Eigenes Herz & Glaube | Behüte dein Herz

Datum: 12. Oktober 2025 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Sprüche 4,23

Wie bei einer präzisen Steuerung entscheidet auch im Leben das Herz über Funktion oder Fehlverhalten. Die Bibel mahnt: «Mehr als alles andere behüte dein Herz.» Ein verhärtetes Herz entsteht durch Unglaube, Zweifel und Rebellion; ein ungeteiltes Herz durch Vertrauen, Glaube und Hingabe. Wer auf das Unsichtbare blickt und Gottes Stimme gehorcht, erlebt seine Kraft, seinen Frieden und seine Freude – und bleibt innerlich lebendig und geistlich empfänglich.


In meinem früheren Beruf baute ich Steuerungen für Autoklaven. Ein Autoklav ist ein gasdicht verschliessbarer Druckbehälter, der mittels Dampf unter hohem Druck zur Sterilisation von Materialien und Instrumenten verwendet wird. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass der auffällige Druckbehälter das Herzstück eines solchen Apparats sei. Doch tatsächlich entscheidet nicht der Behälter über die Wirksamkeit des Sterilisationsprozesses, sondern die Steuerung. Nur wenn sie fehlerfrei arbeitet, werden Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Sporen zuverlässig abgetötet. Deshalb wird beim Erstellen der Steuerungssoftware viel Zeit und Sorgfalt in die Fehlersuche und -behebung investiert.

Genauso ist es bei uns Menschen: Entscheidend für unser Verhalten und Wesen ist nicht der sichtbare Körper, sondern unser Herz. Es beeinflusst unser ganzes Leben. Deshalb heisst es in den Sprüchen: «Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus» (Sprüche 4,23 SLT). Im Herzen entspringt die Quelle des Lebens. Darum empfiehlt Salomo, der Verfasser der Sprüche, unser Herz mehr als alles andere zu bewahren.

Das Herz ist das eigentliche Kernstück des Menschen – das Zentrum unserer Persönlichkeit, der Ort unserer Gedanken, Gefühle, Wünsche und Entscheidungen. In der Bibel ist das Herz nicht nur der Sitz der Emotionen, sondern die Schaltzentrale, die unser ganzes Leben bestimmt. Deshalb ruft uns Gottes Wort zu: «Mehr als alles andere behüte dein Herz!» Warum sollen wir es mehr als alles andere bewahren? Damit es nicht träge oder stolz wird, sich verhärtet oder gar verstockt.

Ein verhärtetes Herz

Die Bibel verwendet verschiedene Begriffe für schlechte Herzenszustände: ein verhärtetes, verstocktes, stolzes, verkehrtes oder geteiltes Herz. Besonders ernst ist das Problem eines geteilten Herzens. «Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird, ein Mann mit geteiltem Herzen, unbeständig in allen seinen Wegen» (Jakobus 1,7f SLT).

Über Pharao heisst es: «Ich will sein Herz verstocken» (2Mose 4,21; 10,20.27). Doch ebenso steht geschrieben: «Der Pharao verstockte sein Herz» (2Mose 8,11.28). Obwohl er bei den Plagen des Hagels und der Heuschrecken zugab, gegen Gott gesündigt zu haben und dass der HERR im Recht sei, blieb sein Herz unbelehrbar. Seine Verstockung war so verheerend, dass sie schliesslich zur Vernichtung seines ganzen Heeres führte.

Fast noch erschreckender ist, dass auch die Jünger Jesu verhärtete Herzen hatten. Zweimal spricht Jesus davon – beide Male im Zusammenhang mit der Brotvermehrung:

  • Nach der Speisung der 5000 (Markus 6): Jesus nötigt seine Jünger, den See per Schiff zu überqueren. Mitten im Sturm will Er auf dem Wasser an ihnen vorübergehen. Als sie Ihn sehen, erschrecken sie zu Tode, weil sie Ihn für ein Gespenst halten. «Dann stieg er ins Boot, und der Wind legte sich. Sie staunten über das, was vor ihren Augen geschah. Sie hatten immer noch nicht begriffen, was das Wunder der Brotvermehrung bedeutete, denn ihre Herzen waren verhärtet, und sie glaubten nicht» (Markus 6,52f NLB).
  • Nur zwei Kapitel später, nachdem 4000 Menschen durch ein Wunder satt geworden waren, sagt Jesus: «Warum macht ihr euch Sorgen darüber, dass ihr nichts zu essen habt? Werdet ihr denn nie lernen oder begreifen? Sind eure Herzen zu verhärtet, um das zu verstehen?» (Markus 8,17 NLB). Das griechische Wort für «verhärten» lautet poroo und bedeutet: verkrusten, hart machen, abstumpfen, gefühllos werden.

Der Grund war, dass die Jünger das Wunder der Brotvermehrung nicht geistlich verstanden. Wie ist es möglich, dass Menschen, die drei Jahre lang mit Jesus lebten und sahen, wie durch sie Tote auferweckt, Aussätzige gereinigt, Kranke geheilt und Besessene befreit wurden, verhärtete Herzen hatten?

Wenn selbst die Jünger Jesu davon betroffen waren, dann sollte jeder Nachfolger Christi sein ganzes Leben lang darauf achten, sein Herz zu behüten – damit es nicht verhärtet, sondern ganz auf den Herrn ausgerichtet bleibt.

Was also ist der «Fehler in der Steuerung» eines verhärteten Herzens? Nach der Bibel sind es Sünde, Unglaube, Rebellion, Zweifel, Unsicherheit, Angst, der Fokus auf das Sichtbare und mangelnde geistliche Unterscheidung. Bei Pharao war es Rebellion. Aus demselben Grund verstockte Gott auch das Herz seines Volkes: «Und er sprach: Geh und sprich zu diesem Volk: Hört immerfort und versteht nicht, seht immerzu und erkennt nicht! Mache das Herz dieses Volkes unempfänglich, und mache seine Ohren schwer und verklebe seine Augen, damit es mit seinen Augen nicht sieht und mit seinen Ohren nicht hört, und damit sein Herz nicht zur Einsicht kommt und es sich nicht bekehrt und für sich Heilung findet!» (Jesaja 6,9f SLT). Unsere Herzen verhärten sich, wenn der Geist Gottes zu uns spricht – und wir nicht darauf reagieren.

Ein ungeteiltes Herz

Gute Herzenszustände sind ein reines, gutes, aufrichtiges, ungeteiltes und demütiges Herz. Gott spricht zu König Asa von Juda: «Denn die Augen des HERRN durchstreifen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist. Du hast hierin töricht gehandelt; darum wirst du von nun an Krieg haben!» (2Chronik 16,9 SLT). Die Botschaft ist eindeutig: Es entscheidet sich massgeblich an unserem Herzen, ob und wie wir Gottes Kraft und Wirken erfahren. Ein ungeteiltes Herz empfängt den Segen Gottes.

Jesus sagt: «Entscheidend ist, dass ihr glaubt und in euren Herzen nicht daran zweifelt» (Markus 11,23 NLB). Jairus erklärt Er: «Hab keine Angst. Glaube nur» (Markus 5,36 NLB). Zu Petrus sagt Er: «Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?» (Matthäus 14,31 LUT). Petrus hatte Glauben – sonst hätte er keine Toten auferwecken oder Kranke heilen können. Doch Kleinglaube liess sich vom Sichtbaren beeindrucken. Furcht und Zweifel machten seinen Glauben wirkungslos.

Ein verhärtetes Herz fragt: «Was, wenn ich für diesen Kranken bete und nichts geschieht?» Aber sollten wir uns nicht vielmehr fragen: «Was, wenn der Gelähmte aufsteht? Wenn der Tumor verschwindet? Wenn Licht in die Dunkelheit der Depression fällt?» Smith Wigglesworth (1859-1947), ein britischer Evangelist und Prediger, erlebte viele göttliche Heilungen. Ein berühmtes Zitat von ihm lautet: «Mich bewegt nicht, was ich sehe. Mich bewegt nur, was ich glaube. Ich weiss: Niemand, der glaubt, achtet auf den äusseren Schein. Niemand, der glaubt, denkt darüber nach, wie er sich fühlt.» Wigglesworth liess sich nicht von den sichtbaren Umständen ablenken.

Abraham war ebenfalls ein Mann mit ungeteiltem Herzen. Gott spricht zu ihm: «Ich bin Gott, der Allmächtige. Lebe vor meinem Angesicht, und sei untadelig (wörtlich: sei ganz/ungeteilt mit mir)!» (1Mose 17,1 ELB). Jahrhunderte später wird Abraham als Vorbild des Glaubens bezeichnet: «Doch Abrahams Glaube blieb unerschüttert, obwohl er wusste, dass er mit fast hundert Jahren viel zu alt war, um noch Vater zu werden, und seine Frau Sara keine Kinder mehr bekommen konnte. Abraham zweifelte nicht und vertraute auf die Zusage Gottes. Ja, sein Glaube wuchs sogar noch, und damit ehrte er Gott» (Römer 4,19f NLB). Abraham zweifelte nicht, sondern glaubte fest an Gottes Verheissung – das ist das Kennzeichen eines ungeteilten Herzens.

Die Lösung für ein verhärtetes Herz

Alles beginnt mit einer klaren Entscheidung, sein ganzes Leben Jesus Christus anzuvertrauen. Wer das tut, erhält ein Geschenk: «Und ich werde euch ein neues Herz geben und euch einen neuen Geist schenken. Ich werde das Herz aus Stein aus eurem Körper nehmen und euch ein Herz aus Fleisch geben» (Hesekiel 36,26 NLB). Das ist die Grundlage für jedes ungeteilte Herz.

Wenn ich merke, dass sich mein Herz verhärtet hat und der Unglaube so dominant ist, lädt Jesus mich ein, umzukehren, Vergebung zu erfahren und neu zu beginnen.

Eine Lebensaufgabe ist es, dem Unglauben «den Stecker zu ziehen». Einmal kommen die Jünger zu Jesus und fragen, warum sie einen Dämonen nicht austreiben konnten. Jesus antwortete «Um eures Unglaubens willen!» (Matthäus 17,20 SLT). In anderen Handschriften heisst es «Wegen eures Kleinglaubens» (LUT). Doch das Problem war nicht zu wenig Glauben. Denn unmittelbar danach sagt Jesus, dass Glaube wie ein Senfkorn ausreiche, um einen Berg zu versetzen (Matthäus 17,21).

Dem Unglauben den Garaus zu machen, erfordert viel Training. Wir müssen unseren Kopf «in den Himmel strecken». «Da ihr mit Christus zu neuem Leben auferweckt wurdet, sucht Christus, der zur Rechten Gottes im Himmel sitzt. Denkt nicht an weltliche Angelegenheiten, sondern konzentriert eure Gedanken auf ihn!» (Kolosser 3,1f NLB). Der Blick des Glaubens soll auf das Himmlische, Unsichtbare und Göttliche gerichtet sein – nicht auf das Irdische, Sichtbare und Vergängliche.

Dazu brauchen wir einander. Wir sollen uns gegenseitig ermutigen, von der Grösse und den Möglichkeiten Gottes zu sprechen – uns daran erinnern, nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare zu schauen. Andernfalls geschieht eine schleichende Anpassung an die Welt. Wenn wir uns immer wieder auf das Sichtbare und Negative konzentrieren, verhärten sich unsere Herzen.

Ich orte dies als Hauptproblem im Umgang mit den Medien und sozialen Netzwerken. Sie lenken unseren Blick – und durch die Algorithmen wiederholend – auf das Vergängliche, Sichtbare und Irdische. Wir werden vom Wesentlichen abgelenkt. Diese Strategie sollten wir durchschauen und ihr widerstehen. Wir brauchen Räume der Stille. «Seid still und erkennt, dass ich Gott bin; [...] ich werde erhaben sein auf der Erde!» (Psalm 46,11 SLT). In der Stille in Gottes Gegenwart trainieren wir uns, den Blick auf das Unsichtbare, das Göttliche zu richten. In der Stille vernehmen wir Gottes Stimme und alle anderen Stimmen dieser Welt verblassen. In der Gegenwart Gottes wird unser Herz demütig, weich und ungeteilt.

«Mehr als alles andere behüte dein Herz; denn von ihm geht das Leben aus» (Sprüche 4,23 SLT). Wie bei einer Steuerungssoftware muss auch in den einwandfreien Betrieb unseres Herzens investiert werden. Unsere Herzen sind die Schaltzentralen, die über unser ganzes Leben entscheiden. Davon hängt es ab, ob wir ein Leben in Kraft, Frieden und Freude führen – oder erwartungslos durchs Leben treiben.

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext: Sprüche 4,23; Markus 6,45-52

  1. Was bedeutet es für dich persönlich, dein Herz «mehr als alles andere zu behüten» (Sprüche 4,23)?
  2. Woran erkennst du in deinem Alltag, dass dein Herz vielleicht beginnt, sich zu verhärten oder zu teilen?
  3. Wie können wir als Christen lernen, unseren Blick auf das Unsichtbare – das Himmlische – zu richten, statt uns vom Sichtbaren bestimmen zu lassen?
  4. Welche Schritte helfen dir, Unglauben und Zweifel zu überwinden und im Vertrauen auf Gottes Zusagen zu wachsen?
  5. Welche Rolle spielt Stille und Zeit mit Gott dabei, ein weiches und ungeteiltes Herz zu bewahren?