Enthusiasmus schützt nicht vor Misstritten
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: 1. Johannes 1,9; 2. Mose 32,1-6. 19-20
Das Volk Israel schloss freudig einen Bund mit Gott. Doch schon ein paar Wochen danach sagten sie sich von ihrem Gott los. Ihr anfänglicher Enthusiasmus schützte sie nicht vor einem Misstritt. Sie tauschten Gott gegen etwas viel schlechteres ein. Nachfolger von Jesus stehen auch in der Gefahr, dass sie ein Leben in Fülle und Freiheit eintauschen gegen ein Leben, welches sich von ein paar wenigen Dingen beherrschen lässt. Doch Gott vergibt uns solche Misstritte. Allerdings kann es sein, dass wir die Konsequenzen tragen müssen – so ernst nimmt Gott unsere Entscheidungen.
Enthusiasmus schützt vor Fehlern nicht!
Gott schloss am Berg Sinai einen Bund mit Israel (2. Mose 24). Das Volk willigte dabei zweimal in diesen Vertrag ein und sagte, dass sie sich danach richten wollen. Nach dem Bundesschluss ging Mose mit über siebzig anderen Anführern auf den Berg. Dort assen sie in der Gegenwart Gottes und sahen ihn! Es war ein sehr intimer Moment. Nach einer Weile gingen alle wieder runter vom Berg, ausser Mose und sein Diener Josua blieben zurück. Dort begegnete Mose Gott während 40 Tagen. «Die Herrlichkeit des HERRN liess sich auf dem Berg Sinai nieder und die Wolke bedeckte ihn sechs Tage lang. Am siebten Tag rief der HERR Mose mitten aus der Wolke zu sich. Die Herrlichkeit des HERRN sah für die Israeliten aus wie ein loderndes Feuer auf dem Berggipfel. Mose ging direkt in die Wolke hinein und stieg weiter auf den Berg hinauf. 40 Tage und 40 Nächte blieb er auf dem Berg» (2. Mose 24,16-18 NLB). In der Zeit, welche Mose auf dem Berg verweilte, bestimmte er Aaron und Hur als seine Stellvertreter für die Israeliten. Hier möchte ich nochmals kurz folgendes festhalten: Das Volk sah von unten die Herrlichkeit Gottes auf dem Berggipfel. Siebzig führende Männer des Volkes begegneten Gott auf dem Berg. Das Volk hatte vor knapp vierzig Tagen einen Bund mit Gott geschlossen und war sicherlich enthusiastisch mit dabei. Aber sie hielten die Spannung der Abwesenheit Moses nicht aus. «Als Mose lange Zeit nicht vom Berg herunterkam, gingen die Leute gemeinsam zu Aaron. ‘Auf! Mach uns einen Gott, der uns führt!’, forderten sie ihn auf. ‘Wir wissen nicht, was diesem Mose zugestossen ist, der uns aus Ägypten hierher gebracht hat’» (2. Mose 32,1 NLB). Es gibt einen grossen Unterschied des Gottes Israels, so auch unseres Gottes zu anderen Gottheiten. Dieser Unterschied besteht im zweiten der zehn Worte/Gebote. Dies kommt gleich nach der Anweisung, dass das Volk keine anderen Götter haben soll und besagt, dass sie sich keine Bilder von Gott machen sollen. So ist es: Wir wissen nicht, wie Gott aussieht. Dies war in der Umgebung der Israeliten aber nicht der Fall. Die Ägypter und auch die Völker in der Umgebung der Wüste hatten Götter zum Anfassen. Diese waren aus irdischen Materialien gemacht. Da das Volk aus Ägypten kam, kannten sie diese Götter, welche man anfassen und anschauen kann. So wollten sie auch einen solchen Gott haben. Zum Glück waren die Anführer der Israeliten kurz vorher auf dem Berg und begegneten Gott. So konnten sie standhaft bleiben – leider Nein. Wir wissen nicht weshalb, aber Aaron knickte aufgrund der Forderung der Israeliten ein. Aaron und Hur wurden mit der Leitung der Israeliten von Mose beauftragt. Ab diesem Moment hier wird Hur nicht mehr genannt. In der jüdischen, ausserbiblischen Tradition gibt es eine Begründung hierfür. Es gibt die Idee, dass sich Hur weigerte dies zu tun und deshalb von den Menschen umgebracht wurde. Da Aaron seine Haut retten wollte, willigte er schlussendlich ein in diesen Wunsch des Volkes.
Hier tut sich eine Spannung auf, welche sich auch heute noch bei uns abspielt. Es geht dabei um das Verhältnis von Gott erleben/erfahren und der Position, Gott ist Gott und daher muss er sich nicht zeigen/erfahrbar sein. Die eine Position besagt, dass Gott ein erfahrbarer, realer Gott ist und deshalb zeigt er sich mir – wenn es einen Gott gibt, dann ist eine reale Erfahrung unabdingbar. Die andere Position besagt im extremen, dass Gott sich nicht zeigt, weil er Gott ist – er ist aber dennoch real. In dieser Spannung gibt es aber auch einen Mittelweg. Ja, Gott ist Gott und muss sich nicht zeigen. Aber er wollte sich zeigen in Jesus Christus. Dennoch bleibt er gerade auch dann Gott, wenn ich ihn nicht erfahre. Diese Spannung gilt es leider auszuhalten. Wir sehen aber gerade auch in dieser Geschichte, dass die Gottesbegegnung nicht standhafter macht.
Schlechter Tauschhandel
Aaron willigte schlussendlich ein und forderte die Israeliten auf ihre goldenen Ohrringe zu sammeln «Aaron nahm das Gold von ihnen, schmolz es ein und verwendete es dazu, um ein Götzenbild in Form eines Kalbes anzufertigen. Da riefen die Leute: ‘Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägypten geführt hat!’ Als Aaron das sah, errichtete er einen Altar vor dem Kalb und verkündete: ‘Morgen feiern wir hier ein Fest für den HERRN!’ Am nächsten Morgen standen die Israeliten früh auf, um Brandopfer und Friedensopfer darzubringen. Danach setzten sie sich, um zu essen und zu trinken, und feierten ein rauschendes, ausschweifendes Fest» (2. Mose 32,4-6 NLB). Die Israeliten beteten dieses Kalb an. Doch dabei machten sie einen schlechten Tausch. Sie wollten zwar Gott anbeten, aber eben auch ein Bild von ihm haben. Der Psalmist macht eine Retroperspektive auf diesen schlechten Tauschhandel. «Am Berg Sinai machten sich die Menschen ein Kalb und verneigten sich vor einem goldenen Götzen. Sie tauschten ihren herrlichen Gott ein gegen das Bild eines Gras fressenden Ochsen!» (Psalm 106,19-20 NLB). Stellt euch einmal vor. Sie hatten einen Bund mit Gott, der grösser, mächtiger und aber auch unfassbarer war, als alles, was sie kannten. Doch sie wollten ein Kalb. Das kannten sie und sie besassen es sogar. Dies ist ein Bild für uns Menschen. Wir möchten zwar schon einen Gott haben, dieser muss aber von uns kontrolliert und in der Hand gehalten werden können. Doch dies ist schlussendlich ein schlechter Tausch. Denn nur etwas, was ausserhalb von uns ist, vermag uns auch zu tragen in schwierigen Zeiten.
Nachfolger von Jesus sagen, dass er ihr Wichtigstes ist. Doch sie machen oftmals einen schlechten Tausch. Anstatt eines Lebens in Freiheit, lassen sie sich von Dingen beherrschen. Anstatt eines Lebens in Fülle, klammern sie sich an ein paar wenige Dinge auf dieser Erde. Die Israeliten hätten die Gegenwart Gottes gehabt. Tauschten sie aber ein gegen etwas, das sie kannten. Nämlich gegen Götter wie sie sie aus Ägypten und ihrem Umfeld kannten. Hier zeigt sich wieder, was in dem in diesem Jahresthema bereits viel zitierten Zitat unterstrichen wird. «Es dauerte eine Nacht, Israel aus Ägypten herauszubringen. Aber es dauerte 40 Jahre, um Ägypten aus Israel herauszubringen» (Zitat unbekannt). Dasselbe gilt auch für Nachfolger von Jesus Christus. Es dauert nur einen Moment, um aus dem alten Leben in ein neues mit Jesus Christus zu gelangen. Aber es dauert oftmals Jahre (wenn nicht sogar bis zum Tod), um die alten Gewohnheiten aus dem Jesusnachfolger zu bringen. Auch später scheitert Israel immer wieder an diesem Punkt hier. Nämlich, dass sie sich ein Bild von Gott machten. Als Israel zweigeteilt wurde, machten die Könige vom Nordreich immer wieder ein Bild von Gott. Dies war ihre Lieblingsverfehlung. Auch wir haben solche Gewohnheiten, von denen wir scheinbar nur schwer loskommen.
Gott vergibt – die Konsequenzen können bleiben
Als Gott seinen Bund mit dem Volk schloss, willigten die Israeliten ein, dass das Befolgen und Nichtbefolgen ihrer Handlung Konsequenzen hat. Mose war zu diesem Zeitpunkt immer noch auf dem Berg in der Gegenwart Gottes. Gott machte ihn dort aufmerksam darauf, was unten im Tal geschieht. Mose machte sich mit den Tafeln des Bundes, auf denen die zehn Worte waren auf den Weg ins Tal. «Als sie sich dem Lager näherten, sah Mose das Kalb und die Menschen, die darum herum tanzten. Ausser sich vor Zorn warf er die Steintafeln auf den Boden und zerschmetterte sie am Fuss des Berges» (2. Mose 32,19 NLB). Mose war so zornig, dass er die Steintafeln auf den Boden warf. Dies verdeutlicht und unterstreicht was gerade geschehen war. Die Tafeln stehen für den Bund Gottes mit den Israeliten. Doch schon nach ein paar Wochen brachen die Israeliten diesen Bund, weil sie sich ein Bild von Gott machten. Sie verstiessen gegen die zweite Weisung und dies hat Konsequenzen. «Mose nahm das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es im Feuer und zerstampfte die Asche zu Staub. Den Staub streute er ins Wasser und gab es dann den Leuten zu trinken» (2. Mose 32,20 NLB). Die Menschen mussten zusehen, wie das goldene Kalb vernichtet wurde. Ausserdem mussten sie dieses Wasser trinken. Sie trugen also am eigenen Körper die Konsequenzen. Zuerst war der Abfall äusserlich, doch indem sie es tranken, ist es ein Bild dafür, dass auch ihr Inneres abgefallen ist vom Bund mit Gott. Ausserdem hatte dies auch tödliche Konsequenzen. Mose forderte diejenigen, welche Gott treu geblieben waren dazu auf, durchs Lager zu ziehen und Rache zu nehmen an denen, die beim Kalb mitgemacht hatten (2. Mose 32,26-29). Dabei kamen 3000 Männer ums Leben.
Nachfolger von Jesus Christus sagen, dass er das Wichtigste in ihrem Leben ist. Sie richten ihr Leben nach ihm aus. Leben sie nicht nach seinen Weisungen, hat dies Konsequenzen. Doch es gibt immer die Möglichkeit der Vergebung. «Doch wenn wir ihm unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns vergibt und uns von allem Bösen reinigt» (1. Johannes 1,9 NLB). Sünde meinte eine Handlung, welche nicht den Weisungen Gottes entspricht. Jede Handlung, die ich tue oder unterlasse, hat Konsequenzen. Nicht jede Handlung ist im Widerspruch zu den Lebensordnungen Gottes, aber sie hat Konsequenzen. Die Lebensordnungen Gottes haben das Ziel, uns ein Leben in Fülle und Freiheit zu bieten. Gott möchte uns damit vor schwierigen Konsequenzen schützen. Gott vergibt uns in Jesus Christus, aber es kann sein, dass ich das bittere Wasser trinken muss. Dies nicht weil Gott böse ist, sondern weil Gott meine Entscheidung ernst nimmt! Wo hast du in deinem Leben Gott in einem Tauschhandel gegen etwas anderes eingetauscht? Heute besteht die Einladung an dich, diesen Tauschhandel rückgängig zu machen – dies mag ein längerer Weg sein. Er beginnt aber indem du einsiehst, dass du einen schlechten Tausch gemacht hast und Gott um Vergebung bittest.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 2. Mose 32,1-6. 19-20
- Wie stehst du zur Spannung «Gott ist Gott, egal ob er sich zeigt» und «Gott ist nur dann Gott, wenn er sich zeigt»? Wie gehst du mit Menschen um, die es anders sehen? Was könnte an ihrer Position dran sein?
- Wo stehst du in der Gefahr von Gott ein Bild zu machen, damit er für dich besser greifbar wird?
- Was löst der Satz «Es dauert nur einen Moment sein Leben Jesus Christus zu übergeben, aber ein ganzes Leben lang, um seine alten Gewohnheiten zu verändern» in dir aus?
- Wo hast du Gott in deinem Leben gegen etwas Schlechtes eingetauscht? Weshalb fällt es dir schwer diesen Tausch wieder rückgängig zu machen?
- Wo trägst du die Konsequenzen einer Handlung immer noch? Was löst die Aussage in dir aus, dass dies so ist, „weil Gott unsere Entscheidung ernst nimmt!“?