Datum: 29. März 2020 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Könige 6,8-23

Elisa und sein Diener erleben angesichts einer feindlichen Armee eine Geschichte des Sehens bzw. Nicht-Sehens. Durch ein Gebet von Elisa wurde bei Gehasi der Blick in die unsichtbare geistliche Wirklichkeit freigeschaltet. Dadurch verlor er jegliche Angst, weil er die Heere Gottes sah, die den weltlichen Gefahren weitaus überlegen sind.


Schon in den Autofahrlernstunden wurde uns beigebracht, dass wir dorthin fahren, wo wir hinschauen. Wenn wir auf den Baum in der Kurve schauen, besteht grosse Gefahr einer Kollision. Deshalb ist im Leben mit Gott nicht nur das Hören wichtig, sondern auch das Schauen. Von Elisa und seinem Diener können wir für unsere heutige Zeit sehr viel lernen. Wie du und ich – so lautet unser Jahresthema. Wir können das Gleiche erleben, wie diese zwei Herren damals.

Der durchdringende Blick

Der König von Aram führte Krieg gegen Israel. Als gewiefter Kriegsstratege schmiedet er Angriffspläne. Doch jedes Mal werden sie vereitelt, so dass der König von Aram einen «Maulwurf» in seinen Reihen vermutet. Crypto AG lässt grüssen. Er führt eine interne Untersuchung durch. Doch einer seiner Heerführer weiss Bescheid: «Es ist keiner von uns, mein Herr und König. Elisa, der Prophet in Israel, sagt dem König von Israel jedes Wort, das du in deinem Schlafzimmer sprichst» (2Könige 6,12 NL). Sofort schickte er Aufklärer aus, um den Standort von Elisa zu orten. Bald darauf war klar, dass Elisa sich in Dotan befindet.

Elisa war ein Prophet. Man nennt diese auch Seher Gottes. Elisa hatte die Gabe, die Wand der sichtbaren Wirklichkeit zu durchdringen. Es gibt einen Blick, der mehr sieht. Paulus betet für die Epheser genau für diesen Blick: «Er öffne euch die Augen des Herzens, damit ihr erkennt, was für eine Hoffnung Gott euch gegeben hat, als er euch berief, was für ein reiches und wunderbares Erbe er für die bereithält, die zu seinem heiligen Volk gehören, und mit was für einer überwältigend grossen Kraft er unter uns, den Glaubenden, am Werk ist» (Epheser 1,18f NGÜ). Die Augen des Herzens kann Dinge sehen, von denen unsere Augen im Kopf nichts wissen.

Doch können diese Augen nur von Gott geöffnet werden. Wenn sie geöffnet worden sind, sehen wir nicht nur die Angriffe der Feinde und Gefahren des Lebens, sondern Hoffnung, ein wunderbares Erbe und eine überwältigend grosse Kraft. Alles Ressourcen, die von Gott geschenkt und initialisiert werden müssen.

Der einladende Blick

Blöd ist nun aber, dass der König von Aram Bescheid weiss und Elisa an den Kragen gehen will. Der Angriff gegen Dotan startet, die ersten Fallschirmjäger sind abgesetzt, die Infanterie ist im Anzug, die Artillerie in Stellung. Die Schlinge zieht sich zusammen.

«Als der Diener des Propheten am nächsten Morgen aufstand und aus dem Haus trat, war die Stadt umgeben von Truppen, Pferden und Streitwagen. ‘Mein Herr, was sollen wir tun?’, rief er Elisa zu» (V.15 NL). Wo Gehasi, so heisst der Diener von Elisa, auch hinschaute, nur Feinde!

So geht es uns doch gerade jetzt: Ob wir mit dem Nachbar in sicherer Distanz einen Schwatz abhalten, die Zeitung lesen, den Fernseher einschalten, Push-Nachrichten auf dem Handy wegklicken, überall hockt der Feind. Vom Aufstehen bis Ins-Bett-Gehen zieht er unsere Blicke auf sich. Es ist zwar nicht der König von Aram, aber zumindest eine ‘Krone’. Corona hat uns umzingelt. Das macht etwas mit uns. Sorgen und Ängste wollen uns bedrücken. Nicht nur das: Experten sagen, dass Babys von Anfang an zwei Ängste haben: die Angst vor dem Fallen und die Angst vor lauten Geräuschen. Mit fünfhundert Erwachsenen unterschiedlicher Altersgruppen, Herkunft und Lebensgewohnheiten wurde ein Angst-Studie durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass die Probanden 7000 unterschiedliche Ängste miteinander teilten. Diese Zahl ist meiner Meinung nach zu hoch. Doch die Tendenz ist richtig. Es gibt kaum etwas, vor dem Menschen sich nicht fürchten.

Dann macht Elisa seinem Diener einen wunderbaren Zuspruch: «Hab keine Angst! Denn es sind mehr auf unserer Seite als auf ihrer» (V.16 NL). Ich höre Gehasi sagen: «Keine Angst! Die Wirklichkeit spricht eine andere Sprache, das siehst du doch auch, oder?» Elisas Mutmachersprüche sind aber viel mehr als Zweckoptimismus, denn er sieht mehr als Gehasi. In einem Gebet bittet er Gott, Gehasi die Herzen der Augen ebenfalls zu öffnen: «Herr, öffne ihm die Augen und lass ihn sehen. Da öffnete der Herr dem Diener die Augen, und als er aufblickte, sah er, dass das Bergland um Elisa herum voll feuriger Pferde und Streitwagen war» (V.17 NL). Elisa lädt Gehasi zu einem neuen Blick ein. Das Wunder geschieht und Gehasi sieht ringsum feurige Pferde und Streitwagen. Das Adjektiv «feurig» zeigt, dass es sich um eine göttliche Streitmacht handelt. Gehasi bekommt den Blick frei für die himmlische unsichtbare Welt, wo eine viel stärkere Wirklichkeit beheimatet ist.

Hab keine Angst! Denn es sind mehr auf unserer Seite als auf ihrer! Den Blick für diese Wirklichkeit müssen wir bewusst suchen. Mein Motto ist beispielsweise, dass ich am Morgen immer zuerst die Bibel lesen, bevor ich mich das Handy einschalte oder die Zeitung lese. Ganz bewusst schalte ich den Fernseher nach der Tagesschau wieder aus. Wir alle sind gezwungenermassen mehr zu Hause als sonst. Das bietet uns grosse Chancen, unseren Blick auf die geistliche Wirklichkeit zu trainieren. Nutzen wir die Zeit doch, um Gott zu suchen. Das kann in einem ausgedehnten Gebetsspaziergang oder durch regelmässige Gebetszeiten passieren. Ich habe von Leuten gehört, die haben die Gebetszeiten der Ufschtoh-Woche einfach zu Hause durchgeführt. Ganz speziell geniesse ich auch den Sonntagmorgen. Die Predigt ist im Kasten und ich kann mir mit einer Tasse Kaffee viel Zeit mit Gott nehmen, bevor ich dann um 9:00 Uhr ins Büro gehe. Wie gestaltest du deine Tage? Es geht ja nicht darum, Gott zu imponieren, es geht um das Antrainieren des Blickes in eine ganz andere und viel realere Wirklichkeit als die Sichtbare.

Gerade in der aktuellen Zeit, in der der Feind uns umzingelt, ist dieser Blick für Gottes Wirklichkeit eminent wichtig. Elisa hat seinem Nächsten geholfen, auch diesen Blick zu bekommen. Viele Menschen um uns herum sind sehr verunsichert, verängstigt und sehr offen für göttliche Dinge. Wir können für sie ein Elisa sein. Genauso, wie er Gehasi geholfen hat, mit offenen Herzensaugen zu leben, können wir unseren Mitmenschen helfen. Wir können das im Gebet oder auch im direkten Gespräch tun. Nutzen wir doch die Chance, die der jetzige Alltag uns bietet und laden wir andere Menschen für einen neuen Blick auf die Wirklichkeit ein. Viele Menschen sind gerade jetzt sehr offen für Transzendentes, für Dinge, die unserem rein irdischen Blick verwehrt sind. Sei für andere ein Elisa! Vielleicht bist du auch wie Gehasi und weisst noch nichts von den himmlischen Örtern. Dann suche dir einen ‘Elisa’, der mit dir betet, oder bete am Schluss das Gebet, das ich sprechen werde mit. Egal ob Gehasi oder Elisa, Gott spricht zu dir: «Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein!»

Der verhinderte Blick

«Als das aramäische Heer gegen sie vorrückte, betete Elisa zum Herrn: ‘Mach sie doch alle blind.’ Und der Herr tat, worum Elisa ihn gebeten hatte» (V.18 NL). Elisa bittet darum, dass die Aramäer den natürlichen Sehsinn verlieren. Dadurch wurden sie in eine falsche Stadt fehlgeleitet und dem König von Israel auf dem Tablett vor das Schwert serviert. «Als der König von Israel sie sah, rief er Elisa zu: ‘Mein Vater, soll ich sie töten?’» (V.21 NL). Elisa verbat seinem König, sie zu töten und stattdessen ihnen Brot zu essen und Wasser zu trinken zu geben. Gemeinsam schmissen sie ein grosses Fest. Anschliessend schickte der König das Heer zu ihrem König zurück. Von diesem Zeitpunkt an liessen die aramäischen Plünderer das Land Israel in Frieden. Die weite Sicht, die Elisa hatte, liess es zu, dass er sogar für die Feinde ein Segen sein konnte.

Jetzt haben wir alle Sehstufen durch: das natürliche Sehen, das übernatürliche Sehen und das Gar-Nichts-Sehen. Mir gefällt das übernatürliche Sehen am besten. Sie hilft uns die wirkliche Realität zu erkennen. Wir werden gesegnet und können ein Segen sein.

 

Letztlich geht es darum, den Blick immer wieder auf Jesus zu richten: «[...] Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt» (Hebräer 12,1f NL). Wörtlich lautet der Schluss: «Jesus, dem Ursprung unseres Glaubens und der ihn zum Ziel führt». Jesus ist die Quelle des Glaubens. Wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen, öffnet er die Augen unserer Herzen, so dass wir Einblick in die himmlische Welt bekommen. Er führt uns letztlich auch zum Ziel – es ist die totale Gemeinschaft mit Gott, in der wir ihn in seiner unfassbaren Schönheit ungehindert sehen, wie er ist (1. Johannes 3,2). Das wird allein Herrlichkeit sein! Nur durch Jesus bekommen wir Einblick in die himmlischen Örter, er ist das Guckloch in die andere, letztlich viel realere Welt. Niemand von uns sollte auf diesen Blick verzichten, den Jesus uns freimachen will.

 

 

 

 

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: 2. Könige 6,8-23

  1. Was beeindruckt dich an dieser Geschichte? Glaubst du an ein angstfreies Leben?
  2. Ist Jesus schon die Quelle deines Glaubens? Kennst du den Blick zu den himmlischen Örtern?
  3. Was macht dir Angst? Wie ist Gehasi damit umgegangen? Wie könntest du den «Gehasi-Effekt» gezielt für dich persönlich nutzen?
  4. Auf was schaust du in dieser ausserordentlichen Zeit? Was hilft dir, den Blick immer wieder auf die himmlische Wirklichkeit zu richten?
  5. Lege dir eine neue Angewohnheit zu, die dir hilft, den Blick vom Sichtbaren in die unsichtbare Welt zu lenken. Was könnte es sein?