Arbeit & Glaube | Die Würde der Arbeit
Serie: EIFACH muetig – mit Jesus als Vorbild | Bibeltext: 1. Mose 1,27-2,3; 1. Mose 2,15
Als Gott die Erde schuf, arbeitete er selbst. Die Menschen bekamen den Auftrag, den Garten zu bebauen und zu bewahren. Sie wurden einbezogen in die Arbeit Gottes. Da Gott der Urheber der Arbeit ist, liegt in jeglicher Arbeit auch Würde. Wenn unsere Arbeit dann auch noch auf den Nächsten ausgerichtet ist, dann arbeiten wir ähnlich wie Gott. Von diesem Hintergrund her ist jegliche Arbeit würdige Arbeit, denn sie ist ein Teil meiner persönlichen Berufung als Jesusnachfolger auf dieser Welt. Daher mache ich nicht bloss einen Job – sondern übe einen Beruf aus!
Heute starten wir in die neue Predigtserie «Arbeit & Glaube». Dieses Jahr machen wir uns an konkreten Themen den Gedanken, wie Jesusnachfolge aussieht. Ich behaupte nun, dass der Bereich der Arbeit womöglich die grösste Strahlwirkung hat.
Was sagt uns diese Aufstellung aus? Wenn du dich danach sehnst, einen Unterschied in deinem Umfeld zu machen, dann lohnt es sich, bei der Arbeit hinzuschauen! Wenn ich von Arbeit spreche, dann umfasst dies die bezahlte Arbeit, ehrenamtliche Arbeit in Kirche oder Vereinen, die Kinderbetreuung, Haushalt oder Gartenarbeit.
Gott selbst «arbeitete»
Gott erschuf die Welt durch sein Wort. Mehr dazu hörten wir in der vorhergehenden Themenserie. Er schuf aus dem Nichts, war kreativ tätig. Das Ende davon haben wir in der Textlesung gehört. Dieser Schöpfungsbericht ist einzigartig im Vergleich zu anderen Schöpfungsmythen. In der Antike war die Erde häufig ein Ergebnis eines Kampfes. Bei den Griechen wurden die Menschen erschaffen, damit sie für sie arbeiten konnten. Es war kein Segen. Im Gegenteil. Die höchste Form der Arbeit war derjenige mit Verstand, die niedrigste die mit den Händen. Die biblische Sicht ist ganz anders. Gott selbst arbeitet. «So wurde die Schöpfung des Himmels und der Erde mit allem, was dazugehört, vollendet. Am siebten Tag vollendete Gott sein Werk und ruhte von seiner Arbeit aus. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig, weil es der Tag war, an dem er sich von seiner Schöpfungsarbeit ausruhte» (1. Mose 2,1-3 NLB). Das hier verwendete Wort für Arbeit bezeichnet zum einen die Arbeit Gottes (1. Mose 2,1-3) zum anderen die Arbeit der Menschen (2. Mose 20,9-10). Bei seinem Vorgehen ist Gott kreativ – und er findet das, was er geschaffen hat, selbst schön! Wenn ich selbst Schnitzel oder Cordon Bleu mache und sie dann schön goldbraun rausbrate, dann komme ich teilweise aus dem Schwärmen nicht heraus! Gott schuf uns Menschen. Schau dich einmal um. Keiner ist gleich! In der Bibel wird dafür häufig das Bild des Töpfers gebraucht, Gott ist der Töpfer, der uns Menschen wunderbar geformt und erschaffen hat. «Und doch, HERR, bist du unser Vater. Wir sind der Ton, du bist der Töpfer und wir sind das Werk deiner Hand» (Jesaja 64,7 NLB).
Würde der Arbeit in Schöpfungsauftrag
Der Titel der heutigen Predigt heisst «Die Würde der Arbeit». Würde bedeutet ein hoher Wert und die dadurch zukommende Bedeutung. Kreativ sein und die Erde bebauen ist ein Teil des Bildes Gottes sein. Der Mensch wurde, wie in der Textlesung gehört, als Bild Gottes erschaffen (1. Mose 1,27) und hat einen bestimmten Auftrag. «Gott, der HERR, brachte den Menschen in den Garten Eden. Er sollte ihn bebauen und bewahren» (1. Mose 2,15 NLB). Jede Arbeit hat Würde, weil sie das Bild Gottes des Schöpfers in uns spiegelt. Die Herrscher im Alten Orient stellten im ganzen Reich Statuen von sich selbst auf, um Autorität ausüben zu können. Diese waren Stellvertreter, Symbole der Gegenwart des Herrschers und seiner Autorität. Wir Menschen sind Ebenbilder Gottes und unterscheiden uns davon von den Tieren. Wir haben eine andere Stellung. Arbeit hat Würde, weil sie etwas ist, was Gott tut! Durch Arbeit haben wir die gleiche Funktion wie die antiken Statuen. «Keine Tätigkeit ist ein zu kleines Gefäss für die ungeheure Würde, die Gott der Arbeit gibt» (Timothy Keller). Als Nachfolger von Jesus nimmst du mit deiner Arbeit an Gottes schöpferischer Kreativität und der Kultivierung der Erde teil. Die Arbeit hat Würde, weil sie etwas ist, was Gott tut! Arbeit ist eine der Möglichkeiten, uns für andere Menschen nützlich zu machen und nicht bloss für uns selbst. Wenn wir so handeln, dass unsere Arbeit das Leben der Menschen und nicht nur unseren Kontostand verbessert, handeln wir ähnlich wie Gott!
Jede Arbeit ist würdig
Jede Arbeit hat Würde, weil Gott die Erde geschaffen hat und der Urheber der Arbeit ist. Es gibt eine Ausnahme: Arbeit im Bereich der Pornografie und der Sexarbeit. Der Mensch hat Würde, aber diese Arbeit entspricht nicht der Würde des Menschen! Es gibt selbstverständlich auch Schattenseiten der Arbeit. Nächsten Sonntag mehr zum Thema, wenn Arbeit mich korrumpiert, ich meine Identität über die Arbeit bestimme und die Arbeit eine zu grosse Stellung in meinem Leben erhält.
Es gibt, ausser den oben genannten Ausnahmen, keine Arbeit, welche mehr Würde hat als andere. Doch dies ist in unserem Denken nicht so. Dahinter steckt ein griechisches Denken, welches nur dies als gute Arbeit bezeichnet, welches uns viel Geld, Ansehen und Einfluss beschert. Einfache Tätigkeiten werden als unter unserer Sicht angesehen! Martin Luther brachte vor knapp fünfhundert Jahren eine positive Sicht jeglicher Arbeit ins Spiel. Arbeit ist nicht bloss ein «Job», sondern es ist eine Berufung. Das Wort Beruf hat von dort den Ausdruck. Berufen heisst, dass ich von jemandem anderen in diese Position gestellt wurde. Ich kann mich nicht selbst berufen! Jetzt kommt der zentrale Punkt: Gott beruft uns dorthin, wo wir sind! Wenn wir anderen Gutes tun, dann sind wir die «Finger Gottes» in dieser Welt. «Gott selbst wirkt durch den Bauern, den Schmied und den Bäcker, dass wir Speise und Kleidung haben. Darum ehre jeden Beruf, denn er ist von Gott eingesetzt» (Martin Luther). So impliziert bspw. Psalm 127,1, dass Gott durch die Bauarbeiter das Haus baut: «[…] Wenn der HERR nicht das Haus baut, ist die Arbeit der Bauleute vergeblich. Wenn der HERR die Stadt nicht beschützt, ist es vergeblich, sie mit Wachen zu umgeben» (Psalm 127,1 NLB).
Wir kommen in zwei Wochen zur guten Nachricht an die Menschen durch deine Arbeit. Aber bereits jetzt kannst du einen Unterschied machen. Wie wäre es mit Danke sagen beim Einkaufen? Dem Kopfhörer rausnehmen? Damit die Person namentlich zu verabschieden? Ich habe vier Jahre in Bern gewohnt. Viele denken, eine Stadt ist anonym. Aber dies stimmt nicht! Ich ging immer in den gleichen Läden einkaufen. Im Migros am Bahnhof Bern erkannte mich eine Verkäuferin immer! Zu Weihnachten 2021 bastelte ich ein kleines Geschenk für alle Verkäufer des Denner Ladens, wo ich immer einkaufte. Wie könntest du die Würde der Arbeit von anderen ausdrücken? Denn der Wert von uns liegt nicht in der Arbeit oder der Stellung, die diese gibt. Daraus folgt eine Aufforderung an die Jesusnachfolger Menschen nicht anhand ihrer Position zu beurteilen. «Meine Brüder und Schwestern, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person.» (Jakobus 2,1 LUT). Was uns Würde gibt, ist, dass wir Menschen als Ebenbild Gottes geschaffen sind. Da Gott der Urheber jeder Arbeit ist, hat jede Arbeit Würde! Die Arbeit kam nicht erst nach der Trennung von Gott (Sündenfall) in die Welt. Es war Gottes guter Plan, dass wir in einem ständigen Kreislauf von Arbeit und Ruhe leben – so wie er selbst es vorgelebt hat!
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 1. Mose 1,27-2. Mose 2,3
- Wie empfindest du deine eigene Arbeit (egal ob bezahlt, ehrenamtlich, Haushalt, Kinderbetreuung etc.)? Fällt es dir leicht oder schwer, darin Gottes Berufung zu sehen?
- Was denkst du über die Aussage: «Ich mache nicht bloss einen Job – sondern übe einen Beruf aus»? Inwiefern verändert diese Sichtweise dein Denken über deinen Alltag?
- Wie kannst du durch deine Arbeit (egal welche) zum Segen für andere Menschen werden? Fällt dir eine konkrete Situation ein, in der du jemanden ermutigt oder unterstützt hast?
- Gibt es in deinem Denken noch eine Hierarchie von Arbeit (z. «geistliche» Arbeit ist wertvoller als körperliche)? Woher könnten solche Gedanken kommen, und wie kannst du sie korrigieren?
- Wie kannst du im Alltag die Würde der Arbeit von anderen anerkennen und fördern? Hast du Ideen, wie du mit kleinen Gesten Wertschätzung ausdrücken könntest (z. Verkäufer, Reinigungspersonal etc.)?
- Was bedeutet es für dich, dass Gott durch dich und deine Arbeit handelt – dass du quasi «die Finger Gottes» bist? Was verändert sich dadurch in deiner Haltung, deiner Motivation oder deinem Verhalten?