Datum: 7. Juli 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Korinther 8,1-15

Die Sorge selbst zu kurz zu kommen und nicht genug zu haben, kann uns daran hindern, ein grosszügiges Leben zu führen. Diese Sorgen kommen nicht selten davon, dass wir geblendet von irdischen Reichtümern den Blick für die himmlischen Reichtümer, mit denen wir gesegnet sind, verlieren. Grosszügiges Geben ist Ausdruck dafür, dass wir uns der überreichen Versorgung und dem göttlichen Segen in unserem Leben bewusst sind und es hilft unserem Herzen in diesem Glauben und dem Vertrauen auf Gott zu wachsen.


Viele denken, wer in einer grossen Familie aufwächst, lernt schon früh zu teilen und auf andere Rücksicht zu nehmen. Nun ja, ich hatte vier Geschwister. Drei davon waren ältere Brüder. Was ich also schon sehr früh gelernt habe, ist meine Süssigkeiten wirklich gut zu verstecken. Was herumlag wurde als Allgemeingut angesehen und innert kürzester Zeit vernichtet! War auch nur der Zipfel eines Papiers sichtbar, konntest du dir sicher sein, mindestens einer der Brüder hat das gesehen und es war weg. Die Schätze aber, die man genug sicher verwahren konnte, ass man am Ende erst, als sie schon abgelaufen waren, weil man sie entweder aufsparte oder selbst nicht mehr fand. Man könnte meinen, wir hätten nicht genug bekommen, aber dem war nicht so. Wir hatten lediglich permanent Angst, wir würden im Gegensatz zu den anderen zu kurz kommen!

Ich komme zu kurz

Matthias hat letzte Woche über Gott als unseren Versorger gepredigt. Die meisten von uns würden wahrscheinlich dem zustimmen und von sich sagen, dass sie glauben, Gott sei ein guter Versorger. Auch ich würde sehr schnell von mir sagen, dass ich auf Gottes Versorgung vertraue. Als wir jedoch letzten Sonntag am Nachmittag zuhause waren und uns nochmals über die Predigt unterhielten, mussten wir uns eingestehen, dass unser Leben anders aussehen würde, wenn wir das wirklich glauben würden. Ich bin überzeugt, würden wir diese biblische Wahrheit aus tiefstem Herzen glauben, würden wir viel grosszügiger mit unserem Geld und unserer Zeit umgehen. Unser Handeln offenbart schmerzlich unseren Glauben bzw. unseren Unglauben. Grosszügigkeit ist eindeutig ein Charakterzug Gottes und wenn wir grosszügig leben, widerspiegeln wir ihn in unserem Leben. Unser Problem jedoch ist diese immer wiederkehrende Lebenslüge: Wir haben nicht genug. Was Gott uns gibt, reicht nicht aus, darum müssen wir uns selbst versorgen. Logischerweise ist die Folge davon, zu schützen was wir haben. Wir werden geizig und gönnen dem anderen nichts. Schon bei Adam und Eva im Garten Eden zeigt sich dieser Gedanke. Die Lüge, was Gott ihnen gegeben hat, sei nicht genug, verführt schlussendlich von der Frucht des Baumes der Erkenntnis zu essen. Von Anfang an ist es ein Stolperstein und eine Angst, die tief in uns verwurzelt ist. Es gibt unzählige Geschichten in der Bibel, die davon berichten, wie Menschen zu Fall kommen, weil sie genau dieser Lüge glauben. Jesus erzählte ein Gleichnis, welches selten mit diesem Thema in Verbindung gebracht wird, meiner Meinung nach jedoch einige wichtige Aspekte wundervoll aufzeigt. Es ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wovon wir in Lukas 15 lesen können. Ich möchte dabei aber nicht auf den verlorenen Sohn selbst eingehen, sondern auf seinen Vater und seinen Bruder. Nach der Versöhnung zwischen dem Vater und dem Sohn, der sein Erbe vorzeitig haben wollte und voller Reue zurückkehrte, nachdem er nichts mehr hatte, folgt ein Gespräch zwischen dem Vater und dem Sohn, welcher bei ihm zuhause geblieben war. «Der ältere Bruder wurde wütend und wollte nicht ins Haus gehen. Da kam sein Vater zu ihm heraus und redete ihm gut zu: ›Komm und freu dich mit uns!‹ Doch er entgegnete ihm bitter: ›All diese Jahre habe ich mich für dich abgerackert. Alles habe ich getan, was du von mir verlangt hast. Aber nie hast du mir auch nur eine junge Ziege gegeben, damit ich mit meinen Freunden einmal richtig hätte feiern können. Und jetzt, wo dein Sohn zurückkommt, der dein Vermögen mit Huren durchgebracht hat, jetzt lässt du sogar das Mastkalb für ihn schlachten!‹» (Lukas 15, 28-30 HfA). In der Reaktion des älteren Sohnes ist genau diese tiefe Angst zu erkennen, zu kurz zu kommen. Er hatte alles und doch fühlte es sich an, als sei es nicht genug. In der Antwort des Vaters sehen wir, wie der Vater versucht ihm die Augen zu öffnen, für den Reichtum, den er hat. »Sein Vater redete ihm zu: ›Mein Sohn, du bist immer bei mir gewesen. Alles, was ich habe, gehört auch dir.‹» (Lukas 15,31 HfA). Es sind zwei Schätze, für die dieser Sohn aufgrund seiner Angst blind war. Zum einen den Schatz, in der Gegenwart des Vaters zu leben. Zum anderen der Schatz, Zugriff auf alles zu haben, was dem Vater gehört. Es war nicht der Vater, der ihm die Ziege oder sonst etwas an seinem Reichtum vorenthalten hat, sondern der Sohn selbst, der es nicht in Anspruch nahm. Er begriff nicht, welchen Segen der Vater ihm in die Hände gelegt hatte.  

Irdischer Reichtum blendet uns

Auch wir sind vielfach in dieser Situation, in der wir nicht begreifen und verstehen, welchen himmlischen Reichtum Gott in unsere Hände gelegt hat. Wir werden geblendet von irdischem Reichtum, so dass wir den göttlichen Reichtum, den wahren Reichtum, aus dem Fokus verlieren. Schauen wir in die Bibel, scheint es denjenigen, die wenig haben, viel leichter zu fallen, grosszügig zu Geben.  Da ist beispielsweise die Geschichte aus Markus Kapitel 12. Jesus spricht zuerst über die Heuchelei der Schriftgelehrten. Wie sie sich gegen aussen als grosse Helden geben, aber nichts dahintersteckt. Danach setzt Jesus sich in der Synagoge neben den Opferstock und beobachtet wer, wieviel Geld einwirft. Eigentlich hätte Jesus ziemlich zufrieden sein können, denn viele Reiche warfen hohe Beträge hinein. Was Jesus aber wirklich begeisterte, war eine Witwe die zwei der kleinsten Münzen gab, ein eigentlich lächerlicher Betrag. Aber genau dieser kleine Betrag begeisterte Jesus: «Jesus rief seine Jünger zu sich und sagte: »Ich versichere euch: ›Diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Die Reichen haben nur etwas von ihrem Überfluss abgegeben, aber diese Frau ist arm und gab alles, was sie hatte – sogar das, was sie dringend zum Leben gebraucht hätte.‹» (Markus 12, 43-44 HfA). Von einer ähnlichen Geschichte können wir auch später in der Bibel im 2. Korintherbrief lesen. Der Gemeinde in Jerusalem geht es nicht gut, daher ist es das Anliegen von Paulus, dass die anderen Gemeinden zusammenlegen, um die Gemeinde zu unterstützen. Man kann davon ausgehen, dass die Gemeinde in Korinth eher reich war. Korinth war eine Handelsmetropole mit vielen reichen Händlern aus aller Welt, doch scheinbar brauchten sie eine etwas ausführlichere Predigt von Paulus, um von ihrem Reichtum etwas abzugeben. Auch Paulus geht darauf ein, dass sie sich den himmlischen Reichtum, den sie erhalten haben, vor Augen halten sollten: «Ihr seid durch so vieles überaus reich beschenkt: durch euren Glauben, durch Worte, die der Heilige Geist euch schenkt, durch das Verständnis der Botschaft Gottes, euren Einsatz für den Herrn und die Liebe, die wir in euch geweckt haben. Lasst diesen Reichtum nun auch sichtbar werden, indem ihr der Gemeinde in Jerusalem helft.» (2. Korinther 8,7 HfA). Ich finde es erstaunlich. Was er sagt, ist, dass die Korinther darin, wie grosszügig sie mit ihrem irdischen Reichtum umgehen, sichtbar werden lassen, welchen himmlischen Reichtum sie haben. Wie grosszügig wir geben, ist das für die Menschen sichtbare Zeichen dafür, was wir im Verborgenen erhalten haben. Worauf Paulus in diesem Abschnitt ebenfalls eingeht, ist wiederum, dass es den vermeintlich Armen leichter fällt zu geben. Er erzählt von der Gemeinde in Mazedonien, die wenig haben und sich doch grosszügig an der Sammlung beteiligen. Er schreibt über sie: «Die Christen dort gerieten wegen ihres Glaubens in viele Schwierigkeiten und haben sie standhaft ertragen. Ja, sie waren voller Freude und haben trotz ihrer großen Armut reichlich für andere gegeben. Ich kann bezeugen, dass sie gaben, was sie nur konnten, und sogar mehr als das. Und all dies taten sie aus freien Stücken. Sie haben uns eindringlich darum gebeten und es als ein Vorrecht angesehen, sich an der Hilfe für die Christen in Jerusalem beteiligen zu dürfen.» (2. Korinther 8,2-4 HfA). Ich weiss nicht, ob Paulus aus rhetorischen Gründen ein wenig übertreibt, aber wir gehen jetzt einmal nicht davon aus. Da ist also eine Gemeinde, die weltlich gesehen arm ist, aber trotzdem grosszügiger gibt, als es ihr Budget eigentlich zulässt. Sie betteln Paulus geradezu an, etwas geben zu dürfen. Der mangelnde irdische Reichtum half ihnen offene Augen für den himmlischen Reichtum zu haben. Ich will unter keinen Umständen sagen, dass es eine Sünde sei, irdischen Reichtum zu besitzen! Was ich aber glaube, ist, dass im irdischen Reichtum die Gefahr besteht, blind zu werden für den himmlischen Reichtum, den Gott uns schenkt. Es geht nicht darum, ob du viel oder wenig hast, es geht darum, wie deine Herzenshaltung dahinter ist.

Warum grosszügig sein?

Das ist so spannend, wenn wir betrachten, was Jesus lehrt über den Umgang mit Geld. Glaubt mir Jesus spricht, wenn er lehrt, oft über Geld. Es scheint ein Thema zu sein, welches er für enorm wichtig erachtet. Worüber Jesus aber erstaunlich wenig spricht, ist, welche Auswirkungen es auf andere hat, wenn man grosszügig gibt. Ich bin ehrlichgesagt sicher, dass wir durch einen grosszügigen Lebensstil, nicht nur in Bezug auf Finanzen, sondern auch auf unsere Zeit, einen erheblichen Impact auf unser Umfeld haben. In einer Welt, in der viele nur noch auf den eigenen Vorteil bedacht sind und in einem Land, in dem man sich mindestens dreifach für die Zukunft absichert, bevor man etwas von seinem Überfluss abgibt, wird wahrgenommen, wenn wir grosszügig sind. Es ist das sichtbare Zeichen des für Menschen meist nicht sichtbaren Reichtum, den wir durch Gott erhalten haben. Durch kleine Gesten der Grosszügigkeit, können wir Grosses bewirken. Und trotzdem spricht Jesus eigentlich nicht davon, was wir bei anderen durch unsere Grosszügigkeit bewirken können. Um was es Jesus geht, ist dein Herz. Es geht ihm um dich! Jesus beschreibt Besitz nicht direkt als etwas Schlechtes. Er betont jedoch, wie wichtig es für deinen Glauben ist, dich nicht an irdischen Besitz zu klammern. In Markus 10 wird die Begegnung zwischen Jesus und einem jungen, reichen Mann beschrieben. Wir nennen es oft die Geschichte des reichen Jünglings. Schnell vergessen wir dabei die anderen Eigenschaften des jungen Mannes, da wir uns nur auf das Negative fokussieren. Es steht geschrieben, dass der Mann sich vor Jesus auf die Knie wirft. Er fragt ihn danach, wie man gerettet werden kann und bestätigt Jesus, dass er sich seit Jugend an, an Gottes Gebote gehalten habe. Der junge Mann hatte Ehrfurcht vor Jesus, war interessiert und lebte im Gehorsam gegenüber Gott. Meiner Meinung nach spürt man bei diesem Mann eine Sehnsucht nach Gott. Jesus widerspricht auch nicht. Er glaubt oder weiss sogar, dass der Mann vor ihm ehrlich ist, in dem was er sagt. Trotzdem scheint es einen anderen Punkt für Jesus zu geben, der zeigt, ob er im Herzen bereit ist, ein Nachfolger zu werden. «Jesus sah ihn voller Liebe an: ›Etwas fehlt dir noch: Geh, verkaufe alles, was du hast, und gib das Geld den Armen. Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht. Und dann komm und folge mir nach! ‹» (Markus 10,21 HfA). Er sah ihn voller Liebe an, wie liebevoll Jesus mit diesem Mann umgeht, bewegt mich. Wir sehen die Aufforderung von Jesus oft eher als übermässig streng an und fast schon gemein. Jesus handelt jedoch nicht, um den Zuhörern eine Lektion zu erteilen oder den jungen Mann blosszustellen. Er handelt aus purer Liebe für den jungen Mann. Es geht Jesus darum, dass der Mann Raum in seinem Leben schafft, um zu himmlischem Reichtum zu gelangen. Jesus sitzt nicht am Opferstock, weil er sich darum sorgt, dass der Pastor, die Missionaren oder die Armen davon genug bekommen oder weil er darum besorgt ist, ob die Gemeinde auch alle Fixkosten decken kann. Es ist ihm wichtig, weil du ihm wichtig bist und er weiss, was Grosszügigkeit mit deinem Herzen macht. Wenn wir im Herzen glauben, dass Gott ein guter Versorger ist und unser Blick frei ist, um den himmlischen Reichtum zu sehen, werden wir mit Freude und ohne Zögern grosszügig von unserem irdischen Reichtum geben können. Wenn wir grosszügig Geben wiederum, öffnet es unsere Augen für den himmlischen Reichtum und wir werden noch tiefer verstehen, wie gross der Segen Gottes ist. Wenn wir mehr geben, als es unser Budget eigentlich zulassen würde, begeben wir uns noch mehr in die Abhängigkeit von Gott. In dieser Abhängigkeit werden wir erst die übernatürliche Versorgung erleben können, was wiederum unseren Glauben stärkt. Es ist ein Kreislauf oder mehr eine Spirale, die uns immer näher zu Gott bringt, unseren Glauben stärkt und uns wahren Reichtum erfahren lässt. Nochmals, es geht nicht darum, ob du viel oder wenig hast. Es geht nicht darum, ob du genau deinen Zehnten gibst und ob du den vom Brutto- oder Nettolohn her berechnest. Jesus geht es um dich. Es geht ihm um dein Herz und deine Herzenshaltung. Es geht ihm darum, dass du den grösstmöglichen Segen erfahren kannst, und es geht ihm darum, dass du ablegen darfst, was dich hindert, ihm nachzufolgen. Gott wünscht sich, dass du ihn als liebevollen, fürsorglichen Vater erleben kannst. Er sehnt sich danach, mit dir durchs Leben zu gehen, dir nah zu sein. Da spielen keine Zahlen eine Rolle, sondern deine Herzenshaltung. Um es mit den Worten von Paulus zu sagen: «Gott kommt es dabei nicht auf die Höhe der Gabe an, sondern auf unsere Bereitwilligkeit. Er freut sich über das, was jeder geben kann, und verlangt nichts von uns, was wir nicht haben.» (2. Korinther 8,12 HfA).

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Lest gemeinsam 2. Korinther 8,1-15

  1. In welchen Lebensbereichen fällt es dir schwer, auf Gottes Versorgung zu vertrauen? (Finanzen, Beziehungen, Zukunftspläne, Zeitmanagement etc.)
  2. Worin könnte der himmlische Reichtum bestehen? (2. Korinther 8,7; Markus 10,29-31; Römer 8,14-17; Epheser 1,3-5; 18-23 können Anregungen geben. Es handelt sich dabei aber um keine abgeschlossene Liste)
  3. Erzählt einander, wie ihr den göttlichen Segen und die himmlischen Reichtümer in eurem Leben konkret erlebt.
  4. Wie geht es dir beim Gedanken, dass es beim Geben nicht um die Auswirkungen auf die anderen geht, sondern um dich und deinen Glauben? Löst es in dir Freiheit aus oder verstärkt es vielleicht sogar noch den Druck, den du bei diesem Thema verspürst?
  5. Wie kannst du ganz praktisch in deinem Alltag Gesten der Grosszügigkeit leben? Vielleicht gerade in den Bereichen, in denen es dir schwer fällt grosszügig zu sein.
  6. Was hat Grosszügigkeit mit Nachfolge zu tun? Du kannst dazu nochmals die Geschichte vom reichen Jüngling und die darauffolgenden Verse lesen in Markus 10,20-31.