Nachfolge – die Vergangenheit loslassen
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: 1. Könige 19,19-21; Lukas 9,57-62
Als Elisa in die Nachfolge von Elia berufen wurde, opferte er seine Rinder und die Gespanne, die für sein «altes Leben» einkommenssichernd waren. Er riss die Brücke hinter sich ab und schaute nach vorne. Ein paar hundert Jahre später wird Jesus genau dieses Verhalten als Bedingung für die Jesus Nachfolge bezeichnen.
Elisa ist gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen. Der leichte Pflug wird mit einer Hand geführt. Diese eine Hand, meist ist es die linke, muss gleichzeitig die senkrechte Stellung, seine Tiefe mit Druck regulieren und ihn über im Weg stehende Felsen und Steine hinwegheben. Die andere Hand braucht Elisa, um die Rinder mit dem etwa 2 m langen, an der Spitze mit einem eisernen Stachel versehenen Treibstock anzutreiben. Gleichzeitig muss er, zwischen den Tieren hindurchblickend, die Furche im Auge behalten. Wenn Elisa sich umblickt, wird die neue Furche schief. Inmitten in diese konzentrierte Aufmerksamkeit kommt der grosse Prophet Elia und wirft seinen Mantel über ihn, womit er Elisa mitten aus seinem Berufsleben zu seinem Nachfolger als Prophet von Israel berief. «Und er verliess die Rinder und lief Elia nach und sprach: Lass mich meinen Vater und meine Mutter küssen, dann will ich dir nachfolgen. Er sprach zu ihm: Wohlan, kehre um! Bedenke, was ich dir getan habe!» (1Könige 19,20 LUT). Elisa opferte ein Gespann seiner Rinder. Dann briet er das Rindfleisch über dem Feuer aus Jochen und veranstaltete ein Abschiedsfest.
Jesus wird ca. 900 Jahre später auf diese Geschichte Bezug nehmen, wenn er sagt: «Wer eine Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht geeignet für das Reich Gottes» (Lukas 9,62 NLB).
Die Hand an den Pflug legen
Die Hand an den Pflug legen ist bei Jesus ein Bild für den Moment, wenn ein Mensch, von Gott berufen, in die Nachfolge Jesu eintritt. Vor dem Start in eine Beziehung mit Jesus steht immer der Ruf des himmlischen Vaters (Johannes 17,24; Matthäus 11,27). Wenn ein Mensch jedoch auf diesen Ruf reagiert, erlebt er die bestmögliche Versetzung. «Denn er hat uns aus der Macht der Finsternis gerettet und in das Reich des geliebten Sohnes versetzt. Gott hat unsere Freiheit mit seinem Blut teuer erkauft und uns alle unsere Schuld vergeben» (Kolosser 1,13f NLB).
Wer die Hand an den Pflug legt, bringt damit zum Ausdruck, dass er gleich mit der Arbeit starten wird. Es ist so, Jesus nachzufolgen, kann durchwegs anstrengende Arbeit bedeuten. Aber – und das ist absolut entscheidend – die Basis im Reich des geliebten Sohnes ist eine andere. Die Kultur dieses Reichs ist die Liebe. Deshalb betet Jesus: «Ich habe ihnen deinen Namen offenbart und werde ihn auch weiterhin offenbaren. Das tue ich, damit deine Liebe zu mir in ihnen bleibt und ich in ihnen» (Johannes 17,26 NLB). Wer die Hand an den Pflug legt, wird in die Liebesbeziehung von Jesus und seinem Vater hineingenommen. Diese göttliche bedingungslose Liebe ist ab sofort die Basis der Nachfolge und jeder Arbeit.
Martin Lloyd Jones (1899-1981) war ein bedeutender Prediger in London. Durch eine schwere Krankheit wurde er auf das Abstellgleis gestellt. Leute fragten ihn, ob es ihn nicht störe, so aus dem Verkehr gezogen worden zu sein. Er schaute sie an und sagte: «Freut euch nicht darüber, dass böse Geister euch gehorchen, sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind» (Lukas 10,20 NLB).
Als im Alten Bund der Hohepriester einmal im Jahr in das Allerheiligste trat, trug er auf den Schulterstücken seines Schurzes zwei in Gold eingefasste Edelsteine, auf welchen die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren (2Mose 28). Das Neue Testament stellt uns Jesus als Hohepriester vor, der vor dem Thron Gottes ist. Sobald ein Mensch seine Hand an den Pflug legt, wird sein Name in das Herz Jesu Christi eingraviert und vor Gott getragen. Wenn der Vater diesen Namen anschaut, sieht er absolute Schönheit. Die Augen der einzigen Person, dessen Meinung im gesamten Universum zählt, finden dich wertvoller als alle Juwelen unserer Erde. In 5. Mose 7 wird beschrieben, dass Gott das Volk Israel nicht erwählt hat, weil es gross oder bedeutend wäre, «sondern weil er euch liebt [...]» (5Mose 7,8 NLB). Die Begründung von Gottes Ruf ist die Liebe. Gott liebt dich, weil er dich liebt.
Auf dieser Plattform wird unser Herz angeregt, diese Liebe zu erwidern. Es gibt nichts Schöneres, nichts Erlösenderes, als einfach in unseren Erlöser verliebt zu sein. Es ist das Ende aller Selbstgerechtigkeit und die Startrampe in eine Nachfolge, die von Gottes Gnade geprägt ist. Bevor Jesus Petrus mit den Worten «Folge du mir nach!» herausforderte, stellte Er sicher, dass dies auf dem Fundament der Liebe geschieht. Möchtest du mehr in diese Liebesbeziehung hineinwachsen? Konzentriere dich so lange auf Gottes Liebe zu uns Menschen, bis Herz, Seele und Verstand von Gegenliebe übersprudeln. «Wir wollen lieben, weil er uns zuerst geliebt hat» (1Johannes 4,19 NLB).
Nicht zurückschauen
«Wer eine Hand an den Pflug legt und dann zurückschaut, ist nicht geeignet für das Reich Gottes» (Lukas 9,62 NLB). Diesem Satz ging eine Episode voraus, die uns sehr an die Geschichte von Elisa erinnert. Jesus forderte einen Mann heraus, Ihm nachzufolgen. Die Antwort: «Ja, Herr, ich will mit dir gehen, aber lass mich zuerst noch von meiner Familie Abschied nehmen» (Lukas 9,61 NLB). Was Elia erlaubte, erlaubt Jesus nicht. Es gibt kein «zuerst», das sich vor Jesus schieben darf. Entweder hat Jesus das «Zuerst» für sich oder es gibt überhaupt keine Nachfolge.
Weil Jesus «wusste, wie es in den Menschen wirklich aussieht» (Johannes 2,24 NLB), verwehrte Er es dem Mann für einen Abschied nach Hause zu gehen. Vielleicht wusste Jesus, dass dieser Mann nicht mehr zurückkommen würde. Elia erinnerte Elisa: «Bedenke, was ich dir getan habe.» Mit anderen Worten, ermahnte er ihn, seine Berufung vor Augen zu halten und ihr zu folgen. Elisa brach dann die Brücken zu seinem bisherigen Leben ab. Er opferte seine Rinder, briet das Fleisch auf den verbrennenden Jochen und veranstaltete ein Abschiedsessen. Dieses Ritual half ihm, ganz loszulassen und nicht zurückzuschauen.
In der Nachfolge von Jesus sind wir gleichermassen gefordert, die Brücken in die Vergangenheit abzubrechen. Nichts soll uns hindern, Jesus «von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken» (Matthäus 22,37 NLB) zu lieben und Ihm nachzufolgen. Vielleicht tönt das Verbot des Abschiednehmens familienfeindlich. Ist es aber nicht. Denn wenn jemand kompromisslos Jesus nachfolgt, profitiert das nähere Umfeld auf jeden Fall am meisten davon.
Ein Mann verkaufte sein Haus mit der Bedingung an den Käufer, dass ein einziger Nagel neben der Haustür in seinem Besitz bleibt. Der Käufer willigte ein und kaufte das Haus mit Ausnahme dieses einen Nagels. Voller Freude machte er es sich im neuen Heim gemütlich. Doch eines Tages hing ein alter Hut am Nagel, wenige Zeit später ein abgetragener, schäbiger Mantel. Das gefiel ihm gar nicht. Weil der Nagel aber nicht sein Eigentum war, durfte er die Sachen nicht abhängen. Als dann eines Tages ein totes Tier am Nagel hing, wurde es dem Mann zu viel und er zog aus.
Wenn jemand seine Hand an den Pflug legt, in das Reich des geliebten Sohnes versetzt wird, müssen alle Brücken zur Macht der Finsternis abgebrochen werden. Fremde Nägel können alte Muster im Umgang mit Geld oder der Steuererklärung, in der Partnerschaft oder Sexualität, ungutes Ausleben von Macht, Bindungen zu Vater oder Mutter, Unversöhnlichkeiten, Festlegungen oder okkulte Gegenstände, etc. sein.
Kürzlich hörte ich die Geschichte einer Frau, die bei einem Kirchenanlass laut schreiend den Raum verliess. In nachfolgenden Gesprächen zeigte es sich, dass ihr Vater mit okkulten Praktiken zu tun hatte. Es stellte sich heraus, dass sie in ihrem Haushalt noch alte Gegenstände von ihrem Vater hatte.
Machen wir es doch wie Elisa und machen Tabula rasa mit der Vergangenheit. Wir können diese Nägel am Kreuz von Jesus entsorgen, um anschliessend Jesus – ganz ohne unnötigen Ballast – nachzufolgen. Legen wir doch die Kletten der Vergangenheit ab und schauen nach vorne.
Für das Reich Gottes geeignet
Beim Pflügen muss der Landwirt beharrlich und konzentriert nach vorne blicken, damit die Furche gerade wird. Viele gerade zueinander parallelen Furchen sind die Grundlage für eine gute Ernte. Nachfolger von Jesus dürfen am Reich Gottes mitarbeiten, die eine oder andere Furche ziehen, um dann mitzuerleben, wie der Same, welcher Gottes Wort ist, aufgeht und sich wie durch ein Wunder vermehrt.
Wer seine eigene Vergangenheit losgelassen hat, ist befähigt, konzentriert nach vorne zu blicken. Paulus nennt es «Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist» (Kolosser 3,2 LUT). Unsere Aufmerksamkeit soll auf Gott und seine Möglichkeiten gerichtet sein und nicht auf irdischer Vorläufigkeit. Das griech. Wort für trachten kann mit «sich in den Kopf gesetzt», «sich Gedanken machen darüber» oder «sich auf das Wesentliche konzentrieren» übersetzt werden. Wir nehmen dann am grossen Projekt «Reich Gottes» teil, wenn wir unsere Sinne auf das Göttliche richten, es ist eine Verstandesübung. Referenzpunkt für einen Nachfolger ist einzig und allein Jesus Christus. «[...] Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt [...]» (Hebräer 12,1f NLB). Dieser unablässige Blick auf Jesus Christus macht uns gleichzeitig demütig und mutig. Wer demütig ist, weiss, dass er von Gott abhängig ist und nicht von sich selbst. In dieser Abhängigkeit wächst Mut.
Jesus nachfolgen heisst, beharrlich den Blick auf Jesus richten. Wie kann das gelingen, ohne dass es eine anstrengende Übung ist? Der englische Dichter Thomas Watson schrieb: «Die erste Frucht der Liebe ist das Nachdenken über Gott. Wer verliebt ist, dessen Gedanken weilen stets beim Anderen. Wer Gott liebt, ist vom Nachsinnen über ihn entzückt und hingerissen. Der HERR ist der Schatz, und wo der Schatz ist, ist das Herz.»
Und wieder landen wir bei der Liebe. Um so einen Lebensstil zu entwickeln und aufrecht zu erhalten, bedarf es eines übergeordneten Plans. Dazu gehören regelmässige Aktivitäten, die unser Inneres pflegen wie Einsamkeit, Stille, Gebet, Fasten, Dienst, Studium der Bibel, Gemeinschaft usw.
Das Evangelium der Bibel ist eine Einladung, deine Hand an den Pflug zu legen und anstatt zurückzuschauen, auf Jesus zu blicken. Dadurch wirst du Teil des grossen Reich-Gottes-Projekts und dein Leben erhält einen tiefen Sinn.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 1. Könige 19,19-21; Lukas 9,57-62
- Was ist bei Jesus gemeint mit «die Hand an den Pflug legen»? Was bedeutet es, in das «Reich des geliebten Sohnes» versetzt zu werden?
- Welche Rolle spielt die Liebe in der Nachfolge? Wie kann unsere Liebe zu Jesus wachsen?
- Wo stehen Menschen in der Gefahr zurückzublicken? Wo liegen die Gefahren in deinem persönlichen Leben? Wo holt die Vergangenheit dich immer mal wieder ein?
- Wir sollen nach dem trachten, was droben ist. Wie geht das praktisch?
- Wo hat dich Jesus heute persönlich herausgefordert?