Heilig – heiliger – am heiligsten

Datum: 5. Februar 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Epheser 1,4

Heiligkeit ist eine von Gott geschenkte Tugend, die ihren Ursprung nicht in mir oder meinem Tun hat!


Der Mensch will sich optimieren

Wir leben heutzutage in unserer Gesellschaft in einer Atmosphäre des Sich-Steigerns! Was gut ist soll besser werden und was besser ist soll zum Besten werden! Wir wollen nicht nur fit sein, sondern bemühen uns noch fitter zu werden!! Gesund leben, das war einmal! Jetzt streben wir das Gesündeste an. Die gegenwärtigen Stühle am Esstisch sind schon bequemer als die letzten; aber jetzt habt ihr bei einem Besuch bei Freunden das absolute Nonplus, den bequemsten Stuhl entdeckt!

Gut – besser – am besten!

Wie steht es mit unserer Heiligkeit? Heilig - heiliger - am heiligsten! Wie würden wir uns auf einer Leiter von 1 – 10 einstufen? Ja aber halt, wie misst man das? Am Gottesdienstbesuch? Ob man täglich in der Bibel liest? Wie lang deine Gebetszeit ist? Ob man sich mit seinen Gaben hier in der Gemeinde einsetzt oder nicht?

Praktische Heiligung fängt nicht mit Tun an, sondern mit Sein!  Menschen können niemals aus sich heraus heilig werden, durch Gutes tun und etc. Um heilig zu werden, müssen wir bei Jesus vorsprechen. Er hat sein Leben für uns am Kreuz hingegeben, damit wir Vergebung von Schuld und Sünde erlangen können. Wer zu ihm kommt, seine Gnade in Anspruch nimmt und sein Leben Jesus hingibt, wird von Gott geheiligt. Jesus zieht in seiner Heiligkeit in unsere Herzen und heiligt so nun unser Leben von innen her. Das ist der Start in ein heiliges Leben. Paulus schreibt es im Römerbrief so: «[…] jetzt seid ihr vom Dienst der Sünde frei geworden und dient Gott. Was dabei herauskommt, ist eine Lebensführung, durch die ihr euch als Gottes heiliges Volk erweist und am Ende erwartet euch ewiges Leben» (Römer 6,22 GNB).

Jesus hat das für uns erwirkt aus Liebe. Da steckt seine unermesslich grosse, göttliche Liebe dahinter. Als Gegenreaktion weckt das unsere Liebe zu ihm. Wir wollen mehr von ihm hören. Wir wollen mit ihm reden. Wir achten auf seine Worte in der Bibel. Jesus sagte zu einem seiner Jünger: «Wenn jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen» (Johannes 14,23 NGÜ).

Heilig wird, wer sein Herz und sein Leben öffnet für Gott. Dann werden Gott Vater, der Sohn und der Heilige Geist in uns wohnen. Also Gott in mir ist das, was mich heilig macht. Das will ich schon jetzt festhalten: Obwohl man das Adjektiv an und für sich steigern kann, dieses Heiligsein im Glauben an Gott kann man nicht steigern! Das würde sonst nur dazu führen, dass wir einander vergleichen und beurteilen würden. In der ganzen Bibel findet man keine Steigerungsform von heilig. Der Begriff «heilig» kommt z.B. dem Begriff «schwanger» sehr nah. Keine Frau kann schwangerer sein als schwanger! Kein Christ kann heiliger sein als heilig! Wenn du wiedergeborener Christ bist, dann kannst du sagen: «Ich bin durch Jesus Christus heiliggesprochen und es gibt auf der ganzen Welt niemanden der heiliger ist als heilig gesprochen durch Jesus».

Jesus unser Glaubens-Schrittmacher

Wenn einer Frau bestätigt wird, dass sie schwanger ist, dann hat das für sie weitreichende Konsequenzen: Da ändert sich einiges an in ihrem Körper und auch in ihrem Alltag – je länger, je mehr! Da lebt und regt sich bald etwas in ihrem Bauch. Wenn Christus in unseren Herzen lebt – da geschieht etwas. Da regt sich etwas und verändert sich etwas in unserem Leben! Dann ist Jesus in dir, ähnlich dem Herzschrittmacher ist er der «Glaubens-Schrittmacher» in deinem Glaubensleben.

Wie zeigt sich dieses ganz-anders-sein im praktischen Leben? Das betrifft eigentlich alles in deinem Leben: deine Beziehungen, deine Arbeit, dein Studium, dein Umgang mit den Medien, dein Umgang mit den Finanzen, plötzlich erlebst du wie du Schritt für Schritt verändert wirst, angeregt von deinem «Glaubens-Schrittmacher» Jesus. Zusammenfassend könnte man es so sagen: Alles, was zu deinem natürlichen Leben als Mann und als Frau gehört, wird neu von deiner heiligen Beziehung zu Gott geprägt, beeinflusst. Das tönt zwar schön, aber ich muss ehrlich sagen, manchmal ist das auch ein Ringen. Eine Auseinandersetzung zwischen meinem Willen und Gottes Willen! Ein Kampf zwischen verschiedenen Mächten! Und es wird uns schnell bewusst, dass wir nach wie vor versuchbare Menschen sind. Das dürfen wir nicht vergessen! Davon ist auch in der Bibel die Rede. Leitende Männer und Frauen im Volk Gottes haben versagt: Lüge, Götzendienst, Ehebruch, Ungeduld, Neid, Hass. Im NT nicht anders!

Auch bei den ersten Gemeinden im NT ist die Rede von:  Streit, Sünde, unmoralisches Verhalten... Aber dann fällt uns auf, dass der Apostel Paulus, der fleissige Briefschreiber, in sechs Briefen die Gemeinden so anschreibt: «… an die Heiligen in Ephesus, die an Christus Jesus glauben! …an alle Heiligen in Christus Jesus in Philippi! …an die Heiligen in Kolossä, die Brüder und Schwestern, die an Christus glauben. Wie passt das zusammen? 

Der Apostel Johannes schreibt seiner Gemeinde: «[…] ich schreibe euch das, damit ihr nicht sündigt. Aber wenn es doch geschieht, dann gibt es jemanden, der vor dem Vater für euch eintritt: Jesus Christus, der vor Gott in allem gerecht ist. Er ist das Opfer für unsere Sünden. Er tilgt nicht nur unsere Schuld, sondern die der ganzen Welt» (1. Johannes 2,1-2 NLB).

Du bist nicht perfekt, aber du hast dank der Gnade in Jesus Christus, die Möglichkeit deine Beziehung zu ihm immer wieder zu erneuern. Gott erneuert dich fortlaufend bis wir gemeinsam am Ziel unseres Glauben sind! Und wir treffen uns hier im Gottesdienst und in den Kleingruppen damit wir einander uns gegenseitig im Glauben unterstützen können. Das heisst, ich interessiere mich dafür, wie es meinen Freunden im Unterwegssein mit Jesus geht. Es ist mir nicht egal wie es denen geht, mit denen ich meinen Glauben teil. Und ich akzeptiere es, wenn andere sich um mich kümmern. Wir haben dieses Miteinander unbedingt nötig. Es darf es keine Individualisten geben im Stil von: «Glaub du was du willst, ich glaube was und wie ich will, also bitte lassen wir uns doch gegenseitig so wie wir sind!» Ein Solist steht in Gefahr, sich selbstgerecht vor den andern zu verschliessen. Er wird wahrscheinlich auch nie fragen: «Jesus, wie geht es dir eigentlich in mir?».

Der Hebräerbriefschreiber sagt: «Ermahnt und ermutigt einander vielmehr Tag für Tag, […] damit niemand unter euch sich von der Sünde betrügen lässt und sich dadurch dem Wirken Gottes verschliesst» (Hebräer 3,13 NGÜ). Martin Luther, der Reformator, hat in Weimar mal in der Stadtkirche St. Peter und Paul folgendes gepredigt: «Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Fromm werden, nicht ein Gesundsein, sondern ein Gesundwerden, nicht Ruhe, sondern Übung. Es ist nicht das Ende, aber der Weg. Es glänzt noch nicht alles, aber es bessert sich alles!» (Martin Luther).

Veränderung durch Jesus Christus

Der bekannte amerikanische Schriftsteller Lew Wallace hat Veränderung durch Christus so erlebt: Er wunderte sich eines Tages wie sich ein Offizier im Militär lustig machte über Gott, den Glauben und die Christen. Er konnte nicht aufhören, darüber zu spotten. Wallace, der damals noch nicht gläubig war, entschloss sich, alles, was mit der Bibel, Jesus Christus und dem Glauben zu tun hatte, mal ausgiebig zu erforschen und kritisch zu beleuchten. Der Offizier ermunterte ihn, ein Buch zu schreiben, um die Unwahrheiten des christlichen Glaubens zu beweisen. Wallace durchstöberte unzählige alte Schriften bis er schliesslich glaubte genügend Beweise gesammelt zu haben. Er begann mit Schreiben, verfasste das erste Kapitel, dann das zweite und auch das dritte. Beim vierten Kapitel hörte er auf. Er musste erstaunt feststellen, dass er durch sein intensives Durchforschen von alten Schriften immer mehr zur Überzeugung kam, dass Jesus wirklich gelebt und viele Wunder getan hat. Tagelang kämpfte er mit seinen Zweifeln und eines Nachts, fiel Wallace vor seinem Bett auf die Knie und bat Gott darum, sich in seinem Leben zu offenbaren. Gegen Morgen spürte er einen tiefen Frieden und ein Gefühl der Erleichterung. Er erzählte seiner Frau davon und die gestand ihm, intensiv für ihn gebetet zu haben. Was soll jetzt mit diesem Material geschehen, das er gesammelt hatte? Seine Frau empfahl ihm, ein ganz neues Buch zu schreiben in dem er Jesus als den Retter der Welt darstellt. So machte sich Wallace an die Arbeit und schrieb ein ganz neues Buch. Dessen Titel war «Ben Hur»! Später schrieb Wallace, dass seine Begegnung mit dem spöttelnden Offizier zwei Folgen hatte: Zum einen seine Hinwendung zu Gott und Jesus Christus; und zum andern das Buch „Ben Hur“, das 1880 veröffentlicht wurde. Das Buch wurde ein Bestseller. Durch seine Verfilmungen ist es noch heute bekannt.

Ich schliesse die Predigt ab mit zwei Zitaten. Zuerst gebe ich dem vor Kurzem verstorbenen Papst Benedikt XVI das Wort; aus seinem Buch «Jesus von Nazareth»: «Die Heiligen sind die wahren Ausleger der Heiligen Schrift. Was ein Wort bedeutet, wird am meisten in jenen Menschen verständlich, die ganz davon ergriffen wurden und es gelebt haben.» (Papst Benedikt XVI, Jesus von Nazareth, S. 108).

Zum Schluss noch ein Wort von Apostel Petrus. Er hat in einem seiner Briefe einen Aufruf zu einem Leben in Heiligkeit proklamiert, der noch heute von Bedeutung ist: «Bemüht euch daher um ein klares, nüchternes Denken und um Selbstbeherrschung. Setzt eure ganze Hoffnung auf die Gnade, die euch bei der Wiederkehr von Jesus Christus erwartet. Gehorcht Gott, weil ihr seine Kinder seid. Fallt nicht in eure alten, schlechten Gewohnheiten zurück. Damals wusstet ihr es nicht besser. Aber jetzt sollt ihr in allem, was ihr tut, heilig sein, genauso wie Gott, der euch berufen hat, heilig ist. Denn er hat selbst gesagt: ‘Ihr sollt heilig sein, weil ich heilig bin!’» (1. Petrus 1,13-16 NLB).

Amen

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

  1. Gebt einander Zeugnis von dem, was sich bei euch verändert hat, durch eure Begegnung mit Jesus!
  2. Heilig sein kann man nicht steigern, aber was kann man verbessern?
  3. Wie kann ich Jesus in mir besser in den Vordergrund rücken im Alltag?
  4. Jesus in mir – Vergleich mit einer Schwangerschaft! Was gibt dieser Vergleich noch mehr her? Oder habt ihr eine Idee von einem andern Vergleich?
  5. Helft einander das Luther-Zitat noch besser zu verstehen!
  6. Ruft euch nochmals das bewegende Zitat von Papst Benedikt XVI ins Bewusstsein!