Datum: 30. Juni 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Mose 16

Nachdem sich die Israeliten bei ihrem Anführer Mose über mangelndes Essen beklagte hatten, richtete Gott den weltweit besten und zuverlässigsten Mahlzeitendienste mit täglichen Lieferungen ein. Einzige Ausnahme war der Sabbat. Doch da am Tag vorher zwei Portionen ankamen, tat dies der Versorgung keinen Abbruch. Wie können wir Gott als unseren Versorger erleben?


Viele Männer haben im Militärdienst sehr mühsame Stunden verbracht. Einmal war ich beim Biwakieren zu wenig gut rasiert. Als Folge davon wurde ich in einer der nächsten Nächte geweckt und musste innerhalb von 10 Minuten perfekt rasiert und in voller Kampfmontur auf dem HV-Platz stehen. Solche sinnlose Übungen, die die Stimmung auf Unternull senkten, gab es viele. Und dennoch, wenn Männer rückblickend übers Militär reden, scheint alles vergessen und völlig verklärt zu erscheinen. Unser Gedächtnis hat die Fähigkeit, schwierige Erfahrungen aus der Vergangenheit völlig auszublenden. Dieser Effekt schlug auch bei den Israeliten zu. Ihre Freude über die Freiheit wandelte sich nämlich bald in Sorge und Klage, da sie nicht wussten, wie sie in dieser unwirtlichen Umgebung überleben sollten. Von Hunger geplagt murrten sie gegen Mose und Aaron.

Vertrauen in Gottes Versorgung

«Auch hier machten die Israeliten Mose und Aaron wieder heftige Vorwürfe. ‘Hätte uns der HERR doch nur in Ägypten getötet’, klagten sie. ‘Dort hatten wir immerhin Fleisch und genügend Brot zu essen. Stattdessen habt ihr uns in diese Wüste geführt, damit wir hier alle verhungern’» (2Mose 16,2-3 NLB). Die Gefangenschaft in Ägypten war für das Volk Israel buchstäblich die Hölle, doch ihr eingeschränkte Gedächtnisvermögen beinhaltete nur noch die Fleischtöpfe und den Überfluss, den sie dort hatten. Für Mose und Aaron musste es ein grosser Frust gewesen sein. Sie haben sich nicht für die Führungsaufgabe aufgedrängt, sondern wurden von Gott damit beauftragt. Die Essensbeschaffung gehörte definitiv nicht zu ihren Aufgaben und lag auch nicht in ihrer Macht. Auf jeden Fall bewahrheitet sich der viel zitierte Satz: «Es dauerte eine Nacht, Israel aus Ägypten herauszubringen. Aber es dauerte 40 Jahre, um Ägypten aus Israel herauszubringen.»

Und wieder werden die Israeliten mit ihrer Abhängigkeit von Gott konfrontiert. Sie haben keine eigenen Garten, um Gemüse und Kartoffeln anzupflanzen, sondern müssen lernen, auf Gottes Fürsorge zu vertrauen.

Einer der Gottesnamen lautet Jahwe Jireh, was übersetzt ‘HERR mein Versorger’ heisst. Dieser Name ist bei Gott Programm. Deshalb lautet die Schlussbilanz: «40 Jahre lang habe ich euch durch die Wüste geführt, ohne dass eure Kleider und Schuhe zerschlissen wären» (5Mose 29,4 NLB). Auch heute noch ist Gott der Versorger. Nein, es sind nicht unsere Arbeitgeber oder die AHV. Das sind lediglich Kanäle der göttlichen Versorgung. Das Beispiel der Israeliten zeigt, wie schwer es für uns Menschen sein kann, Vertrauen in Gottes Versorgung zu haben, besonders in Zeiten der Not und Unsicherheit.

Gott antwortet auf die Klagen der Israeliten nicht mit Zorn oder Strafe, sondern mit einem Wunder der Versorgung. «Und der HERR sprach zu Mose: ‘Ich habe die Klagen der Israeliten gehört. Teile ihnen Folgendes mit: Gegen Abend werdet ihr Fleisch zu essen bekommen; morgen früh werdet ihr Brot erhalten und davon satt werden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der HERR, euer Gott, bin’» (2Mose 16,11-12 NLB). Jeden Abend flog ein Schwarm Wachteln ins Lager und am Morgen, nach dem der Tau verschwunden war, lagen feine Körner wie Reif auf dem Boden. «Die Israeliten nannten die Körner Manna (= Was ist das?). Sie waren hell wie Koriandersamen und schmeckten wie Honigkuchen» (2Mose 16,31 NLB). Das ist der beste und zuverlässigste Mahlzeitendienst, den die Welt je gesehen hat.

Die Herausforderung bestand darin, nur so viel Nahrungsmittel einzusammeln, wie sie für einen Tag brauchten. Niemand durfte etwas davon über Nacht aufbewahren (2Mose 16,19). Der Bitte im Vaterunser-Gebet «Unser tägliches Brot gibt uns heute» liegt der gleiche Gedanke zugrunde. Niemand soll für den nächsten Tag sorgen. Einige wollten sich trotzdem einen Vorrat anlegen, «[...] doch am nächsten Morgen war es voller Maden und stank [...]» (2Mose 16,20 NLB). Diese tägliche Abhängigkeit von Gott widerspricht unserem menschlichen Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit. Wir neigen dazu, für die Zukunft vorzusorgen, Reserven anzulegen und uns gegen Unsicherheiten abzusichern. Hier erinnert Gott uns daran, dass alle Sicherheit in Ihm gründet und dass wir aufgefordert sind, im Vertrauen zu leben.

Das Ein-Tages-rundum-sorglos-Prinzip ist zutiefst biblisch. Jesus: «Deshalb sorgt euch nicht um morgen, denn jeder Tag bringt seine eigenen Belastungen. Die Sorgen von heute sind für heute genug» (Matthäus 6,34 NLB).

In der Psychologie gibt es den Fachbegriff Future Tripping (Zukunftsreise), der eine Angst vor der Zukunft beschreibt, die Angst oder Stress verursachen kann. Zukunftsreisen beruhen oft auf dem Wunsch und dem oft unbewussten Wunsch, dass wir eine Situation oder ein Ergebnis kontrollieren können, obwohl wir das in Wirklichkeit gar nicht können. Future Tripping macht das Heute stinkig und madig. Auch Corrie ten Boom sagt: «Sich sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid, aber es raubt dem Heute die Kraft.» Wir sorgen uns um 1000 Dinge, von denen 999 nie eintreffen werden.

Vielleicht erleben wir Zeiten der Knappheit oder der Unsicherheit in unserer Gesundheit, unserer Arbeit oder unseren Beziehungen. In solchen Momenten können wir uns von der Geschichte des Manna inspirieren lassen. Sie lehrt uns, auf Gottes tägliche Fürsorge zu vertrauen und uns nicht von Angst und Sorge lähmen zu lassen.

Die Bedeutung des Sabbats

«Sammelt sechs Tage lang die Körner. Der siebte Tag aber ist ein Ruhetag, an dem kein Manna für euch auf dem Boden liegen wird. Am siebten Tag gingen einige Israeliten trotzdem vors Lager, um Körner zu sammeln. Doch sie fanden nichts» (2Mose 16,26+27 NLB).

Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist die Einführung des Sabbats als heiligen Tag der Ruhe und der Besinnung. Gott gibt den Israeliten klare Anweisungen, dass sie an sechs Tagen Manna sammeln sollen, aber am siebten Tag, dem Sabbat, nicht. Am sechsten Tag sollten sie doppelt so viel sammeln, um den Sabbat zu ehren. Dies zeigt, wie wichtig Ruhe und Vertrauen in Gottes Fürsorge sind. Der Sabbat ist ein Geschenk Gottes, ein Tag der Erholung, der uns daran erinnern soll, dass unser Leben und unsere Versorgung letztlich von Gott abhängen.

An der letzten Delegiertenversammlung von Viva Kirche Schweiz ein Impulsreferat einer Gehirn Coachin. Die Frau unterstrich dabei, dass viele neurologische Untersuchungen ergeben haben, dass Unterbrüche – wie der Sabbat – für das Gehirn äusserst wichtig sind. Das hebräische Wort Sabbat bedeutet auf Deutsch aufhören, unterbrechen. Die Israeliten mussten einen ganzen Tag nicht an das Einsammeln von Nahrungsmitteln denken.

Der Sabbat ist der Testfall des Vertrauens auf Gott. In meiner Herkunftsfamilie wurde dieser Tag strikte eingehalten. So unterliess es mein Vater an diesem Tag zu heuen, obwohl damals das Gras sehr gut getrocknet werden musste. Im Vertrauen auf Gott liess er die Maschinen im Schuppen. Das hat mich geprägt. So studierte ich beispielsweise auch während intensiven Zeiten am Technikum nie an einem Sonntag. Es mag sein, dass ich an dem einen oder anderen Montagstest unter Wert geschlagen wurde. Doch ich bin überzeugt, dass die längerfristige Merk- und Leistungsfähigkeit dadurch besser war. Mit dem Sabbat kannst du es nicht besser, sondern länger. Ist es möglich, so auf Gott zu vertrauen, dass wir wirklich ohne Sorge für das morgen im heute leben können? Ja, es ist – aber nur wenn wir Gott kennenlernen, wie Mose und Aaron es taten. Wir müssen nicht wissen, was die Zukunft uns bringt, aber wir müssen wissen, WER sie uns bringt.

Der Sabbat ist der Testfall des Glaubens und dasjenige der Zehn Worte, das am meisten Mal in der Bibel wiederholt wird. Es gehört zum Reifungsprozess eines Nachfolgers von Jesus, dass er lernt, den Sabbat als Unterbruch seines Alltags zu gestalten. Das ist eine grosse Aufgabe, die uns nicht so einfach in den Schoss fällt.

Dankbarkeit und Zufriedenheit

Das Vergleichen ist typisch menschlich. Meistens vergleichen wir mit Menschen, die mehr haben, besser aussehen und begabter sind als wir. Dass diese Menschen gleichzeitig auch schwierige Seiten bzw. Lebensumstände haben, übersehen wir geflissentlich. Das ist eine typische Realitätsverzerrung mit der Folge von Unzufriedenheit und Undankbarkeit.

Den Israeliten widerfuhr auch eine solche Realitätsverzerrung: Sie blendeten völlig aus, dass sie in Ägypten buchstäblich «durch den Dreck gezogen» wurden und sahen nur die Fleischtöpfe. Die Sklaverei war vielleicht zu 99% grausam und zu 1% angenehm. Sie mussten sich nie um Fleisch und Brot kümmern. Die Israeliten murrten, weil sie nicht das hatten, was sie sich wünschten, obwohl Gott sie auf wundersame Weise versorgte.

Dieses Ägypten-Phänomen lehrt uns, dankbar und zufrieden mit dem zu sein, was Gott uns gibt. Wir sollten uns nicht auf das konzentrieren, was wir nicht haben, sondern dankbar für das sein, was uns gegeben wurde. Ich hörte von einer Person, die einmal pro Woche auf dem harten Boden schläft. Diese Handlung soll dabei unterstützen, dankbar für das viele Gute im Leben zu sein.

Paulus schreibt: «Wahrer Glaube und die Fähigkeit, mit wenigem zufrieden zu sein, sind tatsächlich ein grosser Reichtum. Schliesslich haben wir bei unserer Geburt nichts in die Welt mitgebracht und wir können auch nichts mitnehmen, wenn wir sterben. Deshalb wollen wir zufrieden sein, solange wir nur genug Nahrung und Kleidung haben» (1Timotheus 6,6-8 NLB).

Mit einer solchen Bescheidenheit und Genügsamkeit würden wir nicht auf eine ökologische Katastrophe hinsteuern. Leider funktioniert der Mensch nach dem Prinzip der Gier. Wie der Landwirt, der nach einer hervorragenden Ernte seine alte Scheune durch eine noch grössere ersetzte. Er ‘schnallte seinen Gürtel etwas weiter’ und glaubte, dass er dadurch einer sorgenfreien Zukunft entgegen konnte. Die Sicht Gottes auf dieses Verhalten ist brüskierend: «Aber Gott sagte zu ihm: ›Wie dumm von dir! Du wirst noch heute Nacht sterben. Und wer wird dann das alles bekommen?‹ Ihr seht, wie dumm es ist, auf der Erde Reichtümer anzuhäufen und dabei nicht nach Reichtum bei Gott zu fragen» (Lukas 12,20-21 NLB). Bescheidenheit und Zufriedenheit sind wichtige Merkmale eines Nachfolgers von Jesus.

Das Manna beinhaltete alle Stoffe, die die Wüstenwanderer fürs Leben brauchten. Im Neuen Testament stellt sich Jesus mit Bezug auf das Manna in der Wüste als das Brot des Lebens vor. Auch hier gilt: Jesus ist alles, was ein Mensch braucht. Petrus hat dies erkannt, wenn er sagt: «Herr, zu wem sollten wir gehen? Nur du hast Worte, die ewiges Leben schenken» (Johannes 6,68 NLB). Diesem Geheimnis wollen wir im anschliessenden Abendmahl auf die Spur kommen.

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 2. Mose 16

  1. Gott stellt sich in der Bibel als HERR der Versorger Glaubst du das wirklich? Was ändert das im Umgang mit unserem Bedürfnis nach Kontrolle und Sicherheit?
  2. Wie gestaltest du deinen Sabbat? Ist es ein Tag des Unterbruchs? Wie möchtest du der Dringlichkeit Gottes zu diesem Thema vermehrt ernst nehmen?
  3. Wo zeigt sich der menschliche Reflex in deinem Leben, den «Gürtel weiter zu schnallen»? Wie kannst du diesem Reflex entgegenwirken?
  4. Gott versorgt gerne täglich mit dem benötigten Bedarf in allen Lebensbereichen wie Lebensunterhalt, Gesundheit, Arbeit, etc. Wo ertappst du dich dennoch beim Future Tripping?
  5. Wo bist du herausgefordert, Gott zu vertrauen, auch wenn die Zukunft ungewiss ist?