Anker setzen
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: 2. Mose 24,8
Das Volk Israel kam an den Sinai – den Berg Gottes. Dort regelt und klärt Gott sein Verhältnis zu diesem Volk. Er schloss einen Bund mit Israel. Dieser Bund hat seine Wurzel in der Vergangenheit. In dem, was Gott bereits Gutes für das Volk getan hat. Doch mit dem Eintreten in diesen Bund, hat es Auswirkungen auf die zukünftige Beziehung. Der Bundesschluss war ein Ankerpunkt in der Nachfolge Israels und hat für die Jesus Nachfolge viel zu sagen.
Gott regelt & klärt im Bund seine Beziehung zu Israel
Wir befinden uns in unserem Jahresthema der Nachfolge auf der Reise mit dem Volk Israel in das verheissene Land. Israel kam nach einiger Zeit zum Berg Sinai. Gott war dort Mose, dem Anführer der Israeliten, begegnet und gab ihm die Aufgabe das Volk hierher zu bringen (2. Mose 3,12). Aber Israel ist nicht einfach irgendein Volk. Ihr Stammvater Abraham und seine Nachkommen wurden von Gott erwählt. Mittlerweile ist aus einer Familie eine grosse Anzahl Menschen geworden. Diese haben sich in zwölf Stämmen organisiert. Gott befreite das Volk aus Ägypten, wo sie in der Sklaverei lebten und unterdrückt wurden. Doch die Beziehung zwischen Gott und dem Volk ist nicht wirklich geklärt. Mose ist zwar als Führungsperson eingesetzt, aber die Beziehung zu Gott ist noch sehr vage organisiert und strukturiert. In der Bibel folgen nun mehrheitlich die Teile der fünf Bücher Mose, welche als eher langweilig empfunden werden. Dies, weil es sich um Gesetzessammlungen, Anweisungen zum Bau des Heiligtums oder Opferrituale handelt. Nicht wenige, welche sich vorgenommen haben die Bibel durchzulesen, kommen bereits hier ins Stocken. Doch genau dieser «langweilige» Teil ist von zentraler Bedeutung. Heute besonderes im Fokus ist der Bundesschluss in 2. Mose 24. Doch dieser umfasst wesentlich mehr als nur dieses Kapitel.
Gott führte die Israeliten aus Ägypten bis hierher zu diesem Berg. Er führte sie durchs Meer. Er gab ihnen Essen und Trinken. Er half ihnen gegen Feinde. So lauten denn auch die einleitenden Worte wie folgt: «Ihr habt gesehen, was ich den Ägyptern angetan habe. Ich habe euch sicher hierher zu mir gebracht, so wie ein Adler seine Jungen auf seinen Flügeln trägt.» (2. Mose 19,4 NLB). Hier an diesem Ort folgt nun so etwas wie ein Zwischenhalt. Das Volk rastet hier an diesem unwirtlichen Ort. Genau dieser Ort wird für Israel zu einem Ankerpunkt. Bereits vorher hat Gott an diesem Ort schon gesprochen. Bis jetzt ist einiges klar. Gott liebt dieses widerspenstige Volk. Er unterstützt sie und hilft ihnen. Doch in welcher Beziehung steht Gott zu diesem Volk? Es ist eine besondere Gottesbeziehung. «Ihr sollt mir ein Königreich von Priestern, ein heiliges Volk sein. […]» (2. Mose 19,6 NLB). Um diese Beziehung zu organisieren, wählt Gott den Bund aus. Ein Bund regelte zu dieser Zeit das Verhältnis eines Grosskönigs und seinen Vasallen. Ein Grosskönig hatte mehrere Untertanen, welche wiederum von einzelnen Menschen regiert wurden. Diese Vasallen standen in einer Bundesbeziehung zu ihrem Grosskönig. Der Bund, denn Gott mit Israel schliesst ähnelt demjenigen, welcher im 14. und 13. Jhdt. üblich war. Durch einen Bund wird eine natürlicherweise nicht bestehende Beziehung aufgenommen. Durch diesen Bundesvertrag ist eindeutig alles fixiert und er wird durch einen zeremoniellen Eid angenommen. Hier zeigt sich wieder, wie genial Gott seine Geschichte schreibt. Denn um so einen Bund abzuschliessen, musste einiges an Wissen vorhanden sein. Da Mose am ägyptischen Königshof aufwuchs, war er gebildet und perfekt für diese Aufgabe ausgerüstet.
Ein Bund folgt klaren Strukturen
Wir wollen nun gemeinsam in diesen Bundesschluss am Sinai eintauchen. «Als Mose dem Volk alle Worte und Gesetze des HERRN mitgeteilt hatte, antworteten sie ihm einmütig: ‘Wir wollen alles tun, was der HERR gesagt hat.’ Dann schrieb Mose alle Worte des HERRN auf. Früh am nächsten Morgen errichtete er einen Altar am Fuss des Berges. Rund um den Altar stellte er zwölf Steinsäulen auf, für jeden Stamm Israels eine. Dann gab er einigen jungen Israeliten den Auftrag, dem HERRN Brandopfer darzubringen und junge Stiere als Friedensopfer zu schlachten. Mose nahm die eine Hälfte des Blutes und goss es in einige Becken. Mit der anderen Hälfte besprengte er den Altar. Dann nahm er das Buch des Bundes und las es dem Volk vor. Wieder erklärten sie: ‘Alles, was der HERR befohlen hat, wollen wir tun. Wir wollen seinen Geboten gehorchen.’ Mose besprengte das Volk mit dem Blut aus den Becken und sagte: ‘Dieses Blut besiegelt den Bund, den der HERR mit euch geschlossen hat, indem er euch diese Gesetze gab’» (2. Mose 24,3-8 NLB).
Ein Bund folgt klaren Strukturen, welche ich euch gerne vorstellen möchte. Der erste Punkt ist die historische Einordnung. Zuerst kommt bei einem Bund immer die Tat des Grosskönigs, hier Gottes, was er für seine Untertanen getan hat. Es beinhaltet all das Gute, was er getan hat. Die Begründung aus der Vergangenheit legitimiert den Bund in der Gegenwart und Zukunft. «Dann sprach Gott folgende Worte: ‘Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat’» (2. Mose 20,1-2 NLB). Zweitens folgen die sogenannten Rechtsordnungen. Ein Bund beinhaltet Weisungen, welche die Bundespartner einhalten müssen. Diese sind sehr umfangreich und umfassen grosse Teile der fünf Bücher Mose. Drittens wurde klar geregelt, wie und wo das Bundesdokument aufbewahrt wurde. Der Bund wurde von Zeit zu Zeit vorgelesen, damit die Bundespartner erinnert wurden. Auch beim Abschluss des Bundes wurde dies gemacht. Im Fall der Israeliten hiess dies «Leg die steinernen Gesetzestafeln, die ich dir geben werde, in die Lade und verschliesse sie dann mit der Deckplatte» (2. Mose 25,21 NLB). Die Lade befand sich später im Heiligtum. Der Bund wurde somit zur Grundlage des Gottesdienstes für die Israeliten. Weiter muss ein Bund Zeugen haben, damit dieser Gültigkeit hat. «Heute stelle ich euch vor die Wahl zwischen Leben und Tod, zwischen Segen und Fluch. Der Himmel und die Erde sind meine Zeugen. Wählt doch das Leben, damit ihr und eure Nachkommen am Leben bleiben!» (5. Mose 30,19 NLB). Zum Schluss eines Bundesvertrages folgen jeweils noch Segens- und Fluchandrohungen. Die Befolgung oder Nichtbefolgung hat Konsequenzen. Dies zum einen im Positiven. Wenn das Volk Gott treu ist, wird er es segnen. Aber auch im Gegensatz. «Wenn ihr jedoch nicht auf mich hört und meine Gebote nicht befolgt, sondern den Bund mit mir brecht, indem ihr meine Gesetze missachtet und meine Vorschriften gering schätzt und daher nicht alle meine Gebote befolgt» (3. Mose 26,14-15 NLB). Wenn sich das Volk nicht daran hält, dann hat dies Konsequenzen.
Im Text aus 2. Mose 24 haben wir bereits gelesen, wie der Bund geschlossen wurde. Auf der einen Seite steht Gott. Hier symbolisiert durch den Altar. Ringsherum sind Steinsäulen aufgestellt. Insgesamt zwölf für jeden Stamm einen. Das Volk steht um diese rum. Nun wird der Altar mit der Hälfte des Blutes besprengt. Dies zeigt, dass Gott, die eine Partei des Bundes ist. Mose liest nun den Bundesvertrag den Israeliten vor. Diese erwiderten: «[…] Alles, was der Herr befohlen hat, wollen wir tun. Wir wollen seinen Geboten gehorchen» (2. Mose 24,7 NLB). Um diese Einwilligung zu bekräftigen und zu unterstreichen, wird das Volk mit dem restlichen Blut besprengt. «Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der HERR mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte» (2. Mose 24,8 LUT). In der jüdischen Tradition wird ein Bundesschluss als Vertrag verstanden.
Die Einwilligung in den Bundesschluss hat Auswirkungen
In diesem Zusammenhang des Bundesschlusses fallen die sehr bekannten «10 Gebote». Doch leider ist die deutsche Bezeichnung etwas irreführend. Vielmehr passt die wörtliche Übersetzung aus dem hebräischen, welche «zehn Worte» meint. Denn wie diese verstanden werden, hängt auch stark mit der Bezeichnung zusammen. Oftmals werden die zehn Gebote als Moralkodex verstanden. Hier ist die Bezeichnung nicht gerade hilfreich. Demnach sichert sich ein Nachfolger durch die Befolgung dieser Gebote den Wohlgefallen Gottes. Doch dies ist irreführend. Denn die Grundvoraussetzung der Wahl Israels ist Gnade. Ohne irgendeine Voraussetzung hat Gott dieses Volk erwählt. Die zehn Worte sind demnach auch kein Gesetz, denn sie sind für dies zu wenig klar umrissen und die Strafen bei einem Vergehen sind nicht genannt. Die zehn Worte sind vielmehr Anweisungen zu einem guten Leben. Alle weiteren Anweisungen, welche Mose erhält, sind Ausführungen dieser zehn Worte. Die zehn Worte sind die Grund- und Lebensordnung für diejenigen, welche Gott von der Sklaverei freigekauft hat. Die Einleitung dieser Weisungen sind denn auch eine frohe Botschaft: «Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat» (2. Mose 20,2 NLB). Das Ziel des Bundes, so wie auch der zehn Worte ist, dass das Volk nahe bei Gott bleibt.
Israel ist freiwillig diesen Bund eingegangen. Dieser hat Auswirkungen, welche durch die Segens- und Fluchandrohungen beim Bundesschluss bereits angekündigt wurden. Dies zeigt sich dann auch im weiteren Verlauf der Geschichte Israels. Gott handelt immer im Rahmen des Bundes, auch gerade dann, wenn er das Volk bestraft.
Vielleicht fragst du dich, weshalb ich hier so detailliert auf etwas eingehe, was so lange her ist. Ich bin davon überzeugt, dass der Bundesschluss am Sinai auch grundlegend für unsre heutige Jesusnachfolge ist. Im Hebräerbrief wird eine Retrospektive auf dieses Ereignis gegeben. Blut war beim Bundesschluss, aber auch beim späteren Gottesdienst wichtig. «Letztlich können wir sagen, dass nach dem Gesetz fast alles durch Besprengung mit Blut gereinigt wurde. Ohne Blutvergiessen gibt es keine Vergebung der Sünden» (Hebräer 9,22 NLB). Sünde meint eine Handlung, Gedanken, Worte etc., welche im Widerspruch zu den Anforderungen des Bundes stehen. Das Blut eines Opfertieres wusch diese Widersprüche weg. Der Bund Gottes mit Israel wurde in der Geschichte des Volkes ein paar Mal erneuert. Jesus Christus schliesst einen neuen Bund. Auch dieser wieder mit Blut. Anstatt das But von Tieren, vergiesst er sein eigenes Blut. Im alten Bund war es nötig, immer wieder ein Opfer darzubringen, wenn etwas im Widerspruch zu den Anforderungen des Bundes stand. Doch im neuen Bund ist dies nicht der Fall. «Ebenso nahm er nach dem Abendmahl den Weinkelch und sprach: ‘Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, besiegelt durch mein Blut. Wann immer ihr daraus trinkt, tut es zur Erinnerung an mich’» (1. Korinther 11,25 NLB). Das Abendmahl ist die Erinnerung daran, dass Jesus Christus einen neuen Bund geschlossen hat mit Gott. War der alte Bund praktisch nur auf das Volk Israel begrenzt, so sind beim neuen Bund alle eingeladen. Es ist eine Einladung an dich, dein Herz Jesus zu öffnen. Wir können gleich wie das Volk, den Bund nur freiwillig annehmen. Auch uns sind dann die Weisungen der Bibel eine Lebensordnung. Gott meint es gut mit uns.
Bis jetzt waren die Predigten über das Thema Nachfolge oftmals sehr pragmatisch. Hier aber machen wir auch einen Zwischenhalt. Es ist ein Zwischenhalt mit der Einladung zurückzublicken. Was hat Jesus für dich getan? Bis hierher hat dich Jesus geführt und begleitet. Für was bist du dankbar? Zum Schluss der Predigt möchte ich dich einladen einen Anker zu setzen in Jesus Christus. Denn er hat den Bund zwischen Gott und uns Menschen geschlossen. Es gilt zurückzublicken, von wo du gekommen bist und wie viel Gutes du schon erlebst hast, um dann weiter in der Jesusnachfolge zu gehen.
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: 2. Mose 24,3-8
- Wir haben bis jetzt einige Predigten über das Volk Israel und seinen Weg aus Ägypten gehört. Was hat dich besonders angesprochen?
- Das Volk Israel schaute zurück und gleichzeitig nach vorne beim Bundesschluss. Wenn du in deiner Nachfolge zurückblickst, wo erkennst du Gottes Führung? Inwiefern beeinflusst deine vergangene Nachfolge die Zukunft?
- Als Nachfolger orientieren wir uns an den Weisungen der Bibel. Welche empfindest du für dich persönlich eher als Druck, denn als positiv empfundene Lebensordnung? Weshalb ist dies so?
- Wie würdest du den neuen Bund durch Jesus Christus zwischen Gott und den Menschen beschreiben? Wie hast du Jesus bis jetzt erlebt? Für was bist du dankbar?