Dürrer Strauch oder kräftiger Baum?

Datum: 3. Juli 2022 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jeremia 17,5-8

Jeremia legt zwei Optionen vor: werden wie ein dürrer Wachholderstrauss in der Wüste oder wie ein kräftiger Baum am Wasser. In welche Richtung es geht, entscheidet sich daran, auf wen wir uns verlassen. Vertrauen wir auf uns selbst oder auf andere Menschen oder vertrauen wir dem HERRN? Wir können nicht aus eigener Kraft ein starker Baum werden, aber mit der Kraft unserer Entscheidungen.


 

Letzten Sonntagabend sassen wir einmal mehr unter unserem weit verästelten Kirschbaum. Obwohl die Sonne etwas giftig stach, war es unter der Bioklimaanlage Kirschbaum sehr angenehm. Der Baum schützt auch unser Haus vor unangenehmer Überhitzung. Zudem war er stark mit Früchten behangen. Man hätte nur den Mund öffnen müssen und wäre satt geworden. Der Baum schützt unser Haus und macht unseren Sitzplatz in Richtung Westen blickdicht. Der Baum ist optisch ein Hingucker und in nützlicher Hinsicht Gold wert.

Die Schöpfung Gottes liefert Bilder für unser geistliches Leben. Wir werden eingeladen, ein solcher Baum wie unser Kirschbaum zu werden.

Dürrer Strauch

«So spricht der Herr: Verflucht sei, wer sich von mir abwendet und sich nur noch auf Menschen oder seine eigene Kraft verlässt. Der ist wie ein kümmerlicher Wacholderstrauch in der Wüste, der versucht, auf salzigem, unfruchtbarem Boden zu wachsen – er wird nicht viel Glück haben» (Jeremia 17,5-6 NLB).

Ein Mensch hat mit seinen Entscheidungen im Leben einen Einfluss darauf, ob er zu einem kümmerlichen Wacholderstrauch in der Wüste oder einem kräftigen Baum am Ufer wird. Ursache eines solch kümmerlichen Daseins sind, sich von Gott abzuwenden und sich nur noch auf Menschen oder seine eigene Kraft zu verlassen. Seit dem Paradies ist das die Urversuchung des Menschen. Bereits Adam und Eva misstrauten Gott und vertrauten mehr ihren eigenen Wegen zum Glück. Das wird Sünde genannt; sein Vertrauen auf etwas Anderes als auf Gott zu setzen.

Viele verlassen sich auf Menschen. Das geflügelte Wort sagt: Wer sich auf andere Menschen verlässt, ist verlassen. Solche Menschen richten ihr Leben nach der Meinung und Philosophien von Menschen. Wenn Menschen einen grösseren Einfluss als Gott auf mein Leben haben, zeigt sich das in Menschenfurcht. Was denken meine Arbeitskollegen, wenn sie erfahren, dass ich per Du mit Jesus bin? Man wirft seine Überzeugungen über Bord, nur um bei den Leuten gut dazustehen. Man geht Kompromisse ein, um bei den Freunden nichts ins Abseits zu geraten.

Andere verlassen sich auf die eigene Kraft. Viele Jahre des Lebens glaubt man, man sei unverwundbar. Vor eineinhalb Wochen bekam ich den Anruf einer Frau, deren Ehemann einen Herzstillstand hatte. Spätestens in solchen Momenten wird einem bewusst, dass buchstäblich jeder Atemzug, den wir tun, von Gott geschenkt ist. «Wenn du ihnen den Atem nimmst, sterben sie und werden wieder zu Staub» (Psalm 104,29b NLB). Unser Leben ist viel fragiler, als wir denken.

Wer sich oder anderen Menschen mehr traut als Gott, wird geistlich gesehen ein kümmerliches Dasein fristen. Er «versucht, auf salzigem, unfruchtbarem Boden zu wachsen – er wird nicht viel Glück haben». Ein solcher Mensch saugt alles auf, was Glück verspricht. Es zerrinnt ihm zwischen den Fingern. Im Kern ist er sehr auf sich selbst bezogen. Alles, was eine solche Person kriegen kann, braucht sie für sich. Für andere bleibt nichts übrig. Sie muss ja schauen, wie sie in der kargen Wüste überleben kann. Narzissmus ist eine Spielart dieses kümmerlichen Daseins.

Kräftiger Baum

«Aber Segen soll über den kommen, der seine ganze Hoffnung auf den Herrn setzt und ihm vollkommen vertraut. Dieser Mann ist wie ein Baum, der am Ufer gepflanzt ist. Seine Wurzeln sind tief im Bachbett verankert: Selbst in glühender Hitze und monatelanger Trockenheit bleiben seine Blätter grün. Jahr für Jahr trägt er reichlich Frucht» (Jeremia 17,7-8 NLB).

Dem erbärmlichen Sträuchlein wird ein kraftvoller gesunder Baum entgegengesetzt. Eine Option für unser Leben ist, ein kräftiger Baum zu werden. Ein solcher Baum hat Reserven und braucht nicht den ganzen Lebenssaft, um sich selbst über Wasser zu halten. Seine Blätter sind grün. Jahr für Jahr trägt er reichlich Frucht.

Ein Mensch, der geistlich zu einem kraftvollen Baum geworden ist, bietet alles, was unser Kirschbaum ist:

  • Bioklimaanlage: Andere Menschen sind gern in seiner Gegenwart, es herrscht ein angenehmes Klima. Gerade auch gebeutelte vom Leid gekennzeichnete Menschen werden angezogen und finden Ruhe für ihre Seelen.
  • Ernährer: Bäume am Wasser sind nicht Endverbraucher, sondern haben die Selbstumkreisung hinter sich gelassen. So werden sie selbst zur Quelle für andere Menschen. Jesus beschreibt dies: «[…] Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken! Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fliessen […]» (Johannes 7,37-38 NLB).
  • Blickdicht: Sie stellen die Schwächen anderer nicht durch Ironie zur Schau, sondern sind taktvoll und bedecken die Scham anderer Menschen, indem sie ihnen Ehre und Würde zusprechen.
  • Schönheit: Ein Mensch, der zu einem solchen Baum geworden ist, strahlt Schönheit aus. Nicht weil er die richtigen Masse, klare Gesichtszüge oder ein Sexappeal hätte, nein, er strahlt eine tiefere und reinere Schönheit aus.

Ein Mensch, stark wie ein Baum, erschrickt auch angesichts des Todes nicht, sondern geht getrost, ruhig und vertrauensvoll darauf zu. Dies durfte ich kürzlich bei einer Person erleben, die weiss, dass ihr Leben nur noch an einem dünnen Faden hängt.

Du kannst dich entscheiden

«Aber Segen soll über den kommen, der seine ganze Hoffnung auf den Herrn setzt und ihm vollkommen vertraut» (Jeremia 17,7 NLB). Die Bedingungen dafür, dass ein Mensch wie ein vitaler Baum steht, sind: die Hoffnung auf den Herrn setzen und ihm vollkommen vertrauen.

Vor vielen Jahren war ich im Schlepptau meines Bergführerkollegs Martin im Bergell auf einer anspruchsvollen Klettertour unterwegs. Wenn ich auf mich schaute, war jeder Schritt eine zu grosse Herausforderung. Links und rechts ging es gefühlt hunderte von Metern fast senkrecht bergab. Meine Hoffnung war, dass ich mich bei Martin sichern konnte und er mir durch seine ruhige, gewisse und kompetente Art Mut gab. Seine Erfahrung basierte darauf, dass er bereits Dutzende von Gästen sicher auf die Gipfel und wieder ins Tal geführt hat.

Das hebräische Wort für Vertrauen meint sich sichern in. Dem HERRN vollkommen vertrauen meint, sein Leben bei Ihm zu sichern. Er ist kompetent, gut, kennt uns und weiss, was Er uns zumuten kann. Das Leben mit Gott ist ein Abenteuer wie das Bergsteigen. In Gott gesichert können wir angstfrei Felsen erklimmen, die wir allein nie schaffen würden. Und Gott ist gut. Er hat schon Tausende von Menschen sicher durchs Leben geführt.

Wir können nicht aus eigener Kraft ein gesunder und starker Baum werden, aber mit der Kraft unserer Entscheidungen. «Heute stelle ich euch vor die Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch. Der Himmel und die Erde sind meine Zeugen. Wählt doch das Leben, damit ihr und eure Nachkommen am Leben bleiben!» (5Mose 30,19 NLB). Wir haben die Wahl. Will ich mein Vertrauen auf Gott setzen oder auf Menschen? Vertrauen kann man nicht einfordern, man muss es jemandem schenken. Wenn in einer Ehe das Vertrauen durch Untreue zerbricht, braucht es eine sehr lange Zeit und viele gute Erfahrungen, um es wieder aufzubauen. Jeremia sagt im Namen des HERRN: «Verflucht sei, wer sich von mir abwendet und sich nur noch auf Menschen oder seine eigene Kraft verlässt.» Das Gegenteil ist, sich Gott zuzuwenden. Immer wieder. So wächst Vertrauen.

Wie können wir zu Menschen werden, die ihr ganzes Vertrauen auf Gott setzen? In den Psalmen wird ebenfalls der Weg skizziert, wie ein Mensch zu einem Baum am Wasser werden kann. «Glücklich zu preisen ist, wer Verlangen hat nach dem Gesetz des HERRN und darüber nachdenkt Tag und Nacht» (Psalm 1,2 NGÜ). In der Bibel sehen und erleben wir, wie vertrauenswürdig Gott ist. In Ihm gibt es keine Schatten, sondern nur Licht. Niemand sonst auf dieser Welt ist so treu, so gut, so integer. Diesem wunderbaren Gott sein Vertrauen zu schenken, beinhaltet kein Risiko. Der Gewinn ist gross: Werden wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen. Im Lesen und Meditieren von Gottes Wort wächst unser Vertrauen zu Gott. Wenn man eine rote Socke zusammen mit einem weissen Hemd wäscht, bekommt das Hemd einen roten Farbton. Genauso färbt Gott auf uns ab, wenn Gottes Wort lesen und zerkauen.

Peter Hahne schreibt: «Wer vor Gott kniet, kann vor Menschen geradestehen.» Wer sich auf Gott verlässt, der wird zu einem starken Baum, der sich nicht so leicht vor Menschen verbiegt. Wir können nicht aus eigener Kraft ein starker Baum werden, aber mit der Kraft unserer Entscheidungen. Die Folge von dem Verlassen auf Menschen sei Menschenfurcht. John Bevere sagt dazu: «Du wirst dem dienen, was du fürchtest. Wenn du Gott fürchtest, wirst du ihm dienen. Wenn du die Menschen fürchtest, wirst du den Menschen dienen. Du musst dich entscheiden.» Die Entscheidung liegt bei uns.

Nebst dem Kirschbaum gibt es in unserem Garten eine Quelle. Fortwährend läuft kristallklares Wasser. Vor jeder Mahlzeit füllen wir einen Krug und geniessen es. Auch im Visionsbild der seetal chile bildet eine Quelle den Mittelpunkt. Jesus lädt uns ein: «[…] Wenn jemand Durst hat, soll er zu mir kommen und trinken!» (Johannes 7,37 NLB). Die Entscheidung, ob wir von der Quelle Jesu trinken wollen, liegt bei uns. Das Wasser ist ein Symbol für den Heiligen Geist (V.39), den alle bekommen, die Jesus Christus vertrauen. Und dieser Geist bewirkt in uns das, was wir selbst nicht tun können: ein kräftiger Baum zu werden!

 

 

Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: Jeremia 17,5-8; Johannes 7,37-39

  1. Wo siehst du die Unterschiede zwischen einem dürren Strauch und einem kräftigen Baum – im direkten und im übertragenen Sinn?
  2. Worin zeigt es sich, dass ich mich auf mich selbst oder auf andere Menschen verlasse?
  3. Was bedeutet es konkret im Alltag, sich ganz auf den HERRN zu verlassen und seine Hoffnung auf Ihn zu setzen?
  4. Was sind die Folgen eines solchen Lebens?
  5. Kennst du Menschen, bei denen du sagen würdest, dass sie die Qualitäten eines starken Baums besitzen? Wo siehst du bei dir Ansätze?