Von der Angst ins Unglück getrieben

Datum: 25. Juni 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Samuel 8,7-9 1. Könige 11,38 1. Könige 12,20-32 Matthäus 16,25 2. Könige 17,21-23

Der erste König vom geteilten Reich Israels im Norden war Jerobeam. Gott verhiess ihm und seiner Familie, dass sie für immer an der Macht bleiben würden, wenn sie nur eines einhalten: Dem Gott Israels treu zu sein. Doch Jerobeam liess sich von der Angst leiten, was schlussendlich zum Untergang seines Königreiches führte. Nachfolger von Jesus Christus sind aufgefordert alle falschen Sicherheiten hinter sich zu lassen und Gott vollkommen zu vertrauen.


Die Zusage Gottes gibt Zukunft!

Heute Morgen befassen wir uns mit einer Geschichte aus dem Alten Testament. Diese Geschichte verdeutlicht, dass der heilige Gott nichts neben sich dulden kann. Dafür tauchen wir tief in die Geschichte des Volkes Israel ein. Es ist das Volk, welches sich Gott ausgesucht hat. Die Geschichte ist äusserst bewegt und in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass es nie rund läuft. Doch dieses Volk hat einen zentralen Auftrag. Sie sollen heilig sein. So wie auch ihr Gott heilig ist. Dies ist unser Jahresthema. Heilig heisst, abgesondert zu sein für einen besonderen Zweck. Dies ist im Falle von Israel, dass sie Gott allein dienen. Die Absonderung zeigt sich in ethischen Belangen und so unterscheidet sich das Volk in vielen Lebensweisen von ihrem Umfeld. Die Absonderung zeigt sich darin, dass sie nur einen Gott haben und sich so von der Umwelt abheben. Die Absonderung zeigt sich an Gottes Umgang mit seinem Volk. Denn er beansprucht dieses Volk für sich und kann es nicht dulden, wenn sie jemand anderem nachfolgen. Das Volk selbst ist organisiert in Stämme. Aus diesen ist wiederum einer herausgerufen, abgesondert vom Rest, um den Gottesdienst zu übernehmen. An der Spitze des Volkes stand ein religiöser Führer, der Hohenpriester.

Die Völker ringsum Israel hatten einen König an der Spitze. Nach einiger Zeit im Land kam der Wunsch nach einem König auf. Zu dieser Zeit war Samuel der religiöse Führer des Volkes. Durch das Verlangen nach einem König wurde auch seine Position in Frage gestellt. Doch das Volk will einen König und kommt mit dieser Bitte zu Samuel. Gott gibt ihm folgende Antwort. «‘Hör auf die Stimme des Volkes, auf alles, was sie sagen‘, antwortete der HERR, ‚denn nicht dich weisen sie zurück, sondern mich. Sie wollen mich nicht länger als König. Sie tun, was sie immer getan haben, seit ich sie aus Ägypten hierher gebracht habe. Denn sie haben mich immer wieder vergessen und sind anderen Göttern nachgelaufen. Und jetzt tun sie dir dasselbe an. Erfüll ihre Bitte, aber warne sie deutlich davor, wie ein König über sie herrschen wird‘» (1. Samuel 8,7-9 NLB). Bis jetzt beanspruchte Gott für sich selbst die Führung des Volkes. Doch er entspricht dem Wunsch des Volkes, obwohl es eine Auflehnung gegen ihn selbst ist. Die Geschichte der Könige ist insgesamt keine ruhmreiche Geschichte. Bereits der erste König vermasselt es gewaltig und so wird seine Königsdynastie abgesetzt und ein neuer König kommt an die Macht. Gott selbst sagt über ihn: «[…] David, der Sohn Isais, ist ein Mann nach meinem Herzen. Er wird alles tun, was ich von ihm will» (Apostelgeschichte 13,22 NLB). Obwohl Gott gegen die Einrichtung eines Königshauses ist, stellt er sich ganz hinter König David. Er gibt ihm eine Verheissung: «Dein Haus und deine Königsherrschaft werden für alle Zeit vor mir bestehen bleiben und dein Thron wird für immer feststehen» (2. Samuel 7, 16 NLB). Hier könnte man meinen, dass es nun endlich gut kommen muss mit diesem Volk. Doch schon der Nachfolger von David läuft nicht mehr in den Wegen von ihm. König David ist der Beruteilungsmassstab für alle Könige von Jerusalem. Sie werden immer an ihm gemessen. Das Tragische daran ist, dass es die meisten nicht auf die Reihe bringen. Obwohl gerade in der Treue zu Gott so viel Segen für sie wäre.

Bei Davids Sohn Salomo sind es seine vielen Frauen, welche ihm zum Verhängnis werden. Zu Beginn ist er treu und steht zu Gott, doch mit der Zeit lässt er sich von seinen ausländischen Frauen zum Götterdienst verleiten. Er baut für die Götter ihrer Völker Altäre und opfert ihnen. So beschliesst Gott den Nachfolger von Salomo, König Rehabeam, zehn Stämme zu entreissen und einem anderen König zu geben. Ihm lässt er nur noch zwei Stämme. Für das Nordreich erwählt sich Gott Jerobeam zum König. Er verheisst ihm eine gute Zukunft. «Wenn du auf das hören wirst, was ich dir sage, meinen Weg nicht verlässt und nach meinem Willen fragst, und wenn du meinen Gesetzen und Geboten gehorchst, wie mein Diener David es getan hat, dann werde ich immer auf deiner Seite sein. Ich gründe mit dir ein bleibendes Herrschergeschlecht, wie ich es für David tat, und vertraue dir Israel an» (1. Könige 11,38 NLB). Wenn er treu ist, dann ist auch Gott treu. Er will mit ihm eine Dynastie gründen, wie mit König David. Er verheisst ihm die Macht über die zehn Nordstämme, welche fortan immer Israel genannt werden. Die Südstämme werden als Königreich Juda bezeichnet.

Doch die Abspaltung der zehn Nordstämme kommt nicht einfach so über Nacht. Sondern sie ist irdisch mit der Dummheit des neuen Königs Rehabeam zu begründen. Dieser kommt an die Macht und will noch härter durchgreifen als sein Vater. Dies macht die Stämme Israels wütend, so dass sie sich Jerobeam anschliessen. Dieser war vor König Salomo nach Ägypten geflüchtet und kam nach seinem Tod zurück. «Als die Israeliten erfuhren, dass Jerobeam zurückgekehrt war, liessen sie ihn holen, beriefen eine Versammlung ein und machten ihn zum König über ganz Israel. Einzig und allein der Stamm Juda hielt dem Königshaus Davids die Treue» (1. Könige 12,20 NLB). Bereits in diesen Geschichten gibt es so viel, was man daraus lernen kann. Doch ich will zwei Dinge besonders hervorheben. Zum einen will Gott, dass an ihm festgehalten wird in Treue. Zum anderen trifft die Verheissung Jerobeams tatsächlich ein und er wird König über Israel. In dieser Zeit festigt er sein Königreich und baut sich zwei Hauptstädte. Er hat sich politisch konsolidiert. Er hatte nichts, wovor er sich fürchten müsste. Denn er hatte die Zusage Gottes und so musste er sich «nur» darauf konzentrieren ihm nachzufolgen und ihm alle Ehre zu geben.

Von Angst überwunden!

Israel ist zweigeteilt in das Südreich Juda mit Jerusalem als Hauptstadt und das Nordreich Israel. Nach einiger Zeit verblasste wohl die Zusage Gottes in Jerobeams Erinnerung zusehends. Nachdem er sein Königreich politisch und gesellschaftlich durchgesetzt und stabilisiert hatte, bekam er Angst. «Jerobeam dachte sich: Nun wird die Herrschaft wieder an das Geschlecht Davids zurückfallen. Wenn die Menschen nach Jerusalem gehen, um im Haus des HERRN zu opfern, werden sie sich auch wieder ihrem Herrn, König Rehabeam von Juda, unterwerfen. Dann werden sie mich umbringen und sich wieder Rehabeam, dem König von Juda, zuwenden» (1. Könige 12,26-27 NLB). Die Gefahr war nicht unbegründet, denn Gott hatte sich für das kultische Zentrum für den Tempel in Jerusalem entschieden. «Hier wird mein Name für immer verehrt werden – in diesem Haus und in Jerusalem, der Stadt, die ich aus allen Stämmen Israel erwählt habe» (2. Chronik 33,7 NLB). So musste das Volk von den Nordstämmen mehrmals pro Jahr für die religiösen Feiertage nach Jerusalem reisen.

Daher standen sie dort unter der Einflusssphäre von Rehabeam. Wie ein bekanntes Sprichwort sagt, ist Angst ein schlechter Ratgeber. Jerobeam bekam aber immer mehr davon. Die Zusage Gottes war ihm zu wenig und er entschied, die Sache selbst an die Hand zu nehmen. «So überlegte der König. Deshalb liess er zwei goldene Kälber anfertigen und sagte zum Volk: Es macht euch zu grosse Umstände, wenn ihr nach Jerusalem gehen müsst. Seht her, dies sind eure Götter, die euch aus Ägypten herausgeführt haben!» (1. Könige 12,28 NLB). Die Begründung gegenüber dem Volk liegt nicht in seiner Angst, sondern vielmehr in angeblich nachvollziehbaren Gründen. Hier benutzte er die grossen Umstände. Hier stellt sich auch die Frage an uns. Darf der Glaube etwas kosten? Darf er uns Zeit kosten? Darf es uns vielleicht sogar Geld kosten? Darf dein Glaube dir auch deinen Komfort kosten? Was sind wir bereit für Umstände auf uns zu nehmen? Das Paradoxe an dieser fadenscheinigen Begründung zeigt sich schnell. «Das wurde für das Volk zur Sünde, denn sie gingen nun hin und nahmen dafür sogar den weiten Weg nach Dan auf sich» (1. Könige 12,30 NLB). Um diesen beiden Götzenopfern nachzufolgen, nimmt aber das Volk selbst einen weiten Weg auf sich. Ist es nicht so, dass wenn es um den Glauben geht, dann ist uns alles oftmals zu viel. Freiwillig machen wir aber noch viel mehr, ohne dass es ein Krampf für uns ist. Wie viel darf dir DEIN Glaube kosten?

Zurück zu Jerobeam. Ich denke, dass er den Glauben an den Gott seiner Vorfahren wirklich erhalten wollte. Doch er griff zu synkretistischen Praktiken zurück. So war auch die Wahl der Gestalt für seine beiden Statuen nichts Neues in der Geschichte dieses Volkes. Das Volk Israel war vor langer Zeit in Ägypten versklavt worden. Doch Gott führte sie mit starker Hand in die Freiheit. Nachdem der Anführer des Volkes eine Zeitlang nicht im Volk war, wünschten sie sich einen Gott, welcher seh-, spür- und erfahrbar ist. So goss der oberste Priester ein Kalb. Im hebräischen Urtext findet sich hier die genau gleiche Formulierung wie bei Jerobeam, ausser, dass bei ihm zwei und nicht bloss eines gegossen wurden. Indem diese Kälber als Götter der Befreiung aus Ägypten bezeichnet werden, berauben sie den eigentlichen Urheber um das einschneidendste und entscheidendste Ereignis. Denn dieses wird immer wieder als Begründung angeführt.

Aber Jerobeam entfernt sich immer mehr. Zuerst ersetzt er den Gott Israels durch zwei Kälber. Danach setzt er nach und nach eigene Priester ein. Priester, welche nicht vom Stamm Levi sind, welche Gott für diese Aufgabe auserwählt hat. Ausserdem baut er Höhenheiligtümer, obwohl Gott sich nur einen Tempel und einen Ort auserwählte. Jerobeam setzte die zwei Kälber an zwei verschiedene Orte. Zum einen nach Bethel, welches zentral im Süden gelegen ist. Es lag zentral gelegen und der Weg nach Jerusalem führte dort durch. Es war selbst bloss 17 Kilometer nördlich davon. Dan hingegen war im äussersten Norden von Israel. Das Opfern und Anbeten dieser Kälberstatuen wurde zum Stolperstein. «Das wurde für das Volk zur Sünde […]» (1. Könige 12,30 NLB). Gleich wie die Könige von Juda immer mit David verglichen werden, so werden die Könige von Israel mit Jerobeam verglichen, allerdings ist dies nicht positiv. Von den insgesamt 19 Königen, wandelten 16 in der Sünde Jerobeams. Diese bestand darin, anderen Göttern nachzufolgen. Doch das Volk Israel war eigentlich abgesondert für Gott. Da sie aber nicht nachfolgten, wurden sie aus der Intimität mit Gott gerissen. Schlussendlich verschwindet das Nordreich in seiner Selbstständigkeit von der Bildfläche. Das Resümee hört sich wie folgt an: «Denn als der HERR Israel vom Königreich Davids abspaltete, wählten die Israeliten Jerobeam, den Sohn Nebats, zum König. Der aber verleitete Israel zu grosser Sünde, indem er sie dazu brachte, nicht länger dem HERRN nachzufolgen. Und das israelitische Volk folgte danach weiter den falschen Wegen Jerobeams.  Es hielt an der Sünde des Götzendienstes fest, bis der HERR es schliesslich aus seiner Gegenwart entfernte, wie er es durch alle seine Diener, die Propheten, vorausgesagt hatte. Am Ende wurden die Israeliten aus ihrem Land nach Assyrien verschleppt, wo sie bis heute leben» (2. Könige 17,21-23 NLB). Jerobeam versuchte sein Königreich selbst zu erhalten, doch er verlor es schlussendlich – gerade wegen seinem eigenen Versuch.

Die falschen Sicherheiten hinter sich lassen

Die Schwierigkeit, welche sich mit der Befassung von alttestamentlichen Texten ergibt, ist die Frage, was diese für mich persönlich aussagen. Ein Weg ist zu fragen, was ich aus der Kernaussage lernen kann. Hier ist es die Frage, was ich mit Zusagen mache, welche Gott mir gab. Diese können persönlich sein, aber auch Bibelstellen betreffen. Insbesondere solche, bei denen Jesus Christus seinen Nachfolgern eine Verheissung gibt. Vertraue ich darauf oder versuche ich selbst diese in Erfüllung gehen zu lassen? Was ist mein Antrieb? Vertrauen oder Sorge/Angst? Jesus selbst macht eine Aussage, welche das Leben von Jerobeam zusammenfasst. «Wer versucht, sein Leben zu behalten, wird es verlieren. Doch wer sein Leben für mich aufgibt, wird das wahre Leben finden» (Matthäus 16,25 NLB). Was macht diese Aussage mit dir? Was ist dein Antrieb? Sorge oder Vertrauen?

Ich möchte nochmals zurückkehren zur Geschichte von Jerobeam und Rehabeam. Denn einen Teil habe ich euch noch vorenthalten. Denn nachdem sich die zehn Nordstämme von Juda gelöst hatten, wollte Rehabeam wieder die gesamte Macht zurückerlangen. Doch Gott hatte einen anderen Plan und schickte ihm eine Botschaft. «Sage Rehabeam, dem Sohn Salomos und König von Juda, und dem ganzen Volk von Juda und Benjamin und dem übrigen Volk: ‚So spricht der HERR: Zieht nicht hinauf und kämpft nicht gegen eure Verwandten, die Israeliten. Geht wieder nach Hause, denn was geschehen ist, war mein Wille!‘ Und sie gehorchten der Botschaft des HERRN und gingen nach Hause, wie er es ihnen befohlen hatte» (1. Könige 12,23-24 NLB). Rehabeam hielt sich an diese Botschaft und bliess seine Eigeninitiative ab. Er geht aber trotz des Verlustes eines Teiles seiner Macht nicht als Verlierer davon. Denn Gott segnete ihn.

Jerobeam hatte Angst, dass das Volk ihn aufgrund des Tempels in Jerusalem verlassen würde. Doch er selbst machte es noch schlimmer. «Die Priester und Leviten aus ganz Israel aber hielten weiterhin zu Rehabeam. Die Leviten verliessen sogar ihre Häuser und ihren Besitz und zogen nach Juda und Jerusalem, denn Jerobeam und seine Söhne hatten ihnen verboten, dem HERRN als Priester zu dienen» (2. Chronik 11,13-14 NLB). Durch seine Eigeninitiative, welche durch Angst geprägt war, stärkte er das Reich Rehabeams von Juda noch mehr. «Aus ganz Israel strömten die Menschen, die den HERRN, den Gott Israels, anbeten wollten, mit den Leviten nach Jerusalem, wo sie dem HERRN, dem Gott ihrer Vorfahren, opfern durften. Auf diese Weise wurde das Königreich Juda gestärkt. […]» (2. Chronik 11,16-17 NLB). Beide Könige machten etwas, was Gott nicht gefiel. Rehabeam lässt mit sich reden, Jerobeam hingegen verändert sich nicht. Was können wir aus dieser Geschichte für unser Leben lernen? Zugespitzt gesagt: Fehlendes Vertrauen in Gott und Eigeninitiative, welche im Widerspruch zu Gottes Geboten stehen, haben Entfremdung von Gott zur Folge.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 1. Könige 12,20-32; Matthäus 16,25)

  1. Verstehst du, wie es dazu kam, dass aus einem vereinten Königreich zwei wurden?
  2. Jerobeam hat von Gott eine glanzvolle Zukunft verheissen bekommen. Gibt es Verheissungen Gottes in deinem Leben? (persönlich oder aus der Bibel)
  3. Lässt du dich schnell durch Angst oder Sorgen ablenken?
  4. Hast du auch schon versucht Dinge selbst zu regeln, aber es ging schlussendlich schief?
  5. Wie gehst du mit der Aussage von Jesus Christus aus Matthäus 16,25 um?
  6. Kannst du Gott vertrauen, dass er es gut mit dir meint? Weshalb fällt dir dies schwer?