Heiligkeit schafft globale Lebendigkeit

Datum: 2. April 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Offenbarung 22,1-2; Hesekiel 47,1-12; Johannes 7,37-39

Der Prophet Hesekiel beschreibt eine Vision von einem Fluss, dessen Quelle im Allerheiligsten des Tempels ist. Von dort strömt das Wasser durch das Land ins Tote Meer. Überall, wo es vorbeikommt, entsteht Gesundheit, Nahrung und Leben. Eines Tages wird diese Vision vollends und global erfüllt sein. Bis es so weit ist, sind die Nachfolger mit der Aufgabe betraut, ihre Umgebung mit dem lebendig machenden Wasser zu benetzen und so Leben zu fördern.


Im späteren Verlauf dieses Gottesdienstes werden wir Martin in ein fernes Land als Freund im Aussendienst aussenden. Bei mir löst dies die Frage aus, ob das in einer digitalisierten Welt überhaupt noch nötig und wirtschaftlich vertretbar ist. So viel sei schon verraten: Auch dieses Thema hängt direkt mit der Heiligkeit Gottes zusammen. C.S. Lewis: «Wie wenig wissen die Menschen, die denken, dass Heiligkeit langweilig sei. Wenn einer erst einmal das einzig Wahre erlebt hat... Es ist unwiderstehlich! Wenn nur zehn Prozent der Weltbevölkerung es begriffen, wäre nicht die ganze Welt in kürzester Zeit bekehrt und glücklich?»

Die Quelle: Heiligkeit Gottes

Aus diversen Geschichten wissen wir, dass Gottes Heiligkeit lebensgefährlich ist. Nadab, Abihu, Usa, Hananias und Saphira hat die Berührung mit Gottes Heiligkeit das Leben gekostet. Im frühen Israel war der Tempel der zentrale Ort, wo Gott mit seiner Heiligkeit anwesend war. Der hinterste Raum hiess «Allerheiligstes». Es war das Zentrum von Gottes Gegenwart. Diesem Raum durften sich die Menschen nur mit grösster Vorsicht nähern. Die Lösung in der Bibel ist, dass man «rein» werden muss, und zwar moralisch und rituell. Rituelle Reinheit ist ein Zustand, bei dem man sich von allem fernhält, was mit dem Tod zu tun hat, z.B. Dinge anzufassen wie kranke Haut, tote Körper oder sogar bestimmte Körperflüssigkeiten. All diese Dinge machen uns «unrein». Rituell unrein zu werden, ist nicht unbedingt sündig. Falsch ist es aber in einem unreinen Zustand in Gottes Gegenwart zu kommen. Deshalb gab Gott den Israeliten klare Anweisungen, damit sie wissen, wann sie unrein sind und wie sie rein werden können, um wieder in den Tempel gehen zu dürfen.

Der Prophet Jesaja kannte die Regeln sehr wohl, als er sich in einer Vision im Tempel, direkt in Gottes Gegenwart befindet. Vor Angst, dass er vernichtet wird, gefriert ihm das Blut in den Adern. Doch dann erscheint ein seltsames Wesen, ein Seraph, herübergeflogen und berührt Jesajas Lippen mit einer heissen Kohle. Diese brennende Kohle macht Jesaja rein. Das ist bemerkenswert, denn wenn wir etwas Unreines berühren, überträgt sich normalerweise die Unreinheit auf uns. Hier finden wir eine vollkommen neue Idee: Die Kohle – dieser heilige und reine Gegenstand – überträgt seine Reinheit auf Jesaja, als sie ihn berührt. Jesaja wird durch Gottes Heiligkeit nicht getötet, sondern verändert.

Jesus ist die Erfüllung dieser Vision. Und zwar berührte ER Menschen, die unrein waren: Menschen mit kranker Haut, eine Frau mit chronischen Blutungen oder sogar tote Menschen. Und eigentlich müsste sich ihre Unreinheit auf Jesus übertragen, wenn er sie berührt. Aber stattdessen wird die Reinheit von Jesus auf sie übertragen und ihre Körper geheilt. Jesus ist wie die heilige Kohle in Jesajas Vision, Er ist die Verkörperung von Gottes Heiligkeit.

Viele Jahre lang lautete im internationalen Fussball das Erfolgsrezept Ballbesitz. Doch an der letzten WM übten die erfolgreichsten Mannschaften wie Argentinien und Frankreich eine neue Strategie aus: Pressing und schnelles Umschaltspiel. Nach der Balleroberung schwärmen die Offensivkräfte sofort aus, so dass nur wenige Sekunden bis zum Abschluss vergehen. Durch Jesus hat bezüglich Heiligkeit ein Umschaltspiel von der Defensive in die Offensive stattgefunden. Es geht nicht mehr darum, sich vorsichtig vor Schaden zu verteidigen, sondern die lebensfördernde Heiligkeit offensiv nach aussen zu bringen. Die Heiligkeit Gottes möchte das Unreine, Unwürdige verändern.

Gut hundert Jahre nach Jesaja hat Hesekiel eine Vision, in der er vor dem Tempel steht und sieht, wie Wasser aus ihm heraustropft. Das Wasser wird zu einem Strom, der zu einem tiefen Fluss heranwächst und durch die Wüste fliesst. Er hinterlässt eine Spur von grünen Bäumen und fliesst ins Tote Meer. Unterwegs wird alles frisch und lebendig. Anstatt also rein zu werden und in den Tempel zu fliessen, kommt Gottes Heiligkeit aus dem Tempel, und macht alles rein und bringt es zum Leben.

Die Vision: ganze Welt

Die Enderfüllung dieser Vision wird in der Offenbarung beschrieben: «Und der Engel zeigte mir einen reinen Fluss mit dem Wasser des Lebens, so klar wie Kristall, der vom Thron Gottes und des Lammes entspringt und in der Mitte der Hauptstrasse hinabfliesst. Auf beiden Seiten des Flusses ist je ein Baum des Lebens, der zwölf verschiedene Früchte trägt und jeden Monat eine neue Frucht hervorbringt. Die Blätter dienen zur Heilung der Völker» (Offenbarung 22,1-2 NLB). In diesem Zukunftsszenario sehen wir unsere Welt, die komplett neu gemacht wurde. Die ganze Erde ist zu Gottes Tempel geworden. Und Hesekiels Fluss ist dort. Er fliesst von Gottes Gegenwart und bewässert die ganze Schöpfung. Er wäscht alle Unreinheit ab und bringt alles zurück zum Leben. Eines Tages wird der ganze Erdkreis von Gottes Heiligkeit geflutet sein. Es wird unbeschreiblich, unfassbar grossartig sein.

So weit sind wir noch nicht. Es gibt eine höchst interessante Vorerfüllung dieser Vision, die direkt mit dir und mir zu tun hat. Paulus bringt es auf den Punkt, wenn er die Nachfolger von Jesus als Tempel des Heiligen Geistes bezeichnet (1Korinther 6,19). In der heutigen Zeit gibt es nicht einen zentralen Tempel, in dem Gottes Heiligkeit wohnt, sondern viele mobile Tempelchen. Ein Mensch wird zu einem Tempel des Heiligen Geistes, wenn er sein Leben Jesus Christus anvertraut. Das Krasse ist, dass auch aus diesen Tempel Wasser fliesst. Jesus sagt zu seinen Nachfolgern: «Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fliessen [...] Mit dem ‘lebendigen Wasser’ meinte er den Geist, der jedem zuteilwerden sollte, der an ihn glaubte» (Johannes 7,37-39 NLB).

Diese Zuteilwerdung des Geistes geschah an Pfingsten. Es war die Initialzündung für den Auftrag, die Botschaft von Jesus «in Jerusalem, in ganz Judäa, in Samarien, ja bis an die Enden der Erde» (Apostelgeschichte 1,8 NLB) zu verkünden. Pfingsten hat die Nachfolger Jesu zu ausschwärmenden Tempeln des Heiligen Geistes gemacht. Und als solche haben wir das Vorrecht Ströme des lebendigen Wassers in unsere Umgebung zu leiten. Aus der Defensive in die Offensive! Bemerkenswert ist jedoch , dass nur die Person Wasser abgeben kann, die zu Jesus kommt und trinkt. Aus der Intimität mit Jesus werden wir zur Quelle für unser ausgetrocknetes Umfeld.

Die Auswirkungen: Nahrung und Leben

Das Wasser, das aus dem Heiligtum fliesst, hat frappante Auswirkungen: «Als ich zurückging, sah ich auf einmal, dass auf beiden Seiten des Flussufers Bäume wuchsen. Da sagte er zu mir: Dieses Wasser fliesst Richtung Osten in die Araba (Jordantal) und mündet dort ins Tote Meer. Wenn es hineinfliesst, heilt es das Wasser des Toten Meeres. Alles, was sich regt und bewegt, wohin das Wasser kommt, wird leben. Es wird sehr viele Fische geben, denn dieses Wasser kommt dorthin und macht das Salzwasser gesund. Wohin dieses Wasser fliessen wird, dort wird alles leben» (Hesekiel 47,7-9 NLB).

Das Wasser fliesst aus dem Allerheiligsten des Tempels, aus Gottes Gegenwart. Der Grund ist ganz einfach: Gott ist der mächtige Schöpfer hinter dem ganzen Universum. ER ist das einzige Wesen, das die Kraft hat, eine Welt voller Schönheit und Leben zu schaffen. ER ist vollkommen, die Quelle allen Lebens. All diese Fähigkeiten machen IHN einzigartig und das ist die Bedeutung von «heilig».

  • Lebendiges Wasser bringt Nahrung: Im Offenbarungstext steht, dass die Bäume jeden Monat eine neue Frucht hervorbringen, also zwölfmal öfters als unser Apfelbaum vor dem Haus. Das bedeutet, dass Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Der Hunger der Menschen wird in allen Facetten gestillt – nicht nur der physiologische. Nein, auch der Hunger nach Zugehörigkeit, nach Bedeutung, nach Sicherheit, nach Liebe, etc.
  • Lebendiges Wasser schafft Gesundheit: Heil und Heilung hängen eng mit Gottes Heiligkeit zusammen. Das Wasser aus dem Allerheiligsten hat Heilkraft und macht gesund, was es benetzt.
  • Lebendiges Wasser schafft Leben: Das Wasser aus dem Heiligtum setzt die Hebel der Naturwissenschaft ausser Kraft und schafft Leben an Orten, wo dies eigentlich gar nicht möglich ist. Im Toten Meer können nur anaeroben Mikroorganismen leben. Wohin dieses Wasser auch immer fliesst, es schafft Leben. Damit ist nicht nur biologisches, sondern primär göttliches, ewiges Leben gemeint.

Dies alles wird möglich, wenn die wandelnden Tempel in die Offensive ausschwärmen. Wenn du durch die Taufe deine Verbundenheit mit Jesus Christus zum Ausdruck gebracht hast, strömen auch aus dir Ströme lebendigen Wasser fliessen. Dieses Wasser bringt Nahrung, Gesundheit und Leben in deine Familie, in deine Nachbarschaft, in dein Klassenzimmer, an deinen Arbeitsplatz. Schalte aus der Defensive in die Offensive, schwärme aus und lass es fliessen! Dein Alltag bietet dir exklusive Möglichkeiten, die andere nicht haben. Das ist deine Verantwortung. Denke wir daran: Nicht wir müssen das Wasser produzieren, sondern wir dürfen es in der Begegnung mit dem ganz anderen trinken.

Lebendiges Wasser kann nicht digital übertragen werden. Es wäre, wie wenn man in seinem Garten statt echter Blumen lediglich Plastikblumen einstecken würde. Diese Blumen produzieren keine Samen zur Vervielfältigung, duften nicht und bieten weder Bienen noch Hummeln Pollen zur Verarbeitung. Deshalb senden wir Martin mit grosser Überzeugung in ein geistlich, wie auch landschaftlich trockenes Land. Wie wir hier, so wird er dort zum Umsetzer der Vision von Hesekiel und Johannes. Durch unser gemeinsames Ausschwärmen und Bewässern fördern wir die globale Enderfüllung der Vision. Wenn Jesus wiederkommt, schafft er einen neuen Himmel und eine neue Erde voller Leben, Nahrung und Gesundheit. Bis es so weit ist, brauchen wir Freunde im Aussendienst.

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: Hesekiel 47,1-12; Offenbarung 22,1-2

  1. Das Wasser strömt aus dem Allerheiligsten des Tempels. Weshalb gerade von dort?
  2. Was sind die natürlichen und symbolischen Auswirkungen dieses Wassers?
  3. Bist du schon ein Tempel des Heiligen Geistes? Welche Aufgabe ist damit verbunden? Was ist die Bedingung, dass du diese wahrnehmen kannst?
  4. Wann ist die Vision von Hesekiel vollends erfüllt? Was muss vorher noch geschehen?
  5. Warum braucht es heute noch Freunde im Aussendienst, wie Martin es einer ist?