Dem Auferstandenen nachfolgen
Serie: Folge du mir nach | Bibeltext: Apostelgeschichte 4,8-15
Die Auferstehung von Jesus Christus ist der ultimative Schlüsselmoment in der Weltgeschichte. Sollte dies nicht wirklich geschehen sein, macht der Glaube an Jesus Christus keinen Sinn. Durch die Auferstehung Christi bekam die Nachfolge riesigen Schub, eine neue Tiefe und eine transzendente Ausrichtung. Der auferstandene Christus ist der Eckstein, an dem sich alles ausrichten soll. Aber – der Glaube an die Auferstehung ist auch anstössig und ruft Widerstand hervor.
Kürzlich las ich die Todesanzeige der Frau eines Pfarrers und dort wurde zur Auferstehungsfeier eingeladen. Diese Perspektive am Ende eines äusserst leidvollen Lebens beeindruckt mich. Jedes Jahr an Ostern feiern wir die Auferstehung. Die Auferstehung von Jesus hat der ganzen Weltgeschichte eine neue Ausrichtung gegeben. Heute hören wir in eine Predigt von Petrus hinein, welche er nur auf dem Hintergrund von Christi Auferstehung so halten konnte. Voraus ging die Heilung eines gelähmten Bettlers durch Petrus. «Da wurde Petrus vom Heiligen Geist erfüllt und sprach zu ihnen: ‘Ihr führenden Männer und ihr Ältesten unseres Volkes, werden wir verhört, weil wir einem Gelähmten Gutes getan haben? Wollt ihr wissen, wie er geheilt wurde? Ich erkläre vor euch und dem ganzen Volk Israel, dass er im Namen des Jesus Christus von Nazareth geheilt wurde, des Mannes, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckt hat. Denn Jesus ist ›der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist.‹ In ihm allein gibt es Erlösung! Im ganzen Himmel gibt es keinen anderen Namen, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden’» (Apostelgeschichte 4,8-12 NLB).
Neue Botschaft
Die Auferstehung von Jesus Christus ist in der christlichen Verkündigung das absolut entscheidende Puzzleteil. Es ist die Legitimation für alles zuvor Gesagte. «Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, dann ist euer Glaube nutzlos, und ihr seid nach wie vor in euren Sünden gefangen» (1Korinther 15,17 NLB).
Wir können so lange behaupten, dass eine Höhe von 6 m beim Stabhochsprung nicht zu meistern sei, bis jemand kommt und es schafft. Genauso verhält es sich mit der Auferstehung. Sobald jemand vorausgegangen ist, wissen wir, dass es Auferstehung zu ewigem Leben gibt. Deshalb argumentiert Paulus: «Nun ist aber Christus als Erster von den Toten auferstanden» (1Korinther 15,20 NLB). Durch dieses Ereignis wurden die bisherigen Naturgesetze ausser Kraft gesetzt und ein neues Zeitalter gestartet. Und dann: «[...] Christus zuerst, und wenn er wiederkommt, dann die, die zu ihm gehören» (V.23 NLB). Auferstehung ist für die Menschen, die zu Ihm gehören, realistisches Zukunftsszenario. Zwischen einem Stabhochsprung über 6 m und der Auferstehung zu ewigem Leben gibt es einen kapitalen Unterschied: Niemand muss aus eigener Kraft auferstehen, sondern lediglich zu Ihm gehören, uns an Jesus hängen. Im Bild gesprochen, ist Jesus der Kopf und Seine Nachfolger der Körper. Hat der Kopf den Geburtskanal erst einmal passiert, geschieht der Rest ganz ohne Mühe.
Es kommt hin und dann vor, dass Christen das Evangelium in kurzen Zügen weitergeben und sagen: «Jesus Christus ist für unsere Sünden gestorben...» Ja, das stimmt! Aber wir dürfen die Auferstehung nicht unterschlagen. Es geht nicht nur um Vergebung, sondern um ein neues Leben. Paulus’ Verkündigung zielt auf die Auferstehung Christi: «[...] des Mannes, den ihr gekreuzigt habt, den Gott aber von den Toten auferweckt hat [...]» Die Frucht des Lebens der Menschen, die zu Gott gehören, ist Auferstehungsleben. Dann erklärt Petrus allen Zuhörern, wie sie ebenfalls zu potenziellen Auferstehungskandidaten werden können: «In ihm (Jesus Christus!) allein gibt es Erlösung! Im ganzen Himmel gibt es keinen anderen Namen, den die Menschen anrufen können, um errettet zu werden» (Apostelgeschichte 4,12 NLB).
Neue Nachfolge
Als Jesus auf der Erde lebte, war es für seine Freunde recht einleuchtend, was es bedeutete, Ihm nachzufolgen. Sie zogen live mit Jesus durch die Gassen, hörten seine Predigten, erlebten mit wie er Kranke heilte und Dämonen austrieb. Je länger mehr wies Er sie an, diese Dinge selbst zu tun. Soweit alles klar. Doch wie folgt man dem auferstandenen Jesus, der nicht mehr körperlich anwesend ist? Einen Hinweis gibt es Petrus in seiner Predigt: «Denn Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, der nun zum Eckstein geworden ist» (Apostelgeschichte 4,11 NLB). Die Bauleute der damaligen Zeit waren die Leute des Hohen Rates. Sie wollten Jesus aus dem Weg räumen. Doch nun stellt sich ausgerechnet dieser ‘Stein’ als Eckstein heraus, als Referenzpunkt, an dem sich die ganze Ordnung der neuen Welt, des Reiches Gottes, ausrichten soll.
Wer Jesus nachfolgen will, muss sein Denken, Handeln, Reden und Fühlen am Eckstein ausrichten. Er soll der unbestrittene Fixpunkt sein. «[...] Wir wollen den Wettlauf bis zum Ende durchhalten, für den wir bestimmt sind. Dies tun wir, indem wir unsere Augen auf Jesus gerichtet halten, von dem unser Glaube vom Anfang bis zum Ende abhängt [...]» (Hebräer 12,1f NLB). Kürzlich hörte ich, wie ein Pfarrer in grosser Deutlichkeit gesagt hat, dass ein Christ täglich mindestens ein Kapitel aus dem Alten und eines aus dem Neuen Testament lesen müsse. Das Wort Gottes ist lebendig und lässt uns den Eckstein im Blick behalten. Es ersetzt aber nicht das beharrliche Suchen und das intime zweckbefreite Sein bei Jesus. Am Eckstein auferstandener Jesus gilt es sich zu orientieren. In der Medizin gibt es den Fixateur externe und den Fixateur interne. Jesus Christus ist nicht nur externer Fixstern, sondern auch interner. Von Petrus heisst es, dass er mit dem Heiligen Geist erfüllt war. Der Heilige Geist ist Christus in uns. Der Geist Gottes ist matchentscheidend in der Nachfolge.
Wer dem auferstandenen Christus nachfolgt, erlebt tiefgreifende Veränderung. Bis zur Begegnung mit dem auferstandenen Christus am See Genezareth war Petrus ein cholerischer Feigling. Doch nach der Begegnung mit dem Auferstandenen und der anschliessende Erfüllung durch den Heiligen Geist war er wie ein ‘umgedrehter Handschuh’. Mutig, unerschrocken, vollmächtig, kraftvoll folgte er Jesus nach. Menschen wurden gesund, weil der Schatten von Petrus auf sie fiel (Apostelgeschichte 5,15). Bei Petrus gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen der Zeit, als er dem historischen, und der Zeit, als er dem auferstandenen Christus nachfolgte. Wenn wir in unserer alltäglichen Nachfolge die Auferstehung Christi miteinbeziehen, stellen wir fest, dass alles möglich wird. Himmel und Erde begegnen sich, bis anhin übernatürliche Dinge wandeln sich in natürliche.
Gleichzeitig erzeugt ein solcher Glaube auch Reibung: «Als sie hörten, wie Petrus und Johannes lehrten, dass es eine Auferstehung der Toten gebe, und zum Beweis dafür auf Jesus verwiesen, waren sie höchst beunruhigt. Sie liessen die beiden festnehmen [...]» (Apostelgeschichte 4,2f NLB). So eine verrückte Idee, wie die Auferstehung der Toten, ist nicht gesellschaftskonform und erzeugt Widerstand. Jesus hat vorausgesagt, dass seine Nachfolger ebenso verfolgt werden, wie es Ihm widerfuhr. In meiner täglichen Gebetszeit orientiere ich mich auch am Gebetskalender von Open Doors. Dort stand beispielsweise am 19. März: «Laos: Beten wir für Manyseng, deren Mann sich wegen ihres Glaubens von ihr scheiden liess. Da sie keine Arbeit hat, kann sie kaum für sich und ihre Kinder sorgen. Einige christliche Familien helfen ihnen zwar mit Essen, aber das reicht noch nicht aus.» Wenn dies geschieht, ist der Auferstehungsglaube erst recht wichtig. Die grösste denkbare Kraft im Universum ist auf unserer Seite. Deshalb gilt: «Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten können – die Seele können sie nicht töten» (Matthäus 10,28a NGÜ). Die Nachfolge des auferstandenen Christus hat seinen Preis. Und das nicht nur in Laos, sondern Jesus verallgemeinert: «[...] Ein Diener ist nicht grösser als sein Herr. Da sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen [...]» (Johannes 15,20 NLB).
Neue Identität
Die Bibel macht klar, am Ende der Tage wird es auf dieser Welt einen neuen Himmel und eine neue Erde geben. Der auferstandene Jesus ist in seiner Beschaffenheit und Qualität ein Vorbote auf die Neuschöpfung. Als die Jünger dem auferstandenen Christus begegneten und die Finger in seine Narben legten, berührten sie zum ersten Mal die Neuschöpfung. Und wir sehen – die Neuschöpfung ist beides: Kontinuität und Diskontinuität. Einerseits geht die Geschichte weiter (Jesus wurde erkannt, trug die Narben der Kreuzigung), andererseits wird sie in einer neuen Dimension geschaffen (Jesus konnte plötzlich in einem Raum auftauchen, ohne die Tür zu passieren). Das ist das Zukunftsszenario für die ganze Schöpfung.
Über Petrus, den Nachfolger von Jesus, steht, dass er vom Heiligen Geist erfüllt war. Was bedeutet dies? Paulus gibt Antwort: «Gott selbst hat uns auf dieses neue Leben vorbereitet, indem er uns seinen Geist als Unterpfand und Anzahlung gegeben hat» (2Korinther 5,5 NGÜ). Das Geschenk des Geistes Gottes ist Vorbereitung, Unterpfand und Anzahlung auf den neuen Himmel und die neue Erde. Jeder Nachfolger wird durch den Heiligen Geist zu einer neuen Kreatur. Die Zukunft beginnt heute. Es geht nicht darum, dass wir in den Himmel kommen, sondern dass der Himmel durch uns auf die Erde kommt. Genau darauf zielt das Dispositiv, Jesus als Eckstein und den Heiligen Geist in sich, ab. Nachfolge Christi bedeutet, sich mit der neuen Welt zu identifizieren und sie zu antizipieren. Es kann nicht genug betont werden, dass Nachfolger von Jesus den neuen Himmel und die neue Erde bereits in sich tragen. Die Vollendung nach dem Vorbild von Jesus Christus geschieht dann, wenn Jesus wiederkommt und sein Reich auf dieser Welt errichtet.
Gleichzeitig – und das ist die Botschaft gegen alle stressige Betriebsamkeit – werden die Wirkungen des Heiligen Geistes mit dem griechischen Wort Dynamis beschrieben. Es ist die gleiche Kraft – die mit Abstand stärkste im ganzen Universum – die Jesus auferstehen liess. Dieses göttliche Dynamit ist es also, das uns auf dem Weg mit Jesus nach vorne bringt.
Die Auferstehungsfeier für die Pfarrersfrau ist vorbei. Auferstanden ist sie aber noch nicht. Im Moment befindet sie sich noch im Paradies, genauso wie der Mitgekreuzigte von Jesus und viele andere. Das Paradies ist ein Ort der Glückseligkeit. Die körperliche Auferstehung folgt dann, wenn Jesus wiederkommt, und den neuen Himmel und die neue Erde schafft. Heute feiern wir, dass der Kopf bereits durch ist und wir voller Zuversicht wissen dürfen, dass es tatsächlich eine Auferstehung gibt!
Mögliche Fragen für die Kleingruppe
Bibeltext lesen: Apostelgeschichte 4,1-15
- Was ist der Unterschied, ob Jesus wahrhaftig körperlich auferstanden ist oder nicht? Warum handelt es sich hierbei um das entscheidende Puzzleteil?
- Was ist der Unterschied, ob wir lediglich dem historischen oder dem tatsächlich auferstanden Christus nachfolgen?
- Der auferstandene Christus ist die Brücke zum neuen Himmel und der neuen Erde. Wie kann ein Mensch über diese Brücke gehen?
- Was bedeutet es, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein? Was wird durch verändert? Wo gibt es einen Zusammenhang zur neuen Kreatur aus 2. Korinther 5,17?
- Inwiefern hast du schon Widerstand beim Nachfolgen von Jesus erlebt? Wie gehst du damit um?