Datum: 13. August 2023 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2.Timotheusbrief 1,13b-14 NLB

Auf Verheissungen warten – bodenlos oder mit Boden unter den Füssen? Wie kommen wir über die Runden?


Ein herzliches Willkommen für alle die nach den Ferien wieder hier sind! Zurück im gewohnten Zuhause! Hier möchte ich ansetzen zur Predigt: Was ist für dich zuhause? Ist es da, wo du gerade wohnst? Oder ist es das Elternhaus? Die andere Frage ist: Was ist für dich Heimat? Auch dein Zuhause? Oder dein Heimatort, wo du eingebürgert bist? Vielleicht hast du eine Wahlheimat? Oder hast du dieselbe Überzeugung wie Paulus, der nach Philippi geschrieben hat: «[…]unsere Heimat ist der Himmel, wo Jesus Christus, der Herr, lebt. Und wir warten sehnsüchtig auf ihn, auf die Rückkehr unseres Erlösers» (Philipper 3,20 NLB).

Wir warten…

Wir warten… ok! Aber sehnsüchtig? Ich weiss nicht! Manchmal habe ich den Eindruck – auch von mir selbst – dass wir noch zu stark geerdet sind! Wir kleben uns nicht auf die Strassen, aber wir kleben an anderem. An was hast du dich geklebt? «Der HERR ist gut zu denen, die auf ihn warten und ihn suchen» (Klagelieder 3,25 NLB). Allein zu warten kann zermürbend sein, das kostet Geduld, Ausdauer und einen festen Glauben. Gemeinsam zu warten, fällt uns leichter. Wenn wir uns gegenseitig dabei helfen und hier gute, verlässliche und freundschaftliche Beziehungen erleben, ist es uns eine grosse Hilfe! Immer im Wissen: Das Warten der Gottesfürchtigen führt zur Freude… (Philipper 3,20 NLB).

Die grösste Hilfe beim Warten ist uns Jesus selbst. Wie macht er das? Er hat uns aufgenommen in sein Herz! Bei seiner Abschiedsrede hat er seine Jünger darauf aufmerksam gemacht, dass er bald zurück zum Vater im Himmel gehen wird und dabei hat er Folgendes gesagt: «An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch» (Johannes 14,20 LUT). «Ihr in mir» - Jesus hat seine Nachfolger in sein Herz aufgenommen! So wie du ihn in dein Leben und in dein Herz aufgenommen hast, hat er dich in sein Herz geschlossen. Jesus hat ein grosses Herz, in seinem Herzen hat er Platz für uns alle. «Ihr in mir und ich in euch…!»

Diese Tatsache muss du noch ein bisschen auf der Zunge vergehen lassen und geniessen! Aber Vorsicht! Du kannst dich selbst aus dem Herzen von Jesus zurückziehen. Im Johannes-Evangelium spricht Jesus darüber im Weinstock-Gleichnis. Ihr alle kennt das: «Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben… Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht… Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen und verdorrt, und wird verbrannt».

Wie bleiben wir im Herzen von Jesus? Wenn wir ihm immer wieder mal dafür danken, dass er uns in sein Herz aufgenommen hat. Wenn wir ihm auch einmal sagen «I love you», «I ha di gärn» o.ä. Wir bleiben im Herzen von Jesus, wenn wir diese Nähe auch wertschätzen, auf Jesus hören und auch mit ihm reden. D.h. mit anderen Worten, die Bibel lesen und beten. Schlagt die Bibel auf! Gott spricht am deutlichsten zu uns Menschen durch sein Wort! Er kann auch in deine Gedankenwelt hineinfunken, oder durch andere Menschen zu dir reden. Hier im Gottesdienst oder in den Kleingruppen. Kommunikation ist ein und alles auch in der Beziehung zu Jesus. Am vergangenen Dienstag haben wir uns wieder in der Kleingruppe getroffen und gestern Abend zusammen eine Summer-Party gefeiert. Wenn wir so miteinander verbunden bleiben und so gemeinsam auf unsere Zukunft im Himmel warten, können wir dort schon ein bisschen heimisch werden und heimatliche Gefühle entwickeln!

Abrahams Geschichte

Abraham hat eine bemerkenswerte Geschichte zum Thema Warten! Gott hat zu ihm gesagt «geh» – und er ging, obwohl er nicht wusste, wo Gott ihn hinsenden will. Gott sandte Abram in die Welt hinaus mit den Worten: «Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will» (1.Mose 12,1 LUT).

Abram war schon verheiratet, als er mit dem ganzen Clan seiner Eltern von Ur in Chaldäa über 1000 km nach Haran im Norden zog. Und jetzt mit seinen satten 75 Jahren auf dem Buckel, soll er wieder seine Sachen packen und aufbrechen! Tatsächlich! Er macht es! Da zog Abram aus, wie der HERR zu ihm gesagt hatte (1.Mose 12,4 LUT). Er nimmt seine Frau Sarai mit, den Neffen Lot (der Sohn des verstorbenen Bruders), seine Knechte und Mägde – und los geht’s! Ich würde gern mal so Ferien machen, das wäre doch spannend und abenteuerlich! Aber ein Umzug ins Ungewisse wäre doch viel anspruchsvoller!

Gott führt Abram und Sarai ins Land der Kaananiter. Nach ungefähr 600 km machen sie Halt in Sichem. Dort erscheint Abram Gott und sagt: «Deinen Nachkommen will ich dies Land geben». Und Abram baute dort einen Altar dem HERRN, der ihm erschienen war» (1. Mose 12,7 LUT).

Die Kanaaniter hatten keine Ahnung vom Gott Abrams, sondern dienten anderen Göttern. Abram will da nicht mitmachen und baut einen Altar für seinen Gott, den Allmächtigen. Abram war ein echter Nomade: Von Sichem geht es weiter nach Bethel, wo Abram den nächsten Altar baut, um Gott anzubeten. Nach einiger Zeit zwingt sie eine grosse Hungersnot die Zelte abzubrechen und nach Ägypten zu ziehen. Dort sind ihre Herden so gross geworden, dass sich Abram und Lot nach ihrer Rückkehr mit all ihrem Gut trennen müssen. Lot zieht in die wasserreiche Gegend von Sodom. Abram bleibt in Bethel und zieht später in die Gegend von Hebron. Gott bestätigt dort dem Abram seine Verheissung: «Schau dich nach allen Seiten um. Dieses ganze Land, das du siehst, werde ich dir und deinen Nachkommen für immer zum Besitz geben. Und ich werde dir so viele Nachkommen schenken, dass man sie nicht zählen kann – so wie der Staub auf dem Erdboden» (1. Mose 13,14b-16 NLB).

Wenn ich Abram gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich gedacht: «Warum soll ich dieses Land anschauen, es gehört mir ja noch nicht! Jetzt bin ich bald 100 Jahre alt und habe noch keine Nachkommen, ausser Ismael von der Magd Hager, was für mich eher ein faux pas ist!» Gott schliesst in Hebron, seinem nächsten Aufenthaltsort, mit Abram einen Bund, gibt ihm und seiner Frau neue Namen: Abram heisst nun Abraham und Sarai Sara. Zudem verspricht Gott Abraham, dass er bald mit Sara einen Sohn bekommen werde! Das ist eine Lachnummer für Abraham! «Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären» (1. Mose 17,17 LUT).

Sollte Gott etwas unmöglich sein?

Einige Zeit später bekommen sie Besuch von drei Boten von Gott, die Sara auch persönlich ankündigen, dass sie in einem Jahr einen Sohn haben werde. Auch Sara kann das Lachen nicht verkneifen. «Was, jetzt in unserem Alter sollen wir noch die Liebe pflegen, dabei ist mein Mann auch sehr alt!« Sie hat bestimmt gedacht: Die hätten auch etwas früher kommen können!! Die drei Männer haben für die beiden eine kurze Antwort bereit: Sollte Gott etwas unmöglich sein? 

Hast du auch schon gedacht: Lieber Gott warum hast du nicht früher eingegriffen? Haben wir nicht manchmal Mühe mit dem Warten auf Gott, bis er handelt? Gott hat doch gesagt? Das war für mich wie eine Eingebung von Gott, warum reagiert er nicht? Wo klemmt es?

Abraham hat wiederholt eine klare Verheissung bekommen: Nachkommen so viele wie Sterne am Himmel; Nachkommen so viele wie Sandkörner am Ufer des Ozeans! Und jetzt ist er alt, bald 100jährig und der erste Nachkomme von Sara und ihm fehlt noch immer! Aber o Wunder! Die Verheissung erfüllt sich tatsächlich! Isaak ist da! Aber wie steht es mit der Landeinnahme? Abraham konnte das zukünftige Land für das Volk Gottes sehen, aber er blieb hier ein Fremdling. Er hatte immer Kanaaniter um sich, die ihre Götter anbeteten. Er wohnte dort, aber er war so etwas wie heimatlos. Das war kein richtiges Zuhause.

So erging es auch seinen Nachkommen Isaak und Jakob. In Hebr. 11 lesen wir: «All diese Menschen glaubten bis zu ihrem Tod, ohne erhalten zu haben, was Gott ihnen versprochen hatte. Doch sie sahen das, was ihnen zugesagt war, von Weitem und freuten sich darauf, denn sie hatten erkannt und bezeugt, dass sie hier auf der Erde nur Gäste und Fremde waren. Und sie bekannten damit, dass sie auf der Suche waren nach einem Land, das sie ihre Heimat nennen konnten» (Hebräer 11,13-14 NLB). Hier merken wir, wie uns etwas mit diesen Urvätern im Glauben verbindet! Uns ist auch ein Land verheissen! Unser Ziel ist das Reich Gottes in der Herrlichkeit. Geht es uns als Christen in unserer Umgebung nicht oft sehr ähnlich wie ihnen damals? Fremdlinge, dort wo du wohnst! Am Arbeitsplatz, in der Schulklasse, im Hörsaal… Wir werden mit vielen Götzen und Göttern konfrontiert! Viel Gottloses begegnet uns in dieser verrückten Welt. Wir sind Menschen wie alle andern auch, mit Gefühlen, mit Charakter, mit Interessen, mit Vorlieben und Nachlieben… aber das Besondere ist Christus in uns, unsere neue Kreatur!

Abraham hat durch alles hindurch an seinem Glauben festgehalten. Paulus ruft uns im 2.Timotheusbrief dazu auf, dasselbe zu tun. «[…] führe dein Leben in dem Glauben und in der Liebe von Christus Jesus! Bewahre sorgfältig, was dir anvertraut wurde; der Heilige Geist, der in uns lebt, hilft dir dabei» (2.Timotheusbrief 1,13b-14 NLB). Der Heilige Geist unterstützt uns im Glauben stark zu sein. Eine andere Hilfe ist uns das Beten füreinander. Das durften wir persönlich auf eindrückliche Art erleben. Als wir kurz vor der Jahrhundertwende unsere letzte Stelle antraten in der Viva-Chile Zug, gewannen wir bald eine liebe Frau als Beterin für unsere ganze Familie. Seit 25 Jahren betet sie nun schon für uns, Rosmarie und mich, für unsere beiden Kinder, ihre Ehepartner und für all unsere Enkelkinder. Sie wird am kommenden Mittwoch 94 Jahre alt, aber kennt noch alle unsere Namen! Diese Frau war für uns eine grosse Hilfe! Betest du regelmässig für Menschen, die dir lieb sind? Dann bleibe dran, denn du bist so ein grosser Segen für diese Menschen, sichtbar oder unsichtbar. Füreinander da sein. Gemeinsam stark sein! Zusammen mit Jesus unterwegs sein. Zusammen glauben. Zusammen hoffen. Zusammen warten.

Jesus bekommt mein Schlusswort: «Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit. Wie du mich gesandt hast in die Welt, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Ich heilige mich selbst für sie, auf dass auch sie geheiligt seien in der Wahrheit» (Johannes 17,15-19 LUT).

Amen

Mögliche Fragen für die Kleingruppe

  1. Wo fühlst du dich zuhause? Was braucht es, dass du dich zuhause fühlst?
  2. Gibt es eine Gegend, die du als deine Heimat bezeichnen würdest?
  3. Warum ist es wichtig, dass wir unsere zukünftige Heimat bei Jesus nicht aus den Augen verlieren?
  4. Was bedeutet es dir, im Herzen von Jesus einen festen Platz zu haben?
  5. Findet ihr es falsch von Gott, dass er seine Verheissungen so früh bekannt macht, dass die Betroffenen es gar nicht mehr erleben können?
  6. An was dachte wohl Gott, als er Abraham Nachkommen versprach so viele wie Sand am Meer oder so viele wie Sterne am Himmelszelt?
  7. Wann, wie und wo habt ihr schon ein gewisses Fremdsein verspürt als Christ unter anders Denkenden?
  8. Hast du nahestehende Menschen, für die du blind (ohne immer gleich zu erfahren, ob es eintrifft) betest?