Der Vater der Schöpfung
Serie: CREATIO | Bibeltext: 2. Mose 3,14, Johannes 3,16
Gott wird im Alten Testament häufig mit JHWH angesprochen. Dieser Name ist für die Juden so heilig, dass sie ihn nicht aussprechen. Genau dieser Gott hat auch die Erde geschaffen. Wir wollen dem auf die Spur gehen, der sagt «Ich bin, der ich immer bin» (2. Mose 3,14) und danach fragen, was dieses Sein für meine Existenz bedeutet. An diesem Sein dürfen Nachfolger von Jesus Christus teilhaben, denn durch seine «Ich bin» Worte knüpft er direkt dort an. Dadurch darf ich Sein, in dem der sagt, «Ich bin».
Mit der heutigen Predigt wird sich etwas grundlegend ändern. Wie einige von euch mitbekommen haben, erwarten meine Frau und ich unser erstes Kind. Dies ist für uns ein sehr freudiges Ereignis und so werde ich wohl oder übel in Zukunft zu den Pastoren gehören, die für die praktischen Beispiele immer wieder auf ihre Kinder zurückgreifen. Ich möchte mich schon hier für die nächsten 100 Predigten entschuldigen und hoffe, dass ihr mir dies verzeihen mögt.
Obwohl der Geburtstermin unseres Sohnes erst Mitte Juni ist, sind wir, besser gesagt, meine Frau bereits voll mit den Vorbereitungen beschäftigt. Es gilt neue Möbel anzuschaffen, Kleider zu organisieren und ein paar Wände passend anzustreichen. Doch die für mich wichtigste, schönste aber auf herausforderndste Aufgabe ist es, einen Namen für unser Kind zu finden. Musste ich bis anhin mit meinen Schwestern Namen finden für unsere Katzen, so ist dies eine ganz andere Geschichte. Denn der Name trägt das Kind ein Leben lang. Daher sollte er schön klingen, aber gleichzeitig nicht zu 08/15 sein. Er sollte zwar ein wenig aussergewöhnlich sein, aber dennoch wäre es praktisch, wenn ihn die Grosseltern fehlerfrei aussprechen können. Hatten wir am Anfang noch viele verschiedenen Namen, grenzt es sich nun langsam ein. Wir merken immer mehr, dass für uns zwei Dinge an einem Namen wichtig sind. Zum einen muss uns der Name gefallen. Zum anderen sollte er eine gute Bedeutung haben. Die meisten Namen haben eine Bedeutung und es wäre doch schön, wenn man dem Kind damit bereits etwas mit auf den Weg geben kann.
In der Bibel haben Namen eine tiefergehende Bedeutung. Ja sie sagen etwas über eine Person, einen Ort oder einen Gegenstand aus. Ein Name ist nicht nur ein Etikett, sondern er sagt auch sehr viel über den Inhalt aus. In diesem Jahr beschäftigen wir uns mit dem Jahresthema Creatio – Hoffnung und Verantwortung. Dabei haben wir uns bis jetzt sehr stark mit Gottes guter Schöpfung auseinandergesetzt. Gott tritt dabei als Heiliger Geist, Sohn und Vater auf. In den beiden vorherigen Predigten beschäftigten wir uns mit dem Heiligen Geist und mit Jesus Christus. Heute wollen wir uns dem Vater zuwenden. Ja es soll um den Vater der Schöpfung gehen, es soll um denjenigen gehen von dem gesagt wird «Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde» (1. Mose 1,1). Dabei wollen wir uns fragen, wer dieser Gott ist und was uns sein hebräischer Name zu sagen hat.
1. Der Name Gottes
Jeder Name hat seine feste Berechtigung im hebräischen Denken. Da es bei einem Namen nicht nur um eine Adressierung geht, ist kein Name zufällig gewählt. So ist bspw. auch der Name des ersten Menschen in seiner Bedeutung zweiteilig. Zum einen ist Adam der deutsche Eigenname für den ersten Mann, zum anderen bedeutet aber Adam schlicht und einfach «Mensch». Eva hingegen bedeutet «die Leben schenkende».
In der Schöpfung wird Gott mit zwei hebräischen Wörtern beschrieben. Zum einen ist dies in 1. Mose 1,1-2,3 Elohim. Zum anderen ist dies in 1. Mose 2,4-25 JHWH in Verbindung mit Elohim. Beide Namen bedeuten Gott, legen aber einen anderen Schwerpunkt. Elohim ist ein Plural, welches aber immer mit Gott im Singular übersetzt wird. Man spricht dabei vom Pluralis Majestatis. Dabei gibt es einige Theorien, weshalb von Gott in der Mehrzahl geschrieben wird. Eine sehr alte These, welche mir persönlich sehr gefällt, legt nahe, dass darin die Drei Personen Gottes angedeutet sind. Nämlich, dass Gott aus Vater, Sohn und Heiligem Geist besteht. Dahingegen steht JHWH viel mehr für den Vater und wird im Deutschen mit HERR übersetzt. Dies ist auch die viel geläufigere Bezeichnung Gottes im Alten Testament. Sie kommt über 6700-mal vor, während Elohim auf knapp 2500 Erwähnungen kommt.
Ich möchte heute vor allem auf den Gottesnamen JHWH eingehen. Das Besondere an diesem Namen ist, dass die ursprüngliche Aussprache des Namens im Dunkeln liegt. Das kommt daher, dass der Name für die Juden so heilig war, dass sie ihn nicht aussprachen. Daher wird heute oftmals vom JHWH gesprochen. Dies wiederum hat ihren Ursprung in der hebräischen Schrift. Diese kannte sehr lange keine Vokale, sondern es wurden nur Konsonanten geschrieben. Für Muttersprachler spielt dies keine Rolle, da sich die grammatikalische Form und das Wort selbst im Kontext ergibt. Daher wurde in der hebräischen Schrift auf Vokale verzichtet. Dies macht den Text auch viel kürzer, was enorm Zeit- und Platzsparend ist, wenn alles von Hand geschrieben werden muss.
Ab dem 7. Jhdt. Nach Christus stellte sich die Herausforderung, dass immer mehr Menschen hebräisch nicht mehr als Muttersprache hatten. Es gab eine Gruppe von jüdischen Gelehrten, die Masoreten, welche es sich zur Aufgabe setzen, den hebräischen Text mit Vokalen zu ergänzen, damit dieser für die nachfolgenden Generationen immer noch zugänglich bleibt. Da sie aber das Wort Gottes nicht verändern wollten, schrieben sie die Vokale zu den Konsonanten hin. Und hier kommt jetzt die Knacknuss, wenn es um den Eigennamen Gottes, JHWH, geht. Denn die Juden hatten so grosse Hochachtung und lasen, obwohl JHWH steht, Adonaj, was so viel wie mein Herr bedeutet. Daher ist vieles über die Bedeutung und Aussprache des Namens unsicher. Die meisten Indizien deuten darauf hin, dass man ihn als Jahweh aussprach.
Dies fasziniert mich extrem. Wir Menschen würden gerne alles bis ins hinterste Wissen. Doch bei der Schöpfung kommen wir an einen Punkt, an dem es nicht mehr weiter zurückgeht. Irgendwann stehen wir wieder bei «am Anfang schuf Gott…». Es fängt mit ihm, aber nicht bei ihm an. Daher gebührt ihm als Schöpfer der Erde extreme Hochachtung.
2. Die Selbstoffenbarung des Vaters
Die Bedeutung des Namens JHWH lässt sich leider nicht genau bestimmen. Allerdings lässt sich sagen, wer dieser Gott ist. Denn JHWH hat sich selbst offenbart. Das erste Buch der Bibel beschreibt zum einen den Anfang der Welt und der Menschheit, zum anderen beschreibt es die Geschichte Gottes mit einem spezifischen Volk. Dabei hat sich Gott das Volk Israel ausgewählt. Einige Zeit nach dieser Erwählung hat sich dieses Volk in Ägypten angesiedelt. Damit sie zu keiner Gefahr werden, lies sie der Pharao von Ägypten für sich als Sklaven arbeiten. Das Volk musste so stark Leiden, dass Gott Mitleid mit ihnen hatte und ihnen Mose zur Rettung sandte. Als Mose für diese unvorstellbar schwierige Aufgabe berufen wurde, fragte er Gott, was er denn sagen soll, wenn er gefragt werde, wer ihn geschickt hatte. «Gott entgegnete: ‚Ich bin, der ich immer bin‘. Sag ihnen einfach: ‚Ich bin‘ hat mich zu euch gesandt» (2. Mose 3,14 NLB). Die Lutherbibel übersetzt mit «Ich werde sein, der ich sein werde». Beides liegt im Hebräischen. Gott ist immer der gleiche, er ändert sich nicht (Jakobus 1,17).
Gott ist der Inbegriff des Seins. Er ist immer das Sein im wahrsten Sinne des Wortes. Das Sein hat in ihm seinen Dreh- und Angelpunkt. Ausserhalb von Gott gibt es kein Sein. Durch sein Wort hat Gott alles ins Dasein gerufen, da alles Sein in Gottes Sein seinen Ankerpunkt hat. Doch wenn es darum geht, Gott in seinem Wesen zu erfassen, so muss gesagt sein, dass unser Begreifen immer nur einen Teilaspekt abbildet. Denn es lässt sich dem Kirchenvater Augustinus folgendes sagen: «Wenn du es begriffen hast, dann ist es nicht Gott» (Augustinus von Hippo).
Vielen Menschen fällt es schwer in diesem aufgeklärten Zeitalter nach wie vor an einen Gott zu glauben, geschweige denn daran, dass ein Gott diese ganze Welt geschaffen hat und liebevoll erhält. Thomas von Aquin, ein Theologe aus dem Mittelalter, entwickelte verschiedene Gottesbeweise. Vorauszuschicken ist, dass diese nicht den Gott beweisen, der sich als «Ich bin, der ich immer bin» vorstellt. Sie legen aber nahe, dass es etwas ausserhalb unserer Zeit und Raum geben muss.
Ein solcher Beweis ist der Kausalitätsbeweis. Dieser besagt, dass es in der Welt überall Ursachen und Wirkungen gibt, die miteinander in Verbindung stehen (Prämisse). Jede Wirkung setzt eine hinreichende Ursache voraus, welche für die Wirkung ausschlaggebend ist (Axiom). Eine Auswirkung hat immer eine Ursache, diese Ursache kann wiederum eine Wirkung einer anderen Ursache sein. Doch irgendwann stellt sich die Frage nach der ersten Ursache. Diese erste Wirkursache ist selbst unverursacht, hat also selbst keine Ursache (Schlussfolgerung). Auf die Schöpfung bezogen bedeutet dies, dass sich vieles aufeinander ableiten lässt, doch am Anfang war Gott. Der Vater der Schöpfung, welcher die erste Wirkursache ist. Er ist die Existenz, welche die Ursache für die Existenz der Erde ist. Ja dieses «ich bin» beansprucht für sich selbst, dass er auch der Urheber des Himmels und der Erde ist. Ausserdem ist er nicht einfach einer unter vielen Göttern, sondern er ist der Gott, der existiert. Seine urtümlichste Eigenschaft ist das Sein. «Dies spricht der Herr, der den Himmel geschaffen hat, der Gott ist, der die Erde geformt und gemacht hat. Er hat sie gegründet. Nicht als Wüste geschaffen hat er sie, sondern zum Bewohnen. ‚Ich bin der Herr‘, spricht er, ‚einen anderen gibt es nicht‘» (Jesaja 45,18 NLB).
3. Das «Ich bin» des Vaters als Ausgangspunkt für dein Sein
Als Geschöpfe Gottes hat auch unsere Existenz als Mensch seine Grundlage im Sein Gottes. Du darfst sein, weil er ist. Im «Ich bin» und im Namen liegt die Verbindung zwischen Gott, dem Vater der Schöpfung und Jesus Christus, dem Sohn. Denn Jesus bedeutet JHWH rettet, so liegt schon im Namen eine Verbindung nahe. Aber auch im Leben und Handeln von Jesus Christus findet sich diese. Im Neuen Testament macht Jesus häufig die Aussage «Ich bin». Im Johannesevangelium verbindet er diese mit Brot, Tür, Hirt, Weg, Weinstock, Licht, Wahrheit, Auferstehung und Leben. Dadurch, dass Jeus diese Begriffe auf sich bezieht, beansprucht und zeigt er, dass er Gott ist.
Wir wollen zwei «Ich bin» Aussagen näher anschauen. «Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, braucht nicht im Dunkeln umherzuirren, denn er wird das Licht haben, das zum Leben führt» (Johannes 8,12 NLB). In 1. Mose 1,3 schuf Gott das Licht für diese Welt. Hier nimmt Jesus für sich in Anspruch, dass er dieses Licht ist und zwar in einem viel umfassenderen Sinn. So wie das Licht den Weg weist und uns hilft uns zurechtzufinden, so hilft uns auch Jesus als Licht. Es weist uns den Weg zu Gott. An seinem Leben können wir erkennen, wie wir leben sollen. Wenn wir in der Bibel sein Leben beobachten, dann sehen wir, wie Menschen durch Jesus zu Gott kommen konnten.
Während dieses erste «Ich bin» vielleicht noch eher abstrakt daherkommt, so ist das nächste viel absoluter in seiner Aussage. «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ausser durch mich» (Johannes 14,6 NLB). Nachdem Gott die Erde wunderbar geschaffen hatte, setzte er Adam und Eva in den Garten Eden. In der Mitte des Gartens pflanzte er zwei Bäume. Den Baum des Lebens und denjenigen der Erkenntnis von Gut und Böse. Sie durften im Garten alles nutzen, ausser vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse durften sie nicht essen. Dieser Baum würde es ihnen nämlich ermöglichen Gut und Böse zu unterscheiden. Es gäbe den Menschen die Möglichkeit selbst zu entscheiden, was sie für wahr oder falsch erachten. Einige Zeit ging es gut, doch die Neugier der Menschen siegte schlussendlich. Dadurch zeigten sie, dass sie Gott misstrauten. Als Konsequenz mussten sie den Garten verlassen. So verloren die Menschen ihre Stellung im Garten, aber was noch viel einschneidender war, sie verloren den direkten Zugang zu Gott. Ja Gott stellte einen Engel nach Eden, damit die Menschen nicht zum Baum des Lebens gelangen. Die Menschen schnitten durch ihr Aufbegehren nicht nur den direkten Weg zu Gott ab, sondern auch den Weg zum Leben.
Wenn Jesus nun also sagt, er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, dann macht er deutlich, dass er die Beziehung zu Gott, welche in die Brüche gegangen ist, wiederherstellen kann und will. Er selbst ist der Weg, auf dem wir gehen können. Wir müssen nicht allein, sondern wir dürfen uns an ihn halten. Ja, Jesus hat nicht nur die Wahrheit, er ist sie in Person. Jesus schenkt dir das Leben, indem er sein Leben hingab, um für die Verfehlungen der Menschen zu sterben. Jesus Christus und Sein Vater JHWH interessieren sich für dich. Gott will dich wie du bist. Er will nicht deine religiöse oder irdische Leistungsfähigkeit, sondern dich.
Wie antwortest du? Bist du bereit vielleicht zum ersten Mal oder wieder ganz bewusst dein Leben in seine Hände zu legen und ihm zu vertrauen? Ich möchte dir zusprechen, du darfst sein, weil Gott das Sein in Person ist.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 2. Mose 3,14; Johannes 14,6
- Namen haben Bedeutung. Weisst du was dein Name bedeutet? Durftest du schon jemanden benennen? Auf was hast du geachtet?
- Wenn du zu Gott betest, wie sprichst du ihn an? Weshalb verwendest du diesen Namen?
- Wie verstehst du Gottes Aussage in 2. Mose 3,14 «Ich bin, der ich immer bin»? Was sagt diese Eigenbezeichnung von Gott über ihn aus?
- Kannst du den Kausalitätsbeweis von Thomas von Aquin nachvollziehen? Kannst du diesem zustimmen? Wenn Nein, wo hast du eine andere Meinung?
- Welche «Ich bin» Worte von Jesus kennst du? Wo knüpft Jesus dabei im Alten Testament an und was bedeutet dieser Anspruch von Jesus für dich persönlich?
- Wie antwortest du auf die Aussage Jesu in Johannes 14,6 «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater ausser durch mich»?