mit Gottes Geist ausgestatteten Kaleb und den mittlerweile ängstlich gewordenen Anderen. Was ist da in der Zwischenzeit passiert, frage ich mich? Der geistliche Unterschied liegt in der Interpretation der Sachlage! Das was ich mit den gleichen Augen sehe und wahrnehme, dass kann und wird von Person zu Person völlig verschieden interpretiert werden. «Glaube ist eine andere Interpretation der gleichen Wirklichkeit». Es geht nämlich darum welche Schlussfolgerungen ich aus den Fakten ziehe, wenn sich mir quasi übermächtige Riesen, also Probleme und Herausforderungen in den Weg stellen. Es halt nicht einfach und reibungslos vonstatten geht.

Während die anderen 10 zweifeln, ob die eigenen Kräfte wohl ausreichen werden, gegen die riesigen Einwohner zu kämpfen hält Kaleb in manchen Augen vielleicht etwas naiv an der Verheissung fest, dass Gott ihnen das Land versprochen hat. Er vertraut, dass Gott damit auch persönlich Sorge tragen und eingreifen wird, dass sie das Land auch bekommen werden.

Die 10 Kundschafter vergleichen die im Land lebenden Riesen mit sich selbst und ihren eigenen Voraussetzungen. Sie stellen ihre eigenen Qualitäten vergleichend denen der Riesen gegenüber und analysieren dann wiederum richtig: «Gegen die Kanaaniter und Anakiter haben sie nicht die geringste Chance». Rein menschlich gesehen liegen sie da sogar richtig! Kaleb allerdings, von Gottes Heiligem Geist geleitet, und dass genau macht seinen Glauben, seinen Mut und seinen anderen Geist aus. Er vergleicht die Riesen mit seinem Gott, er stellt die riesigen Herausforderungen - Gottes immer noch weit grösseren Möglichkeiten gegenüber – und da schrumpfen die Riesen plötzlich in sich zusammen.

John Knox ein schottischer Reformator hat mal über den Glauben gesagt: «dass ein Einzelner, mit Gott zusammen immer in der Mehrheit und auch überlegen ist» Kaleb geht es hier ähnlich wie dem Elisa in 2. Könige 6, 16, als dieser mit seinem ängstlichen Diener auf der Stadtmauer in Dotan steht und auf der gegenüberliegenden Seite das übermächtige Herr der feindlichen Aramäer sich um die Stadt lagert. Plötzlich werden dem Diener die geistlichen Augen seines Herzens geöffnet und der Vorhang der unsichtbaren Welt wird weggezogen, so dass die beiden den Himmel voller feuriger Streitwagen und Rosse sehen. Die Frage ist hier: Welche Bezugspunkte bestimmen dein Denken und deine Wahrnehmung in schwierigen Lebenssituationen? Worauf schaust Du? Antoine de St. Exupery formuliert es so: «Man sieht nur mit dem Herzen gut»und der Prophet Samuel bekommt in 1.Sam. 16,9 gesagt: «Das ein Mensch nur das sieht, was vor Augen ist!» Sehen, habe ich mal gehört heisst bevorzugen! Wir sprechen heute von selektiver Wahrnehmung.

Die Riesen

Wir sehen meist das, was uns eh gerade beschäftigt: Schwangere sehen vermehrt andere Schwangere und ängstliche Menschen sehen hinter jeder Ecke irgendeine Gefahr, die auf sie lauert. Ungefähr 1200 Jahre später heisst im Hebräerbrief im NT Kap. 13, 6 «dass wir unser Vertrauen in Gott niemals wegwerfen sollen, selbst wenn sich Schwierigkeiten vor uns auftürmen». Wenn sich uns «Riesen»in den Weg stellen, dann sollten wir gewiss sein, dass wir immer auf der Schulter eines noch grösseren Riesen sitzen, der uns trägt und hält! Jetzt bitte ich dich mal kurz einen Augenblick zu überlegen, wie die Riesen, in deinem Leben aussehen, die dir Angst machen? Welchen Schwierigkeiten und Herausforderungen bist du gerade ausgesetzt und was hindert dich gerade daran dein gelobtes, also dein dir von Gott versprochenes «Land»einzunehmen? Was hält dich vielleicht ab im Auftrag Gottes unterwegs zu sein und ihm zu dienen? Bist du eher problem- und Riesen-orientiert und vergleichst deine eigenen Kräfte mit den Herausforderungen, die dir gegenüberstehen? Oder hast du den gleichen Mut wie Kaleb, deinen Riesen auch Gottes Möglichkeiten und seine Verheissungen gegenüberzustellen?

Adolf Schlatter ein evangelischer Theologe behauptete einmal: «Das die Bibel unbedingt dabei helfen will Gottes unsichtbare Welt als real existierende Wirklichkeit zu erkennen». Augustinus: «Wunder sind nicht gegen die Natur, sondern nur wider die uns bekannte Natur! Sprich Gott ist immer noch grösser und immer stärker, als die grösste Herausforderung, die dir begegnen kann!» Afrik. Sprichwort: «Du darfst deinem Gott ruhig erzählen, wie gross deine Probleme sind. Aber danach solltest du deinen Problemen auch berichten, wie gross dein Gott ist!» Mit Gottes Geist ausgerüstet und unterwegs zu sein, bedeutet für mich, dass ich mich (eigentlich) nicht mehr fürchten brauche, weil Gott uns nicht den Geist der Furcht gegeben hat, sondern der Liebe, der Kraft und der Besonnenheit! Riesen sind auch nur Zwerge, wenn ich sie der Allmacht Gottes gegenüberstelle.

Im Römerbrief behauptet Paulus im 8. Kapitel von sich: «dass er gewiss ist, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur ihn scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn».

Ich bin überzeugt davon, dass der vorbildliche Mut von Kaleb auch in den positiven Erfahrungen liegt, die er bisher mit Gott gemacht hat. Kaleb hat nicht vergessen, wie Gott ihn und hunderttausend andere Israeliten aus der Gefangenschaft befreit hat. Kaleb schöpft Kraft und Mut aus der Erinnerung an die grossen Taten Gottes in seinem Leben. Er redet seine früheren Erfahrungen nicht klein, weil sie vielleicht schon einige Zeit her sind! Er hält sich ganz bewusst vor Augen, dass Gott in früheren Zeiten immer wieder durch einzelne Wunder geholfen hat, und dass es ihm ein kleines ist, diese Zeichen und Taten auch stets zu wiederholen! Überlege dir doch einmal wo du in der nächsten Woche, dem neuen Jahr geistlichen Mut aufbringen oder einüben könntest?

  • Gibt es eine Gelegenheit über deinen Glauben zu sprechen?
  • Kannst du mit Gottes Hilfe etwas wagen, dass du dir selbst nicht zutrauen würdest?
  • Oder wo kannst du vielleicht einem Problem entgegengehen, statt zu fliehen oder einer anderen Person aus dem Weg zu gehen?

Mit Geist und Mut ausgestattet zu sein, bedeutet für mich mit einer neuen, anderen Gesinnung durchs Leben zu gehen! Anhand von Kaleb lerne ich, dass ich mich mehr auf Gottes Zusagen verlassen will, als auf meine eigene innere rein menschliche Stimme zu hören! Paulus empfiehlt den Christen in Ephesus 4,23: «Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn» / Metanoia/ Bekehrung heisst; «Umdenken – Neudenken» und der Gemeinde in Rom schreibt er 12,2 «Stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondert ändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene». 

Mit Gottes Geist und seinem Mut ausgestattet zu sein heisst nicht in erster Linie irgendwelche Leistungsnachweise oder Qualifizierungen aufzuzeigen, sondern das Leben und seine Herausforderungen aus Gottes Perspektive zu betrachten und auch mit geistlichen Augen des Herzens zu interpretieren.