Nachfolge bedeutet, auf Gott zu hören – aber wie?

Datum: 25. Februar 2024 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: Jakobus 1,19; Psalm 139,14; Psalm 62,2

Auf Gott zu hören ist eine Grundvoraussetzung für einen Nachfolger von Jesus Christus. Doch wie hören wir Gott? Drei gute Möglichkeiten Gott zu hören sind das Gebet, Bibellesen und Stille. Sie allein garantieren noch nicht, dass wir Gott hören, aber die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass ich Gottes Impulse für mein Leben dadurch wahrnehme, erkenne und spüre. Auf Gott zu hören, bedeutet in vielen Fällen auch zuerst einmal ein Ja zu seiner eigenen Geschichte, seinem Leben mit all den natürlichen Grenzen zu haben. Obwohl hören und tun zusammengehören, fängt vieles auch mit dem Sein vor Gott an, insbesondere dem still sein vor Gott.


Bevor meine Frau und ich heirateten lebten wir in WG’s und hatten daher nicht so viele eigene Haushaltsartikel. Daher beschlossen wir uns einen Thermomix anzuschaffen. Wir sind absolut begeisterte Thermomixler. Wenn man ein Rezept hat, dann ist alles von A-Z klar – ich muss mich nur an die Vorgaben halten. Es klingt vielleicht ein wenig eintönig, aber es gelingen Dinge, welche sonst nicht gelingen. Ich muss mich halt einfach strikt an die Angaben halten. Wie schön wäre es, wenn das Glaubensleben von Nachfolgern von Jesus auch so funktionieren würde. Man muss sich nur an die genaue Abfolge bestimmter Dinge halten: Pro Tag mind. 5 Verse in der Bibel lesen, dreimal für 1 ½ Minuten beten und dann noch für 4 Minuten auf Gott hören. Wenn ich dies so mache, dann werde ich sicher Gott hören. Doch leider ist dies nicht so.

Ich habe schon immer gerne gekocht, allerdings habe ich einen weiten Bogen um das Backen gemacht. Doch seit ich verheiratet bin, habe ich mich auch ein wenig daran gemacht. Dabei habe ich ein Wundermittel kennengelernt: Backpulver. Backpulver ist eine geniale Zutat. Sie allein garantiert noch nicht, dass es gut kommt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass der gewünschte Effekt eintritt, ist umso grösser. Auch wenn der Wunsch gross ist, Gott zu hören, wir können uns Gott nicht verfügbar machen. Aber es gibt ein paar Backpulver des Glaubens. Befolge ich diese, ist es wahrscheinlich, dass ich Gott höre. Drei davon will ich in der heutigen Predigt vertiefen: Bibellesen, Gebet und Stille. Es gibt zwar noch mehr wie z.B. eine Predigt hören, aber heute lege ich den Fokus auf die anderen drei. Dies ist nichts neues, aber vielleicht kann ich dir einen neuen Anstoss dazu liefern.

Hören und tun gehören zusammen

Der Predigttitel lautet «Nachfolge bedeutet auf Gott zu hören». Doch ist dies so? Ist dies der Wunsch eines jeden Nachfolgers? Zum einen Ja. Oftmals ist es so, dass wir Gott nicht hören, obwohl wir ihn fragen. Zum einen Nein. Teilweise wäre klar was zu tun wäre, finden aber ausreden und wollen vielleicht ganz bewusst nicht auf Gott hören. In der Predigt letzten Sonntag haben wir gehört, dass hören und gehorchen im griechischen das gleiche Wort ist. Auch Nachfolge geht auf denselben Wortstamm zurück.

Hören ist eine Grundvoraussetzung für einen Nachfolger von Jesus Christus. «Liebe Freunde, seid schnell bereit, zuzuhören, aber lasst euch Zeit, ehe ihr redet oder zornig werdet» (Jakobus 1,19 NLB). Das hören und tun zusammengehören, zeigt sich hier auch ein paar Verse weiter. «Aber es reicht nicht, nur auf die Botschaft zu hören – ihr müsst auch danach handeln! Sonst betrügt ihr euch nur selbst» (Jakobus 1,22 NLB). Auch in der heutigen Predigt will ich den Versuch wagen das Hören und das Tun zusammenzubringen. Vielleicht ein bisschen ungewohnt, aber ich möchte dich einladen, dich auf dies einzulassen. Denn ein Backpulver des Hörens auf Gott ist es in Gottes Wort zu lesen und darauf zu hören, was es mir zu sagen hat. Daher möchte ich gerne gemeinsam mit euch, laut die eingeblendete Bibelstelle lesen. «Glücklich ist der Mensch, der nicht auf den Rat der Gottlosen hört, der sich am Leben der Sünder kein Beispiel nimmt und sich nicht mit Spöttern abgibt. Voller Freude tut er den Willen des HERRN und denkt über sein Gesetz Tag und Nacht nach. Er ist wie ein Baum, der am Flussufer wurzelt und Jahr für Jahr reiche Frucht trägt. Seine Blätter welken nicht, und alles, was er tut, gelingt ihm» (Psalm 1,1-3 NLB). Nun nehmen wir uns kurz Zeit darüber nachzudenken, was mir diese Bibelstelle zu sagen hat.

Ein Ja zur eigenen Geschichte bekommen

Auf Gott zu hören, fängt damit an, ein Ja zu seiner eigenen Geschichte zu bekommen. Dies mag vielleicht ein spezieller Punkt sein, aber ich bin überzeugt, dass es ein sehr wichtiger Punkt ist. Denn in der Nachfolge von Jesus Christus hat jeder unterschiedliche Voraussetzungen. Nachfolge ist persönlich und umfasst mich als ganze Person. Mein ganzes Sein, mein Tun, meine Verhaltensweisen, sprich alles, was mich ausmacht spielt hinein. Während wir die eigene Geschichte, unsere ganz eigene Art und die Verhaltensweisen gerne betonen, wenn es uns von anderen im positiven abhebt, so tun wir uns schwerer damit, wenn sie uns Grenzen setzt. Peter Scazzero schreibt in seinem Buch «emotional gesunde Nachfolge» von zwei Arten. Wir müssen uns zwei Fragen stellen: «Welche Grenzen muss ich annehmen, ein freudiges Ja dazu finden und sie als Gottes Einladung sehen, ihm zu vertrauen? Wo fordert Gott mich auf, im Glauben Grenzen zu überschreiten, damit andere ihn kennenlernen oder ich der Mensch werde, den er sich erdacht hat?» (Peter Scazzero). Wenn ich das erste erkannt und verinnerlicht habe, dann kann ich voller Überzeugung mit dem Psalmisten mitbeten und sagen: «Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiss ich wohl» (Psalm 139,14 NLB).

Gott um seinen Willen zu Fragen, heisst noch lange nicht, dass ich auch hören will. Es ist besonders dann eine Herausforderung, wenn etwas in meinem Leben im Widerspruch zu Gottes Wort steht. Dann gibt es zwei Varianten wie ich mich verhalten kann. Zum einen kann ich eine Haltung des «Gott muss auf mich hören» einnehmen. Dann lebe ich weiter so wie bisher, weil Gott mir halt noch nicht ganz eindeutig gezeigt hat, was dran ist. Die andere Haltung ist diejenige des «Ich höre auf Gott». Dann kann es sein, dass ich schweren Herzens eine Entscheidung gegen etwas treffe oder mich von etwas lossage – weil ich weiss, dass Gott es sich so wünscht. Ein weiteres Backpulver und hilfreich in solchen Situationen ist das Gebet. Wir wollen das eingeblendete Gebet gemeinsam Aufsagen und danach gibt es erneut eine kurze Zeit des persönlichen Gebets ruhig am Platz. «Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden» (Reinhold Niebuhr).

Wie gesagt hängt das Hören auf Gott stark auch mit meiner Persönlichkeit zusammen. Daher möchte ich nebst den drei Backpulvern des Glaubens euch kurz Anteil geben, wie ich Gott höre. Ich habe dies bisher auf verschiedenste Arten erlebt. Eine Art wie Gott zu mir spricht ist durch offene Türen. Oftmals bete ich zu Gott, lese Bibel und komme vor ihn aber höre nicht direkt, was ich machen soll. Besonders bei Entscheidungen ist dies der Fall. Daher verfolge ich dort die Strategie der offenen Türen. Ich gehe mutig vorwärts im Wissen, dass der heilige Geist in mir ist und im Vertrauen und im Gebet vorwärts, bis sich eine Türe schliesst oder eine Neue öffnet. Eine andere Art ist ein tiefer Impuls in mir, bei dem ich weiss, dass ich ihm folge leisten muss. Ich habe über ein paar Jahre hinweg immer wieder Frauen gedatet, aber es hat sich daraus nichts ergeben. Dabei habe ich mir immer auch überlegt, ob christliche Datingseiten etwas wären – doch ich dachte so verzweifelt bin ich noch nicht. Bis ich eines Tages aufwachte und einfach wusste, dass ich mich dort anmelden muss. Nach knapp einem Jahr habe ich schlussendlich meine Frau so kennengelernt. Und beim ersten Date mit ihr hatte ich bisher das einzige Mal ein deutliches Reden von Gott vernommen. Wir gingen am Abend gemeinsam Essen und als wir dort so sassen und austauschten, hörte ich eine Stimme, die mir sagte «Das ist deine Frau». Ich brauchte dann schon noch ein paar Dates mehr, aber schlussendlich heirateten wir und gründeten unsere Familie. Eine weitere Art wie ich Gott höre, ist durch ein inneres Drängen des Heiligen Geistes. Dies möchte ich in einer mündlichen Geschichte gerne weiter ausführen.

Hören fängt mit sein an

Auf Gott hören ist besonders dann nicht ganz einfach, wenn meine Umstände alles andere als vielversprechend sind. Letzen Sonntag haben wir bereits eine Predigt über Abraham als Prototyp eines Nachfolgers gehört. Auch heute möchte ich diesen Punkt anhand des Lebens von Abraham und seiner Frau Sara anschauen. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, in der beide noch Abram und Sarai hiessen. Als Abram und Sarai von ihrem bekanntenLand aufbrachen, vertrauten sie Gott und der Verheissung eines eigenen Kindes. «Von dir wird ein grosses Volk abstammen. Ich will dich segnen und du sollst in der ganzen Welt bekannt sein. Ich will dich zum Segen für andere machen» (1. Mose 12,2 NLB). Doch sehr lange bekamen die beiden keine Kinder. Obwohl die Zusage mehrfach an Abram erging (1. Mose 12,2; 1. Mose 15,4ff). Abram erhielt so deutlich eine Zusage Gottes, wie wir sie uns nur wünschen würden, dennoch hatte er Zweifel. «Doch Abram entgegnete: ‘O allmächtiger HERR, was wirst du mir geben, wenn ich kinderlos bin? Da du mir keine Kinder geschenkt hast, wird mich mein Verwalter Eliëser von Damaskus beerben.’ Da sprach der HERR zu ihm: ‘Nein, dein Verwalter wird dich nicht beerben. Du wirst einen Sohn bekommen, der dein Erbe sein wird’» (1. Mose 15,3-4 NLB). Doch Abram und Sarai hielten es nicht aus auf Gott zu warten. Also zeugte Abram selbst mit einer Sklavin ein Kind (1. Mose 16). Doch dies war nicht der Sohn der Verheissung, daher gibt Gott erneut die Zusage, dass er Nachkommen haben wird (1. Mose 17,19; 1. Mose 18). Obendrauf macht Gott Abram noch eine weitere Zusage. Er ändert den Namen von Abram, was «erhöhter Vater» bedeutet, zu Abraham, was «Vater vieler» bedeutet (1. Mose 17,1ff). Abraham war 75 als er auszog, mit 99 erhielt er den neuen Namen und mit 100 Jahren wurde er Vater. 25 Jahre nach dem Auszug und der ersten Verheissung.

Ich bin überzeugt, dass das Hören auf Gott mit dem Sein vor Gott anfängt. Das Tun folgt aus diesem, aber nicht umgekehrt. Wir sind allerdings heute anders geprägt. Wir definieren uns mehr über das Tun, anstatt über das Sein. Doch Abraham lebte aus dem Sein, dem Vertrauen aus Gott hinaus. «Abram nahm dieses Versprechen ernst. Er setzte sein ganzes Vertrauen auf den HERRN, und so fand er Gottes Anerkennung» (1. Mose 15,6 HFA). Ein weiteres Backpulver des Glaubens ist daher die Stille. Es ist das Ruhig sein vor Gott im Vertrauen darauf, dass er weiss, was ich brauche. So drückt es der Psalmist aus «Nur auf Gott wartet still meine Seele; von ihm kommt meine Rettung» (Psalm 62,2 SLT). So wollen wir diese Predigt auch für einmal nicht mit Musik, sondern mit Stille beenden. Ich werde nach drei Minuten diese Stille mit einem Gebet beenden. Nicht erschrecken, diese drei Minuten mögen dir sehr lange erscheinen. Versuch doch still vor Gott zu sein und zu hören, was für dich nach dieser Predigt dran ist.

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

Bibeltexte lesen: Jakobus 1,19; Psalm 139,14; Psalm 62,2

  1. Verstehst du den Zusammenhang zwischen Hören und Tun? Wie hörst du auf Gott?
  2. Lest gemeinsam eine Bibelstelle durch. Bspw. Psalm 1,1-3. Fragt euch danach zuerst persönlich, was diese Bibelstelle für jeden einzeln bedeutet und über die Nachfolge aussagt. Tauscht euch danach in der Gruppe darüber aus.
  3. Verstehst du den Zusammenhang zwischen dem Ja zur eigenen Geschichte und dem Hören auf Gott? Hast du ein Ja zu deinen Grenzen? Kannst du sie als Gottes Einladung ihm zu vertrauen annehmen? Betet gemeinsam das Gelassenheitsgebet «Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden» (Reinhold Niebuhr). Was ist dran hinzunehmen? Was gilt es zu ändern?
  4. Wie sieht es mit der Stille in deiner Gottesbeziehung aus? Was macht dir am meisten Mühe, still zu sein? Versucht gemeinsam als Gruppe für eine definierte Zeit lang still zu sein und auf Gott zu hören? Was könnte euch helfen, nicht abgelenkt zu sein?