Datum: 3. März 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 1. Mose 12,4; 1. Könige 19,19-21

Obwohl Nachfolge etwas «Pionierhaftes» an sich hat, bedingt sie nicht die Persönlichkeit eines Pioniers. Zaghafte und forsche, introvertierte und extrovertierte, mit der Lebensbewältigung überforderte und locker im Alltag stehende – alle Nachfolger werden herausgefordert, freudig die neue Welt Gottes vorwegzunehmen und in die neue Schöpfung hineinzuwachsen, die sie in Jesus bereits sind.


«Folge du mir nach!» Seit einigen Wochen sind wir nun mit diesem Thema unterwegs. Zeit, um kurz zusammenzufassen, was wir unter Nachfolge verstehen. Wir meinen damit, unseren Alltag entlang der Linie, wie Jesus war und was Er tat, zu leben. Darin enthalten ist unser Umgang mit uns selbst genauso wie mit unseren Familienmitgliedern, unser Sein und Verhalten am Arbeitsplatz, in der Nachbarschaft und in der Kirche. Alles, was wir tun, soll immer mehr im Einklang mit Jesus Christus geschehen. «Und alles, was auch immer ihr tut oder sagt, soll im Namen von Jesus, dem Herrn, geschehen, durch den ihr Gott, dem Vater, danken sollt!» (Kolosser 3,17 NLB).

Neuland im Fokus

«Abram machte sich auf den Weg, wie der HERR es ihm befohlen hatte. Und Lot ging mit ihm. Abram war 75 Jahre alt, als er Haran verliess» (1Mose 12,4 NLB).

Als ich mich vor 30 Jahren aufraffte, um den Beruf eines Pastors zu erlernen, war es normal, dass ein Pastor alle 10 Jahre an eine neue Stelle berufen wurde. Es war völlig unvorstellbar, dass sich eine Pastorenfamilie Wohneigentum aneignet. Heutzutage beklagt die Leitung der Vivakirche Schweiz, dass es sehr schwierig geworden sei, einen Pastor für einen neuen Wirkungsort zu gewinnen. Wir sind bezüglich unseres Berufes träge und sesshaft geworden. Und – je älter man wird, desto schwieriger sind Veränderungen.

Mich fasziniert, dass Abram im fortgeschrittenen Alter von 75 Jahren für einen Aufbruch zu Neuland bereit war. Das ist ein starker Hinweis, dass auch von uns niemand zu alt ist, um Jesus nachzufolgen und zu neuen Ufern aufzubrechen. Nachfolge ohne Aufbrüche zu Neuland gibt es nicht. Immer geht es darum, auf das Reden Gottes hin zu handeln. Vor zwei Wochen erwähnte ich, dass Nachfolger etwas für Pioniere sei.

In einem Gespräch wurde mir bewusst, dass dies ein missverständlicher Satz ist. Viele Menschen fühlen sich von ihrem Naturell her alles andere als Pioniere. Ihre Energie reicht gerade so knapp für die Lebensbewältigung. Alles, was darüber hinausgeht, ist mit Stress verbunden. Nachfolge Jesu ist nicht nur für innovative, extrovertierte, energiegeladene, Abenteuer liebende Persönlichkeiten, sondern auch für ruhige Leute, die weder Freude noch Energie für einen Aufbruch haben. Es ist niemals meine Absicht, solchen Menschen Druck und ein schlechtes Gewissen aufzubürden. Nachfolge hat etwas Dynamisches an sich, ist aber nicht nur für Pioniere!

Aufbruch zu Neuland geschieht nicht nur durch einen heroischen Berufswechsel oder eine geografische Veränderung, sondern in den meisten Fällen in kleinen unscheinbaren Schritten. Es kann darum gehen, jemandem zu vergeben, das jahrelang gehütete Geheimnis der Scham jemandem anzuvertrauen, eine neue Perspektive auf das Leben einzunehmen, Zeit zum Hören auf Gott einplanen, den ersten Schritt in einer verkorksten Beziehung zu tun, eine neue Essgewohnheit bzw. sportliche Betätigung kultivieren oder sich für das Gemeindeweekend anmelden.

Das Neuland für Abram war ein Land, wo Milch und Honig floss. Nachfolge ist ebenfalls eine Einladung zu einem Leben in der Fülle. Vor einem liegt die neue Welt Gottes, der neue Himmel und die neue Erde. Nun gilt es Schritte hin zu diesem Land zu machen. Übrigens ein Nachfolger von Jesus ist bereits eine Neuschöpfung, er trägt den Stoff von Gottes neuer Welt. Man könnte also sagen, dass es in der Nachfolge darum geht, zu der Person zu werden, die wir in Jesus bereits sind. «Denn wir sind Gottes Schöpfung. Er hat uns in Christus Jesus neu geschaffen, damit wir die guten Taten ausführen, die er für unser Leben vorbereitet hat» (Epheser 2,10 NLB).

Neuland im Herzen

Wir erinnern uns, dass Abraham nur deshalb einen Aufbruch wagte, «weil er auf eine Stadt mit festem Fundament wartete, deren Bauherr und Schöpfer Gott selbst ist» (Hebräer 11,10 NLB). Die menschliche Tendenz will festklammern, sich sesshaft machen, Hütten bauen. Um dieses Trägheitsmoment zu überwinden, brauchen wir etwas Grösseres und Stärkeres in unserem Herzen, das uns nach vorne zieht.

Dieses Grössere ist die neue Welt Gottes. Die Kultur dieser Stadt entspricht dem Wesen und den Taten von Jesus. Sie trägt Seine DNA, seine Ruhe, seinen Frieden, seine Gnade, seine Hoffnung, sein Mitgefühl, seinen Mut, seine Weisheit, seine Autorität, seine Macht, seine Sanftmut, seine Liebe, seine Freude, seine Demut, seine Selbstdisziplin, seine Geduld, seine Freundlichkeit, seine Gemeinschaft der Freundschaft, ...

Kürzlich ist eine 93-jährige Diakonisse gestorben, die seit längerer Zeit gesagt hat, dass sie sich freue, ihren Bräutigam kennenzulernen. Die neue Welt wird im Wort Gottes mit einem gigantischen Hochzeitsfest verglichen, bei dem der Bräutigam, Jesus, seine Braut, die Kirche, empfängt und ihr ein Zuhause gibt. Solange wir glauben, dass der Ort, wo wir die Ewigkeit verbringen, monoton und langweilig sein könnte, werden die Kräfte dieser Welt zu stark sein, als dass wir mutig ins Neuland aufbrechen. In der Bibel aber steht: «Denn diese Welt ist nicht unsere Heimat; wir erwarten unsere zukünftige Stadt erst im Himmel» (Hebräer 13,14 NLB). Ein Nachfolger von Jesus ist Bürger von der zukünftigen Stadt. Wir müssen unseren Bürgerort, unsere wahre Heimat besser kennenlernen. Als Mose vor Kanaan stand, dem Land, in dem Milch und Honig fliesst, sandte er zwölf Kundschafter aus. Dort sahen sie Früchte und Menschen in einer Grösse wie nie zuvor. Leider rechneten zehn der Spione nicht mit der Hilfe Gottes und wagten den Aufbruch nicht. Wir müssen dringend innerlich auch Kundschafter in die neue Welt Gottes aussenden. Bitten wir doch Jesus, dass er uns einen Blick für die zukünftige Stadt schenke, dass er die Augen unserer Herzen für diese unfassbare Herrlichkeit öffne!

Es gibt ein Fremdwort, das Nachfolge so präzis beschreibt, wie ich leider kein deutsches Wort gefunden haben. Es heisst antizipieren und bedeutet etwas vorwegnehmen, etwas erkennen, bevor es eingetreten ist, eine Vorausschau bzw. einen Zeitsprung in die Zukunft. Das Gegenteil davon ist ignorieren, übersehen, verpassen, versäumen. Nachfolge bedeutet, dass wir die neue Welt Gottes antizipieren und jetzt schon den Lebensstil der neuen Welt Gottes leben. Und nochmals: das muss man sich nicht hart erarbeiten, das Geschenk liegt bereit! Somit wird klar, Nachfolge führt zu einem höchst attraktiven Leben der Fülle, ein Land, wo Milch und Honig fliesst.

Wenn die Einladung von Jesus: «Folge du mir nach!», bei dir Druck auslöst, läuft etwas schief. Es ist so, dass wir auf Gottes Reden hin unsere Trägheitsmomente überwinden sollen. Dazu braucht es Dynamik. Woher nehmen? Im griechischen Urtext heisst es, dass der Heilige Geist Dynamis ist, also Dynamit mit einer unheimlichen Sprengkraft. Und dann gilt: «Vielmehr wissen wir: Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen; etwas ganz Neues hat begonnen!» (2Korinther 5,17 NGÜ). Die Neuschöpfung liegt nicht nur in der zukünftigen Stadt, sondern bereits bei denen, die zu Christus gehören. Deshalb geschieht immer, wenn ein Nachfolger zu Neuland aufbricht, etwas ganz Besonderes: Sehnsucht trifft auf bereits Vorhandenes. Mit anderen Worten: Die ganze DNA der neuen Welt und damit von Jesus steckt als Potenzial in uns. Nachfolge bedeutet, zu dem zu werden, was wir in Christus bereits sind.

Grillparty zum Abschied

«Und er ging von dort weg und fand Elisa [...], der gerade mit zwölf Gespannen vor sich her pflügte. Er selbst aber war bei dem zwölften. Und Elia ging zu ihm hin und warf seinen Mantel über ihn. Da verliess er die Rinder und lief hinter Elia her und sagte: Lass mich doch meinen Vater und meine Mutter küssen! Dann will ich dir nachfolgen. Er aber sagte zu ihm: Geh, kehre um! Denn was habe ich dir getan? Da kehrte er sich von ihm ab, nahm das Gespann Rinder und schlachtete sie, und mit dem Geschirr der Rinder briet er ihr Fleisch und gab es den Leuten, und sie assen. Dann machte er sich auf und folgte Elia nach und diente ihm» (1Könige 19,19-21 ELB).

Als ich vor 30 Jahren meinen Beruf verliess, kopierte ich alle meine Projekte auf eine Diskette. Diese verstaute ich in mein Gepäck, damit ich – sollte etwas schieflaufen – zurück in die alten Lebensmuster schlüpfen konnte. Bevor Elisa aufbrach, um Elia nachzufolgen, machte er sauberen Tisch. Er opferte ein Gespann seiner Rinder, verbrannte die Joche, briet das Fleisch und veranstaltete ein Abschiedsessen. Das war ein starkes Ritual, mit dem er die Brücken hinter sich abriss und gleichzeitig auf den freudigen Beginn von etwas Neuem hinwies. Elisa bekleidete sich nicht mit Trauerflor, sondern feierte den Aufbruch mit seiner Familie. Nachfolge ist ein Fest, welches gefeiert sein will. Es sind konkrete Schritte in eine herrliche Zukunft. Zwei Dinge können wir von Elisa lernen:

  • Brücken zum alten Leben abreissen: Das können Beziehungen oder Orte sein, die uns nicht guttun, irgendwelche Suchtmittel, die uns zurückziehen, falsche Sicherheiten, die wir uns angelegt haben, Ablösung vom Elternhaus, Festlegungen, die wir mal gemacht haben, ungesunde Abhängigkeiten, etc.
  • Konkrete Schritte feiern: Wie Elisa könntest du eine Grillparty organisieren oder einen Dessert in die Kleingruppe mitbringen, um Teilerfolge zu feiern. Feste helfen, um sich an kleinen Fortschritten in der Nachfolge zu freuen und sich ihrer bewusst zu sein. Die Nachhaltigkeit wird verbessert.

Diese beiden Punkte sind eine grosse Hilfe, um konkrete Schritte entlang der Linie, wie Jesus ist und was er tut, zu gehen.

Machen wir es doch wie Elisa: Lassen wir uns durch Gottes Wort herausfordern und wagen Aufbrüche zu unbekanntem Neuland. Dabei werden wir entdecken, dass so unbekannt dieses gar nicht. Es steckt als Geschenk bereits in uns!

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 1. Könige 19,19-21

  1. Inwiefern entspricht es deinem Naturell, zu Neuland aufzubrechen?
  2. Kennst du die neue Welt Gottes? Redet über eure Vorstellungen und darüber, was die Bibel darüber sagt.
  3. Was bedeutet es, in deinem Alltag die neue Welt Gottes zu antizipieren? Welche Eigenschaften der zukünftigen Stadt möchtest du gerne vorwegnehmen?
  4. Bei einem Schritt in der Nachfolge: Was ist unsere Verantwortung? Was ist Gottes Verantwortung? Woher kommt die Kraft?
  5. Was könnte mein «Rind» sein, das ich schlachten soll? Wie kann man einen Aufbruch feiern? Wen lade ich zum Abschiedsessen ein?