Arbeit & Glaube | Arbeit als gute Nachricht

Datum: 14. September 2025 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Römer 12,11

Arbeit als gute Nachricht bedeutet, dass meine Arbeit eine Form der Anbetung Gottes ist. Daher orientiert sie sich an Jesus Christus. Die Motivation daraus ist nicht mehr, die Arbeit als Suche nach Anerkennung und Macht zu gestalten, sondern sie als Ausdruck der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Jesusnachfolger haben einen inneren Kompass, der ihnen hilft, ihrer Berufung im Beruf nachzugehen. Dieser gibt einen gewissen Rahmen für die Arbeit vor und hilft dabei, sowohl der Arbeit als auch Gott zu dienen.


Heute ist bereits die dritte Predigt in unserer Serie «Arbeit & Glaube». Dabei haben wir einen Weg beschritten von der Würde der Arbeit über Arbeit als mehr als Leistung bis hin zu «Arbeit als gute Nachricht». In der heutigen Predigt werden viele Beispiele von anderen Personen vorkommen, ausserdem einige Zitate von Menschen, die teilweise schon längst verstorben sind. Dies soll zum Ausdruck bringen, dass diese Thematik, mit der wir uns heute beschäftigen, nichts Neues ist, sondern sich einreiht in eine lange Tradition der Überlegungen zu «Arbeit & Glaube».

Das Evangelium als Leitfaden

Die Grundlage die Arbeit als gute Nachricht zu sehen, ist die «gute Nachricht» schlechthin. Jesus Christus sagt: «Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit» (Johannes 17,19 LUT). Heiligen heisst, sich Gott hingeben. Jesus tat dies wie jemand, der bei der Olympiade teilnehmen möchte. Er unterordnete alles diesem einen Ziel. So arbeitete Jesus auf das Ziel der Erlösung hin. Es ist die Erlösung von uns Menschen von der Sünde. Im Bereich der Arbeit ist es die Zielverfehlung, die Arbeit anzubeten, anstatt sie als Anbetung zu verrichten. Jesus Christus anzubeten heisst, sich nicht selbst einen Namen machen zu wollen. Wir Menschen können die Trennung (Sünde) zwischen Gott und Mensch nicht selbst lösen. Nur Jesus Christus konnte dies vollbringen. Daher müssen wir unsere ganze Hoffnung auf ihn setzen und nicht auf uns selbst. Jeder Mensch hat eine Weltsicht, in der er entweder Jesus Christus oder sich selbst verleugnet. Wenn Jesus nachgefolgt wird, also man sich selbst verleugnet, dann führt dies zu einer neuen Motivation für die Arbeit. Nicht mehr Anerkennung und Macht, sondern die Liebe zu Gott und zum Nächsten sind die treibenden Motive. Das Evangelium von Jesus Christus befreit von Stolz, wenn ich erfolgreich bin, und von Angst, wenn ich versage. Es gilt, die Berufung in meinem Beruf neu zu leben. In Demut und Integrität. In Kreativität und Exzellenz. Mit Mitgefühl und Gerechtigkeitssinn.

In der Textlesung hörten wir Anweisungen an Sklaven und ihre Herren. Dabei wurde deutlich, dass Jesusnachfolger arbeiten, weil der himmlische Vater zuschaut, der sie liebt. Sie versuchen, Salz und Licht im Beruf zu sein. D.h. einen positiven Einfluss aufgrund ihrer Jesusnachfolge zu machen und dadurch auf Jesus Christus hinzuweisen. Dies weniger durch Evangelisation, also anderen die gute Nachricht zu erzählen, sondern auf die Art und Weise, wie sie ihre Arbeit tun. «Was du tust, spricht so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst» (Ralph Waldo Emerson). Sie machen einen Unterschied durch ihren Charakter, ihren Arbeitsstil und ihren Beitrag zum Gemeinwohl. Es geht dabei darum, durch sein Leben die Dankbarkeit gegenüber Jesus Christus auszudrücken. Dass Jesusnachfolger durch ihn einen Namen haben. Ein Leben, das die Dankbarkeit gegenüber der Erlösung ausdrückt, ist besser als ein Leben des Zeigenwollens, wie gut man selbst ist.

Es geht darum, Arbeit und Glaube zu verbinden. In Bern hatte ich mir eine To-do-Liste gemacht, welche zuoberst folgendes Zitat hatte: «Man muss so beten, als ob die ganze Arbeit nichts nütze, und man muss so arbeiten, als ob das ganze Beten nichts nütze» (Martin Luther). Seine Arbeit als Jesusnachfolger zu verrichten, heisst auch, sich von Menschen unterbrechen zu lassen. Jesus liess sich immer unterbrechen. Er war dabei aber nie gehetzt. Wir sind nicht Jesus, wollen aber immer mehr wie er werden. Wenn der Sinn des Lebens auf dem Spiel steht, geraten wir Menschen schnell in Panik. Wie grossartig wäre es, wenn Jesusnachfolger für Barmherzigkeit, Grosszügigkeit, Ruhe und Gelassenheit in Krisen, Unterbrechungen oder Niederlagen bekannt wären. Doch weshalb sollen sie denn einen Unterschied machen? Abraham Kuyper, niederländischer Theologe, ehemaliger Ministerpräsident und Akademiker, sagt es wie folgt: «Es gibt keinen Quadratzentimeter in der ganzen Weite unseres menschlichen Daseins, über den Christus, der souveräne Herr über alles, nicht mit den Worten rufen würde: ‘Mein!’» (Abraham Kuyper). Daher habe ich eine Frage an dich: Wie kannst du mit deiner Arbeit so gut wie möglich dem Wohlergehen der Menschen und der Gerechtigkeit dienen?

Innerer Kompass

Dabei hilft ein innerer Kompass, welcher vom Heiligen Geist geleitet und daher immer auch individuell gestaltet ist. «Lasst in eurem Eifer nicht nach, sondern lasst das Feuer des Heiligen Geistes in euch immer stärker werden. Dient dem Herrn» (Römer 12,11 NGÜ). Eifer bedeutet: aufregende Leidenschaft, etwas zu tun oder ein Ende zu erreichen. Wichtig: Nicht wir bewirken dies, sondern wir sollen das Feuer des Heiligen Geistes stärker werden lassen.

Eric Liddell nahm 1924 an den olympischen Spielen in Paris teil. Er rannte dabei nicht bei seiner Disziplin, dem 100-m-Rennen, weil es an einem Sonntag war, sondern er predigte. Sein innerer Kompass war so eingestellt, dass er den Sonntag für Gott reservierte. Stattdessen nahm er beim 400-m-Rennen teil, bei dem die Rennen alle an Werktagen stattfanden. Er nahm teil, gewann und lief sogar einen neuen Weltrekord.

Bei der Jesusnachfolge geht es darum, sich von der Weisheit Gottes leiten zu lassen. «Weisheit bedeutet, dass ich das Richtige zu tun weiss in den 80 Prozent der Lebenssituationen, in denen die moralischen Regeln mir keine eindeutige Antwort geben» (Timothy Keller). Der Glaube gibt dir einen inneren moralischen Kompass, ohne den dich Arbeit verführen kann. Moral meint die Gesamtheit von Wertvorstellungen, Normen und Regeln, die das Handeln von Menschen im Hinblick auf richtig und falsch bewerten. In der Arbeitswelt herrscht grosser Druck, und in der heutigen Zeit ist Moral relativ geworden. Ohne einen stabilen inneren Kompass ist dies eine grosse Herausforderung.

Wie kannst du dich selbst prüfen? Eine Möglichkeit ist, dir zu überlegen, wofür du bereit bist zu lügen. Dies offenbart, was dir wirklich wichtig ist. Bei einigen Jobs gibt es die Überlegung, wie ich diese aufgrund meiner Jesusnachfolge gut mache. Bei anderen Berufen ist dies im ersten Moment weniger entscheidend, um die Arbeit gut zu verrichten. Ein Pilot oder Buschauffeur hat die Aufgabe, seine Passagiere sicher von A nach B zu bringen, oder eine Lehrperson den Kindern Wissen zu vermitteln.

Wenn bei dir die Berufswahl ansteht oder ein Wechsel, dann möchte ich dir gerne drei Dinge mitgeben, welche helfen, die Arbeit als Anbetung zu tun: Erstens, wähle eine Arbeit, die du kannst. Zweitens, wähle eine Arbeit, die deinen Mitmenschen nützt. Drittens, tue dem Beruf, den du auswählst, etwas Gutes. Ausserdem sind Jesusnachfolger nicht deswegen ehrlich, barmherzig und grosszügig auf der Arbeit, weil es ihnen etwas bringt, sondern weil sie mit einem solchen Verhalten Ja zu Gottes Willen und seinem Plan für das Leben der Menschen sagen.

Ein weiteres Beispiel für einen inneren Kompass ist Naaman aus der Bibel. Er war krank und wurde von Gott geheilt. Er wendet sich nun Gott zu. Er war ein hoher Militärführer, und daher musste er seinen König ab und zu mit in den Tempel begleiten. Er macht dabei einen Kompromiss, welchen er wie folgt schildert: «Nur eines möge der HERR deinem Diener nachsehen: Wenn mein Herr in den Tempel Rimmons geht, um dort anzubeten, und sich dabei auf meinen Arm stützt, sodass ich mich auch im Tempel Rimmons befinde, möge der HERR deinem Diener verzeihen, wenn ich mich mit ihm verneige.’ ‘Geh in Frieden’, sagte Elisa […].» (2. Könige 5,18-19 NLB). Naaman dient weiter der Nation, aber er betet sie nicht mehr an.

Was müsste sich verbessern, damit deine Arbeit zu einer besseren wird? Wie könnte dein Arbeitsumfeld gut werden? Wie hätte es eine positive Auswirkung auf den Nächsten? Was müsste sich ändern? Die Antwort mag uns nicht gefallen, aber sie ist: Du! Als Jesusnachfolger sollen wir uns kontinuierlich von Gott verändern lassen, dies hat Auswirkungen und ist nicht vergeblich. «Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn» (1. Korinther 15,58 LUT).

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltext lesen: 2. Könige 5,1-18

  1. In der Predigt ging es darum, dass Arbeit aus Liebe zu Gott und zum Nächsten motiviert sein soll, nicht aus Stolz oder Angst. Welche Motivation dominiert aktuell bei dir in deinem Arbeitsalltag?
  2. Eric Liddell und Naaman liessen sich von einem inneren Kompass leiten. Was ist dein innerer Kompass im Beruf? Welche Werte oder Prinzipien helfen dir, Entscheidungen zu treffen, besonders in schwierigen Situationen?
  3. Ralph Waldo Emerson sagt: «Was du tust, spricht so laut, dass ich nicht hören kann, was du sagst.» Wie könntest du durch dein Verhalten im Beruf anderen zeigen, dass du Jesus nachfolgst?
  4. Wofür wärst du bereit, im Beruf Kompromisse einzugehen, und wofür auf keinen Fall? Was sagt das über deine Prioritäten und Werte aus?
  5. Wie kannst du in deinem Arbeitsumfeld positiv auf andere wirken und zum Wohl der Menschen beitragen, auch wenn dein Beruf eher alltäglich erscheint?
  6. Wenn du drei Dinge ändern könntest, um deine Arbeit mehr als Anbetung und Dienst zu leben, welche wären das? Wie könnte sich dadurch dein Umfeld verändern?