Datum: 2. Mai 2021 | Prediger/in:
Serie: | Bibeltext: 2. Korinther 5,17

Zusammenfassung: Inmitten von tausenden Fragen und Antworten im Thema «Identität» stellt uns die Bibel eine Frage, die viel wichtiger ist als alle anderen: Bist du von neuem geboren? Die Neugeburt erlöst uns aus unserem alten Zustand – dem Tod – und schenkt uns durch Jesus neues Leben. Diese Identität flutet alle anderen Facetten unseres Seins.


Am Lifegroup Weekend vor einem Jahr habt ihr – Selina, Svea, Immanuel, Janik, Peniel und Timon – gewünscht, dass wir heute morgen über «Identität» reden.  Jetzt ist es so weit! 

Die vielen dazugehörigen Fragen sind euch wahrscheinlich bekannt. In den Jahren, in denen ihr euch jetzt befindet, erhalten sie ein immer grösseres Gewicht. Es sind Fragen wie: Was sind meine Werte? Wohin möchte ich mich entwickeln? Woher komme ich? Zu welcher Gruppe von Menschen gehöre ich? Wo treffe ich Gleichgesinnte? Wie beantworte ich die Frage nach dem Sinn des Lebens? Welche Kleider trage ich? Was interessiert mich? Und natürlich: Wer bin ich? – Identität hat viele Facetten.

Es gibt so viele Möglichkeiten, sich selbst zu sehen und zu definieren, dass man sich sehr leicht darin verlieren kann. Wo wollen wir heute morgen also beginnen? Wir werden die grundlegendste Frage im ganzen Fragenkatalog anschauen. Anders als beispielsweise bei unserer Kleiderwahl, gibt es hier nur zwei Auswahlmöglichkeiten und die einzige Frage – in Bezug auf die Identität –, die am Ende unseres Lebens wirklich wichtig ist.

Wir lesen heute einen einzigen Vers aus einem Brief von Paulus, der grosse Teile vom Neuen Testament geschrieben hat. Er steht im 2. Korinther 5,17 ELB: «Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.»

Wenn wir den Text lesen, stellen wir fest: Es gibt etwas Altes, etwas Neues und eine Bedingung für den Übergang. Das mag zuerst etwas rätselhaft wirken – deshalb stellen wir uns heute fünf Fragen: Erstens, was das Alte ist – zweitens, wann jemand eine neue Schöpfung ist – drittens, was die neue Schöpfung ist – viertens, weshalb das alles überhaupt wichtig ist – und fünftens, was das für uns bedeutet.

Was ist das Alte?

Wenn die Bibel in diesem Kontext vom Alten spricht, meint sie damit einen Zustand, in den alle Menschen hineingeboren werden – auch heute noch! Alles nahm seinen Anfang bei den ersten Menschen: Adam und Eva. Sie rebellierten gegen Gott und wollten ihr Glück ausserhalb von ihm suchen. Dabei infizierten sie sich mit einer tödlichen Krankheit, die sie von Gott trennt und «Sünde» genannt wird. Diese Erbkrankheit übertrug sich auf alle nachfolgenden Menschen. Alle sind von Geburt auf geistlich tot und nicht in der Lage, so zu leben, wie es Gott gefällt und schon gar nicht in Gemeinschaft mit ihm zu leben.

Paulus drückt das in seinem Brief an die Christen in Rom so aus: «Deshalb, wie durch einen Menschen [Adam] die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.» (Römer 5,12 LUT).

Woran erkennen wir diesen Zustand? Dazu müssen wir lediglich einen Blick in die Geschichtsbücher, Zeitungen, in unser Klassenzimmer und – vor allem – in unser Herz werfen. Etwas stimmt mit uns Menschen nicht. Und das gleich auf mehreren Ebenen: Wir zetteln Kriege an – wir hintergehen Personen, die wir eigentlich sehr lieben – wir verbreiten Unwahrheiten, um gut dazustehen – wir beneiden andere um Dinge, die wir nicht einmal bräuchten – wir vertuschen unsere Fehltritte. Diese Liste könnte man beliebig verlängern. Wenn es eine Konstante in der Geschichte der Menschheit gibt, dann diese: Wir litten immer unter dieser Erbkrankheit.

Es bleibt aber nicht bei zwischenmenschlichen Angelegenheiten. Wir denken, dass wir Gott – unseren Schöpfer – nicht brauchen, sondern unseren eigenen Weg und unsere eigenen Regeln finden können. Gott zu ehren steht somit nicht auf dem Tagesprogramm, auch denkt man nicht einmal mehr daran. Wir sind somit vom wahren Leben abgeschnitten.

Wann ist jemand eine neue Schöpfung?

Doch: es gibt Hoffnung! Paulus schreibt im 2. Korintherbrief nicht einfach von einer Verbesserung des Menschen, von einem Medikament gegen die Erbkrankheit oder dergleichen. Nein, er beschreibt, dass es eine neue Schöpfung, eine neue Geburt, gibt! Wir sind bei der zweiten Frage: Wann ist jemand eine neue Schöpfung?

Paulus sagt es selbst: «Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung» (2. Korinther 5,17 ELB). Jetzt fragt sich nur noch, was das bedeutet: In Christus sein. Johannes schreibt in einem Brief einen ganz ähnlichen Satz, der uns ein klareres Bild liefert: «Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist aus Gott geboren» (1. Johannes 5,1a LUT). Alle die glauben, dass Jesus der Christus ist – das heisst: der Gesalbte von Gott, der Retter und unsere einzige Hoffnung –, sind von Gott zu neuem Leben erweckt worden und sind somit eine neue Schöpfung. Diese Personen gehören zu ihm und gestalten ihr Leben aus ihm.

Die neue Schöpfung ist ein Werk Gottes, das er durch seine Kraft wirkt. Wenn jemand ganz auf Jesus vertraut, aus ihm und für ihn lebt, ist die neue Schöpfung geschehen.

Was ist die neue Schöpfung?

Da wir nun ein schärferes Bild davon haben, wann jemand eine neue Schöpfung ist, kommen wir zu unserer nächsten Frage: Was ist das Neue? Bevor wir darin eintauchen, möchte ich zwei Dinge vorweg nehmen: Erstens beinhaltet das Neue viel mehr, als ich jetzt sagen kann. Und zweitens ist es noch viel besser, als ich es jemals darstellen könnte.

Paulus bringt den Kontrast zwischen alt und neu in seinem ersten Brief auf den Punkt: «Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.» (1. Korinther 15,22 LUT). Im alten Zustand sind wir geistlich tot, haben keinen Zugang zu Gott und seiner Gnade und auch nicht zum ewigen Leben. Die neue Schöpfung hingegen wird durch Jesus lebendig! Wahres Leben gibt es einzig und allein in Christus! Das ist das Neue: Man ist nicht mehr tot, nicht mehr an die Sünde gebunden und von Gott abgeschnitten – sondern lebendig: fähig, Gott zu ehren und in der Liebe zu wachsen.

Wir sprachen bereits vorhin von einer «zweiten Geburt» aus Gott. Die neue Schöpfung geschieht durch eine neue Geburt – eine Geburt, die uns mitten in Gottes Familie hineinstellt. Wiederum ist es Johannes, der dies in mehreren Stellen zum Ausdruck bringt. Eine lesen wir: «Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch! Darum erkennt uns die Welt nicht; denn sie hat ihn nicht erkannt.» (1. Johannes 3,1). Alle, die glauben, sind in Gottes Familie hineingeboren.

Unsere Familie – unsere Herkunft, Geschichte und verwandte Personen – ist ein grosser Teil unserer Identität. Obwohl wir von Tag 1 an Gottes Feinde sind, lädt er uns durch Jesus dazu ein, Teil seiner Familie zu werden.

Das heisst noch nicht, dass man ein Leben führt, wie Jesus es vorlebte. Leider nicht. Aber dadurch, dass ein Mensch von neuem geboren wird, erhält er den Heiligen Geist. Durch ihn wird es überhaupt möglich, Jesus ähnlicher zu werden. C.S Lewis bringt es auf den Punkt: Er schreibt, dass Gott keine besseren Leute machen will – sondern neue Leute, «kleine Christusse».

Weshalb ist das so wichtig?

Natürlich drängt sich langsam die Frage auf, ob das überhaupt wichtig ist. Ist dieser Aspekt von Identität wirklich so wichtig, wie ich es zu Beginn formuliert habe? Jesus selbst gibt eine schlüssige Antwort darauf in einem Gespräch mit Nikodemus, einem Pharisäer: «Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.» (Johannes 3,3 LUT).

Unser Leben hat ein Ende. Und nur diejenigen, die in diesem Leben von Neuem geboren werden, können ins Reich Gottes, ins ewige Leben, eintreten. Wir können auch nicht in den Buckingham Palace spazieren und uns ein Bad einlassen – wir gehören nicht zur royalen Familie. Doch alle, die von Neuem geboren werden, sind in die königliche Familie Gottes eingegliedert und haben somit Zugang zu seinem Reich. Und das ist viel besser als der Buckingham Palace! Kurz: Keine neue Schöpfung, kein ewiges Leben. Deshalb ist diese Identität so wichtig.

Was bedeutet das für uns?

Vor der letzten Frage fassen wir kurz zusammen. Zwischen alten Zustand und dem neuen Leben gibt es einen Kontrast, der kaum grösser sein könnte: Tod – Leben. Diejenigen, die an Jesus glauben, wurden von Gott ins neue Leben geboren und sie – nur sie – werden ins ewige Leben eingehen.

Wir schreiten zur letzten Frage: Was hat das mit uns zu tun? Was bedeutet das für uns? Wie können wir darauf reagieren? Paulus schreibt am Ende seines zweiten Briefes an die Korinther: «Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann wäret ihr ja nicht bewährt.» (2. Korinther 13,5 LUT). Wie am Anfang gesagt, gibt es am Ende unseres Lebens nur noch diese eine Frage und nur zwei Antwortmöglichkeiten. Die Antwort entscheidet darüber, ob wir in Gottes Reich eintreten dürfen oder für immer abgewiesen werden. Weil diese Identitätsfrage so wichtig ist, erlaube ich mir, sie dir unverblümt zu stellen: Bist du eine neue Schöpfung? Bist du ein Kind Gottes? Paulus fordert uns dazu auf, uns selbst zu prüfen. Wie sieht es bei dir aus?

Falls du diese Frage mit einem Nein beantwortest, möchte ich dir Mut machen: Klopfe bei Gott an, bitte ihn, dass er auch dich in seine Familie eintreten lässt und lerne mit anderen, was es heisst, danach zu leben. Gott wartet auf dich. Er möchte dich sehr gerne in seine Familie aufnehmen!

Falls du diese Frage mit einem Ja beantworten kannst, möchte ich dir Folgendes mit auf den Lebensweg geben. Wir alle – vor allem ihr, die ihr heute feiert – fragen uns: Wer bin ich? Wer will ich sein? Was glaube ich? Nach welchen Werten lebe ich? Zu welchen Gruppierungen – aufgrund von Kleidung, Musik, Hobbies, Politik, Beruf… – gehöre ich dazu? Diese Fragen können uns ganz schön verwirren! Wo beginnen wir? Alle, die von neuem geboren sind, haben einen Startpunkt, um diese Fragen anzugehen. Was wirklich zählt ist die Frage, ob wir zu Jesus gehören – oder nicht. Alle anderen Fragen bekommen dadurch eine untergeordnete Rolle. Wir können aus dieser Identität, der Kindschaft Gottes, an die anderen Fragen herantreten und sie in diesem Licht betrachten. Wie man das macht? Indem man sich mit der Bibel durchtränkt und Gott im Gebet sucht.

Und – wie Paulus in den folgenden Versen sagt –: erzähl die Botschaft weiter.

 

Mögliche Fragen für die Kleingruppen

Bibeltext lesen: 2. Korinther 5,11-6,2

  1. Bist du eine neue Schöpfung? An was erkennst du das?
  2. Falls ja: Inwiefern färbt diese neue Identität – ein Kind Gottes zu sein – deine Sicht auf dich selbst und wie du lebst?
  3. Wie können wir auf Gottes Gnade reagieren?
  4. Wie würdest du die darauffolgenden Konsequenzen für unser Leben aufgrund der neuen Identität beschreiben?