Das wahre Opfer im Licht des Alten Testaments
Serie: CREATIO | Bibeltext: Hebräer 9,11+12; Matthäus 26,26-28
Das Verständnis der alttestamentlichen Tieropfers gibt uns eine Grundlage, um wirklich zu verstehen, was am Kreuz passiert ist. Das Alte Testament war nur ein Schatten von dem, was Jesus mit seinem Blut erreicht hat. Sein Blut besiegelt den neuen Bund mit Gott. Durch sein Blut sind wir für allemal erlöst von unserer Schuld.
Als wir vor zwei Jahren in die Schweiz umgezogen sind, habe ich meinen Kindern einige YouTube Videos über die Schweiz gezeigt. Eines davon wurde von einer Immigrantin gemacht und trug den Titel «Zehn wissenswerte Dinge über die Schweiz».
Erstens: Die Schweiz hat sehr viele Gesetze.
Zweitens: Die Vorschriften werden rigoros durchgesetzt. Ja, das stimmt, in der Schweiz haben wir sehr viele Gesetze, einige davon sind für Zuwanderer fremd. Ich erinnere mich daran, wie ich Leuten in Kanada erklärte, dass man in der Schweiz über den Mittag oder sonntags nicht Rasenmähern darf. Sie schüttelten den Kopf. Es gibt aber auch in Kanada einiges, welches uns fremd ist. Eine solche Geschichte möchte ich gerne erzählen:
Bereits früh in der Kindheit wurde mir gesagt, dass Knaben – und folglich auch Männer – nicht weinen. Dies wurde und wird teilweise bis heute so weitergegeben: Ein echter Kerl ist stark und weint nicht. In meiner Kindheit sind mein Bruder und ich oftmals nebeneinander Fahrrad gefahren. Einmal sind wir uns dabei zu nahegekommen und ein Pedal geriet in die Speichen des Rades meines Bruders. Daraufhin sind wir beide gestürzt. Unsere Körper taten höllisch weh und uns war es zum Schreien zumute. Tapfer haben wir uns gegenseitig zugesprochen: «Jetzt einfach keine Miene verziehen und weiterfahren.» Also haben wir unsere verbogenen Lenker gerichtet, die Zähne zusammengekniffen und unsere Fahrt fortgesetzt, als wäre nichts geschehen. Jahre später bin ich nach Kanada geflogen, um auf einer Farm zu arbeiten. Die Arbeitgeber, eine Schweizer Familie, ging jeden Sonntag in die Kirche. Bereits in der ersten Woche haben sie mich eingeladen, mitzukommen. Drei Tage vor diesem ersten Kirchenbesuch passierte ein tragischer Verkehrsunfall. Ein Mitglied der Kirche kam dabei ums Leben. Kurz bevor wir zum Gottesdienst losgefahren sind, erklärte mir der Sohn des Farmers: «Hier in Kanada ist es etwas anders als in der Schweiz. Wenn hier gestandene Männer auf die Bühne gehen und etwas aus dem Leben des Verstorbenen erzählen, so lassen sie ihrer Trauer freien Lauf.» Und genau so war es. An jenem Morgen erlebte ich, wie Männer auf die Bühne gingen und bittere Tränen weinten und sich kein bisschen schämten deswegen. Für mich war es damals ein Schock. Zum Glück hat auch in der Schweiz ein Umdenken diesbezüglich begonnen.
Das heutige Thema handelt nicht von weinenden Männern, sondern es geht um alttestamentliche Bräuche welche uns sehr, sehr fremd erscheinen.
Das Paschamahl
Im 2. Buch Moses lesen wir, wie Mose Gott in Form eines brennenden Busches begegnete. Dieser berief Mose, das Volk Israel aus der 400-jährigen Sklaverei herauszuführen. Diese Aufgabe erweist sich als sehr schwierig, denn der ägyptische Herrscher wollte das Volk nicht ziehen lassen. Daraufhin sendete Gott neun Plagen, welche den Pharao umstimmen sollten. Doch er blieb hart und wollte sie nicht ziehen lassen. Darauf folgt die letzte und schlimmste Plage: alle erstgeborenen Söhne mussten sterben. Gott anerbot den Israeliten Schutz vor dieser Plage. Jeder Haushalt sollte ein makelloses Schäfchen schlachten und das Blut an beide Türpfosten streichen, dies als Zeichen für den Tod, dass er an ihren Häusern vorbeiziehen werde. Am nächsten Tag ging ein lautes Schreien durch das Land. Alle Erstgeborenen der Ägypter waren tot. Die Söhne der Israeliten hingegen wurden verschont. Gott befahl, von nun an jedes Jahr in Erinnerung an seine grossen Taten ein Fest zu feiern. Bis heute feiern die jüdischen Gemeinschaften dieses Fest, es wird Paschafest (Pesah) genannt.
Der Bund mit Israel
Die Israeliten konnten mit Gottes Hilfe der ägyptischen Armee entrinnen und gelangten zum Berg Sinai. Dort offenbarte ihm Gott seine Vision für das Volk. Die Israeliten werden von Gott gesegnet, damit sie für alle Nationen ein Segen werden. Dafür verlangte ER vom Volke Israel absolute Treue. Durch Mose vermittelt Gott die Gebote dieses Bundes. «Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören. Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte» (2Moses 24,7f LUT) Durch dieses Blutopfer wurde dieser Bund in Kraft gesetzt. Wahrlich für uns ein sehr befremdend anmutendes Ritual. Wie würdet ihr alle staunen, wenn ich plötzlich mit einer Schale gefüllt mit Blut durch die Reihen ging und euch damit benetzen würde?
Jom Kippur
Nach dem Erlebnis auf dem Berg Sinai wanderten die Israeliten weiter in die Wüste und bauten ein Zelt der Anbetung auf. Dieses wird auch Offenbarungszelt, Stiftshütte oder Tabernakel genannt. Als sie dann in das verheissene Land ziehen, wird dies durch einen Tempel ersetzt. Wie Pastor Cedric vor ein paar Wochen beschrieben hat, hat dieser Tempel verschiedene Bereiche. Heute möchte ich den Fokus auf das Allerheiligste legen.
Damals durfte nur der Hohepriester einmal im Jahr, an Jom Kippur, das Allerheiligste betreten. Bevor er in Gottes Gegenwart durfte, musste er ein Jungtier töten und dieses Blut als ein Sündenopfer für seine Sünden opfern. Des Weiteren musste eine Ziege als das Sündenopfer für das Volk geschlachtet werden. Mit diesem Blut betupfte er siebenmal die Deckenplatte der Bundeslade damit alle Sünden getilgt wurden. Damit der Hohepriester und das Volk leben konnten, mussten Tiere ihr Leben lassen. Aus der Bibel wissen wir, dass Sünde den Tod erwirkt, das Sühneopfer hingegen Leben bringt. Hätte der Hohepriester ungesühnt Gottes Heiligtum betreten, so wäre er gestorben. Überlieferungen berichten, dass der Hohepriester ein Seil am Bein befestigt hatte. Falls er nicht ganz rein ins Allerheiligste gegangen wäre und somit durch Gottes Präsenz gestorben wäre so hätte man ihn daran herausziehen können. Es durfte kein anderer Mensch den heiligen Raum betreten, um die Leiche zu bergen. Die Sünde kann im Licht Gottes nicht bestehen denn sie muss zuerst gesühnt werden.
Jom Kippur (Update 2.0)
Diese drei Geschichten sind aus dem Alten Testament. Um zu verstehen, was am Kreuz geschehen war brauchen wir das Wissen aus dem Alten Testament. Heute ist Karfreitag und ich möchte uns näherbringen, was vor 2000 Jahren geschah.
Im Hebräerbrief lesen wir über ein neues Jom Kippur Fest «Jetzt aber ist diese Zeit angebrochen, denn jetzt ist Christus gekommen, der Hohepriester, der uns die wahren Güter gebracht hat. Er hat ein grösseres und vollkommeneres Zelt durchschritten, ein Zelt, das nicht von Menschen gemacht wurde und nicht zu dieser Schöpfung gehört. Und was ihm den Weg ins Heiligtum öffnete war nicht das Blut von Böcke und Kälbern sondern sein eigenes Blut. Ein einziges Mal ist er hineingegangen, und die Erlösung, die er bewirkt hat, gilt für immer und ewig» (Hebräer 9,11+12 NGÜ). Dieser kurze Text ist voll mit Auffassungen des Alten Testaments. Jesus ist der wahre Hohepriester, ein Mediator, der sich anstelle des Volkes als Opfer darbringt. Er brachte nicht nur das Blut von Böcken und Kälbern, sondern sein eigenes Blut als Sühneopfer dar. Dieses wahre Opfer musste nur ein einziges Mal dargebracht werden. Sein Blut brachte ihn nicht nur in das Allerheiligste des Tempels, sondern an einen um vieles heiligeren Ort. Jesus verschenkte jeden Tropfen seines Blutes. Er starb am Kreuz und in jenem Moment riss der Vorhang des Tempels entzwei. Das war kein Vorhang, wie wir ihn kennen, sondern eher vergleichbar mit einem Wandteppich. Dieser war zehn auf zehn Meter und riss von oben bis unten ganz durch. Dies war ein Zeichen der Wirkung seines Blutes in der geistigen Welt.
Gott wollte nicht im Allerheiligsten eingesperrt bleiben. Durch Jesus kann er nun überall sein. Er möchte in dir, in deinem Herzen präsent sein. Er möchte, dass aus dir eine allerheiligste Wohnung wird. Dazu brauchte es jeden Blutstropfen Jesu.
Der neue Bund (Update 2.0)
Wie heute mehrmals erwähnt, brauchte es zur Bestätigung eines Bundes Blut. Gott schloss mit Israel einen Bund. Dieser war jedoch nur ein schwacher Schatten von dem, was noch kommen sollte. Der Prophet Jeremia prophezeite einen neuen Bund. Nicht einen Bund, den sie aus eigener Kraft nicht halten können, sondern ein Bund, der ihnen Kraft gibt, Gott gefällig zu leben. «Der neue Bund, den ich dann mit dem Volk Israel schließe, wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein» (Jeremia 31,33 HFA). Jesus wusste, dass Er der Auserwählte war, um diesen neuen Bund mit Gott zu schliessen. Ihm war bewusst, dass zur Besiegelung dieses neuen Bundes ein Opfer dargebracht werden musste, und dass er dieses geopferte Lamm sein wird. Darum ging er freiwillig ans Kreuz, um mit seinem Blut diesen Bund rechtskräftig zu machen.
Das Paschamahl (Update 2.0)
Diese Blutopfer, wie fremd sie uns auch vorkommen, waren zu jener Zeit von grosser Wichtigkeit. Nur durch sie verstehen wir, was am Kreuz geschah. Am Abend vor seinem Tod beauftragte Jesus seine Jünger ein Paschamahl vorzubereiten. Dies zur Erinnerung an Gottes grosse Tat, die erstgeborenen Söhne der Israeliten leben zu lassen. In diesem Kontext vom Paschamahl, welches passender nicht sein kann, versammelte Er sich mit seinen engsten Freunden. «Während sie aber assen, nahm Jesus Brot, segnete, brach und gab es den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; dieses ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte und gab ihnen denselben und sprach: Trinket alle daraus. Denn dieses ist mein Blut des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden» (Matthäus 26,26-28 ELB1905). Obwohl die Jünger den alten Bund kannten, haben sie nicht begriffen, was Jesus wirklich damit meinte. Jesus sprach: Esst mein Leib und trinkt mein Blut. Damit meinte er nicht das Blut, welches ihre Vorväter an die Türpfosten gestrichen hatten, sondern sein eigenes Blut. Jesus spricht nicht von einem alten, traditionellen Paschamahl. Er spricht über ein Paschamahl der Zukunft. Jesus Blut rettet nicht nur die Erstgeborenen vor dem Tod, sondern alle welche die Errettung in Anspruch nehmen wollen. Jesus feierte vor 2000 Jahren, das Updated Paschamahl (2.0), welches wir heute Abendmahl nennen. Schön ist, dass wir heute am Karfreitag in der seetal chile das Abendmahl feiern dürfen und ich freue mich bereits riesig darauf.
Abendmahl
Der Leib Jesu und sein Blut haben eine unendliche Kraft. Sein Blut tilgt all unsere Schulden und stellt die Beziehung zu Gott wieder her. Heute dürfen wir diese lebensspenden Elemente in uns aufnehmen. Sein Blut bringt Leben, nicht nur ewiges Leben im Jüngsten Gericht, sondern schon jetzt und heute. In dem Abendmahl ist Jesus präsent wir sind mit Ihm verbunden. Wenn wir den Becher nehmen und trinken, können wir uns vorstellen, dass sein Sein Blut durch unsere Adern fliesst. Jesus hat sein Blut geopfert damit es durch dich, durch deinen Körper fliessen kann. Durch das Abendmahl schenkt er uns die göttliche Kraft, damit wir zu einem seiner Nachfolger werden können.
Mögliche Fragen für die Kleingruppen
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Was ist der neue Bund mit Gott?
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Wie unterscheidet er sich vom alten Bund?
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Was findest Du das Genialste am neuen Bund?
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Warum feiern wir das Abendmahl?
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Was bedeutet Dir das Abendmahl? Ist es mehr als ein Gedächtnis (Lukas 22,19)?